• Zum Inhalt •
Man sollte keinen mit Drogen vollgepumpten Festivalbesucher auszullen. Das stellt Vampirin Tabea fest, als sie nach diesem zweifelhaften Genuss in der Pathologie von Oberfrankenburg aufwacht - dem dank einer makabren Realitysoap bekanntesten Ort des recht langweiligen Städtchens. Das erste, was sie beim Aufwachen sieht, ist der blonde Schönling, der neugierig an ihr herumschnüffelt. Geblendet vom Äußeren beißt sie herzhaft hinein - und fühlt sich, als hätte sie Batteriesäure in den Mund bekommen. Den der Adonis im weißen Kleid ist Schutzengel Alvaro, der in der Pathologie seinen Schützling Lennart, den künftigen Propheten wiedererwecken will, der durch einen Querschläger seiner Bestimmung nicht nachkommen kann.
Dummerweise hat der Vampirbiss für den Diener des Herrn (der ein Faible für Tischlersöhne hat) weitreichende Folgen: er verliert seine Engelskräfte und wird zu einem normalen Menschen. Fortan muss er also lernen, mit seiner neuen Menschlich(und Männlich-)keit auszukommen. Und da das Blitzlicht einer Kamera Tabes Vampironkel den garaus gemacht hat, bleibt sie wohl oder übel vorerst bei Alvaro, weil der frischgebackene Mensch und Sozialschmarotzer allein so gar nicht klarkommt - wie auch, wenn man nichtmal weiß, was Stuhlgang ist und sich über den Schmerz im Unterleib wundert.
Und als die beiden sich so langsam aber sicher aneinander gewöhnen, sehen sie sich plötzlich ganz neuen Problemen gegenüber: Der Teufel höchstpersönlich lädt zur Apokalypse ein.
• Meine Meinung •
Dieses Buch ist einfach herrlich erfrischend. Rebecca Hohlbein, die Tochter von Wolfgang&Heike Hohlbein, schreibt flott und lässt zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Ihr Stil ist sehr angenehm zu lesen und steckt voller kreativer Wortschöpfungen - wer errät, was ein "Multiplikationsinventar" ist?Das Buch ist rotzfrech und pure Blasphemie. Propheten, die sich mit vergessenen Neandertalergöttern rumärgern müssen, Engel, die sich darüber beschweren, dass der Herr in der höchsten himmlischen Etage nur noch mit sich selbst beschäftigt ist oder die Tatsache, dass der neue Prophet wegen Tischlermangels nicht von einem solchen, sondern von einem Möbelhausmitarbeiter abstammt - all das und noch mehr macht "Himmelwärts" zu einem Sammelsurium an Kuriositäten, das den leser mehr als einmal Tränen lachen lässt. Oder ein Ex-Engel, der über Sparwitze lacht, grottendämliche Halbmongolen und die Reinkarnation einer Schildkröte. Ich könnte noch ewig so weitermachen.
Es werden sehr viele Personen eingeführt, über die man allerdings dank eines wunderbar aufgeteilten Registers problemlos den Übrblick behält (Es gibt vier Kategorien: "Hauptfiguren", "Nebenfiguren", "neben den Nebenfiguren" und "die, die man sich wirklich nicht merken muss")
Die Autorin schafft es, ihre Charaktere so zu charakterisieren, dass man an fast jedem noch eine sympathische Seite entdeckt - wie einem russischen Schwerverbrecher, der mit einem Mal sein Gewissen zu spüren bekommt.
Nach Twilight bin ich jedem Buch gegenüber, in dem Vampire eine tragende Rolle spielen, sehr skeptisch. Aber hier werden zumindest noch die alten Vampire vom leichtesten Lichtstrahl zu einem Häufchen Asche verkohlt, und sie glitzern nicht.
Alles in allem wirklich nur zu empfehlen für Leser von Urban/Dark Fantasy, die einen guten Schuss Blasphemie und jede Menge makabren Humor abkönnen.