Teil 9
Jane legte ihren Kopf in den Nacken und blickte nach oben. So tief unter der Erde gefangen. Bei dem Gedanken war ihn nicht ganz wohl.
"Sie ist schon beeindruckend, nicht wahr?", fragte Ellen und ihr Blick ruhte auf der überdimensionalen Maschine. Man konnte ihr den Stolz ansehen, der sie erfüllte.
"Ja, das ist sie", stimmte Jane ihr zu. "Bei mir zu Hause - also in meiner Zeit - sind Zeitmaschinen viel kleiner."
"Es ist auch die Erste", meinte Ellen. "Der Prototyp sozusagen. Wichtig ist für uns nur, dass sie funktioniert und ich darf versichern - das tut sie."
"Das ist auch das Problem, das ich mit diesem Monstrum habe", sagte Jane. "Wir haben Ihre Unterlagen vernichtet, aber das hier ..." Sie umschloss alles mit einer Handbewegung. "... existiert nun mal. Eigentlich sind wir in der Zukunft nur sicher, wenn es dieses Ding überhaupt nicht geben würde. Nur ... hier steht es und funktioniert auch noch. Wie können wir es vernichten?"
"Sie wollen sie vernichten?", fragte Ellen mit heiserer Stimme.
"Ellen!", rief Christopher. "Wir haben doch gar nichts gegen Sie. Wir haben doch alles bereits besprochen. Sie waren doch bereit, Ihre Unterlagen zu vernichten."
"Ja, aber sie wollen doch nicht ernsthaft dieses Instrument ..." Sie verstummte.
"Sie verstehen, worum es geht, nicht wahr?", fragte Christopher.
"Ja, im Grunde sehe ich es ein. Ich könnte es nur nicht ertragen, zu sehen, wie diese Maschine zerstört wird. Das müssen auch Sie verstehen. Ich habe hart dafür gearbeitet. Sie ist der Gipfel der menschlichen Wissenschaft."
"Leider ist das hier nicht die einzige", sagte Jane. "Dieses Verbrechersyndikat, vor dem wir uns hier verstecken, besitzt auch eine. Es nutzt also nichts, diese hier zu vernichten. Wir müssten auch die andere Maschine vernichten und wir haben keine Ahnung, wo sie steht."
"... und wann sie steht", ergänzte Christopher.
"Sie müssten den Hebel viel früher ansetzen", sagte Ellen Potrait.
"Wie bitte?", fragten Jane und Christopher wie aus einem Munde.
"Sehen Sie das denn nicht?", fragte Ellen verständnislos. "Diese Maschine hier existiert, weil meine Kolleginnen und ich zusammen mit James O'Conell über Jahre geforscht haben. Dieses Syndikat hat eine Maschine, weil man uns die Unterlagen gestohlen hat, die quasi eine Bauanleitung für eine Zeitmaschine darstellten."
"Ja und?", fragte Christopher.
Ellen rollte mit den Augen.
"Meine Güte, was ist daran nicht zu verstehen? Würden Sie mich und meine Kolleginnen viel früher fragen und überzeugen, dass Zeitreisen schädlich sind, gäbe es diese Maschine hier möglicherweise gar nicht ... und auch nicht die des Syndikats."
"Sie haben recht", sagte Jane, als ihr die Erkenntnis kam. "Vielleicht war unser gesamter Ansatz falsch. Wir hätten noch einige Jahre zurück gehen sollen. Leider ist es dazu jetzt zu spät."
"Aber wieso das denn?", fragte Ellen und deutete auf den mächtigen Maschinenkoloss, der sie umgab. "Schauen Sie doch mal, wo wir uns hier befinden. Wir haben es noch immer in der Hand, dass Sie ihren Auftrag erfüllen können. Ich könnte Sie noch ein paar Jahre in der Zeit zurücksenden. Sie könnten mich und meine Kolleginnen aufsuchen und sie überzeugen, die Forschungen einzustellen."
"Und Sie meinen, dass wir Erfolg haben könnten?", fragte Christopher.
"Warum denn nicht?", fragte Ellen ihrerseits. "Sie haben mich überzeugt, obwohl wir unser Ziel bereits erreicht haben. Bei meinen Kolleginnen bin ich mir nicht ganz so sicher, aber vor ein paar Jahren, denke ich, als das Ziel noch nicht zum Greifen nah war, wären wir wohl alle empfänglicher für Ihre Argumente gewesen. Ich schlage vor, ich sende Sie ins Jahr 2090. Damals hatten wir uns bei unseren Forschungen in einer Sackgasse befunden. Versuchen Sie uns dort von unseren Plänen abzubringen."
Jane blickte Christopher an.
"Was denkst du?", fragte sie.
"Es klingt vernünftig", entgegnete Christopher.
"Können Sie uns direkt, jetzt gleich, in die Vergangenheit senden?"
"Das ist kein Problem", sagte Ellen. "Wir können von hier aus alles steuern. Wir sind absolut autark. Das einzige Problem ist der Punkt, an dem Sie herauskommen werden. Mir fehlt jetzt die Zeit und auch die Rechenkapazität, um eine wirklich feine Abstimmung hinzubekommen. Ich werde daher einfach einen verlassenen Parkplatz wählen. Sie müssten dann sehen, wie Sie von dort zu unseren Labors und Wohnungen gelangen können. Ich kann Ihnen aber auch ein paar Anschriften von damals aufschreiben."
"Aber, was ist mit Ihnen, wenn Sie uns in die Vergangenheit senden?", fragte Jane. "Sie wären dann allein und ewig können Sie sich doch hier nicht einschließen."
Ellen lächelte sie an.
"Sehen Sie, ich vertraue Ihnen, Jane Link - und auch Ihnen, Christopher. Wenn Sie in der Vergangenheit erfolgreich waren, werde ich nicht mehr hier sein und hätte erst recht nichts von Verbrechern zu befürchten, die ja dann nicht hier wären."
"Verdammt, das stimmt!", entfuhr es Christopher. "Dann lassen Sie uns keine Zeit verschwenden und senden Sie uns nach 2090. Ich brenne darauf, diesem Spuk ein Ende zu machen."
Sie ließen Ellen ein paar Minuten allein, während sie konzentriert an der Zeitanlage justierte und programmierte. Schließlich meldete sie, dass sie fertig wäre.
"Sie können sich dort auf die Plattform stellen", sagte sie. "Bleiben Sie bitte ganz eng zusammen, damit der Scanner Sie voll erfassen kann. Bleiben Sie bitte so entspannt wie möglich."
Zögernd stiegen die beiden auf die Plattform. Sie konnten nicht verbergen, dass sie Angst hatten, denn immerhin hatte diese Anlage bisher nur im Test gearbeitet. Sie stellten sich eng zusammen in einen Kreis, der auf dem Boden aufgemalt war und atmeten tief durch.
Ellen hatte eine dunkle Brille aufgesetzt, so dass sie ihr Gesicht nur noch zum Teil sehen konnten. Sie hob ihre Hand zu einem letzten Gruß, dann drückte sie eine große Taste auf ihrem Pult.
Die Faust eines Titanen schien nach Jane und Christopher zu greifen. Der Scanner tastete jede Zelle ihres Körpers in wenigen Sekundenbruchteilen ab und gab ihr einen temporalen Stoß. Sie hatten das Gefühl, durch die Mangel gedreht zu werden. Einen Moment lang konnten sie Ellen noch an ihrem Pult stehen sehen, dann wurde es unerträglich hell und ihr Blick trübte sich. Die Forscherin verblasste vor ihren Augen. Es war das Letzte, was sie wahrnahmen, bevor sie das Bewusstsein verloren.
Jane legte ihren Kopf in den Nacken und blickte nach oben. So tief unter der Erde gefangen. Bei dem Gedanken war ihn nicht ganz wohl.
"Sie ist schon beeindruckend, nicht wahr?", fragte Ellen und ihr Blick ruhte auf der überdimensionalen Maschine. Man konnte ihr den Stolz ansehen, der sie erfüllte.
"Ja, das ist sie", stimmte Jane ihr zu. "Bei mir zu Hause - also in meiner Zeit - sind Zeitmaschinen viel kleiner."
"Es ist auch die Erste", meinte Ellen. "Der Prototyp sozusagen. Wichtig ist für uns nur, dass sie funktioniert und ich darf versichern - das tut sie."
"Das ist auch das Problem, das ich mit diesem Monstrum habe", sagte Jane. "Wir haben Ihre Unterlagen vernichtet, aber das hier ..." Sie umschloss alles mit einer Handbewegung. "... existiert nun mal. Eigentlich sind wir in der Zukunft nur sicher, wenn es dieses Ding überhaupt nicht geben würde. Nur ... hier steht es und funktioniert auch noch. Wie können wir es vernichten?"
"Sie wollen sie vernichten?", fragte Ellen mit heiserer Stimme.
"Ellen!", rief Christopher. "Wir haben doch gar nichts gegen Sie. Wir haben doch alles bereits besprochen. Sie waren doch bereit, Ihre Unterlagen zu vernichten."
"Ja, aber sie wollen doch nicht ernsthaft dieses Instrument ..." Sie verstummte.
"Sie verstehen, worum es geht, nicht wahr?", fragte Christopher.
"Ja, im Grunde sehe ich es ein. Ich könnte es nur nicht ertragen, zu sehen, wie diese Maschine zerstört wird. Das müssen auch Sie verstehen. Ich habe hart dafür gearbeitet. Sie ist der Gipfel der menschlichen Wissenschaft."
"Leider ist das hier nicht die einzige", sagte Jane. "Dieses Verbrechersyndikat, vor dem wir uns hier verstecken, besitzt auch eine. Es nutzt also nichts, diese hier zu vernichten. Wir müssten auch die andere Maschine vernichten und wir haben keine Ahnung, wo sie steht."
"... und wann sie steht", ergänzte Christopher.
"Sie müssten den Hebel viel früher ansetzen", sagte Ellen Potrait.
"Wie bitte?", fragten Jane und Christopher wie aus einem Munde.
"Sehen Sie das denn nicht?", fragte Ellen verständnislos. "Diese Maschine hier existiert, weil meine Kolleginnen und ich zusammen mit James O'Conell über Jahre geforscht haben. Dieses Syndikat hat eine Maschine, weil man uns die Unterlagen gestohlen hat, die quasi eine Bauanleitung für eine Zeitmaschine darstellten."
"Ja und?", fragte Christopher.
Ellen rollte mit den Augen.
"Meine Güte, was ist daran nicht zu verstehen? Würden Sie mich und meine Kolleginnen viel früher fragen und überzeugen, dass Zeitreisen schädlich sind, gäbe es diese Maschine hier möglicherweise gar nicht ... und auch nicht die des Syndikats."
"Sie haben recht", sagte Jane, als ihr die Erkenntnis kam. "Vielleicht war unser gesamter Ansatz falsch. Wir hätten noch einige Jahre zurück gehen sollen. Leider ist es dazu jetzt zu spät."
"Aber wieso das denn?", fragte Ellen und deutete auf den mächtigen Maschinenkoloss, der sie umgab. "Schauen Sie doch mal, wo wir uns hier befinden. Wir haben es noch immer in der Hand, dass Sie ihren Auftrag erfüllen können. Ich könnte Sie noch ein paar Jahre in der Zeit zurücksenden. Sie könnten mich und meine Kolleginnen aufsuchen und sie überzeugen, die Forschungen einzustellen."
"Und Sie meinen, dass wir Erfolg haben könnten?", fragte Christopher.
"Warum denn nicht?", fragte Ellen ihrerseits. "Sie haben mich überzeugt, obwohl wir unser Ziel bereits erreicht haben. Bei meinen Kolleginnen bin ich mir nicht ganz so sicher, aber vor ein paar Jahren, denke ich, als das Ziel noch nicht zum Greifen nah war, wären wir wohl alle empfänglicher für Ihre Argumente gewesen. Ich schlage vor, ich sende Sie ins Jahr 2090. Damals hatten wir uns bei unseren Forschungen in einer Sackgasse befunden. Versuchen Sie uns dort von unseren Plänen abzubringen."
Jane blickte Christopher an.
"Was denkst du?", fragte sie.
"Es klingt vernünftig", entgegnete Christopher.
"Können Sie uns direkt, jetzt gleich, in die Vergangenheit senden?"
"Das ist kein Problem", sagte Ellen. "Wir können von hier aus alles steuern. Wir sind absolut autark. Das einzige Problem ist der Punkt, an dem Sie herauskommen werden. Mir fehlt jetzt die Zeit und auch die Rechenkapazität, um eine wirklich feine Abstimmung hinzubekommen. Ich werde daher einfach einen verlassenen Parkplatz wählen. Sie müssten dann sehen, wie Sie von dort zu unseren Labors und Wohnungen gelangen können. Ich kann Ihnen aber auch ein paar Anschriften von damals aufschreiben."
"Aber, was ist mit Ihnen, wenn Sie uns in die Vergangenheit senden?", fragte Jane. "Sie wären dann allein und ewig können Sie sich doch hier nicht einschließen."
Ellen lächelte sie an.
"Sehen Sie, ich vertraue Ihnen, Jane Link - und auch Ihnen, Christopher. Wenn Sie in der Vergangenheit erfolgreich waren, werde ich nicht mehr hier sein und hätte erst recht nichts von Verbrechern zu befürchten, die ja dann nicht hier wären."
"Verdammt, das stimmt!", entfuhr es Christopher. "Dann lassen Sie uns keine Zeit verschwenden und senden Sie uns nach 2090. Ich brenne darauf, diesem Spuk ein Ende zu machen."
Sie ließen Ellen ein paar Minuten allein, während sie konzentriert an der Zeitanlage justierte und programmierte. Schließlich meldete sie, dass sie fertig wäre.
"Sie können sich dort auf die Plattform stellen", sagte sie. "Bleiben Sie bitte ganz eng zusammen, damit der Scanner Sie voll erfassen kann. Bleiben Sie bitte so entspannt wie möglich."
Zögernd stiegen die beiden auf die Plattform. Sie konnten nicht verbergen, dass sie Angst hatten, denn immerhin hatte diese Anlage bisher nur im Test gearbeitet. Sie stellten sich eng zusammen in einen Kreis, der auf dem Boden aufgemalt war und atmeten tief durch.
Ellen hatte eine dunkle Brille aufgesetzt, so dass sie ihr Gesicht nur noch zum Teil sehen konnten. Sie hob ihre Hand zu einem letzten Gruß, dann drückte sie eine große Taste auf ihrem Pult.
Die Faust eines Titanen schien nach Jane und Christopher zu greifen. Der Scanner tastete jede Zelle ihres Körpers in wenigen Sekundenbruchteilen ab und gab ihr einen temporalen Stoß. Sie hatten das Gefühl, durch die Mangel gedreht zu werden. Einen Moment lang konnten sie Ellen noch an ihrem Pult stehen sehen, dann wurde es unerträglich hell und ihr Blick trübte sich. Die Forscherin verblasste vor ihren Augen. Es war das Letzte, was sie wahrnahmen, bevor sie das Bewusstsein verloren.