Inlet
Wir schreiben das turbulente Jahrzehnt vor dem Spanischen Bürgerkrieg, als alles aus den Fugen gerät. Die Bevölkerung explodiert, die Stadt expandiert, Gaudi erschafft seine Kathedrale, Banden kontrollieren ganze Stadtviertel und die Anarchisten zünden ihre Bomben. Der junge David Martin fristet sein Leben als Autor von mysteriösen Kriminalromanen und Detektivgeschichten. Als ernsthafter Schritsteller verkannt, von einer tödlichen Krankheit bedroht und um die Liebe seines Lebens betrogen, scheinen seine großen Erwartungen sich in nichts aufzulösen. Doch einer glaubt an sein Talent: Der mysteriöse Verleger Andreas Corelli macht ihm ein Angebot, das Verheißung und Versuchung zugleich ist. David kann nicht widerstehen und ahnt nicht, in wessen Bann er gerät.
Mit unwiderstehlicher erzählerischer Kraft lockt uns Carlos Ruiz Zafón wieder auf den Friedhof der Vergessenen Bücher: mitten hinein in einen Kosmos voller Spannung und Phantastik, Freundschaft und Liebe, Schrecken und Intrige.
Zum Inhalt
David Martin wird früh zur Halbweise und obschon er noch eine Mutter hat, lebt er wie eine Vollwaise. Sein Vater, der das Lesen nie gelernt hat, kann nicht verstehen, dass sein Sohn von geschriebenen Worten fasziniert ist. Er ist eifersüchtig auf die Gabe lesen zu können und eifersüchtig darauf, dass sein Sohn überhaupt ein Auge für das Literarische hat, gebildeter ist als er. Mit aller Macht versucht er ihm Bücher zu entreißen und schon früh knüpft der junge David deshalb Freundschaft mit der Buchhandlung seines Vertrauens. Als sein Vater entgleist, weil David wieder einmal teuren Strom vergeudet hat, nur um zu lesen, zieht sich der Vater voller Reue zurück und wird kurz darauf ermordet.
David zieht sich an den einzigen Ort zurück an den er sich erinnern kann und der ihm vertraut ist, eine Redaktion. Dort findet er nicht nur Unterschlupf, sondern auch einen treuen Freund, der ihm mit Rat und Tat und Geld zur Seite steht, ihm einen Job als Journalist verschafft und sogar die Möglichkeit selber zu schreiben. David verfasst unter den Augen des Redaktionsbosses phantastische, kriminelle Schauergeschichten. Ihm ist es egal, was er schreibt, Hauptsache er darf überhaupt schreiben. Seine monatlich erscheinenden Romanheftchen finden guten Absatz und ein Verlag wird auf ihn aufmerksam und lockt ihn mit einem dubiosen Geschäft und Geld. David schreibt also weiter, nur diesmal gezwungener Maßen unter Pseudonym.
Jahre ziehen ins Land und er ist verdammt dazu Schauermärchen zu schreiben, unerkannt zu bleiben und weiß, dass er niemals unter seinem realen Namen ein wirklich literarisches Werk verfassen wird können. Er gerät in einen Strudel aus Verzweiflung, Ängsten und wird zudem sterbenskrank...
...und genau da wendet sich alles in seinem Leben. Er lernt eine Unmenge an Menschen kennen. Viele mögen ihn, andere Lieben ihn, einige bieten ihm Freundschaft an - doch nie weiß er wirklich, wer ihm wohl gesonnen ist. Intrigen, Lügen, Geld, Macht, Habgier, Literatur und das Schreiben wechseln sich ab. Bis sich zum Schluss alles zuspitzt und der Roman eine Wendung bekommt, die von der ersten äußerst literarischen Hälfte wechselt zu einem ausgefeilten Kriminalroman in dessen Mitte ein Schriftsteller um sein Leben als Mensch und Autor kämpft, mit allem, was dazu gehört...
Meine Meinung
Das Buch ist in drei Akte aufgeteilt. Die erste Hälfte ist äußerst literarisch, lässt den Leser in die Welt eines Schriftstellers blicken mit seinen Höhen und Tiefen, in die Verlagswelt und die Schwierigkeit die jeder von uns kennt, wenn man nur vor den Kopf gucken kann und wer es wirklich gut meint. Im zweiten Teil dann geht es weniger um die Karriere Davids, sondern um die Katastrophen die sich aus dieser ergeben haben.
Zafón schreibt Metaphern und Vergleiche, die man noch nie gehört hat, die so lebendig sind und alle Sinne ansprechen, dass sie einen überwältigen und umhauen. Man kann sie sich auf der Zunge zergehen lassen. Er schreibt eine klare Sprache, angepasst an die Zeit um 1900. Poetisch, rein, kraftvoll und doch wieder lieblich. Das Barcelona lebt, wie das Istanbul bei Pamuk. Es pulsiert des Nachts und dämmert bei Tage.
Zu keiner Zeit werden Schriftsteller angegriffen, aber Zafón gibt durch David ganz klar seine Meinung zur Literatur ab, die da lautet, dass es zu viel Kitsch und Klischee gibt, in der sowieso schon Zitat: "schweinischen" Welt. Zafón setzt sich mit der Literatur auseinander, philosophiert, hebt moralisch den Zeigefinger, übt Kritik, liebt und lobt sie und zeigt ebenso Schwachstellen auf. Aber er wirft auch ein Auge auf dubiose Verlagsgeschäfte- und Machenschaften. Für mich räumt er auf mit so einigen aktuellen Dingen aus der Literaturszene- durch die Blume, die da heißt David und durch die Zafón sprechen kann.
Er hat es geschafft dutzende Personen ins Spiel zu bringen und deren Wege kreuzen zu lassen, Parallelen zu finden und lose Fäden zu verknüpfen. Dabei begegnen dem Leser auch wohl bekannte Personen und man freut sich ungemein. Jede Figur ist einzigartig und charakteristisch. Der gesamte Roman ist atmosphärisch-dicht und ohne eine einzige Länge. Logisch aufgebaut und stets die Fäden verbindent und später auflösend, hat Zafón dieses Meisterwerk geschaffen.
Das Ende ist unglaublich und ich wäre niemals darauf gekommen. Es gab ein paar Momente beim Lesen, wo ich nicht sofort hintergestiegen. Aber dazu werde ich das Buch noch einmal lesen müssen, mit weniger Druck jeden Buchstaben verschlingen müssen und mit mehr Geduld fürs Detail. Ich konnte in die tiefen Abgründe vieler menschlicher Seelen blicken. Oft habe ich meine eigenen Gedanken wiedergefunden und wieder oft haben mich abscheuliche der anderen angewidert. Zafón bietet eine Palette an Menschen, die aus einem Gruselkabinett ebenso stammen können wie aus königlichem Hause.
Ich habe die Rezension absichtlich nicht euphorisch gestaltet und auch nicht zu viel vom Inhalt wiedergegeben. Ich will nichts verraten und auch niemanden beeinflussen. Ich hatte nach dem Lesen im November 08 überlegt, ob ich noch eine Nacht drüber schlafe, bin dann aber zu dem Entschluss gekommen, dass ich sofort rezensiere, weil ich von diesen über 700 Seiten, die mich in seinen Bann gezogen haben, fasziniert haben und dafür gesorgt haben, dass die Toilette die ich dringend brauchte der Ort war, den ich am wenigsten aufsuchen wollte, so ergriffen war. Ebenso mein knurrender Magen der mich nach drei Stunden daran erinnert hate, dass ich hätte Abendbrot essen sollen. Die zugezogene Haustüre die mir sagte, dass mein Mann wohlwollend mit dem Hund gegangen war, weil es so still hinter der verschlossenen Türe war....Ich war randvoll und gleichzeitig leer. Ich spürte, dass mein nächstes Buch einfache Lektüre sein würde. Und das war dann der Grund, warum ich es noch in dieser Nacht rezensiert habe, um erstmal abschalten zu können. Wenn ich hätte einschlafen sollen mit dem Gedanken an die morgige Rezension wäre ich verrückt geworden. In mir brodelte es und so wäre nicht an Schlaf zu denken gewesen.
(c) Tanja Küsters
Wir schreiben das turbulente Jahrzehnt vor dem Spanischen Bürgerkrieg, als alles aus den Fugen gerät. Die Bevölkerung explodiert, die Stadt expandiert, Gaudi erschafft seine Kathedrale, Banden kontrollieren ganze Stadtviertel und die Anarchisten zünden ihre Bomben. Der junge David Martin fristet sein Leben als Autor von mysteriösen Kriminalromanen und Detektivgeschichten. Als ernsthafter Schritsteller verkannt, von einer tödlichen Krankheit bedroht und um die Liebe seines Lebens betrogen, scheinen seine großen Erwartungen sich in nichts aufzulösen. Doch einer glaubt an sein Talent: Der mysteriöse Verleger Andreas Corelli macht ihm ein Angebot, das Verheißung und Versuchung zugleich ist. David kann nicht widerstehen und ahnt nicht, in wessen Bann er gerät.
Mit unwiderstehlicher erzählerischer Kraft lockt uns Carlos Ruiz Zafón wieder auf den Friedhof der Vergessenen Bücher: mitten hinein in einen Kosmos voller Spannung und Phantastik, Freundschaft und Liebe, Schrecken und Intrige.
Zum Inhalt
David Martin wird früh zur Halbweise und obschon er noch eine Mutter hat, lebt er wie eine Vollwaise. Sein Vater, der das Lesen nie gelernt hat, kann nicht verstehen, dass sein Sohn von geschriebenen Worten fasziniert ist. Er ist eifersüchtig auf die Gabe lesen zu können und eifersüchtig darauf, dass sein Sohn überhaupt ein Auge für das Literarische hat, gebildeter ist als er. Mit aller Macht versucht er ihm Bücher zu entreißen und schon früh knüpft der junge David deshalb Freundschaft mit der Buchhandlung seines Vertrauens. Als sein Vater entgleist, weil David wieder einmal teuren Strom vergeudet hat, nur um zu lesen, zieht sich der Vater voller Reue zurück und wird kurz darauf ermordet.
David zieht sich an den einzigen Ort zurück an den er sich erinnern kann und der ihm vertraut ist, eine Redaktion. Dort findet er nicht nur Unterschlupf, sondern auch einen treuen Freund, der ihm mit Rat und Tat und Geld zur Seite steht, ihm einen Job als Journalist verschafft und sogar die Möglichkeit selber zu schreiben. David verfasst unter den Augen des Redaktionsbosses phantastische, kriminelle Schauergeschichten. Ihm ist es egal, was er schreibt, Hauptsache er darf überhaupt schreiben. Seine monatlich erscheinenden Romanheftchen finden guten Absatz und ein Verlag wird auf ihn aufmerksam und lockt ihn mit einem dubiosen Geschäft und Geld. David schreibt also weiter, nur diesmal gezwungener Maßen unter Pseudonym.
Jahre ziehen ins Land und er ist verdammt dazu Schauermärchen zu schreiben, unerkannt zu bleiben und weiß, dass er niemals unter seinem realen Namen ein wirklich literarisches Werk verfassen wird können. Er gerät in einen Strudel aus Verzweiflung, Ängsten und wird zudem sterbenskrank...
...und genau da wendet sich alles in seinem Leben. Er lernt eine Unmenge an Menschen kennen. Viele mögen ihn, andere Lieben ihn, einige bieten ihm Freundschaft an - doch nie weiß er wirklich, wer ihm wohl gesonnen ist. Intrigen, Lügen, Geld, Macht, Habgier, Literatur und das Schreiben wechseln sich ab. Bis sich zum Schluss alles zuspitzt und der Roman eine Wendung bekommt, die von der ersten äußerst literarischen Hälfte wechselt zu einem ausgefeilten Kriminalroman in dessen Mitte ein Schriftsteller um sein Leben als Mensch und Autor kämpft, mit allem, was dazu gehört...
Meine Meinung
Das Buch ist in drei Akte aufgeteilt. Die erste Hälfte ist äußerst literarisch, lässt den Leser in die Welt eines Schriftstellers blicken mit seinen Höhen und Tiefen, in die Verlagswelt und die Schwierigkeit die jeder von uns kennt, wenn man nur vor den Kopf gucken kann und wer es wirklich gut meint. Im zweiten Teil dann geht es weniger um die Karriere Davids, sondern um die Katastrophen die sich aus dieser ergeben haben.
Zafón schreibt Metaphern und Vergleiche, die man noch nie gehört hat, die so lebendig sind und alle Sinne ansprechen, dass sie einen überwältigen und umhauen. Man kann sie sich auf der Zunge zergehen lassen. Er schreibt eine klare Sprache, angepasst an die Zeit um 1900. Poetisch, rein, kraftvoll und doch wieder lieblich. Das Barcelona lebt, wie das Istanbul bei Pamuk. Es pulsiert des Nachts und dämmert bei Tage.
Zu keiner Zeit werden Schriftsteller angegriffen, aber Zafón gibt durch David ganz klar seine Meinung zur Literatur ab, die da lautet, dass es zu viel Kitsch und Klischee gibt, in der sowieso schon Zitat: "schweinischen" Welt. Zafón setzt sich mit der Literatur auseinander, philosophiert, hebt moralisch den Zeigefinger, übt Kritik, liebt und lobt sie und zeigt ebenso Schwachstellen auf. Aber er wirft auch ein Auge auf dubiose Verlagsgeschäfte- und Machenschaften. Für mich räumt er auf mit so einigen aktuellen Dingen aus der Literaturszene- durch die Blume, die da heißt David und durch die Zafón sprechen kann.
Er hat es geschafft dutzende Personen ins Spiel zu bringen und deren Wege kreuzen zu lassen, Parallelen zu finden und lose Fäden zu verknüpfen. Dabei begegnen dem Leser auch wohl bekannte Personen und man freut sich ungemein. Jede Figur ist einzigartig und charakteristisch. Der gesamte Roman ist atmosphärisch-dicht und ohne eine einzige Länge. Logisch aufgebaut und stets die Fäden verbindent und später auflösend, hat Zafón dieses Meisterwerk geschaffen.
Das Ende ist unglaublich und ich wäre niemals darauf gekommen. Es gab ein paar Momente beim Lesen, wo ich nicht sofort hintergestiegen. Aber dazu werde ich das Buch noch einmal lesen müssen, mit weniger Druck jeden Buchstaben verschlingen müssen und mit mehr Geduld fürs Detail. Ich konnte in die tiefen Abgründe vieler menschlicher Seelen blicken. Oft habe ich meine eigenen Gedanken wiedergefunden und wieder oft haben mich abscheuliche der anderen angewidert. Zafón bietet eine Palette an Menschen, die aus einem Gruselkabinett ebenso stammen können wie aus königlichem Hause.
Ich habe die Rezension absichtlich nicht euphorisch gestaltet und auch nicht zu viel vom Inhalt wiedergegeben. Ich will nichts verraten und auch niemanden beeinflussen. Ich hatte nach dem Lesen im November 08 überlegt, ob ich noch eine Nacht drüber schlafe, bin dann aber zu dem Entschluss gekommen, dass ich sofort rezensiere, weil ich von diesen über 700 Seiten, die mich in seinen Bann gezogen haben, fasziniert haben und dafür gesorgt haben, dass die Toilette die ich dringend brauchte der Ort war, den ich am wenigsten aufsuchen wollte, so ergriffen war. Ebenso mein knurrender Magen der mich nach drei Stunden daran erinnert hate, dass ich hätte Abendbrot essen sollen. Die zugezogene Haustüre die mir sagte, dass mein Mann wohlwollend mit dem Hund gegangen war, weil es so still hinter der verschlossenen Türe war....Ich war randvoll und gleichzeitig leer. Ich spürte, dass mein nächstes Buch einfache Lektüre sein würde. Und das war dann der Grund, warum ich es noch in dieser Nacht rezensiert habe, um erstmal abschalten zu können. Wenn ich hätte einschlafen sollen mit dem Gedanken an die morgige Rezension wäre ich verrückt geworden. In mir brodelte es und so wäre nicht an Schlaf zu denken gewesen.
(c) Tanja Küsters