Nachdem June leider ihre Beteiligung in Ebene 4 zurückziehen musste, habe ich mich entschlossen, kurzfristig ihren Part zu übernehmen. Ich hoffe, dies ist im Sinne der übrigen Autoren.
Teil 4
„Das liegt doch klar auf der Hand“, sagte Jane. „Sie dürfen ihre Forschungen nicht weiterführen und müssen alle Unterlagen sofort vernichten.“
James O'Conell lachte humorlos auf.
„Wie stellen Sie sich das vor?“, fragte er. „Wir haben unsere Forschungen im Grunde abgeschlossen. Die Zeitmaschine ist nicht länger eine Theorie! Sie ist real! Es gibt eine neu gegründete Firma, deren Hauptgeschäft die Zeitreise werden wird. Wir stehen kurz vor der Eröffnung und alle Vorbereitungen sind längst getroffen.“
„Dann ist es noch nicht zu spät“, sagte Jane. „Vernichten Sie erst die Unterlagen und dann die Maschine.“
„Sie wissen nicht, was Sie von mir verlangen. Diese Arbeit ist mein Lebenswerk. Ich habe ihr viele Jahre meines Lebens gewidmet und nun kommen Sie und fordern, dass ich alles einfach wegwerfe?“
„Genau das tue ich“, sagte Jane. „Es darf niemals zu diesen Zeitreisen kommen, oder die Welt gerät in der Zukunft total aus den Fugen. Es hört sich vielleicht etwas zu dramatisch an, aber der Bestand der Menschheit steht auf dem Spiel. Sie haben als Wissenschaftler auch eine Verantwortung der Nachwelt gegenüber, oder etwa nicht?“
James sah sie flehend an, doch Jane entdeckte in diesem Blick auch tief in seinem Innern die Einsicht, dass ihre Forderungen an ihn berechtigt waren.
„Es wird nichts bringen, wenn ich meine Unterlagen heraushole und sie vernichte“, sagte er. „Es gibt Kopien und sie befinden sich in den Händen des Entwicklerteams.“
„Des Entwicklerteams?“, fragte Jane irritiert. „Nach meinen Informationen soll es nur eine vollständige Sammlung der Pläne geben.“
„Ja“, sagte James gedehnt, „das ist schon richtig, aber jede meiner Kolleginnen besitzt natürlich ihre eigenen Forschungsunterlagen für das jeweilige Spezialgebiet.“
„Ich frage ganz einfach: Welcher Schaden wäre es, wenn wir Ihre Daten vernichten?“
„Das wäre entsetzlich! Es würde die Inbetriebnahme von TimeHacker.com um Monate zurückwerfen.“
„Dann holen Sie Ihre Unterlagen jetzt heraus und wir verbrennen sie“, schlug Jane vor. „Damit hätten wir Zeit gespart und ich muss anschließend nur noch ihre Kolleginnen überzeugen.“
„Das wird nicht einfach werden“, meinte James.
In diesem Moment hörten sie vom Flur her ein klirrendes Geräusch und anschließend schwere Schritte. Gleichzeitig fuhren ihre Köpfe hoch und sie blickten einander fragend an.
„Was war das?“, fragte Jane. „Erwarten Sie noch jemanden?“
„Nein, eigentlich nicht.“
Das waren Situationen, in denen Janes PROTEC-Reflexe ohne ihr Zutun erwachten. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog sie ihre Handwaffe aus ihrem Holster und drückte James hinter einem gefliesten Versuchstisch herunter.
„Was soll das?“, protestierte James, doch Jane legte ihren Zeigefinger über ihre Lippen und deutete ihm so an, ruhig zu sein.
„Ich habe ein komisches Gefühl“, flüsterte sie, „und ich konnte mich bisher noch immer auf mein Gefühl verlassen.“
Mit ausholenden, lautlosen Schritten lief sie zur Tür und in den Flur, spähte vorsichtig nach draußen. Im Flur war es vollkommen finster. Sie konnte sich genau erinnern, dass schwache Orientierungsleuchten gebrannt hatten, als sie gekommen war. Es machte überhaupt keinen Sinn, diese Leuchten abzuschalten, es sei denn …
Jane fingerte an ihrem Gürtel herum und fand schließlich, was sie suchte: eine kleine, erbsengroße Kugel. Sie drückte mit dem Fingernagel eine kleine Erhebung auf der Oberfläche ein und rollte die Kugel auf dem Boden in den Flur. Gleichzeitig aktivierte sie den UV-Modus ihrer Kontaktlinsen und spähte wieder hinaus. Was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. An den Wänden entlang standen einige vermummte Männer mit Waffen in den Händen. Im Licht der UV-Kugel konnte sie sie genau erkennen. Sie war schon häufig während diverser Einsätze in ähnlichen Situationen gewesen, aber hier hatte sie nicht damit gerechnet. Sie griff ihre Waffe fester und wollte sich zurückziehen, als einer der Männer, die über Nachtsichtgeräte verfügten, die Bewegung an der leicht geöffneten Tür bemerkte. Er rief eine Warnung und riss seine Waffe hoch. Im nächsten Moment schlugen bereits einige Geschosse in die Tür ein. Jane hatte es nur der Tatsache, dass diese aus Stahl bestand, zu verdanken, dass sie den Angriff unbeschadet überlebt hatte. Hektisch riss sie die schwere Tür ins Schloss.
„Wie verriegelt man dieses Ding?“, brüllte sie.
„Drücken Sie auf den roten Knopf neben dem Schloss! Dann fährt der Riegel in die Wand und wir sind sicher.“
Immer wieder drückte Jane auf diesen Knopf, bis sie sicher war, dass sie verschlossen war. Erst dann atmete sie auf.
„Was sind das für Leute?“, wollte James wissen.
„Ich vermute, dass es noch andere Interessenten für Ihre Unterlagen gibt. Nur, dass diese Leute wohl nicht vorhaben, die Unterlagen zu vernichten.“
„Oh, mein Gott!“, entfuhr es ihm. „Wir müssen sofort die Polizei alarmieren!“
Mit zittrigen Fingern griff er nach dem Telefon und wählte die Sondernummer der Polizei.
Er hielt den Hörer ans Ohr und lauschte angestrengt.
„Da … da meldet sich niemand“, sagte er schockiert.
„Wie? Die Polizei meldet sich nicht?“, fragte Jane. „Das kann ich kaum glauben.“
„Nein, das Telefon ist tot!“, rief er mit überschlagender Stimme. „Es scheint, als hätten sie uns die Leitung gekappt."
Jane überlegte fieberhaft.
„Wie sieht es mit mobilen Sprechgeräten aus? Haben Sie nicht so was irgendwo hier?“
„Wir befinden uns hier in einem extrem gegen Strahlung gesicherten Bereich“, erklärte James. „Solche Geräte funktionieren hier unten überhaupt nicht.“
„Verdammt!“, entfuhr es Jane. „Damit sind wir ganz auf uns allein gestellt. Wir müssen uns etwas einfallen lassen.“
Jane musterte die verriegelte Tür kritisch.
„Ist die auch wirklich sicher?“, wollte sie wissen.
„Was weiß ich?“, fragte James mit leicht schriller Stimme. „Bisher hat noch niemand darauf geschossen.“
In diesem Moment begann ein stakatoartiges Prasseln von Geschossen auf die massive Stahltür. Immer wieder konnten sie erkennen, dass sich auf der Innenseite der Türfläche kleine Beulen abzeichneten. Ihre Gegner waren gewillt, diese Tür zu durchbrechen. Nach einiger Zeit hörte das Prasseln einen Moment lang auf, dann begann es wieder, nur dass nun vereinzelt Geschosse die Tür durchschlugen und hinter ihnen in die Wand einschlugen.
„Verdammt, sie verwenden kunststoffummantelte Urangeschosse!“, entfuhr es Jane. „Damit werden sie das Türblatt knacken. Es ist nur eine Frage der Zeit. Gibt es hier einen Hinterausgang?“
„Ja, aber er liegt dort hinten, wo die Projektile der Angreifer immer einschlagen. Das wäre Selbstmord, jetzt dort entkommen zu wollen.“
„Meinen Sie etwa, es wäre besser, hier auszuharren?“, fragte Jane entgeistert. „Ich glaube kaum, dass wir mit denen verhandeln können.“
„Mich bekommen Sie jetzt nicht nach dort hinten!“, rief James sehr bestimmt.
„Na denn“, murmelte Jane und prüfte die Ladung ihrer Waffe. Glücklicherweise hatte sie noch mehrere Speicher eingesteckt, bevor sie die Zeitreise angetreten hatte. So hatten sie zumindest eine Chance, ihre Stellung hier eine Weile zu halten.
„Woraus bestehen diese Tische hier?“, wollte sie wissen.
„Normalerweise haben wir in unseren Labors molekular verdichteten Beton mit Metallkern.“
„Das nenne ich mal massiv. Das wird uns einen gewissen Schutz gewähren, wenn sie die Tür überwunden haben. Wir können von Glück sprechen, dass sie keine Strahlwaffen dabeihaben, sonst hätten wir keine Chance.“
„Strahlwaffen?“, fragte James. „Was für Strahlwaffen?“
„So was, wie das hier“, sagte sie und hielt ihre Waffe hoch.
Inzwischen kamen immer häufiger Geschosse ihrer Gegner durch die zahlreichen Löcher in der Stahltür. Dann ertönte ein gewaltiger Knall und die schwere Tür flog aus den Angeln. Kleine Steine und Schutt flogen wie Geschosse umher.
„Jetzt haben sie die Geduld verloren!“, sagte Jane. „Sie haben die Tür aufgesprengt! Halten Sie unbedingt ihren Kopf hier unten.“
Vorsichtig spähte sie über den Rand des Tisches, konnte aber wegen der dichten Staubwolke nichts erkennen, außer den Laservisieren der Waffen ihrer Gegner.
„Kommen Sie heraus!“, rief eine männliche Stimme vom Flur her. „Wir wollen nur die Unterlagen!“
„Das könnt ihr vergessen!“, rief Jane zurück. „Die werdet Ihr euch schon selbst holen müssen.“
Der Mann lachte leise.
„Hör mal, Kleine!“, rief er. „Du musst hier nicht die Heldin spielen. Wir wollen nichts von dir. Tu dir selbst einen Gefallen und lass uns unseren Job machen.“
Jane versuchte, zu erkennen, wer dort gesprochen hatte und schob ihren Kopf langsam über den Rand des Tisches. Kaum erkannte sie die Gestalten von mehreren vermummten Männern, die sich langsam näherten, als auch schon auf sie geschossen wurde. Ein peitschender Querschläger prallte vom Tisch ab und fuhr hinter ihnen in einen Versuchsaufbau, der scheppernd zusammenstürzte.
Janes Reflexe erwachten nun vollends. Blitzschnell hatte sie erfasst, von wo der Schuss gekommen war und schoss nun ihrerseits in diese Richtung. Ein violett illuminierter Lichtstrahl schien für einen Augenblick zwischen ihnen zu stehen. Der Getroffene versteifte sich. Sein Gesicht nahm einen fragenden Ausdruck an, als er ohne ein Wort zur Seite umkippte. Die anderen waren für einen Moment schockiert, reagierten jedoch sehr schnell und warfen sich hinter einen der Versuchstische.
Nun begannen die Angreifer, wie wild in ihre Richtung zu schießen. Jane beantwortete dies mit vielen gezielten Schüssen aus ihrer Laserwaffe, die eine weitaus höhere Durchschlagskraft hatte als die Projektilwaffen ihrer Gegner. Sie wechselte mehrfach ihre Position, schoss und war schon wieder weg, als sie Schüsse ihrer Gegner dort einschlugen. Trotzdem war es eine klassische Patt-Situation. Den Angreifern gelang es nicht, weiter vorzudringen, aber Jane war es auch nur noch einmal gelungen, einen der Fremden auszuschalten. Die Luft war inzwischen kochend heiß geworden. Es war klar, dass es nicht ewig so weitergehen konnte.
***
Christopher O'Conell lief die Treppe zum Untergeschoss des TimeHacker-Gebäudes hinunter, da er wusste, dass dort die internen Labors lagen. Wie er seinen Bruder kannte, würde er ihn dort finden. Bereits im Treppenhaus hörte er einen Lärm, der sich nach Schüssen anhörte. Ohne zu überlegen, zog er seine Waffe und entsicherte sie. Von einem Moment zum anderen war er nur noch Polizist.
Er dachte an seinen Bruder. Was war hier los?
Vorsichtig öffnete er die Tür zum Hauptgang des Tiefgeschosses. Der Lärm wurde nun unerträglich laut. Das Licht im Flur war offenbar abgeschaltet worden, daher brauchte er einen Moment, bis er in der Dunkelheit etwas erkennen konnte. Die Geräusche kamen aus einem der Labors.
Chris war sich sicher, dass es sich um genau das Labor handelte, in dem James normalerweise arbeitete. Er musste ihm helfen! Schnell rannte er den Flur entlang, seine Waffe entsichert in der Hand. Ein Schuss ertönte, verfehlte ihn aber knapp. Es musste sich noch jemand im Flur befunden haben, den er wegen der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Im vollen Lauf feuerte er auf die Stelle, an der er das Mündungsfeuer wahrgenommen hatte. Das Rak-Projektil zog eine leuchtende Spur durch die Luft und schien getroffen zu haben, denn ein röchelnder Schrei verriet ihm, dass er seinen Gegner ausgeschaltet hatte.
Er tastete sich an der Wand entlang und wäre fast über den am Boden Liegenden gestolpert. Professionell suchte er an dessen Hals nach dem Puls. Der Fremde war bereits tot. Vorsichtig schlich Christopher weiter und blickte in das Labor hinein. Er versuchte, zu ergründen, was hier los war. Eine Reihe vermummter Gestalten feuerte verbissen auf einen Versuchstisch, von wo jemand mit einer Art Laserwaffe antwortete.
Einer der Vermummten entdeckte ihn an der Tür und schoss auf ihn.
Christopher zog sich etwas zurück und schoss eine Garbe von Rak-Projektilen hinein. Er verfehlte sein Ziel und die Gegner suchten sich weitere Deckung. Er musste sich etwas einfallen lassen.
Teil 4
„Das liegt doch klar auf der Hand“, sagte Jane. „Sie dürfen ihre Forschungen nicht weiterführen und müssen alle Unterlagen sofort vernichten.“
James O'Conell lachte humorlos auf.
„Wie stellen Sie sich das vor?“, fragte er. „Wir haben unsere Forschungen im Grunde abgeschlossen. Die Zeitmaschine ist nicht länger eine Theorie! Sie ist real! Es gibt eine neu gegründete Firma, deren Hauptgeschäft die Zeitreise werden wird. Wir stehen kurz vor der Eröffnung und alle Vorbereitungen sind längst getroffen.“
„Dann ist es noch nicht zu spät“, sagte Jane. „Vernichten Sie erst die Unterlagen und dann die Maschine.“
„Sie wissen nicht, was Sie von mir verlangen. Diese Arbeit ist mein Lebenswerk. Ich habe ihr viele Jahre meines Lebens gewidmet und nun kommen Sie und fordern, dass ich alles einfach wegwerfe?“
„Genau das tue ich“, sagte Jane. „Es darf niemals zu diesen Zeitreisen kommen, oder die Welt gerät in der Zukunft total aus den Fugen. Es hört sich vielleicht etwas zu dramatisch an, aber der Bestand der Menschheit steht auf dem Spiel. Sie haben als Wissenschaftler auch eine Verantwortung der Nachwelt gegenüber, oder etwa nicht?“
James sah sie flehend an, doch Jane entdeckte in diesem Blick auch tief in seinem Innern die Einsicht, dass ihre Forderungen an ihn berechtigt waren.
„Es wird nichts bringen, wenn ich meine Unterlagen heraushole und sie vernichte“, sagte er. „Es gibt Kopien und sie befinden sich in den Händen des Entwicklerteams.“
„Des Entwicklerteams?“, fragte Jane irritiert. „Nach meinen Informationen soll es nur eine vollständige Sammlung der Pläne geben.“
„Ja“, sagte James gedehnt, „das ist schon richtig, aber jede meiner Kolleginnen besitzt natürlich ihre eigenen Forschungsunterlagen für das jeweilige Spezialgebiet.“
„Ich frage ganz einfach: Welcher Schaden wäre es, wenn wir Ihre Daten vernichten?“
„Das wäre entsetzlich! Es würde die Inbetriebnahme von TimeHacker.com um Monate zurückwerfen.“
„Dann holen Sie Ihre Unterlagen jetzt heraus und wir verbrennen sie“, schlug Jane vor. „Damit hätten wir Zeit gespart und ich muss anschließend nur noch ihre Kolleginnen überzeugen.“
„Das wird nicht einfach werden“, meinte James.
In diesem Moment hörten sie vom Flur her ein klirrendes Geräusch und anschließend schwere Schritte. Gleichzeitig fuhren ihre Köpfe hoch und sie blickten einander fragend an.
„Was war das?“, fragte Jane. „Erwarten Sie noch jemanden?“
„Nein, eigentlich nicht.“
Das waren Situationen, in denen Janes PROTEC-Reflexe ohne ihr Zutun erwachten. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog sie ihre Handwaffe aus ihrem Holster und drückte James hinter einem gefliesten Versuchstisch herunter.
„Was soll das?“, protestierte James, doch Jane legte ihren Zeigefinger über ihre Lippen und deutete ihm so an, ruhig zu sein.
„Ich habe ein komisches Gefühl“, flüsterte sie, „und ich konnte mich bisher noch immer auf mein Gefühl verlassen.“
Mit ausholenden, lautlosen Schritten lief sie zur Tür und in den Flur, spähte vorsichtig nach draußen. Im Flur war es vollkommen finster. Sie konnte sich genau erinnern, dass schwache Orientierungsleuchten gebrannt hatten, als sie gekommen war. Es machte überhaupt keinen Sinn, diese Leuchten abzuschalten, es sei denn …
Jane fingerte an ihrem Gürtel herum und fand schließlich, was sie suchte: eine kleine, erbsengroße Kugel. Sie drückte mit dem Fingernagel eine kleine Erhebung auf der Oberfläche ein und rollte die Kugel auf dem Boden in den Flur. Gleichzeitig aktivierte sie den UV-Modus ihrer Kontaktlinsen und spähte wieder hinaus. Was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. An den Wänden entlang standen einige vermummte Männer mit Waffen in den Händen. Im Licht der UV-Kugel konnte sie sie genau erkennen. Sie war schon häufig während diverser Einsätze in ähnlichen Situationen gewesen, aber hier hatte sie nicht damit gerechnet. Sie griff ihre Waffe fester und wollte sich zurückziehen, als einer der Männer, die über Nachtsichtgeräte verfügten, die Bewegung an der leicht geöffneten Tür bemerkte. Er rief eine Warnung und riss seine Waffe hoch. Im nächsten Moment schlugen bereits einige Geschosse in die Tür ein. Jane hatte es nur der Tatsache, dass diese aus Stahl bestand, zu verdanken, dass sie den Angriff unbeschadet überlebt hatte. Hektisch riss sie die schwere Tür ins Schloss.
„Wie verriegelt man dieses Ding?“, brüllte sie.
„Drücken Sie auf den roten Knopf neben dem Schloss! Dann fährt der Riegel in die Wand und wir sind sicher.“
Immer wieder drückte Jane auf diesen Knopf, bis sie sicher war, dass sie verschlossen war. Erst dann atmete sie auf.
„Was sind das für Leute?“, wollte James wissen.
„Ich vermute, dass es noch andere Interessenten für Ihre Unterlagen gibt. Nur, dass diese Leute wohl nicht vorhaben, die Unterlagen zu vernichten.“
„Oh, mein Gott!“, entfuhr es ihm. „Wir müssen sofort die Polizei alarmieren!“
Mit zittrigen Fingern griff er nach dem Telefon und wählte die Sondernummer der Polizei.
Er hielt den Hörer ans Ohr und lauschte angestrengt.
„Da … da meldet sich niemand“, sagte er schockiert.
„Wie? Die Polizei meldet sich nicht?“, fragte Jane. „Das kann ich kaum glauben.“
„Nein, das Telefon ist tot!“, rief er mit überschlagender Stimme. „Es scheint, als hätten sie uns die Leitung gekappt."
Jane überlegte fieberhaft.
„Wie sieht es mit mobilen Sprechgeräten aus? Haben Sie nicht so was irgendwo hier?“
„Wir befinden uns hier in einem extrem gegen Strahlung gesicherten Bereich“, erklärte James. „Solche Geräte funktionieren hier unten überhaupt nicht.“
„Verdammt!“, entfuhr es Jane. „Damit sind wir ganz auf uns allein gestellt. Wir müssen uns etwas einfallen lassen.“
Jane musterte die verriegelte Tür kritisch.
„Ist die auch wirklich sicher?“, wollte sie wissen.
„Was weiß ich?“, fragte James mit leicht schriller Stimme. „Bisher hat noch niemand darauf geschossen.“
In diesem Moment begann ein stakatoartiges Prasseln von Geschossen auf die massive Stahltür. Immer wieder konnten sie erkennen, dass sich auf der Innenseite der Türfläche kleine Beulen abzeichneten. Ihre Gegner waren gewillt, diese Tür zu durchbrechen. Nach einiger Zeit hörte das Prasseln einen Moment lang auf, dann begann es wieder, nur dass nun vereinzelt Geschosse die Tür durchschlugen und hinter ihnen in die Wand einschlugen.
„Verdammt, sie verwenden kunststoffummantelte Urangeschosse!“, entfuhr es Jane. „Damit werden sie das Türblatt knacken. Es ist nur eine Frage der Zeit. Gibt es hier einen Hinterausgang?“
„Ja, aber er liegt dort hinten, wo die Projektile der Angreifer immer einschlagen. Das wäre Selbstmord, jetzt dort entkommen zu wollen.“
„Meinen Sie etwa, es wäre besser, hier auszuharren?“, fragte Jane entgeistert. „Ich glaube kaum, dass wir mit denen verhandeln können.“
„Mich bekommen Sie jetzt nicht nach dort hinten!“, rief James sehr bestimmt.
„Na denn“, murmelte Jane und prüfte die Ladung ihrer Waffe. Glücklicherweise hatte sie noch mehrere Speicher eingesteckt, bevor sie die Zeitreise angetreten hatte. So hatten sie zumindest eine Chance, ihre Stellung hier eine Weile zu halten.
„Woraus bestehen diese Tische hier?“, wollte sie wissen.
„Normalerweise haben wir in unseren Labors molekular verdichteten Beton mit Metallkern.“
„Das nenne ich mal massiv. Das wird uns einen gewissen Schutz gewähren, wenn sie die Tür überwunden haben. Wir können von Glück sprechen, dass sie keine Strahlwaffen dabeihaben, sonst hätten wir keine Chance.“
„Strahlwaffen?“, fragte James. „Was für Strahlwaffen?“
„So was, wie das hier“, sagte sie und hielt ihre Waffe hoch.
Inzwischen kamen immer häufiger Geschosse ihrer Gegner durch die zahlreichen Löcher in der Stahltür. Dann ertönte ein gewaltiger Knall und die schwere Tür flog aus den Angeln. Kleine Steine und Schutt flogen wie Geschosse umher.
„Jetzt haben sie die Geduld verloren!“, sagte Jane. „Sie haben die Tür aufgesprengt! Halten Sie unbedingt ihren Kopf hier unten.“
Vorsichtig spähte sie über den Rand des Tisches, konnte aber wegen der dichten Staubwolke nichts erkennen, außer den Laservisieren der Waffen ihrer Gegner.
„Kommen Sie heraus!“, rief eine männliche Stimme vom Flur her. „Wir wollen nur die Unterlagen!“
„Das könnt ihr vergessen!“, rief Jane zurück. „Die werdet Ihr euch schon selbst holen müssen.“
Der Mann lachte leise.
„Hör mal, Kleine!“, rief er. „Du musst hier nicht die Heldin spielen. Wir wollen nichts von dir. Tu dir selbst einen Gefallen und lass uns unseren Job machen.“
Jane versuchte, zu erkennen, wer dort gesprochen hatte und schob ihren Kopf langsam über den Rand des Tisches. Kaum erkannte sie die Gestalten von mehreren vermummten Männern, die sich langsam näherten, als auch schon auf sie geschossen wurde. Ein peitschender Querschläger prallte vom Tisch ab und fuhr hinter ihnen in einen Versuchsaufbau, der scheppernd zusammenstürzte.
Janes Reflexe erwachten nun vollends. Blitzschnell hatte sie erfasst, von wo der Schuss gekommen war und schoss nun ihrerseits in diese Richtung. Ein violett illuminierter Lichtstrahl schien für einen Augenblick zwischen ihnen zu stehen. Der Getroffene versteifte sich. Sein Gesicht nahm einen fragenden Ausdruck an, als er ohne ein Wort zur Seite umkippte. Die anderen waren für einen Moment schockiert, reagierten jedoch sehr schnell und warfen sich hinter einen der Versuchstische.
Nun begannen die Angreifer, wie wild in ihre Richtung zu schießen. Jane beantwortete dies mit vielen gezielten Schüssen aus ihrer Laserwaffe, die eine weitaus höhere Durchschlagskraft hatte als die Projektilwaffen ihrer Gegner. Sie wechselte mehrfach ihre Position, schoss und war schon wieder weg, als sie Schüsse ihrer Gegner dort einschlugen. Trotzdem war es eine klassische Patt-Situation. Den Angreifern gelang es nicht, weiter vorzudringen, aber Jane war es auch nur noch einmal gelungen, einen der Fremden auszuschalten. Die Luft war inzwischen kochend heiß geworden. Es war klar, dass es nicht ewig so weitergehen konnte.
***
Christopher O'Conell lief die Treppe zum Untergeschoss des TimeHacker-Gebäudes hinunter, da er wusste, dass dort die internen Labors lagen. Wie er seinen Bruder kannte, würde er ihn dort finden. Bereits im Treppenhaus hörte er einen Lärm, der sich nach Schüssen anhörte. Ohne zu überlegen, zog er seine Waffe und entsicherte sie. Von einem Moment zum anderen war er nur noch Polizist.
Er dachte an seinen Bruder. Was war hier los?
Vorsichtig öffnete er die Tür zum Hauptgang des Tiefgeschosses. Der Lärm wurde nun unerträglich laut. Das Licht im Flur war offenbar abgeschaltet worden, daher brauchte er einen Moment, bis er in der Dunkelheit etwas erkennen konnte. Die Geräusche kamen aus einem der Labors.
Chris war sich sicher, dass es sich um genau das Labor handelte, in dem James normalerweise arbeitete. Er musste ihm helfen! Schnell rannte er den Flur entlang, seine Waffe entsichert in der Hand. Ein Schuss ertönte, verfehlte ihn aber knapp. Es musste sich noch jemand im Flur befunden haben, den er wegen der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Im vollen Lauf feuerte er auf die Stelle, an der er das Mündungsfeuer wahrgenommen hatte. Das Rak-Projektil zog eine leuchtende Spur durch die Luft und schien getroffen zu haben, denn ein röchelnder Schrei verriet ihm, dass er seinen Gegner ausgeschaltet hatte.
Er tastete sich an der Wand entlang und wäre fast über den am Boden Liegenden gestolpert. Professionell suchte er an dessen Hals nach dem Puls. Der Fremde war bereits tot. Vorsichtig schlich Christopher weiter und blickte in das Labor hinein. Er versuchte, zu ergründen, was hier los war. Eine Reihe vermummter Gestalten feuerte verbissen auf einen Versuchstisch, von wo jemand mit einer Art Laserwaffe antwortete.
Einer der Vermummten entdeckte ihn an der Tür und schoss auf ihn.
Christopher zog sich etwas zurück und schoss eine Garbe von Rak-Projektilen hinein. Er verfehlte sein Ziel und die Gegner suchten sich weitere Deckung. Er musste sich etwas einfallen lassen.
Zuletzt von moriazwo am Do 24 Jun 2010, 15:43 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet