Liebe Leser und Leserinnen,
herzlich Willkommen zum 33. Schreibbattle, bei dem Angoraschka und Thora gegeneinander antreten! Zu einem Werk ihrer Wahl (Roman, Film, ...) sollten beide jeweils eine Dramenszene verfassen.
Um den Gewinner dieses Battles zu bestimmen, habt ihr jetzt zwei Wochen lang Zeit, abzustimmen - also bis zum 4. Dezember.
Stück: Krabat
Inhaltsangabe: Preußlers Buch auf Wikipedia
Geschrieben von: Thora - Gewinnerin
Ein Wald im Koselbruch. Krabat und die Kantorka haben sich für die Mittagsstunde verabredet. Das Licht schimmert durch die Bäume und taucht alles in ein idyllisch leuchtendes Grün.
Die Kantorka tritt zwischen den Bäumen hervor.
KANTORKA
[singt]
Liebchen, gute Nacht, gute Nacht mein lieb,
Oh, wie gerne ich noch bei dir blieb!
Ein letzten Kuss mir zum Abschied gib.
Denke stets daran: ich hab dich lieb.
Muss von dir nun scheiden, kurze Zeit dich meiden
Doch bald lacht uns wieder neues Glück und Freuden
Ewig bin ich dein und du bist mein.
Liebchen, gute Nacht.
Liebchen, gute Nacht, tu die Augen zu.
Warst so lieb zu mir, mein Liebchen du!
Lach mit deinem Blick mir noch einmal zu.
Dann schlaf wohl, mein Lieb, in süßer Ruh.
Schlaf soll dich erquicken, Träume dich bestricken,
Wonne und Entzücken wird uns bald beglücken
Glaube fest an mich, ich liebe dich.
KRABAT
[tritt zwischen den Bäumen hervor]
Den Namen habe ich dir recht gegeben. Du hast wahrhaftig die schönste Stimme, die ich je vernommen habe.
KANTORKA
Krabat! Endlich! Ich fürchtete schon, du kämst nicht mehr.
KRABAT
Wie könnte ich jemanden wie dich vergessen?
KANTORKA
Von jemandem wie dir würde ich nicht erwarten, dass er jemanden vergisst. Ich fürchtete, dir sei etwas zugestoßen.
KRABAT
Mach dir keine Sorgen. Der Meister ahnt nichts.
KANTORKA
Wie kannst du sicher sein?
KRABAT
Wüsste er etwas, dann wäre ich längst tot.
KANTORKA
[schrickt zusammen]
Sag soetwas nicht!
KRABAT
[legt beruhigend den Arm um sie]
Mach dir keine Sorgen. Siehst du? Ich habe den Kreis gezogen. Er hat keine Ahnung von uns.
KANTORKA
[nachdenklich]
Uns... was ist, das – uns, Krabat? Was sind wir?
KRABAT
Was meinst du? Wir, das sind ich und du. Was gibt es da noch zu fragen?
KANTORKA
Ich weiß, was „wir“ heißt. Aber... was sind wir?
KRABAT
Wie meinst du das?
KANTORKA
Nun ja... Mutter und Vater sind meine Eltern. Aber was sind wir?
KRABAT
Wir sind Krabat und die Kantorka.
KANTORKA
Siehst du, da ist kein Wir. Da ist ein Du und ein Ich, aber kein Wir. Wenn ich meine Freundin frage, wer dort neben ihr steht, antwortet sie „mein Mann“. Aber soll ich „mein Krabat“ sagen?
KRABAT
Es macht mich traurig, wenn du so sprichst. Deine Augen sind zu schön, als dass ich es ertragen könnte, wenn jegliche Hoffnung so unbarmherzig aus ihnen weicht.
[wischt ihr die Tränen von den Wangen]
KANTORKA
[blickt sich nach Worten suchend um]
Krabat... mein lieber Krabat... ich kann so nicht weiterleben.
KRABAT
[schockiert]
Was willst du damit sagen?
KANTORKA
Es geht nicht mehr. Ich- [schluchzt]
KRABAT
Heißt das, du willst mich nicht mehr?
KANTORKA
[scheint zu überlegen]
Ich wünschte, ich könnte „nein“ sagen.
[Krabat sieht sie schockiert an.]
Ich wünschte, ich könnte „nein“ sagen, dich mit ein wenig Liebeskummer zurücklassen und das Ganze beenden, bevor es schlimmer wird. Aber ich kann nicht lügen.
KRABAT
[ringt mit den Worten]
Du wünschst dir, mich verlassen zu können?
KANTORKA
Ja, das wünschte ich. Dann müsste ich nicht hier stehen, und versuchen, dir die tausend Gründe zu nennen, aus denen mein Herz jedes Mal zerspringen möchte, wenn ich an dich denke.
KRABAT
Also ist es so schrecklich mit mir...
KANTORKA
Ja, und nein...
Ich bin der glücklichste Mensch der Welt, wenn ich bei dir sein kann, Krabat. Du bist der Einzige, der mir jemals das Gefühl geben konnte, verstanden zu haben, warum ich jeden Sonntag in die Kirche gehe; wofür ich jeden Sonntag bete, wofür Jesus Christus gestorben ist. Du bist der Einzige, mit dem ich mein Leben verbringen möchte.
KRABAT
Und warum möchtest du dann fort von mir?
KANTORKA
Weil ich jedes Mal, wenn ich in deine Augen blicke, ein Auge zum Himmel richten muss. Weil ich dich jedes Mal zusammenzucken sehe, wenn ein Vogel unseren Weg kreuzt. Weil ich in diesem verfluchten Kreis stehen muss und beten, dass uns niemand entdeckt. Und weil ich weiß, dass es jedes Silvester vorbeisein kann und dass ich nichts dagegen tun kann, außer zu beten und zu hoffen.
KRABAT
Aber du könntest mich befreien. Am Silvesterabend.
KANTORKA
Und was dann, Krabat?
Wenn etwas schiefgeht... [stockt] Und selbst wenn es mir gelingt, dich zu befreien, was dann? Dann gehen wir fort. Und doch wirst du zurückkehren wollen, um deine Freunde zu befreien. Du bist zu stolz, um einfach fortzugehen, Krabat. Du würdest versuchen, die anderen zu retten und uns dabei alle töten. Es wäre nur noch mehr Angst, die ich ausstehen müsste. Nein, so will ich nicht leben. So, wie es jetzt ist, sollte es enden.
KRABAT
Heißt das, du verlässt mich?
[macht sich von ihr los und weicht entsetzt zurück]
Lässt mich einfach allein in der Mühle, ohne eine Aussicht auf Besserung?
KANTORKA
Es tut mir Leid, Krabat. Aber so kann ich nicht weiterleben. Ich möchte dich nicht verletzen. Und ich möchte dich nicht verlassen.
[geht auf ihn zu und küsst ihn]
Ich liebe dich.
KRABAT
Was hast du vor...?
KANTORKA
[weicht langsam zurück und verwischt dabei mit ihrem Umhang den in den Sand gezogenen Kreis]
Mein Name... ist Klawdija.
[Sie verschwindet zwischen den Bäumen. Krabat fällt auf die Knie und weint.]
Satin:
Es ist das Kratzen, das Kratzen an der Seele, wir stechen an mit Mutwillen zur Erinnerung, die so viel ist, so viel süße Bitternis, das wir ersticken. Jeder auf seine Art verlieren wir den Verstand in einander, mit der Hoffnung auf die früheren Worte, auf die Gesten der Verbundenheit.
So will auch ich ein letztes Mal erstrahlen, bevor mein Stern fällt, bevor er verglüht, weil er sich in der Atmosphäre aufgerieben hat. Ein letztes Mal noch sehen, fühlen, lieben und dann sterben mit der Hoffnung, dass das Ende wenn schon ohne Hoffnung, dann wenigstens der Schönheit edle Züge die Kälte mindern, in die mich deine Abwesenheit verbannt hat. Mit deinem Namen falle ich, Christian. Christian. (flüsternd) Christian.
herzlich Willkommen zum 33. Schreibbattle, bei dem Angoraschka und Thora gegeneinander antreten! Zu einem Werk ihrer Wahl (Roman, Film, ...) sollten beide jeweils eine Dramenszene verfassen.
Um den Gewinner dieses Battles zu bestimmen, habt ihr jetzt zwei Wochen lang Zeit, abzustimmen - also bis zum 4. Dezember.
Stück: Krabat
Inhaltsangabe: Preußlers Buch auf Wikipedia
Geschrieben von: Thora - Gewinnerin
Ein Wald im Koselbruch. Krabat und die Kantorka haben sich für die Mittagsstunde verabredet. Das Licht schimmert durch die Bäume und taucht alles in ein idyllisch leuchtendes Grün.
Die Kantorka tritt zwischen den Bäumen hervor.
KANTORKA
[singt]
Liebchen, gute Nacht, gute Nacht mein lieb,
Oh, wie gerne ich noch bei dir blieb!
Ein letzten Kuss mir zum Abschied gib.
Denke stets daran: ich hab dich lieb.
Muss von dir nun scheiden, kurze Zeit dich meiden
Doch bald lacht uns wieder neues Glück und Freuden
Ewig bin ich dein und du bist mein.
Liebchen, gute Nacht.
Liebchen, gute Nacht, tu die Augen zu.
Warst so lieb zu mir, mein Liebchen du!
Lach mit deinem Blick mir noch einmal zu.
Dann schlaf wohl, mein Lieb, in süßer Ruh.
Schlaf soll dich erquicken, Träume dich bestricken,
Wonne und Entzücken wird uns bald beglücken
Glaube fest an mich, ich liebe dich.
KRABAT
[tritt zwischen den Bäumen hervor]
Den Namen habe ich dir recht gegeben. Du hast wahrhaftig die schönste Stimme, die ich je vernommen habe.
KANTORKA
Krabat! Endlich! Ich fürchtete schon, du kämst nicht mehr.
KRABAT
Wie könnte ich jemanden wie dich vergessen?
KANTORKA
Von jemandem wie dir würde ich nicht erwarten, dass er jemanden vergisst. Ich fürchtete, dir sei etwas zugestoßen.
KRABAT
Mach dir keine Sorgen. Der Meister ahnt nichts.
KANTORKA
Wie kannst du sicher sein?
KRABAT
Wüsste er etwas, dann wäre ich längst tot.
KANTORKA
[schrickt zusammen]
Sag soetwas nicht!
KRABAT
[legt beruhigend den Arm um sie]
Mach dir keine Sorgen. Siehst du? Ich habe den Kreis gezogen. Er hat keine Ahnung von uns.
KANTORKA
[nachdenklich]
Uns... was ist, das – uns, Krabat? Was sind wir?
KRABAT
Was meinst du? Wir, das sind ich und du. Was gibt es da noch zu fragen?
KANTORKA
Ich weiß, was „wir“ heißt. Aber... was sind wir?
KRABAT
Wie meinst du das?
KANTORKA
Nun ja... Mutter und Vater sind meine Eltern. Aber was sind wir?
KRABAT
Wir sind Krabat und die Kantorka.
KANTORKA
Siehst du, da ist kein Wir. Da ist ein Du und ein Ich, aber kein Wir. Wenn ich meine Freundin frage, wer dort neben ihr steht, antwortet sie „mein Mann“. Aber soll ich „mein Krabat“ sagen?
KRABAT
Es macht mich traurig, wenn du so sprichst. Deine Augen sind zu schön, als dass ich es ertragen könnte, wenn jegliche Hoffnung so unbarmherzig aus ihnen weicht.
[wischt ihr die Tränen von den Wangen]
KANTORKA
[blickt sich nach Worten suchend um]
Krabat... mein lieber Krabat... ich kann so nicht weiterleben.
KRABAT
[schockiert]
Was willst du damit sagen?
KANTORKA
Es geht nicht mehr. Ich- [schluchzt]
KRABAT
Heißt das, du willst mich nicht mehr?
KANTORKA
[scheint zu überlegen]
Ich wünschte, ich könnte „nein“ sagen.
[Krabat sieht sie schockiert an.]
Ich wünschte, ich könnte „nein“ sagen, dich mit ein wenig Liebeskummer zurücklassen und das Ganze beenden, bevor es schlimmer wird. Aber ich kann nicht lügen.
KRABAT
[ringt mit den Worten]
Du wünschst dir, mich verlassen zu können?
KANTORKA
Ja, das wünschte ich. Dann müsste ich nicht hier stehen, und versuchen, dir die tausend Gründe zu nennen, aus denen mein Herz jedes Mal zerspringen möchte, wenn ich an dich denke.
KRABAT
Also ist es so schrecklich mit mir...
KANTORKA
Ja, und nein...
Ich bin der glücklichste Mensch der Welt, wenn ich bei dir sein kann, Krabat. Du bist der Einzige, der mir jemals das Gefühl geben konnte, verstanden zu haben, warum ich jeden Sonntag in die Kirche gehe; wofür ich jeden Sonntag bete, wofür Jesus Christus gestorben ist. Du bist der Einzige, mit dem ich mein Leben verbringen möchte.
KRABAT
Und warum möchtest du dann fort von mir?
KANTORKA
Weil ich jedes Mal, wenn ich in deine Augen blicke, ein Auge zum Himmel richten muss. Weil ich dich jedes Mal zusammenzucken sehe, wenn ein Vogel unseren Weg kreuzt. Weil ich in diesem verfluchten Kreis stehen muss und beten, dass uns niemand entdeckt. Und weil ich weiß, dass es jedes Silvester vorbeisein kann und dass ich nichts dagegen tun kann, außer zu beten und zu hoffen.
KRABAT
Aber du könntest mich befreien. Am Silvesterabend.
KANTORKA
Und was dann, Krabat?
Wenn etwas schiefgeht... [stockt] Und selbst wenn es mir gelingt, dich zu befreien, was dann? Dann gehen wir fort. Und doch wirst du zurückkehren wollen, um deine Freunde zu befreien. Du bist zu stolz, um einfach fortzugehen, Krabat. Du würdest versuchen, die anderen zu retten und uns dabei alle töten. Es wäre nur noch mehr Angst, die ich ausstehen müsste. Nein, so will ich nicht leben. So, wie es jetzt ist, sollte es enden.
KRABAT
Heißt das, du verlässt mich?
[macht sich von ihr los und weicht entsetzt zurück]
Lässt mich einfach allein in der Mühle, ohne eine Aussicht auf Besserung?
KANTORKA
Es tut mir Leid, Krabat. Aber so kann ich nicht weiterleben. Ich möchte dich nicht verletzen. Und ich möchte dich nicht verlassen.
[geht auf ihn zu und küsst ihn]
Ich liebe dich.
KRABAT
Was hast du vor...?
KANTORKA
[weicht langsam zurück und verwischt dabei mit ihrem Umhang den in den Sand gezogenen Kreis]
Mein Name... ist Klawdija.
[Sie verschwindet zwischen den Bäumen. Krabat fällt auf die Knie und weint.]
VERSUS
- Anmerkung der Autorin:
- Die Szene liegt zeitlich nach dem Gespräch zwischen Satin und Christian, bei dem sie ihm sagt, dass sie sich für den Duke entschieden hat. Dies tut sie um Christian zu retten, da sie nicht mehr lange zu leben hat und ihn nicht unnötig in Gefahr bringen will.
Moulin Rouge
(von Angoraschka)
Akt 4, Szene 6
(Es ist Nacht, Satin sitzt in ihrer Garderobe, draußen läuft die letzte Probe vor der großen Aufführung. Sie betrachtet ihr Gesicht im Spiegel und ist in Gedanken versunken)
(von Angoraschka)
Akt 4, Szene 6
(Es ist Nacht, Satin sitzt in ihrer Garderobe, draußen läuft die letzte Probe vor der großen Aufführung. Sie betrachtet ihr Gesicht im Spiegel und ist in Gedanken versunken)
Satin:
Es ist das Kratzen, das Kratzen an der Seele, wir stechen an mit Mutwillen zur Erinnerung, die so viel ist, so viel süße Bitternis, das wir ersticken. Jeder auf seine Art verlieren wir den Verstand in einander, mit der Hoffnung auf die früheren Worte, auf die Gesten der Verbundenheit.
(Sie steht auf und geht ans Fenster, sieht hinaus auf den Innenhof des Moulin Rouge)
Und dann die Angst, die kommt, wenn dein Antlitz mich streift, deine Worte mich erreichen, in meinen Träumen. Die Angst, dass all dies nur Schein, nur Höflichkeit, wo früher Aufrichtigkeit und Vertrauen war. Schlimmer noch der Verdacht auf Gleichgültigkeit. Welch Graus, wenn die Konsequenzen unseres Handelns, so unvermeidlich es auch schien, so klar und grell unserer Traurigkeit Finsternis durchdringen. Der Hass, die Gleichgültigkeit, sie würde mich treffen nicht ohne Grund, nicht ohne Verdienst. Die Angst ist wie Gift, sie vertreibt jede weiche Illusion und Hoffnung.
Und doch, sobald die vertraute Melodie erklingt, die Stimme, die mir Worte flüstert, die in meines Kopfes Raum widerhallen und die Leere nur noch deutlicher zum Schwingen bringen. Da schleicht die Frage lautlos in meines Kopfes Hirngespinst, warum nicht lassen, warum nicht ruhen, was längst verloren ist? Es ist der Masochist in mir, der Sadist, der mich quält an diesen vertrauten Orten, wo dein Geist mir begegnet auf vertrauter Flur. Wie könnte ich je vergessen, wie hassen, was so viel Freude zu so viel Schmerz und Sehnsucht hat werden lassen? Nie war mein Geist so vereint mit meinem Herz in seinen Qualen.
Die tiefe Traurigkeit, die meine Seele zu erschüttern sucht, ist schwerer abzuwenden von Tag zu Tag. Ihr Kampf mit mir ist ebenso vernichtend wie das Ringen um die Souveränität, die einst in eitlem Stolz ich mein zu wissen glaubte. Wie sehr die Lüge meine Sinne vernebelt hat. Umso vernichtender ist der Erkenntnis Sonnenstrahl, wenn er auf blank polierte Oberfläche meiner Seele Wasser trifft. Die Worte versiegen und verschleiern mit Kunstgriff; was so bitter wäre, wenn es ohne Schönheit bloß mit Nüchternheit an der Zeilen Sturheit sich bräche wie Zweige, die gegen den Wind sich lehnen, um solch Art zu versagen, zu scheitern in der Kraft der höheren Gewalt. Nie war ich ein Spielball meiner selbst so sehr, wie in diesen Tagen.
Und doch, sobald die vertraute Melodie erklingt, die Stimme, die mir Worte flüstert, die in meines Kopfes Raum widerhallen und die Leere nur noch deutlicher zum Schwingen bringen. Da schleicht die Frage lautlos in meines Kopfes Hirngespinst, warum nicht lassen, warum nicht ruhen, was längst verloren ist? Es ist der Masochist in mir, der Sadist, der mich quält an diesen vertrauten Orten, wo dein Geist mir begegnet auf vertrauter Flur. Wie könnte ich je vergessen, wie hassen, was so viel Freude zu so viel Schmerz und Sehnsucht hat werden lassen? Nie war mein Geist so vereint mit meinem Herz in seinen Qualen.
Die tiefe Traurigkeit, die meine Seele zu erschüttern sucht, ist schwerer abzuwenden von Tag zu Tag. Ihr Kampf mit mir ist ebenso vernichtend wie das Ringen um die Souveränität, die einst in eitlem Stolz ich mein zu wissen glaubte. Wie sehr die Lüge meine Sinne vernebelt hat. Umso vernichtender ist der Erkenntnis Sonnenstrahl, wenn er auf blank polierte Oberfläche meiner Seele Wasser trifft. Die Worte versiegen und verschleiern mit Kunstgriff; was so bitter wäre, wenn es ohne Schönheit bloß mit Nüchternheit an der Zeilen Sturheit sich bräche wie Zweige, die gegen den Wind sich lehnen, um solch Art zu versagen, zu scheitern in der Kraft der höheren Gewalt. Nie war ich ein Spielball meiner selbst so sehr, wie in diesen Tagen.
(Satin setzt sich wieder, resigniert, die Schultern nach Vorne gefallen,
das Gesicht von Trauer und Qualen gezeichnet)
das Gesicht von Trauer und Qualen gezeichnet)
Die Wahrheit hat eine hässliche Fratze, die sie mit Liebenswürdigkeit überspielt, wenn ihr danach ist. Oder sind wir selbst es, die sie verschleiern, weil wir ihren Anblick nicht ertragen? Wir sind so schwach, so kraftlos und so einsam, wenn es still wird, wenn die Nacht hinein bricht, um uns daran zu erinnern, dass die Kälte in uns nur der Widerhall unseres eigenen Mangels ist. Es ist das Ringen mit uns selbst das Schatten über unsere Augen wirft, um zu ertragen, zu erdulden, was die Welt und wir selbst mit so viel Zuneigung und Hass auf unser kümmerlich Dasein geworfen haben. Oh, welch traurig Los, welch Gram. Am Ende kommt die Gleichgültigkeit über uns, die Taubheit, die Arbeitswut, wenn wir uns mit Elan in alles stürzen, was dem Denken so weit entfernt, wie nur möglich. Die Freiheit vom Schwermut hat wahrhaft einen hohen Preis, die Erlösung von den Tränen bleibt ein unvollendetes Los, das niemand zu ziehen vermag. Am Ende sind wir alle gleich, gleich verloren vor dem Antlitz der Realität, die so viel Schmerz, so viel Verwirrung in sich stiftet.
Wie ein Voyeur die Lust am Schmerz betrachtend als Beweis dafür, dass das Grau meines Lebens zurecht mein Schicksal seien muss. Am Ende hebt es mich empor, ein Schein für Glorie und Glanz, für Seelenheil und reiches Leben. Die Liebe geht mit Leid einher und so muss ich leiden, um mich ihrer würdig zu erweisen. Ein letztes Hoffen, ein letzter Blick mich zu erinnern an den Geschmack deiner Lippen, dem Duft deiner Haut. Wie fern ist dein Lachen, wie fern die Tage, die so hell scheinen in der Dunkelheit dieser Augenblicke. Das Leben fällt wie Sterne, es verglüht im hellsten Schein, wenn es schon verloren ist.
Wie ein Voyeur die Lust am Schmerz betrachtend als Beweis dafür, dass das Grau meines Lebens zurecht mein Schicksal seien muss. Am Ende hebt es mich empor, ein Schein für Glorie und Glanz, für Seelenheil und reiches Leben. Die Liebe geht mit Leid einher und so muss ich leiden, um mich ihrer würdig zu erweisen. Ein letztes Hoffen, ein letzter Blick mich zu erinnern an den Geschmack deiner Lippen, dem Duft deiner Haut. Wie fern ist dein Lachen, wie fern die Tage, die so hell scheinen in der Dunkelheit dieser Augenblicke. Das Leben fällt wie Sterne, es verglüht im hellsten Schein, wenn es schon verloren ist.
(Sie steht auf und geht zur Tür)
So will auch ich ein letztes Mal erstrahlen, bevor mein Stern fällt, bevor er verglüht, weil er sich in der Atmosphäre aufgerieben hat. Ein letztes Mal noch sehen, fühlen, lieben und dann sterben mit der Hoffnung, dass das Ende wenn schon ohne Hoffnung, dann wenigstens der Schönheit edle Züge die Kälte mindern, in die mich deine Abwesenheit verbannt hat. Mit deinem Namen falle ich, Christian. Christian. (flüsternd) Christian.
(Satin ab)