Und auf gehts
Ich hab bis zum 28. Januar Zeit, zum Abstimmen
Aurora
(von Dawn)
Behutsam strich ich Aurora über den Rücken ihrer breiten Flügel.
“Wir schaffen das schon, mein Mädchen.”
Ich klopfte ihr kräftig auf die Schultern und untersuchte sie ein letztes Mal. Vor dem uns bevorstehenden Kampf musste ich sicher gehen, dass sie bei Kräften war und keine Verletzungen aufwies.
Ihre dünnes und recht mäßig verteiltes Fell glänzte weiß im Schimmer des Sonnenlichts und ihre klaren dunkelbraunen Augen strahlten so etwas wie Kampfwillen aus. Alles in allem sah sie gesund und bereit für den letzten Kampf aus.
Ich griff nach dem silbernen Eisenhelm vor meinen Füßen, setzte ihn mir auf und stieg auf den Rücken meines Drachens.
Mit einem “Gje”, welches übersetzt so viel wie “los” hieß, wies ich sie an aufzusteigen.
Sogleich breitete sie die großen Flügel aus und erhob sich schwungvoll und graziös in die Lüfte. Ein kräftiger Windstoß bließ mir ins Gesicht und ließ meine goldgelockten Haare um mein schmales Gesicht tänzeln.
Ich strecke meinen Kopf dem Himmel entgegen und genoss die sanften Brisen, welche mit meiner Kleidung spielten. Es könnte wirklich das letzte Mal sein, dass ich dieses Gefühl der Freiheit genoss. Das letzte Mal, dass ich gemeinsam mit Aurora, frei wie ein Vogel, durch die Lüfte schwebte.
Uns verband eine lange und innige Freundschaft. Als ich sechzehn Jahre alt war, fand ich bei einen meiner Spaziergänge am Bach ein, für meine Sinne, etwas zu groß geratenes golden glänzendes Ei. Neugierig, welches Tier oder merkwürdige Wesen sich darin wohl befand, nahm ich es mit nach Hause ins Dorf und ging zum Ältesten. Einen alten Mann mit weißen Vollbart und faltiger Haut, welcher ein großes Repertoire an Wissen über alte Sagen besaß.
Auch er schien nicht genau zu wissen, was er denn da nun vor sich hatte und wühlte einige Tage lang in verschiedenen Büchern, während wir dem Ei beim Brühten so gut wie möglich behilflich waren.
Am sechsten Tag, im Morgengrauen, war es dann soweit und dieses unbekannte Etwas in dem Ei begann zu schlüpfen.
Was der Älteste und ich dann vor uns hatten, ließ uns vor Erstaunen die Münder aufreißen. Leibhaftig sah dieses Etwas aus wie ein…Drache.
So merkwürdig es anfangs auch erschien, ich zog meinen Drachen auf und hielt sie fürs erste vor dem Volk geheim. Immer tiefer wurde unsere Bindung und mir kam es schon fast so vor, als wäre sie, die ich übrigens auf den Namen Aurora taufte, mir schon wie eine Tochter. Im ersten Jahr wuchs sie etwa zur Größe eines mittelgroßen Hundes heran und verhielt sich auch weitgehend wie andere Jungtiere. Ich gab ihr Kuhmilch zu trinken und durfte sie beim Ältesten im Stall aufziehen. Später, als sie mir das Laufen nachahmte, kam sie immer unsicher durch das Stroh gestapft, wenn ich den kleinen Stall betrat. An ihrem ersten Geburtstag geschah dann etwas merkwürdiges, welches ich erst einige Jahre später beschreiben konnte. Eine einzelne Träne stieg aus ihrem Auge hinaus und tropfte auf meine Haut, als ich gerade mit ihr spielte. Von dem Tag an hörte ich auf zu Altern und da mein Drache immer weiter wuchs und auch bald fliegen lernen sollte, bereitete ich mich vor, dem Volk von ihrer Existenz zu erzählen. Anfangs waren alle sehr geschockt und einige bezeichneten sie als “Teufelswerk”, aber als dann Berichte von weiteren Funden dieser besagten Drachen erzählt wurde, wurden sie zu einem normalen Bestandteil der Natur.
Mit fünf Jahren waren die kleinen endlich ausgewachsen und wie man heute wusste, suchten sie sich an ihrem ersten Geburtstag den jeweiligen menschlichen Gefährten aus. Aurora hatte mich erwählt. So kam es auch, dass ich jede freie Minute mit ihr verbrachte und sogar ihre Sprache zu lernen versuchte.
Einige Jahre später, als viele Menschen den Nutzen der Wesen erkannten, kam mir das zum Vorteil. Ein langer Krieg brach aus, bei dem vor allem die sogenannten Drachenkrieger eingesetzt wurden, zu denen ich nun auch zählte.
Immer begab ich mich mit Aurora in die scheußlichen Kriege und kämpfte für den Frieden. Vergeblich.
Nach und nach schien die alte Rasse der Drachen auszusterben und eine neue, schwächere Rasse entstand.
Als herauskam, dass die erstgeborene Klasse, zu der auch Aurora zählte, besondere Kräfte besaß und stärker war als alle anderen Wesen, bekamen die Menschen Angst vor ihnen und fingen an sie mit den neueren Rassen auszulöschen.
Jetzt herrschte der Krieg nicht nur zwischen den Menschen, sondern auch zwischen den Drachen selbst. Vor allem bei den Ältesten gab es Machtkämpfe.
Da ich mit Aurora jedoch Abseits von anderen Ihresgleichen lebte, bekam sie davon nichts mit.
Erst jetzt, wo nur noch ein Drache der ersten Generation übrig war und dieser mit seinem Gefährten beschlossen hatte sich auf die Seite des Bösen zu stellen, beschlossen Aurora und ich uns einzumischen.
Wir wollten diesem Krieg endlich ein Ende setzten, koste es was es wolle.
An den plötzlich mit einem Rotschimmer benetzten Flügeln meines Drachens erkannte ich, dass unser Ziel nicht mehr weit voraus war. Schnell sammelte ich meine Gedanken und schob die alten Erinnerungen beiseite. Jetzt konnte mir nichts als reines Glück helfen, denn Sayro, der letzte Drache der ersten Generation und sein Gefährte Mylon waren in ganz Beryleen gefürchtet. Nicht umsonst nannte man sie auch das schwarze Duo.
Als ich den hohen Turm, der Ort unseres Duells, in der Ferne erblickte, beugte ich mich weiter hinunter und presste mich an den Rücken von Aurora, welche immer schneller zu werden schien.
Nur wenige Sekunden später waren wir dem hohen, bis in die Wolkendecken reichenden Turm schon so nahe gekommen, dass ich den schwarzen Drachen Sayro in der Luft auf und ab schweben sehen konnte.
Auroras Flügel glühten in einem immer dunkler werdenden Rot auf. Eine Fähigkeit die Gefahr ausdrückte und nur bei der ersten Generation vorhanden war.
Als wir uns nur zehn Meter vor dem anderen Drachen befanden, stellte sich Aurora in Angriffsposition, genau in gleicher Höhe vor den Feind.
Ich zückte einen länglichen weißen Stab mit verschiedenen wilden Verziehrungen und einem hellblauen Drachenkopf am Ende. Mylon, der gegnerische Gefährte tat mir dies gleich und zückte seinen schwarzen, ebenfalls mit Verziehrungen umrankten Stab. Die Drachen vollzogen in der Luft eine Art Verbeugung, die die Bereitschaft der jeweiligen Drachen erklärte.
Um das Startsignal zu geben rief ich Aurora ein „Olchija Merch“ zu und hob meinen Stab an, dessen Ornamente jetzt blau aufglühten und einen Strahl in den Himmel schoss. Auch Mylon gab den Startbefehl und hielt seinen Stab in die Höhe, welcher einen roten Strahl in die Luft schickte und sich etwa zwanzig Meter über unseren Köpfen zu einer Art Sog verbannt.
Dann ging der Kampf los. Während ich Aurora immer wieder Anweisungen gab um Mylon eigenhändig von seinem Drachen zu befördern, achtete ich stehts darauf, den Gegner immer im Auge zu haben. Der schwarze Drache war schnell und fing an uns zu umzingeln. Mylon streckte seinen Stab nach mir aus und striff mich an der Schulter. Ein kurzes Keuchen drang aus meiner Kehle und Aurora taumelte einen Meter nach unten.
Bei uns Gefährten waren wir so mit unseren Drachen verbunden, dass wir gegenseitig die Schmerzen des anderen wahrnahmen. Sollte also der Drache sterben, so starb auch sein Gefährte.
Immer wieder trafen wir aufeinander und gaben uns gegenseitig einen Hieb mit dem Stab, welcher aus purer Magie bestand und daher oftmals schwere Verbrennungen hinterließ.
Über uns fing sich der Himmel an zu verdunkeln und die Sicht war durch die aufkommenden Rauchschwaden der Feuerwalzen unserer Drachen nebelig und schwer durchschaubar.
Gerade als ich Aurora den Befehl gab sich auf Sayro zu stürzen, verschwand dieser plötzlich. Panisch blickte ich mich um, ehe ich einen stechenden und brennenden Schmerz in meiner Brust verspürte.
Mylon hatte Aurora seinen Stab in die Brust gerammt und war vorher in den Nebelschwaden untergetaucht um einen Hinterhalt zu planen.
Mit einer Hand fasste ich mir an die Brust und währe so beinahe nach einem Rammversuch des schwarzen Drachens, hinab gefallen.
Plötzlich spielten sich all die Erinnerungen vor meinem inneren Auge ab und gaben mir neue Kraft.
Einen Plan im Kopf flüsterte ich meinem Drachen ein „Mednaj“ zu. Sogleich stürzte sie viele Meter in die Tiefe und verschwand unter der dichten Rauchdecke.
Als ich eine ungefähre Ahnung hatte wo sich Mylon mit seinem Drachen gerade befand, gab ich dir den Befehl anzugreifen.
Mit höchster Geschwindigkeit raste sie nach oben und schlug ihre Schnauze gerade wegs in den Unterleib des Feindes, welcher nicht mit dem Angriff gerechnet hat.
Ich nutzte den Schockmoment auf Mylons Gesicht aus und stieß meinen Stab durch sein Herz.
Ein Schmerzensschrei halte in der Luft wieder und ließ mich mit Aurora eine gewisse Entfernung einnehmen.
Mylon starrte sich entsetzt auf seine Brust, ehe ein Lichtstrahl aus ihm hinausschoss und er und sein Drache regelrecht in einer Lichtwalze explodierten und lediglich als Funkenstaub auf die Erde niederprasselten.
Erschöpft lief mir ein Lächeln übers Gesicht. Es war geschafft. Der letzte Feind war besiegt und der Krieg der Drachen besiegelt.
------
Gje = Los
Olchija Merch = Der Kampf mag beginnen
Mednaj = Nach unten
Chiyo
(von June - Gewinnergeschichte)
Als ich noch klein gewesen war und jeden Abend eine Geschichte erzählt bekommen habe, wusste ich, dass es dieses Land der Träume, Fantasien und Märchenwesen wirklich gab. Abend für Abend besuchten Papa und ich unsere Freunde dort. Den meisten Spaß hatten wir immer mit den Drachen, sie waren so lieb und nett. Vor allem Chiyo, ein junges Drachenmädchen machte jeden Spaß mit.
Doch dann wurde ich älter und konnte mich nicht mehr gegen die anderen wehren.
„Drachen? So etwas gibt es doch nicht!“
„Du glaubst noch an Feen?“
„Du Träumer, es gibt keine Magie!“
„Das alles gibt es nicht!“
Wenn man so etwas jeden Tag hört, fängt man an, daran zu glauben. Und schließlich wollte ich von dieser Märchenwelt nichts mehr wissen. Ich hörte mir Papas Geschichten nicht länger an. Die Realität war mir wichtiger geworden.
Ich ging von nun an auf beiden Beinen durchs Leben, bekam immer mehr Freunde und ließ die Fantasie hinter mir. Mit einem guten Abschluss in der Tasche konnte ich irgendwann mein Elternhaus verlassen.
Als ich zu Weihnachten das erste Mal wieder dorthin zurückkehrte, hatte ich zu keinem meiner Freunde mehr Kontakt, war vom Leben an der Universität ausgelaugt und hatte mir eine Erkältung eingefangen. Papa schlug vor, mir eine Geschichte zur Ablenkung zu erzählen, doch ich rollte nur mit den Augen. „Du bist unfair. Sie haben sich die ganze Zeit Sorgen gemacht…“, murmelte er traurig, aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte.
An diesem Abend ging ich früh ins Bett, konnte jedoch nicht einschlafen. Der Wind rüttelte an meinem Rollo und hielt mich zusammen mit Erinnerungen wach. Es waren nur die traurigsten Erinnerungen an die Streitereien mit meinen Freunden.
Da hörte ich auf einmal eine Stimme, die gleichzeitig fremd und vertraut war. „Chris! Bist du da?“
Ich zuckte zusammen. Wer war das? Woher kannte sie, denn dem Klang nach musste es die Stimme einer Frau sein, meinen Namen? Woher die Stimme kam, konnte ich auch einfach nicht herauskriegen.
„Chris! Lass’ mich rein!“ Die Stimme klang jetzt entsetzlich traurig. Wie von selbst erhob ich mich, machte das Rollo hoch und öffnete das Fenster. Es überraschte mich nicht mehr, als ein kleiner violetter Drache herein flog. Er setzte sich auf den Teppich und schüttelte Schnee von sich, während ich das Fenster wieder schloss.
Aufmerksam musterte ich den Drachen. „Du bist groß geworden, Chiyo.“, sagte ich dann leise, um meinen Vater nebenan nicht zu wecken.
Sie wandte den Kopf mit den Hörnern und sah mich aus himmelblauen mit Tränen gefüllten Augen an. „Ich dachte, du hattest uns vergessen!“
Ihre Worte versetzten mir einen Stich. „Es tut mir leid, das wird niemals wieder passieren!“
Am nächsten Morgen war Chiyo verschwunden. Also konnte es nur ein Traum gewesen sein. Wahrscheinlich hatte ich das Rollo am Abend zuvor nicht heruntergemacht, denn die Sonne schien hell in mein Zimmer.
Seufzend schwang ich mich aus dem Bett, machte einen Schritt über den Teppich und trat in eine Pfütze hinein. Der Schnee war getaut.
Ich hab bis zum 28. Januar Zeit, zum Abstimmen
Aurora
(von Dawn)
Behutsam strich ich Aurora über den Rücken ihrer breiten Flügel.
“Wir schaffen das schon, mein Mädchen.”
Ich klopfte ihr kräftig auf die Schultern und untersuchte sie ein letztes Mal. Vor dem uns bevorstehenden Kampf musste ich sicher gehen, dass sie bei Kräften war und keine Verletzungen aufwies.
Ihre dünnes und recht mäßig verteiltes Fell glänzte weiß im Schimmer des Sonnenlichts und ihre klaren dunkelbraunen Augen strahlten so etwas wie Kampfwillen aus. Alles in allem sah sie gesund und bereit für den letzten Kampf aus.
Ich griff nach dem silbernen Eisenhelm vor meinen Füßen, setzte ihn mir auf und stieg auf den Rücken meines Drachens.
Mit einem “Gje”, welches übersetzt so viel wie “los” hieß, wies ich sie an aufzusteigen.
Sogleich breitete sie die großen Flügel aus und erhob sich schwungvoll und graziös in die Lüfte. Ein kräftiger Windstoß bließ mir ins Gesicht und ließ meine goldgelockten Haare um mein schmales Gesicht tänzeln.
Ich strecke meinen Kopf dem Himmel entgegen und genoss die sanften Brisen, welche mit meiner Kleidung spielten. Es könnte wirklich das letzte Mal sein, dass ich dieses Gefühl der Freiheit genoss. Das letzte Mal, dass ich gemeinsam mit Aurora, frei wie ein Vogel, durch die Lüfte schwebte.
Uns verband eine lange und innige Freundschaft. Als ich sechzehn Jahre alt war, fand ich bei einen meiner Spaziergänge am Bach ein, für meine Sinne, etwas zu groß geratenes golden glänzendes Ei. Neugierig, welches Tier oder merkwürdige Wesen sich darin wohl befand, nahm ich es mit nach Hause ins Dorf und ging zum Ältesten. Einen alten Mann mit weißen Vollbart und faltiger Haut, welcher ein großes Repertoire an Wissen über alte Sagen besaß.
Auch er schien nicht genau zu wissen, was er denn da nun vor sich hatte und wühlte einige Tage lang in verschiedenen Büchern, während wir dem Ei beim Brühten so gut wie möglich behilflich waren.
Am sechsten Tag, im Morgengrauen, war es dann soweit und dieses unbekannte Etwas in dem Ei begann zu schlüpfen.
Was der Älteste und ich dann vor uns hatten, ließ uns vor Erstaunen die Münder aufreißen. Leibhaftig sah dieses Etwas aus wie ein…Drache.
So merkwürdig es anfangs auch erschien, ich zog meinen Drachen auf und hielt sie fürs erste vor dem Volk geheim. Immer tiefer wurde unsere Bindung und mir kam es schon fast so vor, als wäre sie, die ich übrigens auf den Namen Aurora taufte, mir schon wie eine Tochter. Im ersten Jahr wuchs sie etwa zur Größe eines mittelgroßen Hundes heran und verhielt sich auch weitgehend wie andere Jungtiere. Ich gab ihr Kuhmilch zu trinken und durfte sie beim Ältesten im Stall aufziehen. Später, als sie mir das Laufen nachahmte, kam sie immer unsicher durch das Stroh gestapft, wenn ich den kleinen Stall betrat. An ihrem ersten Geburtstag geschah dann etwas merkwürdiges, welches ich erst einige Jahre später beschreiben konnte. Eine einzelne Träne stieg aus ihrem Auge hinaus und tropfte auf meine Haut, als ich gerade mit ihr spielte. Von dem Tag an hörte ich auf zu Altern und da mein Drache immer weiter wuchs und auch bald fliegen lernen sollte, bereitete ich mich vor, dem Volk von ihrer Existenz zu erzählen. Anfangs waren alle sehr geschockt und einige bezeichneten sie als “Teufelswerk”, aber als dann Berichte von weiteren Funden dieser besagten Drachen erzählt wurde, wurden sie zu einem normalen Bestandteil der Natur.
Mit fünf Jahren waren die kleinen endlich ausgewachsen und wie man heute wusste, suchten sie sich an ihrem ersten Geburtstag den jeweiligen menschlichen Gefährten aus. Aurora hatte mich erwählt. So kam es auch, dass ich jede freie Minute mit ihr verbrachte und sogar ihre Sprache zu lernen versuchte.
Einige Jahre später, als viele Menschen den Nutzen der Wesen erkannten, kam mir das zum Vorteil. Ein langer Krieg brach aus, bei dem vor allem die sogenannten Drachenkrieger eingesetzt wurden, zu denen ich nun auch zählte.
Immer begab ich mich mit Aurora in die scheußlichen Kriege und kämpfte für den Frieden. Vergeblich.
Nach und nach schien die alte Rasse der Drachen auszusterben und eine neue, schwächere Rasse entstand.
Als herauskam, dass die erstgeborene Klasse, zu der auch Aurora zählte, besondere Kräfte besaß und stärker war als alle anderen Wesen, bekamen die Menschen Angst vor ihnen und fingen an sie mit den neueren Rassen auszulöschen.
Jetzt herrschte der Krieg nicht nur zwischen den Menschen, sondern auch zwischen den Drachen selbst. Vor allem bei den Ältesten gab es Machtkämpfe.
Da ich mit Aurora jedoch Abseits von anderen Ihresgleichen lebte, bekam sie davon nichts mit.
Erst jetzt, wo nur noch ein Drache der ersten Generation übrig war und dieser mit seinem Gefährten beschlossen hatte sich auf die Seite des Bösen zu stellen, beschlossen Aurora und ich uns einzumischen.
Wir wollten diesem Krieg endlich ein Ende setzten, koste es was es wolle.
An den plötzlich mit einem Rotschimmer benetzten Flügeln meines Drachens erkannte ich, dass unser Ziel nicht mehr weit voraus war. Schnell sammelte ich meine Gedanken und schob die alten Erinnerungen beiseite. Jetzt konnte mir nichts als reines Glück helfen, denn Sayro, der letzte Drache der ersten Generation und sein Gefährte Mylon waren in ganz Beryleen gefürchtet. Nicht umsonst nannte man sie auch das schwarze Duo.
Als ich den hohen Turm, der Ort unseres Duells, in der Ferne erblickte, beugte ich mich weiter hinunter und presste mich an den Rücken von Aurora, welche immer schneller zu werden schien.
Nur wenige Sekunden später waren wir dem hohen, bis in die Wolkendecken reichenden Turm schon so nahe gekommen, dass ich den schwarzen Drachen Sayro in der Luft auf und ab schweben sehen konnte.
Auroras Flügel glühten in einem immer dunkler werdenden Rot auf. Eine Fähigkeit die Gefahr ausdrückte und nur bei der ersten Generation vorhanden war.
Als wir uns nur zehn Meter vor dem anderen Drachen befanden, stellte sich Aurora in Angriffsposition, genau in gleicher Höhe vor den Feind.
Ich zückte einen länglichen weißen Stab mit verschiedenen wilden Verziehrungen und einem hellblauen Drachenkopf am Ende. Mylon, der gegnerische Gefährte tat mir dies gleich und zückte seinen schwarzen, ebenfalls mit Verziehrungen umrankten Stab. Die Drachen vollzogen in der Luft eine Art Verbeugung, die die Bereitschaft der jeweiligen Drachen erklärte.
Um das Startsignal zu geben rief ich Aurora ein „Olchija Merch“ zu und hob meinen Stab an, dessen Ornamente jetzt blau aufglühten und einen Strahl in den Himmel schoss. Auch Mylon gab den Startbefehl und hielt seinen Stab in die Höhe, welcher einen roten Strahl in die Luft schickte und sich etwa zwanzig Meter über unseren Köpfen zu einer Art Sog verbannt.
Dann ging der Kampf los. Während ich Aurora immer wieder Anweisungen gab um Mylon eigenhändig von seinem Drachen zu befördern, achtete ich stehts darauf, den Gegner immer im Auge zu haben. Der schwarze Drache war schnell und fing an uns zu umzingeln. Mylon streckte seinen Stab nach mir aus und striff mich an der Schulter. Ein kurzes Keuchen drang aus meiner Kehle und Aurora taumelte einen Meter nach unten.
Bei uns Gefährten waren wir so mit unseren Drachen verbunden, dass wir gegenseitig die Schmerzen des anderen wahrnahmen. Sollte also der Drache sterben, so starb auch sein Gefährte.
Immer wieder trafen wir aufeinander und gaben uns gegenseitig einen Hieb mit dem Stab, welcher aus purer Magie bestand und daher oftmals schwere Verbrennungen hinterließ.
Über uns fing sich der Himmel an zu verdunkeln und die Sicht war durch die aufkommenden Rauchschwaden der Feuerwalzen unserer Drachen nebelig und schwer durchschaubar.
Gerade als ich Aurora den Befehl gab sich auf Sayro zu stürzen, verschwand dieser plötzlich. Panisch blickte ich mich um, ehe ich einen stechenden und brennenden Schmerz in meiner Brust verspürte.
Mylon hatte Aurora seinen Stab in die Brust gerammt und war vorher in den Nebelschwaden untergetaucht um einen Hinterhalt zu planen.
Mit einer Hand fasste ich mir an die Brust und währe so beinahe nach einem Rammversuch des schwarzen Drachens, hinab gefallen.
Plötzlich spielten sich all die Erinnerungen vor meinem inneren Auge ab und gaben mir neue Kraft.
Einen Plan im Kopf flüsterte ich meinem Drachen ein „Mednaj“ zu. Sogleich stürzte sie viele Meter in die Tiefe und verschwand unter der dichten Rauchdecke.
Als ich eine ungefähre Ahnung hatte wo sich Mylon mit seinem Drachen gerade befand, gab ich dir den Befehl anzugreifen.
Mit höchster Geschwindigkeit raste sie nach oben und schlug ihre Schnauze gerade wegs in den Unterleib des Feindes, welcher nicht mit dem Angriff gerechnet hat.
Ich nutzte den Schockmoment auf Mylons Gesicht aus und stieß meinen Stab durch sein Herz.
Ein Schmerzensschrei halte in der Luft wieder und ließ mich mit Aurora eine gewisse Entfernung einnehmen.
Mylon starrte sich entsetzt auf seine Brust, ehe ein Lichtstrahl aus ihm hinausschoss und er und sein Drache regelrecht in einer Lichtwalze explodierten und lediglich als Funkenstaub auf die Erde niederprasselten.
Erschöpft lief mir ein Lächeln übers Gesicht. Es war geschafft. Der letzte Feind war besiegt und der Krieg der Drachen besiegelt.
------
Gje = Los
Olchija Merch = Der Kampf mag beginnen
Mednaj = Nach unten
Chiyo
(von June - Gewinnergeschichte)
Als ich noch klein gewesen war und jeden Abend eine Geschichte erzählt bekommen habe, wusste ich, dass es dieses Land der Träume, Fantasien und Märchenwesen wirklich gab. Abend für Abend besuchten Papa und ich unsere Freunde dort. Den meisten Spaß hatten wir immer mit den Drachen, sie waren so lieb und nett. Vor allem Chiyo, ein junges Drachenmädchen machte jeden Spaß mit.
Doch dann wurde ich älter und konnte mich nicht mehr gegen die anderen wehren.
„Drachen? So etwas gibt es doch nicht!“
„Du glaubst noch an Feen?“
„Du Träumer, es gibt keine Magie!“
„Das alles gibt es nicht!“
Wenn man so etwas jeden Tag hört, fängt man an, daran zu glauben. Und schließlich wollte ich von dieser Märchenwelt nichts mehr wissen. Ich hörte mir Papas Geschichten nicht länger an. Die Realität war mir wichtiger geworden.
Ich ging von nun an auf beiden Beinen durchs Leben, bekam immer mehr Freunde und ließ die Fantasie hinter mir. Mit einem guten Abschluss in der Tasche konnte ich irgendwann mein Elternhaus verlassen.
Als ich zu Weihnachten das erste Mal wieder dorthin zurückkehrte, hatte ich zu keinem meiner Freunde mehr Kontakt, war vom Leben an der Universität ausgelaugt und hatte mir eine Erkältung eingefangen. Papa schlug vor, mir eine Geschichte zur Ablenkung zu erzählen, doch ich rollte nur mit den Augen. „Du bist unfair. Sie haben sich die ganze Zeit Sorgen gemacht…“, murmelte er traurig, aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte.
An diesem Abend ging ich früh ins Bett, konnte jedoch nicht einschlafen. Der Wind rüttelte an meinem Rollo und hielt mich zusammen mit Erinnerungen wach. Es waren nur die traurigsten Erinnerungen an die Streitereien mit meinen Freunden.
Da hörte ich auf einmal eine Stimme, die gleichzeitig fremd und vertraut war. „Chris! Bist du da?“
Ich zuckte zusammen. Wer war das? Woher kannte sie, denn dem Klang nach musste es die Stimme einer Frau sein, meinen Namen? Woher die Stimme kam, konnte ich auch einfach nicht herauskriegen.
„Chris! Lass’ mich rein!“ Die Stimme klang jetzt entsetzlich traurig. Wie von selbst erhob ich mich, machte das Rollo hoch und öffnete das Fenster. Es überraschte mich nicht mehr, als ein kleiner violetter Drache herein flog. Er setzte sich auf den Teppich und schüttelte Schnee von sich, während ich das Fenster wieder schloss.
Aufmerksam musterte ich den Drachen. „Du bist groß geworden, Chiyo.“, sagte ich dann leise, um meinen Vater nebenan nicht zu wecken.
Sie wandte den Kopf mit den Hörnern und sah mich aus himmelblauen mit Tränen gefüllten Augen an. „Ich dachte, du hattest uns vergessen!“
Ihre Worte versetzten mir einen Stich. „Es tut mir leid, das wird niemals wieder passieren!“
Am nächsten Morgen war Chiyo verschwunden. Also konnte es nur ein Traum gewesen sein. Wahrscheinlich hatte ich das Rollo am Abend zuvor nicht heruntergemacht, denn die Sonne schien hell in mein Zimmer.
Seufzend schwang ich mich aus dem Bett, machte einen Schritt über den Teppich und trat in eine Pfütze hinein. Der Schnee war getaut.
Zuletzt von Pooly am Fr 25 Jan 2013, 12:14 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet