Carlos Ruiz Zafón
Der Gefangene des Himmels
Gebundene Ausgabe · 416 Seiten
Verlag · S. FISCHER
Preis · 22,99€
ISBN · 3100954025 | 978-3100954022
Originaltitel · El prisionero del cielo
Der Gefangene des Himmels
Gebundene Ausgabe · 416 Seiten
Verlag · S. FISCHER
Preis · 22,99€
ISBN · 3100954025 | 978-3100954022
Originaltitel · El prisionero del cielo
Klappentext
In ›Der Gefangene des Himmels‹ stürzt Carlos Ruiz Zafón den Leser in ein großes Abenteuer in Barcelona, dem geheimnisvollen Herz seiner Romane, die weltweit zu Bestsellern wurden. Das Schicksal Fermíns, der als charmanter Herumtreiber zum tragischen Opfer finsterer Intrigen wird, ist die dunkle Feder des gewaltigen Uhrwerks, das den Erzählkosmos von Carlos Ruiz Zafón antreibt.
Nach ›Der Schatten des Windes‹ und ›Das Spiel des Engels‹ ein weiteres atemberaubendes Meisterwerk.
Inhalt
Barcelona, Dezember 1957. Die Geschichte um den Friedhof der Vergessenen Bücher und die Menschen, die mit der Buchhandlung Sempere & Söhne in Verbindung stehen, erhält mit dem Buch ›Der Gefangene des Himmels‹ eine Fortsetzung. Dieses Buch konzentriert sich auf Fermín Romero de Torres, den wortgewandten hageren Kerl, der in den letzten Jahren Daniel Semperes bester Freund geworden ist. Als ein raubtierhafter alter Mann die Buchhandlung betritt und Daniel eine mysteriöse Nachricht für Fermín hinterlässt, wird die Brücke zu dessen düsterer Vergangenheit geschlagen. Doch nicht nur das: Die Fäden von Fermín verknüpfen sich gleichzeitig auch mit Daniels Vergangenheit – und dessen Zukunft.
Meine Meinung
Ich habe mich sehr auf diesen Roman und seine Lektüre gefreut, denn ich habe sowohl den Schatten des Windes als auch das Spiel des Engels innerhalb kurzer Zeit verschlungen. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr das neueste Buch einer Reihe aufschlagt und euch direkt in der Gesellschaft eurer liebgewonnenen Charaktere in den so bildlich vor Augen geführten Kulissen wiederfindet? – So ging es mir auf der ersten Seite dieses Romans. Wir beginnen das Abenteuer kurz vor Weihnachten im Jahr 1957. Daniel Sempere ist allein im Laden und lässt die vergangenen Tage Revue passieren. Wir erfahren, dass Fermín Romero de Torres in Kürze heiraten will, doch so recht scheint er sich nicht auf die Hochzeit zu freuen, obgleich er die Bernada liebt wie keine zweite. Während Daniel in seine Gedanken über dieses eigentümliche Verhalten versunken ist, betritt ein mysteriöser Mann den Laden und setzt Ereignisse in Gang und Erinnerungen frei, die nicht nur Fermín lieber nicht (wieder) erlebt hätte. Der Mann hinterlässt eine Nachricht für Fermín, die Daniel nicht zu deuten vermag: »Für Fermín Romero de Torres, der von den Toten auferstanden ist und den Schlüssel zur Zukunft hat. 13« Als Daniel seinen Freund schließlich darauf anspricht, ist ihm noch nicht ganz bewusst, welchen Stein er damit ins Rollen gebracht hat.
Ein paar Seiten später erfahren wir von Fermíns Vergangenheit und der Verbindung zu diesem seltsamen vorweihnachtlichen Besucher: Fermín hatte schon im Schatten des Windes angedeutet, im Gefängnis gewesen zu sein und spätestens ab der Szene, in der er mit Daniel im Café sitzt und davon zu erzählen beginnt, habe ich mir gewünscht, die Lektüre der ersten beiden Romane wäre bei mir nicht schon zwei Jahre her. Ich empfehle ganz dringend, die anderen beiden Romane rund um den Friedhof der Vergessenen Bücher vorab gelesen zu haben. Andernfalls weiß ich nicht, ob der Leser die Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren und Ereignissen direkt und richtig zuordnen kann. Ganz ehrlich, allein das Buch ›Das Spiel des Engels‹ war sehr komplex und verwirrend, auch ›Der Schatten des Windes‹ steht dem in Aufbau und Verschlungenheit in wenig nach. Für diejenigen, die beide Bücher gelesen haben, werden einige Querverbindungen klarer (hoffe ich – mir ging es größtenteils so) und es gibt ein Wiedersehen mit einigen bekannten Charakteren wie David Martín, Isaac, Fumero und dem Patron – auch wenn Letztere nur namentlich erwähnt werden. Die Hauptcharaktere des aktuellen Handlungsstrangs sind größtenteils dem Schatten des Windes entlehnt, die Hauptcharaktere des Rückblick-Erzählstrangs tauchten auch schon im Spiel des Engels auf oder sind ganz neu, spielen aber für die Zeit kurz nach dem Spiel des Engels eine Rolle, weil dieser Erzählstrang zeitlich direkt nach dem Spiel des Engels anknüpft und ungefähr fünfzehn Jahre vor der Schatten des Windes aufhört.
Allgemein mochte ich das Buch sehr gern, weil ich Zafóns Schreibstil und seine Bilder und Charaktere sehr liebe und die Handlung für mich spannend ist und ich mich freue, neue Verbindungen knüpfen zu können zwischen den einzelnen Charakteren und Ereignissen. Das Ganze formt sich immer mehr zu einem großen Bild, wie ein komplexes Puzzle mit vielen Einzelteilen, von denen man anfangs noch nicht weiß, wie sie passen sollen. Oder dass sie überhaupt passen.
Das Gefühl, was mich allerdings den Großteil des Romans über begleitete, war, dass es irgendwie ein »Übergangsroman« ist. Wir kennen nun Fermín sehr genau, wissen, was aus David Martín geworden ist und haben neue Querverweise und eine Ausgangssituation für den vierten (und meinem Informationsstand nach letzten) Band bekommen. Aber irgendwie auch nicht richtig mehr. Mir fehlt der richtige Spannungsbogen in dem Roman – oder ich habe ihn einfach mit verschlungen, habe Anfang Januar die ersten 80 Seiten gelesen, dann lange nichts, gestern habe ich 200 Seiten gelesen und heute den Rest der 402 Seiten (die restlichen 14 Seiten des Buches sind Autoreninformationen und Werbung). Wie gesagt, mir hat das Buch trotzdem wirklich gut gefallen, da ich einfach in die Charaktere, das Setting, die Handlung und den Stil verliebt bin, aber ich weiß nicht, ob das jedem so erginge.
Weiterhin hatte ich ab und an das Gefühl, dass der Übersetzer nicht so recht wusste, wie er die eine oder andere Wendung, die Zafón benutzt hat, treffend übersetzen sollte. Ich kann kein Spanisch und kenne deswegen das Original nicht, aber wer gut Spanisch spricht, sollte sich auf jeden Fall daran halten. Im Ganzen bin ich aber sehr zufrieden mit der Übersetzung, das waren einzelne Ausrutscher, die mir als unrund ins Auge gefallen sind.
Ich persönlich finde immer noch, dass ›Der Schatten des Windes‹ das stärkste Buch der Reihe ist, gefolgt von ›Das Spiel des Engels‹ und dann erst ›Der Gefangene des Himmels‹. Fans der Serie kann ich das Buch bedenkenlos ans Herz legen, Neueinsteigern würde ich zunächst die beiden Vorgänger empfehlen, womöglich am besten ›Der Schatten des Windes‹ zuerst. Zafóns Stil und Bilder sind wie immer sehr plastisch und haben mich in ihren Bann gezogen. Ich war dabei. Und dafür liebe ich diesen Autor und diese Reihe so sehr.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Eindruck vermitteln, ich habe mich bemüht, nicht zu viel und nicht allzu wenig zu verraten für diejenigen unter euch, die mit Zafóns Barcelona-Universum bzw. diesem Buch an sich noch nicht vertraut sind.