Pooly's Kunst und Schreibforum

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    Strafanzeige gegen Amazon

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    Strafanzeige gegen Amazon Empty Strafanzeige gegen Amazon

    Beitrag von Dawn Sa 01 Aug 2009, 14:05

    Das American Jewish Committee (AJC) hat in der vergangenen Woche gegen Amazon Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstattet. Bei Stichproben will das AJC Anfang Juli rund 50 Bücher im deutschen Amazon-Katalog gefunden haben, in denen gegen Juden gehetzt, der Nationalsozialismus verharmlost und der Holocaust geleugnet werde.

    »Wir dürfen nicht zulassen, dass durch die Ausbreitung des Online-Handels die Gesetze, die die Leugnung des Holocaust und die Hetze gegen Minderheiten in Deutschland unter Strafe stellen, ausgehöhlt werden«, so Deidre Berger, Direktorin des Berliner Büros des AJC. Unter den bei Amazon entdeckten einschlägigen Büchern sollen auch solche gewesen sein, die als jugendgefährdend indiziert sind. Amazon-Sprecherin Christine Höger teilt dem Börsenblatt dagegen mit: »Selbstverständlich bieten wir keine verbotenen oder indizierten Titel an.« Sobald Amazon die Liste der beanstandeten Titel vorliege, werde das Unternehmen sie anhand der Teilnahmebedingungen seiner Verkaufsplattform überprüfen. Generell gelte aber: »Amazon selbst kann und darf im Sinne des Rechts auf freie Meinungsäußerung keine willkürliche Zensur betreiben.«

    Die in diesem Zusammenhang von SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy geforderte freiwillige Selbstkontrolle (FSK) des Buchhandels hält Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang für problematisch: »Bei rund einer Million lieferbarer Bücher in deutscher Sprache ist eine inhaltliche Kontrolle durch den Buchhändler schon allein aufgrund der Masse unmöglich«. Davon abgesehen fehle es dem Handel aber gerade in Zweifelsfällen auch an Beurteilungskompetenz. Sprang sieht hier ebenfalls die Gefahr einer Zensur. Stattdessen bietet der Börsenverein die Einrichtung eines Frühreaktionssystems an, um in enger Zusammenarbeit mit der Justiz Bücher mit fragwürdigem Inhalt unmittelbar nach einer Gerichtsentscheidung aus dem deutschen Buchhandel entfernen zu können.

    Quelle: Börsenblatt online
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    Strafanzeige gegen Amazon Empty Re: Strafanzeige gegen Amazon

    Beitrag von Kelly So 02 Aug 2009, 00:00

    Also ich weiß ja nicht...

    Ich habe in letzter Zeit die Tendenz erlebt, dass jede noch so kleine Äußerung zum Beispiel gegen das Vorgehen Israels im Nahost-Konflikt als antisemitisch eingestuft wird. Das mag fast schon gemein klingen, aber mittlerweile hört sich das für mich teilweise schon fast so an, als wäre der Holocaust eine Entschuldigung für alles, was das jüdische Volk heute tut.

    Alles, was das Vorgehen der israelischen Regierung in Frage stellt, ist selbstverständlich antisemitisch. Das finde ich nicht in Ordnung, und da ich diese Tendenz bemerkt habe, fasse ich diese Meldung eher skeptisch auf.

    Man müsste natürlich genau bescheid wissen, um was für Bücher es sich handelt, denn gegen wirklich antisemitische Bücher habe auch ich etwas. So etwas darf es nicht geben und es sollte verboten werden. Nun stellt sich aber ein Problem: Legt man die Verantwortung aber in die Hände einer Person, so läuft diese Gefahr, diese Macht irgendwann auszunutzen und zu missbrauchen. Ich verstehe insofern auch die Angst vor willkürlicher Zensur.

    Und dann ist da noch die "unmögliche" Sache: Natürlich kann niemand alle Bücher kennen, die auf Amazon gehandelt werden. Das ist doch schlicht und einfach verständlich.

    Von daher verstehe ich die Position von Amazon schon, andererseits haben antisemitische Bücher auf dem Buchmarkt wirklich GAR NIX verloren. Aber das hätten rein theoretisch wohl mehrere...

    So sehe ich die ganze Geschichte. Es wird sich wohl noch herausstellen, was daraus wird, um welche Bücher es sich handelt usw.

    LG
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    Strafanzeige gegen Amazon Empty Re: Strafanzeige gegen Amazon

    Beitrag von moriazwo Di 15 Sep 2009, 16:26

    Eine schwierige Sache. Amazon ist eine reine Verkaufsplattform mit Schnittstellen zu allen möglichen Anbietern, die ihre Waren dort anmelden können. Das Anbieten einer Ware wie Bücher ist mehr ein "Buchungsvorgang", als eine echte Bewertung und Aufnahme eines Artikels in die Produktpalette. Ich gehe davon aus, dass Amazon den größten Teil der Bücher in ihrem Angebot überhaupt nicht kennt - auch nicht kennen KANN. Speziell die über BoD-Verlage angebotenen Werke sind in der Regel so unbekannt, dass man es von niemandem verlangen kann, im Einzelfall zu prüfen, ob sie für einen Vertrieb über das Amazon-Netz geeignet sind.
    Anders sieht es aus, wenn jemand dieses Buch gelesen hat und dessen Inhalt reklamiert. Dann ist der Anbieter gefragt und sollte reagieren.
    Aber, wie schon Kelly geschrieben hat, muss hier genau differenziert werden, ob es sich im Einzelfall tatsächlich um volksverhetzende, diffamierende oder pornographische Literatur handelt, oder ob gewisse Interessengruppen ihr aus ureigenem Interesse einen solchen Anstrich geben wollen. Speziell in Deutschland beobachte ich die Tendenz, dass man nur laut genug Schlagworte, wie Rassismus, Antisemitismus und Fremdenhass schreien muss, um zu erreichen, dass öffentliche Stellen gleich in der Defensive sind. Das kann nicht sein, wenn spezielle Gruppen, die sich dann gern als Betroffene hinstellen, diese Begriffe wie eine Fahne vor sich hertragen.
    Andererseits haben Bücher, die auch heute noch den Holocaust leugnen, "arische" Grundsätze wieder ins Licht heben wollen oder überhaupt die Grundsätze des Grundgesetzes unterlaufen wollen, nicht in den Handel.
    Es ist schwierig, hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Dazu ist der gesamte Markt einfach zu komplex geworden.

    Gruß
    Michael

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