Hallo, willkommen zum 28. Story-Battle!
Die Konkurrenten sind Jojo und Dawn, ihr Thema war "Ein Meer aus Blüten" ^^
Ihr habt zwei Wochen (bis zum 23. Januar 2011) Zeit, für euren Favoriten zu voten ^.^
Hier die beiden Geschichten:
Wie funkelnde Diamanten in einem Meer aus Blüten
(von Dawn - Unentschieden)
Eine sanfte Windböe streift unsere Körper und trägt einen Hauch von Wildkirchen mit sich, der sich in meiner Nase zu entfalten versucht und in mir die Hoffnung weckt, bald an unserem Ziel angekommen zu sein. Ihren kühlen Körper schmiege ich dicht an meinen, der von meinem Adrenalin und meiner Unruhe erhitzt ist. Das hohe grüne Gras duftet frisch und kitzelt an meinen Knöcheln, welche durch meine kurze braune Hose die ich trage frei liegen. Eigentlich hatten wir diesen wunderbaren Frühlingstag genießen wollen. Wir hatten ein Picknick oben am Hügel geplant. Mit frisch und heiß nach Teig duftenden Croissants aus der Bäckerei deines Vaters und selbstgemachter Rosenmarmelade deiner geliebten Mutter. Ich steige über einen Flusslauf, der unseren Weg kreuzte und passe auf, mit dir auf einem der feuchten und glatten Steine darin das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als es mir gelungen ist tritt in nicht allzu entfernter Nähe unser Ziel auf.
“Bald sind wir da”, hauche ich und ein kleines Lächeln umspielt sanft meine Lippen.
Du siehst mich mit deinen müden und erschöpften Augen an und erwiderst nichts.
Eins waren deine Augen so voller Liebe und Zuversicht. Du hast mit ihnen wie ein zweites Paar Lippen gelächelt und selbst den Sonnenstrahlen Konkurrenz gemacht. Dabei ist immer dieser Glanz in ihnen erschienen, den ich so an dir Liebe. Wie ein Stern in deiner Iris, der einem Menschen all das entgegenbringt, auf das man sein Leben lang gewartet hat. Doch der Stern in deinen Augen ist schon wenige Zeit nach unserem Kennenlernen anfänglich erblasst. Mit ihm zwar noch nicht dein sanftes Lachen, aber deine Hoffnung. Warum muss diese unheilbare Krankheit ihren Todesmantel gerade über dich legen? Ein röchelndes Husten entkommt mit einigen Bluttropfen deiner Kehle.
“Halte durch mein Engel”, flüstere ich und rieche wie der Duft nach Wildkirchen immer deutlicher wird und mich nun vollkommen einnimmt.
Ein Kirchblütenbaum steht in vollster Pracht vor uns und streckt seine rosé gefärbten Blütenblätter in den blauen Himmel, an denen einige einsame Vögel kreisen.
Ich lehne mich an den Stamm des Baumes, der mir so viel Kraft zu geben scheint und lasse mich auf den Boden sinken, während ich dich weiterhin in meinen Armen halte. Ich werde dich nicht mehr loslassen. Dies war unser Lieblingsort. Du hast jeden Tag von ihm erzählt. Davon, wie seine Blätter im Frühjahr erblühten und den frühen Duft der Wildkirchen mit einer Mischung aus Honig preisgaben. Ich habe es geliebt dir zuzuhören, doch nun kommen keine Worte mehr von deinen Lippen. Nur noch das sanfte pulsieren deines Herzens gegen deine Brust und dein weißes Sommerkleid geben mir die Hoffnung, dass du all dies noch miterlebst.
Du schaust mich an und doch scheinen deine Augen schon jetzt leer zu sein. Der Stern in ihnen ist vollkommen verblasst. Einst hast du mir erzählt, dass, wenn du von mir gehst, du als Stern am Himmel immer über mich wachen wirst. Ich werde meinen Blick jeden Tag in den Nachthimmel richten und an dich denken. An dich und an unsere Liebe.
Ein starker Windhauch umspielt plötzlich den Baum und dessen Äste und wirbelten einen Schwall von Blütenblättern auf uns nieder. Es ist, als würde der Baum um dich weinen und uns sein Mitgefühl aussprechen. Langsam fallen deine Augen zu, während ich beginne ein Lied zu summen, dass deine Mutter dir immer vorgesungen hat, wenn es dir schlecht ging. Ein feiner und schwach metallen riechender Rinnsal fließt aus ihrer Nase. Ich versuche ihn gar nicht erst aufzuhalten und wie kleine rote funkelnde Diamanten landen einige Tropfen auf dem rosé farbenen Meer aus Blüten unter uns,
“Ich liebe dich”, flüstere ich und in diesem Moment erfasst uns ein so starker Windhauch, dass die Blütenblätter um uns herum tanzen und deine Seele im selbigen Moment mit ihnen fort in den Himmel getragen zu werden scheint.
„Von wem sind denn die Blumen?“, fragte mich meine Arbeitskollegin Annika und deutete auf meinen Schreibtisch, auf dem bestimmt fünf dicke Sträuße roter Rosen lagen.
„Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht …“, murmelte ich und griff danach, um sie alle in eine Vase zu stopfen. Am liebsten hätte ich sie in den Müll geschmissen, weil ich überhaupt nicht wusste, wer mir die Blumen immer schickte.
Es ging nun schon seit ein paar Wochen so. Erst waren es nur einfache, günstige Arten und nun bekam ich eigentlich jeden Tag einen Strauß Rosen. Heute waren es bereits fünf und irgendwie wurde mir das langsam unheimlich. Nie war eine Karte oder eine Notiz dabei. Derjenige, der mir die Blumen schickte, wollte mich entweder einfach nur verunsichern oder traute ich überhaupt nicht, mit mir zu reden und wollte einfach ein stiller Verehrer bleiben.
„Wie lange bekommst du jetzt schon Blumen? Ich würde auch gern mal welche bekommen …“, meinte Annika und starrte mir verträumten Blick auf die Rosen in der Vase.
„Du kannst sie gerne haben“, antwortete ich ihr und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich wollte die ganzen Blumen nicht haben. Meine kleine Wohnung war voll davon und irgendwie war es mir unangenehm, jeden Tag aufs Neue gegen Abend mit einem Strauß nach Hause zu gehen. Ich hatte da keine Lust mehr zu und mittlerweile fühlte ich mich auch nicht mehr geschmeichelt. Anfangs war alles noch ziemlich lustig und da hatte ich das noch sehr schön gefunden. Ich liebte Blumen über alles. Sie sahen wunderschön aus und rochen dazu immer noch sehr angenehm.
„Meist du wirklich? Oder ist dein heimlicher Verehrer dann beleidigt?“, hakte Annika nach und ihre Augen fingen an zu Leuchten.
„Hier nimm sie alle. Ich will sie nicht haben.“ Mein Herz klopfte aus irgendeinem Grund bei diesen wenigen Worten schneller als normal und auf meinen Handflächen bildete sich ein dünner Schweißfilm. Unsicher schaute ich mich um, als würde irgendjemand anderes meine Worte mit anhören. Meine Hände wischte ich an meiner Hose ab, aber das half nicht wirklich, sie waren immer noch schweißnass und klebrig.
„Ich hol mir ’nen Kaffee. Möchtest du auch einen?“, fragte ich Annika, um endlich von den Blumen wegzukommen. Sie machten mich nervös und mein Blick wurde immer wieder zu ihnen gelenkt, was das Ganze nicht besser machte. Was denn nur los mit mir? So reagierte ich sonst nicht und ich hatte auch sonst vor nichts oder jemandem Angst. Ich war eigentlich ziemlich abgehärtet. Das dachte ich bis heute jedenfalls immer. Die Blumen schienen mir aber irgendwie das letzte zu geben.
In der kleinen Küche, die wir uns mit allen Mitarbeitern teilten, zitterten meine Hände so sehr, dass ich beim Einschenken des Kaffees nicht einmal die Tasse traf. Das schwarze Gebräu ergoss sich über die Anrichte und tropfte auf den Boden. Schnell versuchte ich es aufzuwischen, aber selbst das wollte mir nicht mehr gelingen.
Ich ließ mich erschöpft und völlig aufgelöst auf einen der Stühle nieder, die an dem kleinen Tisch standen. Während ich mir über die Stirn strich, beruhigte sich mein Herz langsam wieder und auch meine Hände hörten auf zu zittern. Ich fühlte mich plötzlich wieder, wie am Morgen, bevor ich die Rosen gesehen hatte.
Verwirrt starrte ich auf meine Hände und am liebsten hätte ich geweint, weil ich nicht wusste, was da gerade mit mir geschehen war. Meine Angst kam langsam wieder zurück, hatte diesmal aber eine andere Ursache und plötzlich bildeten sich wieder kleine Schweißperlen auf meiner Stirn. Ich schluckte und stand mit weichen Knien wieder auf, um endlich den Kaffee aufzuwischen und neuen zu kochen.
Hinter meiner Stirn pochte es unaufhörlich und während die Kaffeemaschine lief, massierte ich mir die Schläfen, um die Kopfschmerzen zu unterdrücken. Aber es half nicht wirklich. Da würde nur noch eine Aspirin nützen, die in irgendeiner Schreibtischschublade in meinem Büro vergraben war.
Mit den zwei gefüllten Tassen machte ich mich schließlich wieder auf den Weg zu Annika. Durch das kleine Fenster in der Tür sah ich, wie meine Arbeitskollegin an den Rosen roch und zufrieden lächelte.
„Hier, dein Kaffee“, meinte ich und stellte ihn mit etwas zu viel Schwung auf ihren Schreibtisch. Er schwappte über und einige Tropfen trafen auf ein paar wichtige Zettel, die sie dort liegen hatte.
„Na, danke dir“, brummte sie und griff nach einem Taschentuch, um die Dokumente noch zu retten.
„Tut mir Leid“, murmelte ich und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Aus irgendeinem Grund wanderte mein Blick immer wieder zu den Rosen des Unbekannten und jedes Mal lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich daran dachte, was der Versender für Absichten mit den Rosen haben könnte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fielen mir nur negative Absichten ein und das machte mich noch nervöser.
Angestrengt versuchte ich meinen Blick auf die Dokumente vor mir zurichten oder auf den Monitor, aber es klappte nicht. Die Anziehungskraft der Rosen war einfach zu stark.
Ich weiß nicht mehr, wie ich den Morgen überstanden habe und was ich genau gemacht habe, außer die Blumen angestarrt zu haben. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt und mit wem ich gesprochen habe.
In der Mittagspause flüchtete ich förmlich aus dem Büro, ließ die Blumen einfach stehen und fuhr so schnell ich konnte zu meiner Wohnung. Ich wollte ein paar hundert Meter zwischen mir und diesen schrecklichen Rosen wissen und in meiner Wohnung konnte ich sie eventuell vergessen. Außerdem wollte ich den Rest des geschenkten Sträuße, die noch nicht verwelkt waren, wegwerfen und dadurch hoffentlich dem merkwürdigen Gefühl, das mich den ganzen Morgen festgehalten hatte, entkommen.
Als ich die Tür meines kleinen Autos mit zu viel Wucht zuschlug und die Treppen zu meiner Wohnung hinauf sprintete, war mir eiskalt, obwohl es wie immer viel zu warm im Treppenhaus war. Der Vermieter hatte irgendwie noch nicht recht verstanden, was man mit ‚Energie sparen’ meinte, aber das konnte mir egal sein. Meine Wohnung war zwar nicht groß, aber auch nicht sehr teuer und dafür war die Lage ziemlich zentral.
Mir stockte der Atem, als ich den Schlüssel ins Türschloss stecken wollte. Und einige Sekunden blieb ich stocksteif stehen und lauschte nach irgendeinem Geräusch. Die Tür stand einen Spalt offen und an dem Schloss waren kleine Kratzspuren zu sehen, wenn man genauer hinsah. Ich zuckte zusammen, als ein klapperndes Geräusch direkt neben mir ertönte. Gehetzt schaute ich mich um, aber da fiel mir auf, dass mir mein Schlüssel aus der Hand gefallen war und da musste ich auf einmal lachen. Es war ein nervöses Lachen. Ich konnte nicht glauben, dass ich so schreckhaft geworden war und das nur wegen ein paar Rosen, die ich am heutigen Tag bekommen hatte. Ich versuchte mich selbst ins lächerliche zu ziehen, um der Angst keine Chance zu geben, aber sie hatte sich schon viel zu sehr in mich hineingefressen und saß tief und dunkel in meinem Magen. Es fühlte sich an, wie ein großer Stein, der mir im Bauch drückte und mir schreckliche Schmerzen zufügte.
Vorsichtig und mit zitternden Händen stieß ich die Tür einen Spalt breit auf, gerade so weit, dass ich hindurch schlüpfen konnte und da spürte ich, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
Meine Schritten hallten nur dumpf wider und meine Schuhe rutschten ungewohnt leicht auf dem Boden aus. Langsam schaute ich nach unten. Die Angst vor dem, was ich sehen würde, schnürte mir die Kehle zu und ich konnte nur noch keuchen, weil ich anders keine Luft bekam.
Als ich erkannte, was auf dem Boden lag, blieb mir der Atem weg. Mein Blick wanderte über den weiteren Boden im Flur, bis auf den des Wohnzimmers, den ich durch die offene Tür sehen konnte.
Überall lagen Blütenblätter. Rosen, Orchideen, Margeriten. Man konnte die Arten der Blumen kaum noch bestimmen, so zerstreut lagen die Blüten auf dem Boden. Teilweise waren sie an den Stellen, an denen derjenige, der sie verteilt hatte, etwas zertreten. Man konnte nur noch die Blüten sehen, kein Stück Teppich, keine Fliese und auch kein Parkett.
Ich schluckte und wollte schreien, aber der Laut blieb mit im Hals stecken, als ich Schritte vor mir hörte, die aus meinem Schlafzimmer kamen und wenig später stand ein Mann vor mir, den ich noch nie im meinem Leben gesehen hatte.
„Hallo. Da bist du ja wieder, Schatz. Ich hoffe, dir gefallen die Blumen.“
Die Konkurrenten sind Jojo und Dawn, ihr Thema war "Ein Meer aus Blüten" ^^
Ihr habt zwei Wochen (bis zum 23. Januar 2011) Zeit, für euren Favoriten zu voten ^.^
Hier die beiden Geschichten:
Wie funkelnde Diamanten in einem Meer aus Blüten
(von Dawn - Unentschieden)
Eine sanfte Windböe streift unsere Körper und trägt einen Hauch von Wildkirchen mit sich, der sich in meiner Nase zu entfalten versucht und in mir die Hoffnung weckt, bald an unserem Ziel angekommen zu sein. Ihren kühlen Körper schmiege ich dicht an meinen, der von meinem Adrenalin und meiner Unruhe erhitzt ist. Das hohe grüne Gras duftet frisch und kitzelt an meinen Knöcheln, welche durch meine kurze braune Hose die ich trage frei liegen. Eigentlich hatten wir diesen wunderbaren Frühlingstag genießen wollen. Wir hatten ein Picknick oben am Hügel geplant. Mit frisch und heiß nach Teig duftenden Croissants aus der Bäckerei deines Vaters und selbstgemachter Rosenmarmelade deiner geliebten Mutter. Ich steige über einen Flusslauf, der unseren Weg kreuzte und passe auf, mit dir auf einem der feuchten und glatten Steine darin das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als es mir gelungen ist tritt in nicht allzu entfernter Nähe unser Ziel auf.
“Bald sind wir da”, hauche ich und ein kleines Lächeln umspielt sanft meine Lippen.
Du siehst mich mit deinen müden und erschöpften Augen an und erwiderst nichts.
Eins waren deine Augen so voller Liebe und Zuversicht. Du hast mit ihnen wie ein zweites Paar Lippen gelächelt und selbst den Sonnenstrahlen Konkurrenz gemacht. Dabei ist immer dieser Glanz in ihnen erschienen, den ich so an dir Liebe. Wie ein Stern in deiner Iris, der einem Menschen all das entgegenbringt, auf das man sein Leben lang gewartet hat. Doch der Stern in deinen Augen ist schon wenige Zeit nach unserem Kennenlernen anfänglich erblasst. Mit ihm zwar noch nicht dein sanftes Lachen, aber deine Hoffnung. Warum muss diese unheilbare Krankheit ihren Todesmantel gerade über dich legen? Ein röchelndes Husten entkommt mit einigen Bluttropfen deiner Kehle.
“Halte durch mein Engel”, flüstere ich und rieche wie der Duft nach Wildkirchen immer deutlicher wird und mich nun vollkommen einnimmt.
Ein Kirchblütenbaum steht in vollster Pracht vor uns und streckt seine rosé gefärbten Blütenblätter in den blauen Himmel, an denen einige einsame Vögel kreisen.
Ich lehne mich an den Stamm des Baumes, der mir so viel Kraft zu geben scheint und lasse mich auf den Boden sinken, während ich dich weiterhin in meinen Armen halte. Ich werde dich nicht mehr loslassen. Dies war unser Lieblingsort. Du hast jeden Tag von ihm erzählt. Davon, wie seine Blätter im Frühjahr erblühten und den frühen Duft der Wildkirchen mit einer Mischung aus Honig preisgaben. Ich habe es geliebt dir zuzuhören, doch nun kommen keine Worte mehr von deinen Lippen. Nur noch das sanfte pulsieren deines Herzens gegen deine Brust und dein weißes Sommerkleid geben mir die Hoffnung, dass du all dies noch miterlebst.
Du schaust mich an und doch scheinen deine Augen schon jetzt leer zu sein. Der Stern in ihnen ist vollkommen verblasst. Einst hast du mir erzählt, dass, wenn du von mir gehst, du als Stern am Himmel immer über mich wachen wirst. Ich werde meinen Blick jeden Tag in den Nachthimmel richten und an dich denken. An dich und an unsere Liebe.
Ein starker Windhauch umspielt plötzlich den Baum und dessen Äste und wirbelten einen Schwall von Blütenblättern auf uns nieder. Es ist, als würde der Baum um dich weinen und uns sein Mitgefühl aussprechen. Langsam fallen deine Augen zu, während ich beginne ein Lied zu summen, dass deine Mutter dir immer vorgesungen hat, wenn es dir schlecht ging. Ein feiner und schwach metallen riechender Rinnsal fließt aus ihrer Nase. Ich versuche ihn gar nicht erst aufzuhalten und wie kleine rote funkelnde Diamanten landen einige Tropfen auf dem rosé farbenen Meer aus Blüten unter uns,
“Ich liebe dich”, flüstere ich und in diesem Moment erfasst uns ein so starker Windhauch, dass die Blütenblätter um uns herum tanzen und deine Seele im selbigen Moment mit ihnen fort in den Himmel getragen zu werden scheint.
VS
Gefallen dir die Blumen?
(von Jojo - Unentschieden)
(von Jojo - Unentschieden)
„Von wem sind denn die Blumen?“, fragte mich meine Arbeitskollegin Annika und deutete auf meinen Schreibtisch, auf dem bestimmt fünf dicke Sträuße roter Rosen lagen.
„Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht …“, murmelte ich und griff danach, um sie alle in eine Vase zu stopfen. Am liebsten hätte ich sie in den Müll geschmissen, weil ich überhaupt nicht wusste, wer mir die Blumen immer schickte.
Es ging nun schon seit ein paar Wochen so. Erst waren es nur einfache, günstige Arten und nun bekam ich eigentlich jeden Tag einen Strauß Rosen. Heute waren es bereits fünf und irgendwie wurde mir das langsam unheimlich. Nie war eine Karte oder eine Notiz dabei. Derjenige, der mir die Blumen schickte, wollte mich entweder einfach nur verunsichern oder traute ich überhaupt nicht, mit mir zu reden und wollte einfach ein stiller Verehrer bleiben.
„Wie lange bekommst du jetzt schon Blumen? Ich würde auch gern mal welche bekommen …“, meinte Annika und starrte mir verträumten Blick auf die Rosen in der Vase.
„Du kannst sie gerne haben“, antwortete ich ihr und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich wollte die ganzen Blumen nicht haben. Meine kleine Wohnung war voll davon und irgendwie war es mir unangenehm, jeden Tag aufs Neue gegen Abend mit einem Strauß nach Hause zu gehen. Ich hatte da keine Lust mehr zu und mittlerweile fühlte ich mich auch nicht mehr geschmeichelt. Anfangs war alles noch ziemlich lustig und da hatte ich das noch sehr schön gefunden. Ich liebte Blumen über alles. Sie sahen wunderschön aus und rochen dazu immer noch sehr angenehm.
„Meist du wirklich? Oder ist dein heimlicher Verehrer dann beleidigt?“, hakte Annika nach und ihre Augen fingen an zu Leuchten.
„Hier nimm sie alle. Ich will sie nicht haben.“ Mein Herz klopfte aus irgendeinem Grund bei diesen wenigen Worten schneller als normal und auf meinen Handflächen bildete sich ein dünner Schweißfilm. Unsicher schaute ich mich um, als würde irgendjemand anderes meine Worte mit anhören. Meine Hände wischte ich an meiner Hose ab, aber das half nicht wirklich, sie waren immer noch schweißnass und klebrig.
„Ich hol mir ’nen Kaffee. Möchtest du auch einen?“, fragte ich Annika, um endlich von den Blumen wegzukommen. Sie machten mich nervös und mein Blick wurde immer wieder zu ihnen gelenkt, was das Ganze nicht besser machte. Was denn nur los mit mir? So reagierte ich sonst nicht und ich hatte auch sonst vor nichts oder jemandem Angst. Ich war eigentlich ziemlich abgehärtet. Das dachte ich bis heute jedenfalls immer. Die Blumen schienen mir aber irgendwie das letzte zu geben.
In der kleinen Küche, die wir uns mit allen Mitarbeitern teilten, zitterten meine Hände so sehr, dass ich beim Einschenken des Kaffees nicht einmal die Tasse traf. Das schwarze Gebräu ergoss sich über die Anrichte und tropfte auf den Boden. Schnell versuchte ich es aufzuwischen, aber selbst das wollte mir nicht mehr gelingen.
Ich ließ mich erschöpft und völlig aufgelöst auf einen der Stühle nieder, die an dem kleinen Tisch standen. Während ich mir über die Stirn strich, beruhigte sich mein Herz langsam wieder und auch meine Hände hörten auf zu zittern. Ich fühlte mich plötzlich wieder, wie am Morgen, bevor ich die Rosen gesehen hatte.
Verwirrt starrte ich auf meine Hände und am liebsten hätte ich geweint, weil ich nicht wusste, was da gerade mit mir geschehen war. Meine Angst kam langsam wieder zurück, hatte diesmal aber eine andere Ursache und plötzlich bildeten sich wieder kleine Schweißperlen auf meiner Stirn. Ich schluckte und stand mit weichen Knien wieder auf, um endlich den Kaffee aufzuwischen und neuen zu kochen.
Hinter meiner Stirn pochte es unaufhörlich und während die Kaffeemaschine lief, massierte ich mir die Schläfen, um die Kopfschmerzen zu unterdrücken. Aber es half nicht wirklich. Da würde nur noch eine Aspirin nützen, die in irgendeiner Schreibtischschublade in meinem Büro vergraben war.
Mit den zwei gefüllten Tassen machte ich mich schließlich wieder auf den Weg zu Annika. Durch das kleine Fenster in der Tür sah ich, wie meine Arbeitskollegin an den Rosen roch und zufrieden lächelte.
„Hier, dein Kaffee“, meinte ich und stellte ihn mit etwas zu viel Schwung auf ihren Schreibtisch. Er schwappte über und einige Tropfen trafen auf ein paar wichtige Zettel, die sie dort liegen hatte.
„Na, danke dir“, brummte sie und griff nach einem Taschentuch, um die Dokumente noch zu retten.
„Tut mir Leid“, murmelte ich und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Aus irgendeinem Grund wanderte mein Blick immer wieder zu den Rosen des Unbekannten und jedes Mal lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich daran dachte, was der Versender für Absichten mit den Rosen haben könnte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fielen mir nur negative Absichten ein und das machte mich noch nervöser.
Angestrengt versuchte ich meinen Blick auf die Dokumente vor mir zurichten oder auf den Monitor, aber es klappte nicht. Die Anziehungskraft der Rosen war einfach zu stark.
Ich weiß nicht mehr, wie ich den Morgen überstanden habe und was ich genau gemacht habe, außer die Blumen angestarrt zu haben. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt und mit wem ich gesprochen habe.
In der Mittagspause flüchtete ich förmlich aus dem Büro, ließ die Blumen einfach stehen und fuhr so schnell ich konnte zu meiner Wohnung. Ich wollte ein paar hundert Meter zwischen mir und diesen schrecklichen Rosen wissen und in meiner Wohnung konnte ich sie eventuell vergessen. Außerdem wollte ich den Rest des geschenkten Sträuße, die noch nicht verwelkt waren, wegwerfen und dadurch hoffentlich dem merkwürdigen Gefühl, das mich den ganzen Morgen festgehalten hatte, entkommen.
Als ich die Tür meines kleinen Autos mit zu viel Wucht zuschlug und die Treppen zu meiner Wohnung hinauf sprintete, war mir eiskalt, obwohl es wie immer viel zu warm im Treppenhaus war. Der Vermieter hatte irgendwie noch nicht recht verstanden, was man mit ‚Energie sparen’ meinte, aber das konnte mir egal sein. Meine Wohnung war zwar nicht groß, aber auch nicht sehr teuer und dafür war die Lage ziemlich zentral.
Mir stockte der Atem, als ich den Schlüssel ins Türschloss stecken wollte. Und einige Sekunden blieb ich stocksteif stehen und lauschte nach irgendeinem Geräusch. Die Tür stand einen Spalt offen und an dem Schloss waren kleine Kratzspuren zu sehen, wenn man genauer hinsah. Ich zuckte zusammen, als ein klapperndes Geräusch direkt neben mir ertönte. Gehetzt schaute ich mich um, aber da fiel mir auf, dass mir mein Schlüssel aus der Hand gefallen war und da musste ich auf einmal lachen. Es war ein nervöses Lachen. Ich konnte nicht glauben, dass ich so schreckhaft geworden war und das nur wegen ein paar Rosen, die ich am heutigen Tag bekommen hatte. Ich versuchte mich selbst ins lächerliche zu ziehen, um der Angst keine Chance zu geben, aber sie hatte sich schon viel zu sehr in mich hineingefressen und saß tief und dunkel in meinem Magen. Es fühlte sich an, wie ein großer Stein, der mir im Bauch drückte und mir schreckliche Schmerzen zufügte.
Vorsichtig und mit zitternden Händen stieß ich die Tür einen Spalt breit auf, gerade so weit, dass ich hindurch schlüpfen konnte und da spürte ich, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
Meine Schritten hallten nur dumpf wider und meine Schuhe rutschten ungewohnt leicht auf dem Boden aus. Langsam schaute ich nach unten. Die Angst vor dem, was ich sehen würde, schnürte mir die Kehle zu und ich konnte nur noch keuchen, weil ich anders keine Luft bekam.
Als ich erkannte, was auf dem Boden lag, blieb mir der Atem weg. Mein Blick wanderte über den weiteren Boden im Flur, bis auf den des Wohnzimmers, den ich durch die offene Tür sehen konnte.
Überall lagen Blütenblätter. Rosen, Orchideen, Margeriten. Man konnte die Arten der Blumen kaum noch bestimmen, so zerstreut lagen die Blüten auf dem Boden. Teilweise waren sie an den Stellen, an denen derjenige, der sie verteilt hatte, etwas zertreten. Man konnte nur noch die Blüten sehen, kein Stück Teppich, keine Fliese und auch kein Parkett.
Ich schluckte und wollte schreien, aber der Laut blieb mit im Hals stecken, als ich Schritte vor mir hörte, die aus meinem Schlafzimmer kamen und wenig später stand ein Mann vor mir, den ich noch nie im meinem Leben gesehen hatte.
„Hallo. Da bist du ja wieder, Schatz. Ich hoffe, dir gefallen die Blumen.“
Zuletzt von Pooly am Fr 25 Jan 2013, 12:46 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet (Grund : Der Lesbarkeit wegen habe ich einmal die Farbe der ersten Geschichte geändert :))