Christopher nickte knapp und ließ sich auf dem Boden nieder. Der Student setzte sich neben ihn und suchte seine elektronischen Unterlagen zusammen, während sein 'Opfer' abwartete.
„Mein Name ist Danny, das sollte ich Ihnen vielleicht vorher sagen. Ihren Namen brauche ich nicht, schließlich soll das ja eine anonyme Umfrage werden“, fuhr der junge Mann dann fort, nachdem er das kleines Notebook auf seine Knie gelegt hatte.
Christopher nickte wieder und wünschte sich, Danny würde bald anfangen. Wahrscheinlich war dies hier sowieso wieder nur Zeitverschwendung.
„Erst einmal ein paar allgemeine Fragen: Können Sie sich denn vorstellen eines Tages selbst durch die Zeit zu reisen?“
Danny beobachtete Christopher aufmerksam, der über diese Frage zu seinem eigenen Erstaunen lange nachdachte, bevor er antwortete: „Nun, eigentlich halte ich das für keine gute Idee. Die Zeit ist etwas, in das man sich nicht einmischen sollte. Trotzdem gibt es sicherlich Dinge, die das für einen Menschen persönlich rechtfertigen. Ich kann mir gut vorstellen, wie gern manch einer die Zeit zurück drehen würde. Auch für mich gäbe es einen Grund …“
Danny schrieb seine Antwort stichpunktartig auf, doch er stellte keine weitere Frage, sondern kaute nur ein wenig auf seiner Unterlippe herum. Stirnrunzelnd beobachtete Christopher das eine Weile, bevor er ihn anstupste.
„Haben Sie keine weiteren Fragen?“, wollte er wissen und der Student fing sich wieder.
„Doch, natürlich. Einen Moment.“
Er schaute noch einmal auf seinen Fragebogen.
„Was ist für Sie die größte Schwierigkeit – nicht Gefahr -, die Ihnen auf einer Zeitreise begegnen könnte?“, stellte er die nächste Frage und ergänzte, als er den verständnislosen Blick Christophers bemerkte: „Nun, die Eingewöhnung in die neue Zeit, die Umgewöhnung, eventuell die Angst, sich selbst zu treffen …“
„Nun, das ist schwierig …“, murmelte Christopher und Danny lächelte.
„Sie können sich mit der Antwort ruhig Zeit lassen, ich muss heute nirgendwo mehr hin.“
Christopher nickte und ließ sich die verschiedenen Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Eine Eingewöhnung in eine neue – oder besser eine alte – Zeit würde sicher nicht zu schwer werden, schließlich wusste man hier, in der Zukunft, über vergangene Jahrhunderte Bescheid und würde sicherlich vorbereitet werden. Das konnte sogar spannend werden …
Auch die Umgewöhnung fiel unter diesen Punkt, darum würde er sich keine Sorgen machen, wenn er jemals aufbrechen sollte. Sogar wenn er sich selbst begegnete, ging er davon aus, dass er sich nicht dagegen sperren würde. Schließlich wusste er ja, dass Zeitreisen möglich waren.
Es war etwas anderes, das ihm ein leichtes Unwohlsein vermittelte.
„Am meisten macht mir Sorgen, dass man vielleicht die Zukunft, aus der man gekommen ist, bei der Rückkehr nicht wieder erkennt, weil man sie durch Kleinigkeiten völlig verändert hat“, sagte er schließlich und sah Danny offen an.
Der lächelte breit und legte sein Notebook zur Seite.
„Das verstehe ich gut. Immerhin würde man diese Zeitreisenden ja für verrückt erklären, wenn sie auf ihrer Wahrheit bestehen würden.“
Sein Grinsen wurde noch breiter.
„Da gäbe es etwas für die Verschwörungstheoretiker. Ich habe letztens so jemanden getroffen, der behauptet hat, er wäre vor seiner Zeitreise der Präsident gewesen.“
Danny zuckte mit den Achseln, während er seinen Sachen nun wieder verstaute. Anscheinend wollte er wohl doch nicht so viel erzählen.
Christopher zog eine Augenbraue hoch.
„Solche Leute gibt es wirklich?“, fragte er nach und der Student nickte abwesend.
„Ja, im Park. Wenn Sie sich davon überzeugen wollen, können Sie den Mann ja besuchen, der muss dort noch sein. Aber davon würde ich Ihnen abraten, der Mann hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.“
Christopher nickte stumm und sah dem Studenten nach. Komische Geschichte ...
Zuletzt von June am Do 01 Jul 2010, 21:46 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet (Grund : Überarbeitung)