- Spoiler:
- Die Verspätung tut mir leid, Leute. Aber dafür sind es auch 2 Seiten.
Ich hoffe, ihr mögt den Teil.
Teil 14 - Ebene 2
Am nächsten Morgen riss das laute Piepen seines Weckers Christopher aus dem Schlaf und mit einem genervten Stöhnen schaltete er ihn - noch mit geschlossenen Augen - ab. Mit einer Hand fuhr er sich über sein Gesicht, immer noch fürchterlich müde. Fast die ganze Nacht war er wach gewesen und den Rest hatte er im Halbschlaf verbracht.
Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an das noch halbhelle Licht des Morgens, das durch seine Fenster hineinfiel, und schwerfällig richtete er sich auf. Erst als sein Blick neben ihn glitt und die zweite Betthälfte zerwühlt vorfand, fügten sich alle seine Erinnerungen an gestern zusammen.
Ein aufwühlender Tag war es gewesen, in vielerlei Hinsicht.
Amy.
Wo war sie?
Christopher erhob sich und schlurfte aus seinem Zimmer. Im Wohnzimmer war es dunkel, aber aus der Küche drang gedämpftes Licht und der Geruch von warmem Kaffee lag in der Luft. Er steuerte darauf zu und Amy steckte ihren Kopf aus der Küchentür und begrüßte ihn mit einem erfreuten Lächeln.
„Guten Morgen“, empfing sie ihn und Christopher roch an dem süßlichen Duft, der sie umgab, dass sie bereits geduscht hatte. Sie drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, dann holte sie zwei Tassen aus einem Schrank und goss den Kaffee hinein.
Christopher setzte sich an den bereits gedeckten Tisch und musterte sie nachdenklich.
„Warum bist du schon wach?“, erkundigte er sich.
„Ich konnte nicht mehr schlafen“, gestand sie und ließ sich ihm gegenüber nieder. „Ich bin ziemlich aufgeregt wegen dieser Sache heute.“ Sie senkte den Blick und schien leicht betreten. „Daran ... hängt so viel.“
Christopher nickte verstehend.
„Ja, ich weiß, was du meinst.“
Nachdem das Frühstück beendet und Christopher angezogen war, machten sich die beiden auf den Weg in die Zentrale. Es kribbelte ihm in den Fingern und Amy vermutlich auch. Sie wollten beide die Sache mit Timehacker.com so schnell wie möglich hinter sich bringen. Aber vorher mussten sie den Fall ihrem Vorgesetzten vorlegen und noch einige Absprachen führen.
Nichts überstürzen. Auch wenn Christopher das alles am liebsten sofort auf eigene Faust erledigt hätte.
Er parkte in der Tiefgarage und als das Geräusch des Motors erstarb, herrschte kurz Stille. Christopher atmete tief durch und Amy nahm seine Hand. Er blickte sie forschend an und erkannte mit Freude ihren entschlossenen Blick.
„Wir schaffen das“, versicherte sie ihm.
Er nickte mild lächelnd und sie stiegen aus dem Wagen. Den Weg mit dem Fahrstuhl nach ganz oben verbrachten sie schweigend, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Es beschäftigte Christopher weniger das Gespräch mit seinem Chef, als das, was daraus folgen würde. Würden sie heute schon zu Timehacker gehen können? Oder würden weitere Vorbereitungen nötig sein?
Bei der Sekretärin angekommen, der sie sich heute morgen schon angekündigt hatten, schilderten sie noch einmal genau ihr Anliegen. Christopher ließ Amy sprechen.
Danach setzten sie sich beide auf eine der Bänke im Flur und warteten. Schon nach weniger als einer Viertelstunde war der Abteilungsleiter bereit, sie zu empfangen.
Christopher und Amy betraten das helle Büro mit den großen Fenstern, schüttelten dem hageren, aber freundlich aussehenden Mann die Hand und setzten sich dann vor seinen Schreibtisch. Das kleine Schild auf dem Tisch wies ihn als Mr. Winslow aus – den beiden ein wohlbekannter Name.
Der Mann lächelte und sah irgendetwas in seinen Unterlagen nach.
„Sie wollen also einen alten Fall von vor 19 Jahren aufbereiten“, stellte er fest und sah die beiden an.
Christopher nickte.
„Damals wurde ein großer Diamant aus einem Juweliergeschäft entwendet und wir haben festgestellt, dass es bereits vier Versuche gab, diesen Vorfall durch Zeitreisen zu verhindern. Doch es hat sich immer noch nichts geändert.“
„Was eigentlich so gut wie unmöglich ist“, erklärte Amy. „In 90 Prozent der Fälle funktioniert ein Einsatz unter Verwendung der Zeitmaschine. Dass es nun nach bereits vier Versuchen noch immer nicht gefruchtet haben soll, ist fast unvorstellbar.“
„Und was genau wollen Sie beide jetzt unternehmen?“ Der Mann fuhr sich durch sein dünnes, dunkles Haar. Er sah alt aus, aber Christopher wusste, dass er erst um die 40 war.
„Eine weitere Zeitreise unternehmen“, erklärte er dann. „Aber dieses Mal nicht mit dem Vorsatz, diesen Diebstahl zu verhindern, sondern um vordergründig zu untersuchen, was da los ist.“
„Vielleicht hat Timehacker auch etwas damit zu tun“, warf Amy ein und Winslow zog eine seiner Augenbrauen hoch. „Die Chance ist zwar nicht sehr groß, aber es könnte möglich sein. Ich denke, dass wir lieber sichergehen sollten."
Der Mann lehnte sich zurück und schien zu überlegen.
„Haben Sie schon einen Plan, wie sie dort herangehen wollen? Was wollen Sie den Mitarbeitern von Timehacker.com erzählen, weswegen Sie die Reise unternehmen wollen?“
Christopher zuckte mit den Schultern.
„Die Wahrheit.“
„Das ist ziemlich heikel“, konterte Winslow. „Wenn an die Öffentlichkeit dringt, dass es Fehler bei Missionen in der Vergangenheit geben könnte, dann wird man beginnen, an dieser Methode zu zweifeln.“ Er sah die beiden durchdringend an. „Und das wäre sehr ungünstig.“
Amy nickte zustimmend.
„Ja, aber Timehacker betrifft dieser vermeintliche Fehler ja auch. Deswegen wird die Firma auch kein Wort darüber verlieren.“
Der Chef nickte langsam und lehnte sich wieder nach vorn.
„Ja, Sie haben recht. Wie lange werden Sie für diesen Fall brauchen?“
Amy sah Christopher fragend an.
„So lange, wie Timehacker braucht, um mich auf die Reise zu schicken“, antwortete er dann.
„Ach, Sie gehen allein?“ Mr. Winslow blickte fragend zu Amy, die leicht den Kopf senkte.
„Ja“, bestätigte Christopher knapp. „Es wird nicht nötig sein, dass wir beide gehen.“
Der Mann ihnen gegenüber nickte wieder.
„Gut“, sagte er. „Erstatten Sie Bericht, wenn sie wiederkehren.“
Die beiden erhoben sich und reichten dem Abteilungsleiter zum Abschied die Hand, dann verließen sie sein Büro und traten wieder hinaus, auf den Flur.
Sie hatten die Erlaubnis bekommen.
Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Zuletzt von Pooly am So 04 Jul 2010, 00:40 bearbeitet; insgesamt 8-mal bearbeitet