So, ich habe es doch noch geschafft, da ich aber überhaupt keine Ahnung habe, nach was für Beweisen, Indizien oder sonst was Christopher eigentlich sucht, ist es ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit geworden. Ich hoffe, das ist okay.
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Dieser Teil wurde aus dem Gesamtzusammenhang genommen
- Spoiler:
- Mrs. O’Conell war wie erstarrt sitzen geblieben. Musste Christopher ausgerechnet heute so ausrasten? Und wieso überhaupt? Sie hatte geglaubt, diese alljährlichen Feste für seinen Bruder würden ihm gefallen. Wieso hatte er nie gesagt, dass er sie in Wirklichkeit verabscheute?
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als ihr Blick auf den Geburtstagskuchen fiel. Sie dachte an ihren älteren Sohn zurück. Wie oft es ihm gelungen war, den Familienfrieden wiederherzustellen, wenn einer von ihnen einen schlechten Tag hatte. Besonders jener Tag war ihr in gutem Gedächtnis geblieben…
„Mama! Mama!“
Sie schreckte von ihrer Lektüre hoch. Das kleine E-Book sank auf ihren Schoß, als James ins Wohnzimmer gelaufen kam. Der 12-Jährige wirkte völlig außer sich, als er schließlich direkt vor ihr zum Stehen kam.
„Was ist denn passiert?“, fragte sie alarmiert und der Kleine antwortete: „Wir waren auf dem Dach und Chris ist abgestürzt. Ich habe ihm gesagt, dass er vorsichtig sein soll, aber er hat nicht gehört.“
Entsetzt fuhr sie hoch. „Vom Dach gefallen? Wie seid ihr denn da hoch gekommen?“
Mit schnellen Schritten lief sie los, immer hinter James her, der versuchte zu erklären, aber sich immer wieder verhaspelte. Anscheinend war da etwas gewesen, das sie eigentlich nicht hatten tun dürfen, und jetzt hatte es sie in Gefahr gebracht.
Mrs. O’Conell schaute grimmig drein.
“Habt ihr Papas Roboter benutzt?“, fragte sie scharf.
Völlig erschrocken, weil er doch ertappt worden war, nickte James kleinlaut. Seine Mutter holte tief Luft. Sie wusste genau, wie wütend ihr Mann sein würde. Dieser kleine Roboter, den sie benutzten, wenn die Sonnenanlage auf dem Dach gewartet werden musste, war für die Jungs absolut tabu.
Dann kam Christopher endlich in Sicht, er schien nicht bei Bewusstsein zu sein. Mrs. O’Conell blieb bei diesem Anblick beinahe das Herz stehen. Sie kniete sich neben ihren jüngeren Sohn und berührte ihn sacht.
„Lauf los und ruf einen Arzt“, befahl sie James ruhig. Es hatte keinen Sinn, jetzt in Panik auszubrechen.
James gehorchte.
Schon am Abend konnten sie wieder zu viert zusammen sitzen. Oder sie hätten es gekonnt, doch Mr. O’Conell war wütend. Zuerst hatte er James und Christopher eine lange Moralpredigt gehalten, doch dann hatte seine Frau ihn unterbrochen.
„Ich denke, dass sie es gelernt haben und jetzt wissen, dass sie auf dem Dach nichts zu suchen haben“, erklärte sie freundlich, aber bestimmt.
In diesem Moment war Mr. O’Conell der Kragen geplatzt und er hatte angefangen, wütend zu schimpfen. Seiner Meinung nach hätte sie besser aufpassen müssen. Wie konnte sie die Jungs nur aus den Augen lassen? Und überhaupt war es doch ihre Schuld, dass die beiden so oft Blödsinn machten.
Mit stoischer Gelassenheit hatten sie und ihre Söhne das Gewitter ertragen, bis das Familienoberhaupt sich beruhigt hatte. Diesen Moment hatte James zu einer einzigen Frage genutzt: „Und was wäre gewesen, wenn du Zuhause gewesen wärest?“
Sein Vater hatte ihn verblüfft angestarrt, dann hatte er sich seufzend neben den dreien auf das Sofa gesetzt.
„Vermutlich das Gleiche“, murmelte er und sowohl James als auch Christopher nickten, „Tut mir leid, Jungs. Tut mir leid, Schatz.“
„Schon okay.“
Sie strahlten einander an.
„Wenn James hier wäre, wüsste er, was zu tun ist“, meinte Mr. O’Conell und riss seine Frau aus ihren Gedanken.
Sie stand auf und räumte die Teller weg.
„Wenn er hier wäre, wäre das nicht passiert.“
Zuletzt von June am Di 11 Aug 2009, 19:31 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet