Als großer Fan des Schriftstellers Andreas Eschbach habe ich mir inzwischen auch einige seiner älteren Werke besorgt. Älter bedeutet in diesem Zusammenhang, das der Roman, den ich hier vorstellen möchte, bereits 1996 veröffentlicht wurde. Vor diesem Hintergrund erscheint möglichweise das Jahr 2015, in dem die Geschichte spielt, nicht mehr ganz so unmöglich.
Andreas Eschbach
Solarstation
Zum Autor:
Er wurde 1959 in Ulm geboren und studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik. Dieses Studium schloss er jedoch nicht ab, sondern arbeitete anschließend als Softwareentwickler und Unternehmer, bis er seine Vorliebe für das Schreiben entdeckte. Von 1995 bis heute veröffentlichte er eine Reihe von Romanen. Sein erster Bestseller "Das Jesus-Video" erschien 1997 und wurde vom TV-Sender Pro 7 als Zweiteiler verfilmt. Sein aktueller Roman "Herr aller Dinge" ist derzeit als Buch und Hörbuch im Handel. Eschbach zählt zu den derzeit bedeutendsten europäischen Science-Fiction-Autoren.
Inhalt:
Die Welt hat sich im Jahre 2015 sehr verändert. Erdöl wird immer knapper und die Situation für die Erdöl exportierenden Länder zunehmend schwieriger. Im gesamten arabischen Raum tobt ein Krieg, der von einer neuen, fundamentalistischen Islam-Bewegung getragen wird und in einen furchtbaren Bruderkrieg gipfelt, der zum Teil auch die südeuropäischen Länder mit einbezieht. Europa und Amerika sind als Wirtschaftsräume am Ende und nahezu bedeutungslos. Der neue Stern am Wirtschaftshimmel ist Japan, dass sich bereits frühzeitig um die Entwicklung von Technologien bemüht hat, die unerschöpflichen Energievorräte der Sonne zu Nutze zu machen und auf die Erde zu bringen. So ist es der pazifische Raum, der auf der Welt den Ton angibt, weil auf - unter japanischer Verwaltung stehendem - Hawaii die große Empfangseinrichtung errichtet wurde, wo die Energieübertragungen der Solarstation "Nippon" empfangen werden können.
"Nippon" ist eine wahrhaft gigantische Konstruktion, die aus einer langen Achse besteht, die von einem schneeweißen, zwei Kilometer durchmessenden "Kragen" aus Solarzellen-Folie umgeben ist, über die ständig Sonnenlicht aufgenommen und in Energie umgewandelt wird. Sobald die Station über Hawaii erscheint, wird die Energie als Mikrowellenstrahlung ins Zielgebiet gesendet, wo sie weiterverarbeitet werden kann.
Diese Technik wird eines Tages unzuverlässig und man muss wiederholt die Energieübertragungen abbrechen, weil Vibrationen ein exaktes Zielen verhindern. Der japanische Kommandant der "Nippon" vermutet Sabotage, kann es jedoch nicht beweisen. Leonard Carr, ein Ex-US-Pilot, der noch als Mitglied der Air-Force an den Golfkriegen teilgenommen hatte, ist froh, nach dem Zusammenbruch der US-Wirtschaft eine Anstellung als Hausmeister auf der "Nippon" bekommen zu haben. Seine Ehe mit einer arabischen Frau, die er nach dem Krieg geheiratet hatte, ist inzwischen zerbrochen und sie lebt zusammen mit ihrem Sohn in der Stadt Mekka in Saudi-Arabien. Seit es ein striktes Einreiseverbot für US-Bürger gab, konnte er auch seinen Sohn nicht mehr besuchen. Lediglich sporadische elektronische Briefe oder Faxe waren sein einziger Kontakt zu ihm. Also hielt ihn nichts mehr auf der Erde und die japanische Firma zahlte gut. Ein gutes Verhältnis zu den übrigen Mannschaftsmitgliedern konnte er nicht aufbauen, da rassistische Vorurteile dies verhinderten. Carr war immerhin ein "Weißer". Selbst eine Affäre mit der jungen Astronomin Yoshiko, die hin und wieder mit ihm schläft, bedeutet nicht, dass er als echtes Besatzungsmitglied anerkannt wird - nicht einmal von Yoshiko selbst. Nur der Kommandant hatte nahezu uneingeschränktes Vertrauen zu ihm und weihte ihn in seinen Verdacht ein, dass die Station sabotiert werde. Als Hausmeister könnte er sich schließlich in allen Sektoren unauffällig bewegen und er solle die Augen offenhalten. Widerwillig ließ Carr sich einspannen, die anderen auszuspionieren, doch wirkliche Anhaltspunkte fand er nicht.
Alles ändert sich, als erst das angekündigte Versorgungs-Shuttle wegen eines Defekts nicht starten kann und außerdem einer der Techniker eines Morgens nicht zum Dienst erscheint. Schließlich findet man ihn erschossen in seiner Kabine. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden und wird isoliert. Den Rest sollen Polizeikräfte erledigen, sobald das Shuttle wieder starten kann. Als man die Bodenstation verständigen will, stellt sich heraus, dass die Funkanlagen tot sind. Man kann lediglich noch Funksprüche empfangen, nicht aber senden. Jetzt ist die Sabotage endgültig offensichtlich. Hat man nun geglaubt, mehr könne nicht geschehen, sahen sich die Männer und Frauen nun einer weiteren Gefahr gegenüber: Nach vielen Jahren hat die europäische Raumfahrtorganisation ESA noch einmal alle finanziellen Mittel mobilisiert, um einen neuen Satelliten vom Weltraumbahnhof in Courou ins All zu schießen. Dieses Projekt schlug fehl und die Trägerrakete brachte nicht die benötigte Schubleistung, wodurch die letzte Stufe der Rakete direkt auf die "Nippon" zu trieb. Ständig empfingen sie die Funkwarnung der ESA, doch konnten nichts unternehmen.
Wer das Buch selbst noch lesen möchte, sollte hier nicht weiterlesen.
Fazit:
Ein absolut spannendes Buch, das ich kaum noch aus der Hand legen konnte. Man spürt beim Lesen ständig, dass Eschbach weiß, wovon er schreibt. Er hat sein Wissen aus seinem frühen Studium so einfließen lassen, dass man fast das Gefühl hatte, selbst an Bord dieser fiktiven Raumstation zu leben. Die Vorstellung, wie das Leben an Bord abläuft, war allein durch die vielen Beschreibungen völlig alltäglicher Abläufe so plastisch, dass man fast kein Kopfkino benötigte, um beinahe ein Crewmitglied zu sein. Trotzdem war dieses Buch nicht einfach ein Science-Fiction-Roman, sondern ein waschechter Thriller. Bücher, in solchem Stil erzählt, könnte ich haufenweise lesen. Absolut empfehlenswert.
LG Michael
Andreas Eschbach
Solarstation
Bastei-Lübbe, Taschenbuch 304 Seiten ISBN 978-3404242597 Preis ca. 8,-- € |
Zum Autor:
Er wurde 1959 in Ulm geboren und studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik. Dieses Studium schloss er jedoch nicht ab, sondern arbeitete anschließend als Softwareentwickler und Unternehmer, bis er seine Vorliebe für das Schreiben entdeckte. Von 1995 bis heute veröffentlichte er eine Reihe von Romanen. Sein erster Bestseller "Das Jesus-Video" erschien 1997 und wurde vom TV-Sender Pro 7 als Zweiteiler verfilmt. Sein aktueller Roman "Herr aller Dinge" ist derzeit als Buch und Hörbuch im Handel. Eschbach zählt zu den derzeit bedeutendsten europäischen Science-Fiction-Autoren.
Inhalt:
Die Welt hat sich im Jahre 2015 sehr verändert. Erdöl wird immer knapper und die Situation für die Erdöl exportierenden Länder zunehmend schwieriger. Im gesamten arabischen Raum tobt ein Krieg, der von einer neuen, fundamentalistischen Islam-Bewegung getragen wird und in einen furchtbaren Bruderkrieg gipfelt, der zum Teil auch die südeuropäischen Länder mit einbezieht. Europa und Amerika sind als Wirtschaftsräume am Ende und nahezu bedeutungslos. Der neue Stern am Wirtschaftshimmel ist Japan, dass sich bereits frühzeitig um die Entwicklung von Technologien bemüht hat, die unerschöpflichen Energievorräte der Sonne zu Nutze zu machen und auf die Erde zu bringen. So ist es der pazifische Raum, der auf der Welt den Ton angibt, weil auf - unter japanischer Verwaltung stehendem - Hawaii die große Empfangseinrichtung errichtet wurde, wo die Energieübertragungen der Solarstation "Nippon" empfangen werden können.
"Nippon" ist eine wahrhaft gigantische Konstruktion, die aus einer langen Achse besteht, die von einem schneeweißen, zwei Kilometer durchmessenden "Kragen" aus Solarzellen-Folie umgeben ist, über die ständig Sonnenlicht aufgenommen und in Energie umgewandelt wird. Sobald die Station über Hawaii erscheint, wird die Energie als Mikrowellenstrahlung ins Zielgebiet gesendet, wo sie weiterverarbeitet werden kann.
Diese Technik wird eines Tages unzuverlässig und man muss wiederholt die Energieübertragungen abbrechen, weil Vibrationen ein exaktes Zielen verhindern. Der japanische Kommandant der "Nippon" vermutet Sabotage, kann es jedoch nicht beweisen. Leonard Carr, ein Ex-US-Pilot, der noch als Mitglied der Air-Force an den Golfkriegen teilgenommen hatte, ist froh, nach dem Zusammenbruch der US-Wirtschaft eine Anstellung als Hausmeister auf der "Nippon" bekommen zu haben. Seine Ehe mit einer arabischen Frau, die er nach dem Krieg geheiratet hatte, ist inzwischen zerbrochen und sie lebt zusammen mit ihrem Sohn in der Stadt Mekka in Saudi-Arabien. Seit es ein striktes Einreiseverbot für US-Bürger gab, konnte er auch seinen Sohn nicht mehr besuchen. Lediglich sporadische elektronische Briefe oder Faxe waren sein einziger Kontakt zu ihm. Also hielt ihn nichts mehr auf der Erde und die japanische Firma zahlte gut. Ein gutes Verhältnis zu den übrigen Mannschaftsmitgliedern konnte er nicht aufbauen, da rassistische Vorurteile dies verhinderten. Carr war immerhin ein "Weißer". Selbst eine Affäre mit der jungen Astronomin Yoshiko, die hin und wieder mit ihm schläft, bedeutet nicht, dass er als echtes Besatzungsmitglied anerkannt wird - nicht einmal von Yoshiko selbst. Nur der Kommandant hatte nahezu uneingeschränktes Vertrauen zu ihm und weihte ihn in seinen Verdacht ein, dass die Station sabotiert werde. Als Hausmeister könnte er sich schließlich in allen Sektoren unauffällig bewegen und er solle die Augen offenhalten. Widerwillig ließ Carr sich einspannen, die anderen auszuspionieren, doch wirkliche Anhaltspunkte fand er nicht.
Alles ändert sich, als erst das angekündigte Versorgungs-Shuttle wegen eines Defekts nicht starten kann und außerdem einer der Techniker eines Morgens nicht zum Dienst erscheint. Schließlich findet man ihn erschossen in seiner Kabine. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden und wird isoliert. Den Rest sollen Polizeikräfte erledigen, sobald das Shuttle wieder starten kann. Als man die Bodenstation verständigen will, stellt sich heraus, dass die Funkanlagen tot sind. Man kann lediglich noch Funksprüche empfangen, nicht aber senden. Jetzt ist die Sabotage endgültig offensichtlich. Hat man nun geglaubt, mehr könne nicht geschehen, sahen sich die Männer und Frauen nun einer weiteren Gefahr gegenüber: Nach vielen Jahren hat die europäische Raumfahrtorganisation ESA noch einmal alle finanziellen Mittel mobilisiert, um einen neuen Satelliten vom Weltraumbahnhof in Courou ins All zu schießen. Dieses Projekt schlug fehl und die Trägerrakete brachte nicht die benötigte Schubleistung, wodurch die letzte Stufe der Rakete direkt auf die "Nippon" zu trieb. Ständig empfingen sie die Funkwarnung der ESA, doch konnten nichts unternehmen.
Wer das Buch selbst noch lesen möchte, sollte hier nicht weiterlesen.
- Der weitere Inhalt:
In einem verzweifelten Versuch, mit Hilfe einer ferngesteuerten Reparaturplattform den Kurs des irregeleiteten Satelliten noch zu verändern, stellen sie fest, dass dieser offenbar gezielt gesteuert wird und sich den Versuchen widersetzt, ihn abzulenken. Schließlich bremst der Satellit und dockt an der "Nippon" an. Als fast alle sich noch darüber wundern, begann der Techniker Sakai zu handeln und bedrohte alle mit einer Waffe. Aus der dritten Raketenstufe, die sie alle für einen Trägerkopf des Satelliten gehalten hatten, stieg ein fanatischer Araber, sowie zwei schwer bewaffnete Söldner. Sie übernahmen die Station und teilten der Besatzung mit, dass sie sich als Geiseln zu betrachten hätten. Man würde ein gigantisches Lösegeld von der Betreiberfirma fordern und später mit dem Shuttle, das in Kürze erwartet würde, wieder zur Erde zurückfliegen. Der Kommandant und Carr konnten das nicht wirklich glauben, da die Piraten begannen, technische Anlagen zu installieren, wobei Sakai offenbar das Wissen beisteuerte, wo und wie sie zu integrieren waren.
Khalid, der Chef der Piratengruppe, holte von Zeit zu Zeit ein Besatzungsmitglied, um es zu verhören. Als Carr an der Reihe war, hielt ihm Khalid einen Brief unter die Nase, die von der Erde empfangen worden war. Es handelte sich um einen Brief seines Sohnes, der noch immer mit seiner Mutter in der belagerten Stadt Mekka lebte, die im Grunde vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten war. Khalid wollte wissen, wieso sein Sohn aus einer isolierten Stadt Nachrichten senden konnte. Carr erklärte ihm, dass es so etwas wie Satelliten-Telefone gibt. Mehr könne er dazu nicht sagen.
Carr begreift, dass es die Tatsache ist, dass es sich ausgerechnet um Mekka handelt, die Khalid so erregte. Im weitern Verlauf wird deutlich, dass man die "Nippon" als Waffe einsetzen wollte. Würde man die Energieübertragung durch Mikrowellen auf ein Ziel richten, das nicht als Empfangsgebiet vorbereitet war, würde jegliches Leben in seinem Wirkungsbereich innerhalb von Sekunden sterben. Khalid gehörte der Gruppe des so genannten "neuen Propheten" der Islam-Bewegung an, die Mekka belagerten. Dieser hatte ein Wunder angekündigt, das die sündigen Bewohner Mekkas vom Antlitz der Erde tilgen würde. Also hatte man vor, beim nächsten Durchgang, wenn Mekka in die Reichweite des Projektors der "Nippon" kam, die Stadt zu bestrahlen, wodurch auch seine Ex-Frau und sein Sohn sterben würden.
Die Besatzung wurde zunächst in einem leeren Raum der Station eingesperrt, wobei man die Männer und Frauen getrennt voneinander unterbrachte. Der Kommandant simulierte einen Herzanfall und man forderte die Ärztin aus dem anderen Gefangenenbereich an. Sinn der Aktion war, dass die Ärztin in ihr Labor musste, um wichtige Medikamente zu holen. Dabei sollte sie eine Gaspatrone besorgen, die mit Schlafgas gefüllt war, das man eigentlich für Tierexperimente nutzen wollte, wenn Tiere entkommen waren. Alles schien zu funktionieren, bis plötzlich die bis dahin abgeschalteten Monitore einschalteten und die Ärztin zu sehen war, die von einem der Söldner mit der Waffe bedroht wurde. Der Chef der Piraten zeigte sich enttäuscht darüber, dass man seinen bisherigen Drohungen keinen Glauben geschenkt habe und kündigte an, ein Exempel zu statuieren. Vor den Augen der Mannschaft wurde die Ärztin regelrecht hingerichtet. Anschließend steckte man die ganze Gruppe in das Modul, mit dem die Piraten angekommen waren und dockte es ab. Lediglich ein Stahltau hielt das Modul noch an der Station fest. Nun schienen die Möglichkeiten, etwas gegen die Piraten zu unternehmen, erschöpft zu sein, denn, um in die Station zu gelangen, hätte man ohne Raumanzug das Vakuum überwinden müssen. Bei der Durchsuchung des Raumfahrzeugs wundern sie sich darüber, dass man vier Sitze eingebaut hatte, obwohl es nur drei Piraten gab. Man findet schließlich einen großen Sack mit einer Leiche darin, bei der es sich um einen Japaner - den geistigen Vater der Raumstation - handelte, der offenbar den Start der Rakete nicht überlebt hatte. Er trug noch immer seinen Raumanzug und sogar sein Helm befand sich in dem Sack. Carr, den der Gedanke daran, dass sein Sohn von Khalid umgebracht würde, fast wahnsinnig macht, beginnt sich daran zu erinnern, dass er einmal Soldat gewesen war und diesen Söldnern eigentlich gewachsen sein müsste, wenn die äußeren Bedingungen stimmten. Er stellt fest, dass ihm der Raumanzug des Toten passen könnte und zieht ihn selbst an. Er schleuste sich aus und machte sich auf den Weg zu einer Lastenschleuse, won der er wusste, dass ihre Benutzung keinen Alarm auslösen würde. Er vertraute darauf, dass die Piraten genug zu tun haben würden, den Energiesender auf ihr Ziel auszurichten. Seine Rechnung ging auf und er gelangte unbemerkt an Bord. Sein Problem war nun, dass er unbewaffnet war. Dafür kannte er sich in der Station bestens aus, was auf die Piraten nicht zutraf. Durch eine Unachtsamkeit wird er entdeckt, kann jedoch in die Kabine eines Besatzungsmitgliedes fliehen, die einem koreanischen Metallurgen gehörte, der ihm Tage zuvor ein Schwert gezeigt hatte, das er unter Bedingungen der Schwerelosigkeit angefertigt hatte. Er hatte ihm dazu erklärt, dass sich um eine monomolekulare Klinge handle, die man nur in Schwerelosigkeit fertigen könne. Carr suchte diese Waffe, fand sie und versteckte sich oberhalb des Eingangsschotts. Der Söldner, der ihn gesehen hatte, war noch nicht an die Bedingungen der Schwerelosigkeit gewöhnt und dachte noch in irdischen Maßstäben. Also sicherte er mit seiner Waffe nach links und rechts, dachte aber nicht daran, dass der Ort eines Verstecks an Bord der "Nippon" keine Rolle spielte. So hieb Carr mit dem Schwert von oben so auf seinen Gegner hinab, dass er dessen Funkgerät treffen konnte, das wie ein dicker Wulst im Nacken seines Raumanzuges saß, den er noch immer trug. Carr stellte erst während seines Schlages fest, was eine monomolekulare Klinge bedeutete, als sie das Funkgerät, den Hals und ein Stück eines Tisches durchtrennte. Er hatte seinen Gegner regelrecht enthauptet.
Bevor Carr sein Ziel, die Piraten zu stoppen, erreichen konnte, läuft er Khalid in die Arme, der nicht zögert, sofort auf ihn zu schießen und an der Schulter zu verletzen. Auch die Außenhülle wird beschädigt und Alarm wird ausgelöst. Carr, der die Waffe des Söldners an sich genommen hatte, feuert auf Khalid, der zu entkommen versucht. Ein Schuss aus größerer Distanz schien ihn getroffen zu haben, denn sein Raumanzug bewegte sich plötzlich nicht mehr. Carr griff zu einem Schraubenzieher und öffnete einen Wartungsschacht, in dem alle Leitungen verliefen, die die Zentrale mit Strom versorgten. Er legte alle lahm, auch die Stromleitungen für die Sicherheitsschotts der Zentrale. Somit waren die beiden verbleibenden Piraten gefangen und konnten auch den Energiestrahl nicht mehr auslösen. Er befreite die übrigen Besatzungsmitglieder aus dem Modul. Dabei fällt auf, dass der Raumanzug Khalids leer war. Von ihm war keine Spur zu sehen. Der Kommandant äußerte die Befürchtung, dass er in einem anderen Raumanzug versuchen könne, den Energiestrahl über eine manuelle Konsole außen am Projektor auszulösen. Carr - obwohl verletzt - schleuste sich daraufhin aus und machte sich auf den Weg, Khalid zu verfolgen. Es kam zu einem heftigen Kampf, in dessen Verlauf Carr noch weiter verletzt wurde und sein Anzug ein kleines Leck abbekommen hatte. Trotzdem gelang es ihm irgendwann noch, seinen Gegner mit beiden Beinen von sich zu stoßen, wodurch er seinen Kontakt zur Station verlor und ganz langsam davontrieb. Carr wurde von anderen Besatzungsmitgliedern gerettet und versorgt. Bei der Eroberung der Zentrale wurde der zweite Söldner getötet und Sakai festgenommen. Er beging hinterher Selbstmord und schleuste ohne Raumanzug aus. Khalid, der noch lebte und sich immer weiter von der Station entfernte, forderte, wieder an Bord geholt zu werden, doch Carr erklärte ihm, dass das nicht möglich war, weil Khalid selbst und seine Leute alles zerstört hätten, was ihm jetzt noch helfen könnte. Er empfahl ihm, seine verbleibenden fünf Stunden bis zum Ende seines Luftvorrats zu nutzen, über sein Tun nachzudenken.
Das Shuttle, das dann doch noch eintrifft, bringt Polizei, frisches Personal und Waren, und nimmt die Übrigen mit zur Erde, wo sie alle sich etlichen Verhören unterziehen müssen.
Carr kündigt bei der japanischen Firma und beschließt, einen Job bei einer US-Firma in Seattle anzunehmen, die noch einmal Anstrengungen unternehmen will, ins Weltraumgeschäft einzusteigen. Er nimmt Abschied von Japan und steht am Strand und blickt aufs Meer, als er eine Person kommen sieht, die sich beim Näherkommen als Yoshiko herausstellt, die gehofft hatte, ihn noch einmal zu sehen. Carr hatte ihr von diesem Ort am Strand erzählt und gesagt, dass er immer dorthin gehe, wenn er wichtige Entscheidungen zu treffen habe und den Kopf frei haben muss. Yoshiko eröffnete ihm, dass auch sie Japan verlassen würde. Sie habe ein Angebot eines amerikanischen Observatoriums in Tacoma angenommen. Carr fragte sie verblüfft, ob sie etwas das Tacoma südlich von Seattle meine und sie bestätigt das. Zum ersten Mal, seit sie sich kennen, wird deutlich, dass sie es ist, die ihm folgen will, sagt aber auf seine diesbezügliche Frage nur lächelnd, dass sie es immerhin noch nie bei Schwerkraft getan hätten.
Fazit:
Ein absolut spannendes Buch, das ich kaum noch aus der Hand legen konnte. Man spürt beim Lesen ständig, dass Eschbach weiß, wovon er schreibt. Er hat sein Wissen aus seinem frühen Studium so einfließen lassen, dass man fast das Gefühl hatte, selbst an Bord dieser fiktiven Raumstation zu leben. Die Vorstellung, wie das Leben an Bord abläuft, war allein durch die vielen Beschreibungen völlig alltäglicher Abläufe so plastisch, dass man fast kein Kopfkino benötigte, um beinahe ein Crewmitglied zu sein. Trotzdem war dieses Buch nicht einfach ein Science-Fiction-Roman, sondern ein waschechter Thriller. Bücher, in solchem Stil erzählt, könnte ich haufenweise lesen. Absolut empfehlenswert.
LG Michael