Hey^^
sorry, wenn ich lange gebraucht habe, aber nach fünf Anläufen, und fünf verschiedenen Versionen habe ich mich jetzt endgültig für eine entschieden, auch wenn sie mir immer noch nicht ganz gefällt :/
Trotzdem viel Spaß beim Lesen (:
TEIL 11
Die Fahrt war kaum langweilig zu nennen, dafür schossen in Janes Kopf zu viele Gedanken herum und Christopher schien es ebenso zu ergehen. Sein Blick war grimmig und nachdenklich.
"Ich werde das unbehagliche Gefühl nicht los, dass unsere Aufgabe weitaus schwieriger sein wird, als wir vermuten", flüsterte er ihr in einem passendem Moment Jane.
Hartnäckig schüttelte Jane den Kopf. Sie würde den Forscherinnen schon bewusst machen, wie fatal ihr Forschungsgebiet für die Menschheit sein würde.
Schließlich hielt Ellen an einem großen Gebäude an und parkte das Auto direkt am Gehwegrand. Schweigend stiegen alle aus. Jane formulierte in Gedanken bereits die ersten Sätze, als sie das Haus betraten.
Alles war fast schon penibel sauber, die Flure weiß mit grauen Sprenkeln. Fast jede Tür war beschriftet.
Verlegen wies Ellen auf eine von ihnen.
"Das Forschungsgebäude gehört uns leider nicht. Neben uns arbeiten noch andere an verschiedenen Projekten. Eine Gruppe versucht, das heutige KI zu modifizieren. Wer weiß, vielleicht sind das die Erfinder des EIPs." Sie lachte ein wenig nervös und öffnete die Tür, um in den Raum zu treten. Dieser war voller Tische, an denen verschiedene Menschen saßen. Sie murmelten eine Begrüßung, schienen aber nicht interessiert zu sein.
"Wir haben einen kleinen Raum für unsere Berechnungen", meinte Ellen. "Da halten sich normalerweise alle auf."
"Wie entwickeln sie denn dann die nötige Technologie?", fragte Christopher verblüfft, wieder kicherte die Forscherin verlegen.
"Wir warten auf einen Sponsoren, der uns das alles finanziert. Es ist unwahrscheinlich teuer. Aber lassen wir das - hier hinein bitte."
Jane und ihr neuer Kollege traten durch eine weitere weiße Tür und fanden sich in einem eher heruntergekommenen Zimmer wieder. An den Wänden hingen Kalender, an der einen Seite war eine lange Tafel mit zu vielen Rechnungen und es gab sechs Tische, wovon vier besetzt waren. Überall lagen Scheren und Papierschnipsel herum.
Die Agentin hob eine Augenbraue.
"Ich habe die Angewohnheit alles zu zerschneiden, anstatt es zusammenzuknüllen", erwiderte Ellen kurz auf die unausgesprochene Frage, bevor sie sich eifrig an ihre Kolleginnen wandte.
"Ähm ... das hier sind Christopher O'Conell und Jane Link. Sie stammen aus der Zukunft", lautete die sehr ungünstige Vorstellung.
Die Gesichter der anderen nahmen verwirrte Ausdrücke an.
Eine schlanke Frau mit zu viel Make-Up erhob zitternd ihre Stimme.
"A-aus der Zukunft?", fragte sie tonlos. "Das ist ein schlechter Witz, Ellen."
Jane sog scharf die Luft ein: "Das ist kein Witz, ich muss Sie leider enttäuschen. Wir stammen aus dem Jahr 2345 und 2098." Sie deutete bei der ersten Zeitangabe auf sich und bei der zweiten auf Chris. "Die Technologie, an der sie arbeiten, wird ein durchschlagender Erfolg werden. Nur mit ihr ist es möglich, dass wir hier sind."
Zum Beweis zückte die Agentin ihren EIP und zeigte den Wissenschaftlerinnen ein paar kleine Hologramme des zukünftigen Firmengebäudes. Die vier Frauen hielten die Luft an und schon nach einigen Augenblicken war klar, dass allein schon die Technologie von Janes Kommunikationsinstrument ausreichte, um sie zu überzeugen.
Ellen stellte sie alle nacheinander vor, während ihre Kolleginnen Christopher und Jane immer noch ansahen, als wären sie besonders schöne Zootiere.
"D-das heißt, unser Projekt wird ... Erfolg haben?", fragte eine schöne Frau mit blonden Locken und auf Janes Nicken stieß sie einen Freudenschrei aus. "Unser Projekt wird Erfolg haben! Oh mein Gott, dass ich das erleben darf!"
Ellen lächelte ebenfalls, aber dann verdüsterte sich ihre Miene wieder.
"Wir sind aus einem ganz bestimmten Grund hier", setzte Ellen wieder an. "Wie Sie sicher ahnen, geht es um ihr Projekt, oder besser gesagt um ihren Eingriff in den Zeitfluss."
Augenblicklich verstummte die blonde Frau, die ihnen als Rebecca vorgestellt worden war. Misstrauisch fixierte sie Jane.
"Was meinen Sie damit? In meinen Ohren klingt das ziemlich negativ. Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen?"
Samantha, eine Forscherin. die aus kaum mehr als Haut und Knochen zu bestehen schien, wirkte ebenfalls nervös.
Christopher ergriff nun das Wort. Ohne auch nur kurz inne zu halten, schilderte er seine Situation, das Verschwinden seines Bruders, den gestörten Zeitfluss. Ab und zu unterbrach eine Forscherin - besonders Cathy schien viele Fragen zu haben - doch ihre Skepsis wandelte sich bald in Entsetzen, als Jane begann aus ihrer Zeit zu berichten. Sie verschonte niemanden. Ohne Erbarmen zählte sie die einzelnen blutigen Attentate auf, zeigte Bilder ebenfalls mit ihrem EIP. Cathy stöhnte und fingerte nach einer Zigarette.
"Das kann nicht wahr sein! Nein, bitte nicht", meinte sie, entsetzt von den vielen grausamen Geschehnissen. "Und dafür werden wir verantwortlich sein?"
"Wenn Sie die Technologie bis zum Ende entwickeln, dann leider ja", erwiderte Jane mit einem traurigem Ausdruck. Sie erkannte, dass die Forscherinnen niemals so etwas vorgehabt hatten. Sie wollten etwas für die Menschheit tun, was sich als Zerstörung entpuppte.
Die Wahrheit war unerwartet gekommen und für alle ein Schock gewesen.
Samantha lief unruhig auf und ab.
"Geben Sie mir ihre Unterlagen", verlangte Jane nach einem einer kurzen Schweigepause. Ellen nickte bekräftigend.
Rebecca schüttelte sofort den Kopf. Ihr Gesicht war leichenblass.
"Machen Sie all dem ein Ende - zerstören Sie ihre Ergebnisse!"
Zögernd griff Cathy nach einem Ordner. Traurig übergab sie ihn der Agentin.
"Ihr wollt all das aufgeben?", meinte Rebecca fassungslos, als ihre vier Kolleginnen nacheinander ihre Unterlagen bei Jane abgaben. Christopher verzog sein Gesicht. Mit Nachdruck machte er erneut auf die Katastrophen aufmerksam, die drohen würden, wenn die Zeitreisemaschine gebaut werden würde.
"Wenn wir jetzt nicht handeln, wird die Menschheit jenseits von Jane Links Ursprungszeit womöglich noch ausgerottet werden! Ich bitte Sie um Ihr Verständnis - tun Sie es für die Menschheit."
Die Forscherin wich einen Schritt zurück, als der Polizist näher trat, um seine Worte zu untermauern. Ihre Augenbrauen verzogen sich zu einem wütenden Strich. Jane spürte, dass sie die Kontrolle über die Situation verlor.
"Ich bitte Sie", meinte Rebecca spöttisch, doch ihre Stimme wurde schrill. "Wollen Sie mir wirklich weismachen, sie wären gekommen, um uns vor der Ausrottung der Menschen zu bewahren? Das ist doch mehr als unglaubwürdig. Zeitreisen sind ein Fortschritt, ein Schritt in ein neues, goldenes Zeitalter!"
"Ein goldenes Zeitalter?", wiederholte Jane. Ihre Stimme bebte vor aufkeimender Wut.
"Wollen Sie wirklich eine Zeit erschaffen, in der 'Sie' dafür verantwortlich sind, dass kleine Kinder sterben, die mit ihren Müttern in einem Park spielen wollen? Wollen Sie wirklich die Schuld daran tragen, dass Familien so auseinander gerissen werden? Sind Sie wirklich so kaltherzig, dass sie meiner Generation nur Leid, Krieg, Tod und Schmerz bringen wollen?
Ich komme aus meiner Zeit, um all das zu beenden! Ich bin nur hier, um das zu verhindern, weil meine Generation ein normales Leben haben soll. Ich habe alles in meiner Zeit aufgegeben, meinen Freund, meinen Partner, meinen Job - ich bin hierher gekommen in dem Wissen, dass ich nie wieder zurückkehren kann - nur um 'Ihre' prächtige Idee zu verhindern. Christopher und ich haben unser Leben dafür riskiert!" Jane holte Luft und fuhr dann genauso ärgerlich fort, wie sie begonnen hatte: "Glauben Sie mir, dies wird kein Fortschritt sein der der Menschheit zugute kommt. Ganz im Gegenteil." Allmählich begann ihre Stimme vor Zorn zu zittern. "Sie wissen gar nicht, was für Konsequenzen ihr Handeln auf die Zukunft hat. Ich habe es in meiner Zeit Stunde um Stunde erleben müssen. Wir von PROTEC müssen jeden Tag unser Leben aufs Spiel setzen. Ich musste mir diese Bilder ansehen und ich musste, wie meine Kollegen, damit fertig werden. Sie würden Ihren Spaß haben, bis zu Ihrem Tod und in meiner Zeit müssen wir gegen ein Chaos ankämpfen, dass 'Sie" verdammt noch mal ausgelöst haben!" Die Hände der Agentin waren zu Fäusten geballt. Ihr Leib zitterte und zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie sie darunter all die Jahre gelitten hatte.
"Das Einzige, was ich für richtig halte, ist Sie als Betrüger zu entlarven."
Fassungslos starrte Jane die recht kleine Frau an. Diese schien endgültig den Verstand verloren zu haben.
"Sie sind nichts weiter, als eine Organisation, deren Ziel es ist, die Erfindung zu rauben, und für Ihre eigenen Zwecke zu benutzen", unterstellte die Forscherin. Anklagend schaute sie ihre Kolleginnen an. "Sie sprechen von der Rettung der Bevölkerung, Terroranschlägen - bei all dem kann es sich nur um einen ausgedachten Plan handeln. Wenn Sie genauer informiert wären, hätten Sie gewusst, dass es sich hierbei um eine perfekt ausgerechnete Technologie handelt. Der Erfindung des Internets sind die Menschen ebenfalls zunächst mit Skepsis begegnet. Sehen Sie es sich heute an: ein ungeheurer Fortschritt. Also bitte!"
Jane schüttelte, fassungslos über so viel Sturheit, den Kopf. Unauffällig griffen ihre Hände nach einer Schublade hinter ihrem Rücken. Es war nur eine Hoffnung, eines der Dokumente von Rebecca zu finden, in dem viel zu engem Raum.
"Bitte beruhigen Sie sich", versuchte es Christopher erneut, aber es war ein vergeblicher Versuch. Jane hatte schon oft Menschen in ähnlichen Situationen erlebt und wusste, dass ein solches Aufbrausen schnell zu spontanen Kurzschlusshandlungen führen konnte.
Ihre Finger tasteten sich vor, ein leises Rascheln war zu vernehmen. Rebecca fuhr ruckartig zu der Agentin herum.
"Was machen Sie da?", herrschte sie Jane an. Ihre Augen wurde zu schmalen Schlitzen. Sprachlos zog Jane den Papierstapel hervor, den sie gerade entdeckt hatte und sah ihn an. Es waren die Originaldokumente von Rebecca. Das Schicksal meint es wohl gut mit ihr, doch sie hatte nicht mit der Forscherin gerechnet.
"Geben Sie das her!", kreischte diese und griff mit einer Hand nach Janes linkem Oberarm. Blitzschnell wandte sie sich heraus und stieß die blonde Frau zurück.
"Bitte, verstehen Sie doch unsere Lage. Uns bleibt nichts anderes übrig", beharrte sie erneut, aber ein Teil ihres Instinktes verriet ihr, dass weitere Erklärungen nicht helfen würden. "Sie können mich nicht daran hindern, diese Unterlagen zu vernichten. Bitte, Rebecca, seien Sie vernünftig!"
"Sie ... werden ... unsere ... Mission ... nicht ... gefährden!", zischte Rebecca gedehnt, in ihren Augen spiegelte sich purer Hass. Die anderen Forscherinnen begannen wild auf sie einzureden. Doch es war bereits zu spät. Mit einem zornigem Aufschrei schnappte sich die Wissenschaftlerin eine der vielen Scheren, die sich auf dem weißen Tisch befanden und stürzte sich auf die Agentin. Nach der ersten Schrecksekunde wich Jane geschickt aus. Mit verbissenem Gesicht warf sie die Unterlagen zu Boden, mit beiden Händen umklammerte sie Rebeccas Handgelenke, die spitze Schere genau vor ihren Augen.
"Rebecca, das wollen Sie nicht tun", brachte Jane hervor und stieß die Frau von sich, die taumelnd auf den Boden fiel. Christopher nahm schnell die Unterlagen zur Hand, als Rebecca sich aufrappelte und mit erneut aufkeimender Kraft über Jane herfiel. Zornig sah die Agentin die anderen Forscherinnen an, die entsetzt am Rande des Geschehens standen.
"Verdammt, tun Sie doch was!", schrie sie die verschreckten Frauen mit den leichenblassen Gesichtern an. Christopher umschlang sie von hinten mit den Armen, um sie von Jane zu trennen, doch Rebecca schlug ihm ihren Ellenbogen gegen das Brustbein,
worauf er ächzend losließ. In Jane erwachte ihr Agenteninstinkt. Blitzschnell stellte sie der Wissenschaftlerin ein Bein, als diese sich zu ihr umdrehte.
Mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck fiel die Blondine, die Schere zeigte auf ihre Brust.
"Nein!", schrie Samantha, als Rebeccas Brust von der silbernen Klinge durchstoßen wurde.
Jane wurde blass. Auch Christopher starrte schockiert auf das Blut, das den weißen Kittel allmählich rot färbte. Die Papiere lagen direkt vor Rebeccas Füßen.
Jane kniete sich sofort neben Rebecca, prüfte professionell ihren Puls und hielt ihr Ohr an den Mund der Wissenschaftlerin.
"Der Puls ist schwach, aber sie atmet noch!", rief sie. "Wir brauchen dringend einen Arzt!" Als sich niemand rührte, blickte sie hoch und sah in die entsetzten Gesichter der Übrigen. "Verdammt noch mal!", brüllte sie die anderen an. "Jetzt reißt euch zusammen! Das Einzige, was ihr jetzt noch hilft, ist schnelle medizinische Hilfe! Wir können nur hoffen, dass nichts Lebenswichtiges getroffen wurde."
Endlich kam Bewegung in die Gruppe. Samantha hastete zum Telefon und rief um Hilfe.
"Sie kommen, so schnell es geht", verkündete sie, als sie zu den anderen zurückkehrte. "Wird sie durchkommen?"
"Ich bin kein Arzt", sagte Jane. "Aber als Polizist habe ich schon viele Verletzte mit Schuss- oder Stichverletzungen gesehen. Das Blut pulsiert nicht, also ist das Herz wohl nicht verletzt. Bei der Lunge bin ich mir nicht so sicher, aber sie hat sicherlich noch eine Chance. Haben sie irgendwas gesagt, wie lange es dauern wird, bis sie hier sind?"
Samantha schüttelte den Kopf. Tränen standen ihr in den Augen.
"Ich wollte das nicht", stammelte Christopher plötzlich. "Ich wollte doch nur meinen Bruder retten ... "
"Das hilft uns jetzt auch nicht weiter", herrschte Jane ihn an und stand auf.
"Was ist mit ihr?", fragte Samantha. "Sie ist doch nicht ...?"
"Nein. Sie ist ohne Bewusstsein. Das dürfte im Augenblick das Beste sein, da sie sich wenigstens nicht bewegt, während die Schere noch in ihrer Brust steckt."
Die Forscherinnen sahen einander schuldbewusst an. Alles war still geworden.
"Es tut mir leid", meinte Jane zu den Frauen, sie nahm alle Unterlagen an sich. "Ich wollte nicht, dass es so endet."
Ihr Gefährte stellte sich neben sie, wie betäubt wirkten seine Schritte, taumelnd, starr vor Schreck. Samantha schluchzte leicht und verbarg ihr Gesicht an der Schulter einer ihrer Freundinnen.
"Was machen wir jetzt?", flüsterte Christopher der Agentin zu. Jane verdrehte die Augen. Mit einer eleganten Bewegung holte sie aus ihrer Hosentasche ein Feuerzeug hervor.
"Wir beenden das, was wir begonnen haben", lächelte Jane halbherzig und zündete die Papiere an. Die Forscherinnen sahen ohne jeden Ausdruck im Gesicht zu.
Es ist das Ende vom Anfang, dachte Jane. Ihr Blick hing an den lodernden Flammen, die das Papier verschlangen.
Plötzlich ging ein schwerer Ruck durch alle Zeitalter. Wie überall, ist auch das Zeitgefüge bestrebt, einen Ausgleich zu schaffen ... einen ausgewogenen Fluss zu erzeugen. Lange hatten die Menschen mit Dingen gespielt, wovon sie besser ihre Finger gelassen hätten. Janes Feuerzeug hatte einen Brand ausgelöst, wie sie ihn sich so nicht vorgestellt hätte. Die Natur stellte das Gleichgewicht wieder her. Erstaunen machte sich auf den Gesichtern der Anwesenden breit, als sie spürten, dass sich etwas Gewaltiges anbahnte. Es war eine Auflösung. Die Forscherinnen, Christopher, Jane ... alle begannen zu verblassen und nach wenigen Augenblicken blieb nur noch ein leerer Raum zurück.
sorry, wenn ich lange gebraucht habe, aber nach fünf Anläufen, und fünf verschiedenen Versionen habe ich mich jetzt endgültig für eine entschieden, auch wenn sie mir immer noch nicht ganz gefällt :/
Trotzdem viel Spaß beim Lesen (:
TEIL 11
Die Fahrt war kaum langweilig zu nennen, dafür schossen in Janes Kopf zu viele Gedanken herum und Christopher schien es ebenso zu ergehen. Sein Blick war grimmig und nachdenklich.
"Ich werde das unbehagliche Gefühl nicht los, dass unsere Aufgabe weitaus schwieriger sein wird, als wir vermuten", flüsterte er ihr in einem passendem Moment Jane.
Hartnäckig schüttelte Jane den Kopf. Sie würde den Forscherinnen schon bewusst machen, wie fatal ihr Forschungsgebiet für die Menschheit sein würde.
Schließlich hielt Ellen an einem großen Gebäude an und parkte das Auto direkt am Gehwegrand. Schweigend stiegen alle aus. Jane formulierte in Gedanken bereits die ersten Sätze, als sie das Haus betraten.
Alles war fast schon penibel sauber, die Flure weiß mit grauen Sprenkeln. Fast jede Tür war beschriftet.
Verlegen wies Ellen auf eine von ihnen.
"Das Forschungsgebäude gehört uns leider nicht. Neben uns arbeiten noch andere an verschiedenen Projekten. Eine Gruppe versucht, das heutige KI zu modifizieren. Wer weiß, vielleicht sind das die Erfinder des EIPs." Sie lachte ein wenig nervös und öffnete die Tür, um in den Raum zu treten. Dieser war voller Tische, an denen verschiedene Menschen saßen. Sie murmelten eine Begrüßung, schienen aber nicht interessiert zu sein.
"Wir haben einen kleinen Raum für unsere Berechnungen", meinte Ellen. "Da halten sich normalerweise alle auf."
"Wie entwickeln sie denn dann die nötige Technologie?", fragte Christopher verblüfft, wieder kicherte die Forscherin verlegen.
"Wir warten auf einen Sponsoren, der uns das alles finanziert. Es ist unwahrscheinlich teuer. Aber lassen wir das - hier hinein bitte."
Jane und ihr neuer Kollege traten durch eine weitere weiße Tür und fanden sich in einem eher heruntergekommenen Zimmer wieder. An den Wänden hingen Kalender, an der einen Seite war eine lange Tafel mit zu vielen Rechnungen und es gab sechs Tische, wovon vier besetzt waren. Überall lagen Scheren und Papierschnipsel herum.
Die Agentin hob eine Augenbraue.
"Ich habe die Angewohnheit alles zu zerschneiden, anstatt es zusammenzuknüllen", erwiderte Ellen kurz auf die unausgesprochene Frage, bevor sie sich eifrig an ihre Kolleginnen wandte.
"Ähm ... das hier sind Christopher O'Conell und Jane Link. Sie stammen aus der Zukunft", lautete die sehr ungünstige Vorstellung.
Die Gesichter der anderen nahmen verwirrte Ausdrücke an.
Eine schlanke Frau mit zu viel Make-Up erhob zitternd ihre Stimme.
"A-aus der Zukunft?", fragte sie tonlos. "Das ist ein schlechter Witz, Ellen."
Jane sog scharf die Luft ein: "Das ist kein Witz, ich muss Sie leider enttäuschen. Wir stammen aus dem Jahr 2345 und 2098." Sie deutete bei der ersten Zeitangabe auf sich und bei der zweiten auf Chris. "Die Technologie, an der sie arbeiten, wird ein durchschlagender Erfolg werden. Nur mit ihr ist es möglich, dass wir hier sind."
Zum Beweis zückte die Agentin ihren EIP und zeigte den Wissenschaftlerinnen ein paar kleine Hologramme des zukünftigen Firmengebäudes. Die vier Frauen hielten die Luft an und schon nach einigen Augenblicken war klar, dass allein schon die Technologie von Janes Kommunikationsinstrument ausreichte, um sie zu überzeugen.
Ellen stellte sie alle nacheinander vor, während ihre Kolleginnen Christopher und Jane immer noch ansahen, als wären sie besonders schöne Zootiere.
"D-das heißt, unser Projekt wird ... Erfolg haben?", fragte eine schöne Frau mit blonden Locken und auf Janes Nicken stieß sie einen Freudenschrei aus. "Unser Projekt wird Erfolg haben! Oh mein Gott, dass ich das erleben darf!"
Ellen lächelte ebenfalls, aber dann verdüsterte sich ihre Miene wieder.
"Wir sind aus einem ganz bestimmten Grund hier", setzte Ellen wieder an. "Wie Sie sicher ahnen, geht es um ihr Projekt, oder besser gesagt um ihren Eingriff in den Zeitfluss."
Augenblicklich verstummte die blonde Frau, die ihnen als Rebecca vorgestellt worden war. Misstrauisch fixierte sie Jane.
"Was meinen Sie damit? In meinen Ohren klingt das ziemlich negativ. Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen?"
Samantha, eine Forscherin. die aus kaum mehr als Haut und Knochen zu bestehen schien, wirkte ebenfalls nervös.
Christopher ergriff nun das Wort. Ohne auch nur kurz inne zu halten, schilderte er seine Situation, das Verschwinden seines Bruders, den gestörten Zeitfluss. Ab und zu unterbrach eine Forscherin - besonders Cathy schien viele Fragen zu haben - doch ihre Skepsis wandelte sich bald in Entsetzen, als Jane begann aus ihrer Zeit zu berichten. Sie verschonte niemanden. Ohne Erbarmen zählte sie die einzelnen blutigen Attentate auf, zeigte Bilder ebenfalls mit ihrem EIP. Cathy stöhnte und fingerte nach einer Zigarette.
"Das kann nicht wahr sein! Nein, bitte nicht", meinte sie, entsetzt von den vielen grausamen Geschehnissen. "Und dafür werden wir verantwortlich sein?"
"Wenn Sie die Technologie bis zum Ende entwickeln, dann leider ja", erwiderte Jane mit einem traurigem Ausdruck. Sie erkannte, dass die Forscherinnen niemals so etwas vorgehabt hatten. Sie wollten etwas für die Menschheit tun, was sich als Zerstörung entpuppte.
Die Wahrheit war unerwartet gekommen und für alle ein Schock gewesen.
Samantha lief unruhig auf und ab.
"Geben Sie mir ihre Unterlagen", verlangte Jane nach einem einer kurzen Schweigepause. Ellen nickte bekräftigend.
Rebecca schüttelte sofort den Kopf. Ihr Gesicht war leichenblass.
"Machen Sie all dem ein Ende - zerstören Sie ihre Ergebnisse!"
Zögernd griff Cathy nach einem Ordner. Traurig übergab sie ihn der Agentin.
"Ihr wollt all das aufgeben?", meinte Rebecca fassungslos, als ihre vier Kolleginnen nacheinander ihre Unterlagen bei Jane abgaben. Christopher verzog sein Gesicht. Mit Nachdruck machte er erneut auf die Katastrophen aufmerksam, die drohen würden, wenn die Zeitreisemaschine gebaut werden würde.
"Wenn wir jetzt nicht handeln, wird die Menschheit jenseits von Jane Links Ursprungszeit womöglich noch ausgerottet werden! Ich bitte Sie um Ihr Verständnis - tun Sie es für die Menschheit."
Die Forscherin wich einen Schritt zurück, als der Polizist näher trat, um seine Worte zu untermauern. Ihre Augenbrauen verzogen sich zu einem wütenden Strich. Jane spürte, dass sie die Kontrolle über die Situation verlor.
"Ich bitte Sie", meinte Rebecca spöttisch, doch ihre Stimme wurde schrill. "Wollen Sie mir wirklich weismachen, sie wären gekommen, um uns vor der Ausrottung der Menschen zu bewahren? Das ist doch mehr als unglaubwürdig. Zeitreisen sind ein Fortschritt, ein Schritt in ein neues, goldenes Zeitalter!"
"Ein goldenes Zeitalter?", wiederholte Jane. Ihre Stimme bebte vor aufkeimender Wut.
"Wollen Sie wirklich eine Zeit erschaffen, in der 'Sie' dafür verantwortlich sind, dass kleine Kinder sterben, die mit ihren Müttern in einem Park spielen wollen? Wollen Sie wirklich die Schuld daran tragen, dass Familien so auseinander gerissen werden? Sind Sie wirklich so kaltherzig, dass sie meiner Generation nur Leid, Krieg, Tod und Schmerz bringen wollen?
Ich komme aus meiner Zeit, um all das zu beenden! Ich bin nur hier, um das zu verhindern, weil meine Generation ein normales Leben haben soll. Ich habe alles in meiner Zeit aufgegeben, meinen Freund, meinen Partner, meinen Job - ich bin hierher gekommen in dem Wissen, dass ich nie wieder zurückkehren kann - nur um 'Ihre' prächtige Idee zu verhindern. Christopher und ich haben unser Leben dafür riskiert!" Jane holte Luft und fuhr dann genauso ärgerlich fort, wie sie begonnen hatte: "Glauben Sie mir, dies wird kein Fortschritt sein der der Menschheit zugute kommt. Ganz im Gegenteil." Allmählich begann ihre Stimme vor Zorn zu zittern. "Sie wissen gar nicht, was für Konsequenzen ihr Handeln auf die Zukunft hat. Ich habe es in meiner Zeit Stunde um Stunde erleben müssen. Wir von PROTEC müssen jeden Tag unser Leben aufs Spiel setzen. Ich musste mir diese Bilder ansehen und ich musste, wie meine Kollegen, damit fertig werden. Sie würden Ihren Spaß haben, bis zu Ihrem Tod und in meiner Zeit müssen wir gegen ein Chaos ankämpfen, dass 'Sie" verdammt noch mal ausgelöst haben!" Die Hände der Agentin waren zu Fäusten geballt. Ihr Leib zitterte und zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie sie darunter all die Jahre gelitten hatte.
"Das Einzige, was ich für richtig halte, ist Sie als Betrüger zu entlarven."
Fassungslos starrte Jane die recht kleine Frau an. Diese schien endgültig den Verstand verloren zu haben.
"Sie sind nichts weiter, als eine Organisation, deren Ziel es ist, die Erfindung zu rauben, und für Ihre eigenen Zwecke zu benutzen", unterstellte die Forscherin. Anklagend schaute sie ihre Kolleginnen an. "Sie sprechen von der Rettung der Bevölkerung, Terroranschlägen - bei all dem kann es sich nur um einen ausgedachten Plan handeln. Wenn Sie genauer informiert wären, hätten Sie gewusst, dass es sich hierbei um eine perfekt ausgerechnete Technologie handelt. Der Erfindung des Internets sind die Menschen ebenfalls zunächst mit Skepsis begegnet. Sehen Sie es sich heute an: ein ungeheurer Fortschritt. Also bitte!"
Jane schüttelte, fassungslos über so viel Sturheit, den Kopf. Unauffällig griffen ihre Hände nach einer Schublade hinter ihrem Rücken. Es war nur eine Hoffnung, eines der Dokumente von Rebecca zu finden, in dem viel zu engem Raum.
"Bitte beruhigen Sie sich", versuchte es Christopher erneut, aber es war ein vergeblicher Versuch. Jane hatte schon oft Menschen in ähnlichen Situationen erlebt und wusste, dass ein solches Aufbrausen schnell zu spontanen Kurzschlusshandlungen führen konnte.
Ihre Finger tasteten sich vor, ein leises Rascheln war zu vernehmen. Rebecca fuhr ruckartig zu der Agentin herum.
"Was machen Sie da?", herrschte sie Jane an. Ihre Augen wurde zu schmalen Schlitzen. Sprachlos zog Jane den Papierstapel hervor, den sie gerade entdeckt hatte und sah ihn an. Es waren die Originaldokumente von Rebecca. Das Schicksal meint es wohl gut mit ihr, doch sie hatte nicht mit der Forscherin gerechnet.
"Geben Sie das her!", kreischte diese und griff mit einer Hand nach Janes linkem Oberarm. Blitzschnell wandte sie sich heraus und stieß die blonde Frau zurück.
"Bitte, verstehen Sie doch unsere Lage. Uns bleibt nichts anderes übrig", beharrte sie erneut, aber ein Teil ihres Instinktes verriet ihr, dass weitere Erklärungen nicht helfen würden. "Sie können mich nicht daran hindern, diese Unterlagen zu vernichten. Bitte, Rebecca, seien Sie vernünftig!"
"Sie ... werden ... unsere ... Mission ... nicht ... gefährden!", zischte Rebecca gedehnt, in ihren Augen spiegelte sich purer Hass. Die anderen Forscherinnen begannen wild auf sie einzureden. Doch es war bereits zu spät. Mit einem zornigem Aufschrei schnappte sich die Wissenschaftlerin eine der vielen Scheren, die sich auf dem weißen Tisch befanden und stürzte sich auf die Agentin. Nach der ersten Schrecksekunde wich Jane geschickt aus. Mit verbissenem Gesicht warf sie die Unterlagen zu Boden, mit beiden Händen umklammerte sie Rebeccas Handgelenke, die spitze Schere genau vor ihren Augen.
"Rebecca, das wollen Sie nicht tun", brachte Jane hervor und stieß die Frau von sich, die taumelnd auf den Boden fiel. Christopher nahm schnell die Unterlagen zur Hand, als Rebecca sich aufrappelte und mit erneut aufkeimender Kraft über Jane herfiel. Zornig sah die Agentin die anderen Forscherinnen an, die entsetzt am Rande des Geschehens standen.
"Verdammt, tun Sie doch was!", schrie sie die verschreckten Frauen mit den leichenblassen Gesichtern an. Christopher umschlang sie von hinten mit den Armen, um sie von Jane zu trennen, doch Rebecca schlug ihm ihren Ellenbogen gegen das Brustbein,
worauf er ächzend losließ. In Jane erwachte ihr Agenteninstinkt. Blitzschnell stellte sie der Wissenschaftlerin ein Bein, als diese sich zu ihr umdrehte.
Mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck fiel die Blondine, die Schere zeigte auf ihre Brust.
"Nein!", schrie Samantha, als Rebeccas Brust von der silbernen Klinge durchstoßen wurde.
Jane wurde blass. Auch Christopher starrte schockiert auf das Blut, das den weißen Kittel allmählich rot färbte. Die Papiere lagen direkt vor Rebeccas Füßen.
Jane kniete sich sofort neben Rebecca, prüfte professionell ihren Puls und hielt ihr Ohr an den Mund der Wissenschaftlerin.
"Der Puls ist schwach, aber sie atmet noch!", rief sie. "Wir brauchen dringend einen Arzt!" Als sich niemand rührte, blickte sie hoch und sah in die entsetzten Gesichter der Übrigen. "Verdammt noch mal!", brüllte sie die anderen an. "Jetzt reißt euch zusammen! Das Einzige, was ihr jetzt noch hilft, ist schnelle medizinische Hilfe! Wir können nur hoffen, dass nichts Lebenswichtiges getroffen wurde."
Endlich kam Bewegung in die Gruppe. Samantha hastete zum Telefon und rief um Hilfe.
"Sie kommen, so schnell es geht", verkündete sie, als sie zu den anderen zurückkehrte. "Wird sie durchkommen?"
"Ich bin kein Arzt", sagte Jane. "Aber als Polizist habe ich schon viele Verletzte mit Schuss- oder Stichverletzungen gesehen. Das Blut pulsiert nicht, also ist das Herz wohl nicht verletzt. Bei der Lunge bin ich mir nicht so sicher, aber sie hat sicherlich noch eine Chance. Haben sie irgendwas gesagt, wie lange es dauern wird, bis sie hier sind?"
Samantha schüttelte den Kopf. Tränen standen ihr in den Augen.
"Ich wollte das nicht", stammelte Christopher plötzlich. "Ich wollte doch nur meinen Bruder retten ... "
"Das hilft uns jetzt auch nicht weiter", herrschte Jane ihn an und stand auf.
"Was ist mit ihr?", fragte Samantha. "Sie ist doch nicht ...?"
"Nein. Sie ist ohne Bewusstsein. Das dürfte im Augenblick das Beste sein, da sie sich wenigstens nicht bewegt, während die Schere noch in ihrer Brust steckt."
Die Forscherinnen sahen einander schuldbewusst an. Alles war still geworden.
"Es tut mir leid", meinte Jane zu den Frauen, sie nahm alle Unterlagen an sich. "Ich wollte nicht, dass es so endet."
Ihr Gefährte stellte sich neben sie, wie betäubt wirkten seine Schritte, taumelnd, starr vor Schreck. Samantha schluchzte leicht und verbarg ihr Gesicht an der Schulter einer ihrer Freundinnen.
"Was machen wir jetzt?", flüsterte Christopher der Agentin zu. Jane verdrehte die Augen. Mit einer eleganten Bewegung holte sie aus ihrer Hosentasche ein Feuerzeug hervor.
"Wir beenden das, was wir begonnen haben", lächelte Jane halbherzig und zündete die Papiere an. Die Forscherinnen sahen ohne jeden Ausdruck im Gesicht zu.
Es ist das Ende vom Anfang, dachte Jane. Ihr Blick hing an den lodernden Flammen, die das Papier verschlangen.
Plötzlich ging ein schwerer Ruck durch alle Zeitalter. Wie überall, ist auch das Zeitgefüge bestrebt, einen Ausgleich zu schaffen ... einen ausgewogenen Fluss zu erzeugen. Lange hatten die Menschen mit Dingen gespielt, wovon sie besser ihre Finger gelassen hätten. Janes Feuerzeug hatte einen Brand ausgelöst, wie sie ihn sich so nicht vorgestellt hätte. Die Natur stellte das Gleichgewicht wieder her. Erstaunen machte sich auf den Gesichtern der Anwesenden breit, als sie spürten, dass sich etwas Gewaltiges anbahnte. Es war eine Auflösung. Die Forscherinnen, Christopher, Jane ... alle begannen zu verblassen und nach wenigen Augenblicken blieb nur noch ein leerer Raum zurück.
Zuletzt von DeStiiNy am Di 29 Jun 2010, 21:27 bearbeitet; insgesamt 5-mal bearbeitet