Teil 3a
Wenn sie sich gegenüber ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie insgeheim erwartet hatte, dass sie als Mensch des Jahres 2345 den Menschen der Vergangenheit so sehr überlegen wäre, dass es ein Kinderspiel wäre, ihren Auftrag hier zu erfüllen.
Irgendwie musste sie doch herausfinden können, wo Timehacker.com zu finden war.
Sie blieb wieder stehen, als sie eine kleine Karte erblickt, auf der die Innenstadt abgebildet war. Angestrengt blickte auf den Plan, als sie von einem Passanten angerempelt wurde. Ohne darüber nachzudenken, fasste sie mit ihrer freien Hand nach ihm und wandte einen der Griffe an, die sie im Nahkampftraining bei PROTEC fast täglich trainiert hatte. Der Passant ging zu Boden und schrie vor Schmerz auf.
„Verdammt noch mal, was soll das?“, brüllte er. „Erst stehen Sie mir im Weg und dann verdrehen Sie mir auch noch den Arm!“
Jane blickte irritiert auf den am Boden liegenden Mann und stellte fest, dass einige Passanten stehen geblieben waren und sie anstarrten.
„Sie hat ihn einfach zu Boden geworfen“, erklang es irgendwo aus der Menge. „Jemand sollte die Polizei verständigen.“
Jane ließ ihr EIP in der Jackentasche verschwinden und hob entschuldigend beide Hände.
„Es tut mir wirklich schrecklich leid“, sagte sie. Sie konnte sich nicht leisten, so viel Aufsehen zu erregen, das hatte man ihr ausdrücklich eingeschärft. Wer wusste, welche Konsequenzen allein diese kleine Veränderung schon haben konnte. „Es handelt sich um ein bedauerliches Missverständnis. Ich hatte den Rempler als Angriff aufgefasst und habe nur darauf reagiert.“ Sie trat auf den Mann zu und bot ihm ihre Hand an.
Zögernd ergriff er sie und ließ sich von Jane aufhelfen.
„Ich hoffe, ich habe Sie nicht verletzt?“, fragte sie ernsthaft besorgt. „Es war wirklich nicht meine Absicht. Ich war abgelenkt und als Sie mich anstießen … Ich bin Kampfsportlerin, wissen Sie?“
„Das habe ich gemerkt“, sagte der Mann sarkastisch und klopfte sich den Schmutz von den Kleidern, „aber ich glaube, es ist gut gegangen. Mir fehlt nichts.“
Die übrigen Menschen verloren allmählich das Interesse und setzten ihren Weg fort, sodass bald nur noch Jane und der Mann sich gegenüberstanden.
„Darf ich Sie vielleicht zu einem Getränk einladen, als Entschädigung für meine voreilige Attacke?“, fragte Jane mit einem verlegenen Lächeln.
Der Mann lächelte nun ebenfalls.
„Leider habe ich es sehr eilig, sonst hätte ich nur zu gern zugestimmt.“
„Schade“, sagte Jane. „Ich muss zugeben, dass ich gehofft hatte, mich etwas mit Ihnen unterhalten zu können. Ich bin nämlich auf der Suche nach einer Firma und kenne mich hier überhaupt nicht aus. Wissen Sie vielleicht, wo ich die Firma TimeHacker.com finden und dort hingelangen kann?“
„TimeHacker?“, fragte der Mann lachend. „Sie wissen nicht, wo TimeHacker ist? Ausgerechnet die Firma, die seit Wochen durch die Presse geistert? Sie können wirklich nicht von hier sein! Nehmen Sie doch einfach ein Taxi und fragen den Fahrer. Ich bin sicher, dass man Sie sofort dorthin bringen wird.“
„Taxi?“, fragte Jane.
„Meine Güte, diese gelben Wagen dort hinten!“, sagte der Mann. „Sie werden doch wohl wissen, was ein Taxi ist.“
Jane folgte seinem Blick und entdeckte eine Reihe von gelben Fahrzeugen, die auf der anderen Seite der Straße am Bordstein warteten.
„Natürlich kenne ich ein Taxi“, sagte sie. „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe und will Sie nicht länger aufhalten.“
Sie wandte sich um und ließ den Mann einfach stehen.
Jane überquerte die Straße, wobei sie fast überfahren worden wäre, wenn sie nicht so gute Reflexe gehabt hätte. Sie näherte sich einem Taxi und sah, wie eine Frau ein solches Fahrzeug bestieg. Sie wollte nicht noch mehr auffallen und tat es ihr gleich. Sie öffnete die hintere Tür und kletterte auf den Rücksitz, nachdem sie bemerkt hatte, dass dieses Fahrzeug auf dicken Rädern ruhte und nicht, wie in ihrer Zeit, knapp über dem Boden schwebte.
„Was kann ich für Sie tun Ma'm?“, fragte der Fahrer.
„TimeHacker.com“, antwortete Jane knapp.
„TimeHacker? Sind Sie einer von diesen Zeitfritzen?“, fragte der Fahrer respektlos.
„Fahren Sie mich einfach dorthin, ja?“
Der Fahrer zuckte mit den Schultern.
„Bin schon unterwegs.“
Mit einem waghalsigen Manöver reihte er sich in den fließenden Verkehr ein und machte sich auf den Weg.
„Ist mit Ihrem Fahrzeug etwas nicht in Ordnung?“, wollte Jane wissen. „Ihr Antrieb macht ja einen richtigen Lärm.“
Der Fahrer lachte.
„Ich stehe nicht so auf diese Elektromotoren. Ich liebe meinen guten alten Achtzylinder. Das ist noch ein ehrlicher Sound, was?“
Jane wusste nicht, wovon der Mann sprach, ging aber davon aus, dass dieser Lärm wohl normal war. Die Fahrt dauerte nicht lange und der Wagen hielt vor einem schmucklosen Gebäude, an dem soeben in großen Lettern das Firmenlogo von Timehacker.com angebracht wurde. Alles wirkte noch etwas unfertig und wenig präsentabel. Jane gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld und bedankte sich, dann stieg sie aus dem Wagen.
Sie wusste nicht, was sie eigentlich erwartet hatte, auf jeden Fall aber nicht, dass man hier noch mit Hochdruck daran arbeitete, den Firmensitz für die Öffentlichkeit einzurichten. Langsam schritt sie auf den Haupteingang zu und blieb in der Drehtür stehen, bis sie begriff, dass sie sie selbst drehen musste, um ins Gebäude zu gelangen. Die Halle war relativ groß und überall standen noch Leitern herum, auf denen Installateure damit beschäftigt waren, Lampen und Abdeckungen zu montieren. Überall ertönte der Lärm von Elektroschraubern oder Bohrern.
Jane hielt sich nicht damit auf und ging auf die Empfangstheke am Ende der Halle zu, an der ein junger Angestellter saß und sich langweilte. Seine Miene erhellte sich, als er Jane erblickte.
„Was kann ich für Sie tun, junge Frau?“, fragte er. „Wir haben noch nicht geöffnet. Die feierliche Eröffnung und die Führungen für die Öffentlichkeit stehen noch bevor.“
„Ich möchte auch keine Führung“, sagte Jane. „Ich muss dringend mit wichtigen Leuten dieser Firma sprechen.“
Der Angestellte runzelte die Stirn.
„Wichtige Leute dieser Firma? Wen möchten Sie denn sprechen?“
Jane holte ihr EIP hervor und rief die Namen ab.
„Also die Namen der Leute sind Rebecca Helinks, Ellen Potrait, Cathy Vanderbuilt, Samantha Evangeline Robertson und Susan Rose Carlyle.“
„Sonst haben Sie aber keine Wünsche?“, fragte der Mann.
„Wieso?“
„Nun, diese fünf Frauen 'sind' diese Firma. Wenn Sie keinen Termin haben, wird es vor der offiziellen Eröffnung von TimeHacker.com wohl nicht mehr möglich sein, eine von ihnen zu sprechen. Haben Sie einen Termin?“
Jane trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
„Nein, ich habe keinen Termin. Aber ich muss sie unbedingt noch 'vor' der Eröffnungsfeier sprechen. Es ist ungemein wichtig.“
„Ich kann Ihnen da leider nicht helfen. Sie befinden sich derzeit auch nicht in der Stadt, da noch Verhandlungen mit der Landesregierung wegen der Zulassung zu führen sind. Es soll allerdings so gut wie in trockenen Tüchern sein.“
„Trockene Tücher?“
Wenn sie sich gegenüber ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie insgeheim erwartet hatte, dass sie als Mensch des Jahres 2345 den Menschen der Vergangenheit so sehr überlegen wäre, dass es ein Kinderspiel wäre, ihren Auftrag hier zu erfüllen.
Irgendwie musste sie doch herausfinden können, wo Timehacker.com zu finden war.
Sie blieb wieder stehen, als sie eine kleine Karte erblickt, auf der die Innenstadt abgebildet war. Angestrengt blickte auf den Plan, als sie von einem Passanten angerempelt wurde. Ohne darüber nachzudenken, fasste sie mit ihrer freien Hand nach ihm und wandte einen der Griffe an, die sie im Nahkampftraining bei PROTEC fast täglich trainiert hatte. Der Passant ging zu Boden und schrie vor Schmerz auf.
„Verdammt noch mal, was soll das?“, brüllte er. „Erst stehen Sie mir im Weg und dann verdrehen Sie mir auch noch den Arm!“
Jane blickte irritiert auf den am Boden liegenden Mann und stellte fest, dass einige Passanten stehen geblieben waren und sie anstarrten.
„Sie hat ihn einfach zu Boden geworfen“, erklang es irgendwo aus der Menge. „Jemand sollte die Polizei verständigen.“
Jane ließ ihr EIP in der Jackentasche verschwinden und hob entschuldigend beide Hände.
„Es tut mir wirklich schrecklich leid“, sagte sie. Sie konnte sich nicht leisten, so viel Aufsehen zu erregen, das hatte man ihr ausdrücklich eingeschärft. Wer wusste, welche Konsequenzen allein diese kleine Veränderung schon haben konnte. „Es handelt sich um ein bedauerliches Missverständnis. Ich hatte den Rempler als Angriff aufgefasst und habe nur darauf reagiert.“ Sie trat auf den Mann zu und bot ihm ihre Hand an.
Zögernd ergriff er sie und ließ sich von Jane aufhelfen.
„Ich hoffe, ich habe Sie nicht verletzt?“, fragte sie ernsthaft besorgt. „Es war wirklich nicht meine Absicht. Ich war abgelenkt und als Sie mich anstießen … Ich bin Kampfsportlerin, wissen Sie?“
„Das habe ich gemerkt“, sagte der Mann sarkastisch und klopfte sich den Schmutz von den Kleidern, „aber ich glaube, es ist gut gegangen. Mir fehlt nichts.“
Die übrigen Menschen verloren allmählich das Interesse und setzten ihren Weg fort, sodass bald nur noch Jane und der Mann sich gegenüberstanden.
„Darf ich Sie vielleicht zu einem Getränk einladen, als Entschädigung für meine voreilige Attacke?“, fragte Jane mit einem verlegenen Lächeln.
Der Mann lächelte nun ebenfalls.
„Leider habe ich es sehr eilig, sonst hätte ich nur zu gern zugestimmt.“
„Schade“, sagte Jane. „Ich muss zugeben, dass ich gehofft hatte, mich etwas mit Ihnen unterhalten zu können. Ich bin nämlich auf der Suche nach einer Firma und kenne mich hier überhaupt nicht aus. Wissen Sie vielleicht, wo ich die Firma TimeHacker.com finden und dort hingelangen kann?“
„TimeHacker?“, fragte der Mann lachend. „Sie wissen nicht, wo TimeHacker ist? Ausgerechnet die Firma, die seit Wochen durch die Presse geistert? Sie können wirklich nicht von hier sein! Nehmen Sie doch einfach ein Taxi und fragen den Fahrer. Ich bin sicher, dass man Sie sofort dorthin bringen wird.“
„Taxi?“, fragte Jane.
„Meine Güte, diese gelben Wagen dort hinten!“, sagte der Mann. „Sie werden doch wohl wissen, was ein Taxi ist.“
Jane folgte seinem Blick und entdeckte eine Reihe von gelben Fahrzeugen, die auf der anderen Seite der Straße am Bordstein warteten.
„Natürlich kenne ich ein Taxi“, sagte sie. „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe und will Sie nicht länger aufhalten.“
Sie wandte sich um und ließ den Mann einfach stehen.
Jane überquerte die Straße, wobei sie fast überfahren worden wäre, wenn sie nicht so gute Reflexe gehabt hätte. Sie näherte sich einem Taxi und sah, wie eine Frau ein solches Fahrzeug bestieg. Sie wollte nicht noch mehr auffallen und tat es ihr gleich. Sie öffnete die hintere Tür und kletterte auf den Rücksitz, nachdem sie bemerkt hatte, dass dieses Fahrzeug auf dicken Rädern ruhte und nicht, wie in ihrer Zeit, knapp über dem Boden schwebte.
„Was kann ich für Sie tun Ma'm?“, fragte der Fahrer.
„TimeHacker.com“, antwortete Jane knapp.
„TimeHacker? Sind Sie einer von diesen Zeitfritzen?“, fragte der Fahrer respektlos.
„Fahren Sie mich einfach dorthin, ja?“
Der Fahrer zuckte mit den Schultern.
„Bin schon unterwegs.“
Mit einem waghalsigen Manöver reihte er sich in den fließenden Verkehr ein und machte sich auf den Weg.
„Ist mit Ihrem Fahrzeug etwas nicht in Ordnung?“, wollte Jane wissen. „Ihr Antrieb macht ja einen richtigen Lärm.“
Der Fahrer lachte.
„Ich stehe nicht so auf diese Elektromotoren. Ich liebe meinen guten alten Achtzylinder. Das ist noch ein ehrlicher Sound, was?“
Jane wusste nicht, wovon der Mann sprach, ging aber davon aus, dass dieser Lärm wohl normal war. Die Fahrt dauerte nicht lange und der Wagen hielt vor einem schmucklosen Gebäude, an dem soeben in großen Lettern das Firmenlogo von Timehacker.com angebracht wurde. Alles wirkte noch etwas unfertig und wenig präsentabel. Jane gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld und bedankte sich, dann stieg sie aus dem Wagen.
Sie wusste nicht, was sie eigentlich erwartet hatte, auf jeden Fall aber nicht, dass man hier noch mit Hochdruck daran arbeitete, den Firmensitz für die Öffentlichkeit einzurichten. Langsam schritt sie auf den Haupteingang zu und blieb in der Drehtür stehen, bis sie begriff, dass sie sie selbst drehen musste, um ins Gebäude zu gelangen. Die Halle war relativ groß und überall standen noch Leitern herum, auf denen Installateure damit beschäftigt waren, Lampen und Abdeckungen zu montieren. Überall ertönte der Lärm von Elektroschraubern oder Bohrern.
Jane hielt sich nicht damit auf und ging auf die Empfangstheke am Ende der Halle zu, an der ein junger Angestellter saß und sich langweilte. Seine Miene erhellte sich, als er Jane erblickte.
„Was kann ich für Sie tun, junge Frau?“, fragte er. „Wir haben noch nicht geöffnet. Die feierliche Eröffnung und die Führungen für die Öffentlichkeit stehen noch bevor.“
„Ich möchte auch keine Führung“, sagte Jane. „Ich muss dringend mit wichtigen Leuten dieser Firma sprechen.“
Der Angestellte runzelte die Stirn.
„Wichtige Leute dieser Firma? Wen möchten Sie denn sprechen?“
Jane holte ihr EIP hervor und rief die Namen ab.
„Also die Namen der Leute sind Rebecca Helinks, Ellen Potrait, Cathy Vanderbuilt, Samantha Evangeline Robertson und Susan Rose Carlyle.“
„Sonst haben Sie aber keine Wünsche?“, fragte der Mann.
„Wieso?“
„Nun, diese fünf Frauen 'sind' diese Firma. Wenn Sie keinen Termin haben, wird es vor der offiziellen Eröffnung von TimeHacker.com wohl nicht mehr möglich sein, eine von ihnen zu sprechen. Haben Sie einen Termin?“
Jane trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
„Nein, ich habe keinen Termin. Aber ich muss sie unbedingt noch 'vor' der Eröffnungsfeier sprechen. Es ist ungemein wichtig.“
„Ich kann Ihnen da leider nicht helfen. Sie befinden sich derzeit auch nicht in der Stadt, da noch Verhandlungen mit der Landesregierung wegen der Zulassung zu führen sind. Es soll allerdings so gut wie in trockenen Tüchern sein.“
„Trockene Tücher?“
Zuletzt von moriazwo am Do 24 Jun 2010, 15:08 bearbeitet; insgesamt 4-mal bearbeitet