Hallo ihr Lieben und herzlich Willkommen zum 30. Storybattle in Pooly's Forum!
Heute treten Shira und Dawn gegeneinander an. Zum Thema "Frühlingsmorgen" sollten sie jeweils eine Kurzgeschichte verfassen.
Ihr könnt nun für eine der beiden Kurzgeschichten bis zum 4. Januar 2012 abstimmen.
Milas Frieden
(Von Shira - Gewinnergeschichte)
„Hörst du das?“
Er drehte sich nicht um, dabei war ich mir sicher, dass er meine Worte gehört hatte. Noch immer war das leise Zwitschern zu vernehmen. Der Wind trug es von dem kleinen Wäldchen auf der anderen Seite des Baches zu uns herüber.
„Weißt du, was ich mir am meisten wünsche?“, murmelte ich schließlich, während wir am Ufer entlang schlenderten. Der weiße Schnee knirschte unter unseren Winterstiefeln. Ich vergrub die Hände in den Taschen meiner Daunenjacke, um sie vor der Kälte zu schützen und zog den Kopf ein, um mein Gesicht hinter meinem dicken Schal vor dem eisigen Wind zu verbergen.
„Was denn?“, grummelte er schließlich. Wusste ich es doch, er hatte mich gehört.
Einen Moment zögerte ich, dann platzte ich mit meiner Idee heraus.
„Ich wünsche mir, dass auf der ganzen Welt die Sonne scheint. Wusstest du, dass die Sonnenstrahlen Glückshormone in uns auslösen? Dadurch wären alle Menschen etwas glücklicher. Die Dunkelheit würde zurückweichen und sogar die Kälte. Sicherlich gäbe es dann mehr Frohsinn und man würde leichter einander vertrauen...“
„Am besten gäbe es dann auch keine Kriege mehr.“ Er lachte und ich rollte mit den Augen als ich merkte, dass er mich verspottete. „Mila, du bist wirklich naiv!“
„Ach, du musst es natürlich besser wissen“, schimpfte ich und beschleunigte meine Schritte. Missmutig wie ich nun war, achtete ich nicht einmal darauf, den Schneeglöckchen auszuweichen, die tapfer ihre Köpfe den angenehm warmen Sonnenstrahlen entgegenreckten und sich nicht um den beißenden Wind scherten.
„Mila, warte doch, ich habe es nicht so gemeint.“ Eilig folgte er mir. Ich grinste. Das war mal wieder typisch mein Bruder. Seine Worte hielten mich allerdings nicht davon ab, ihm weiter vorauszueilen.
„Mila!“
Unverhofft traf mich eine Ladung Schnee im Nacken und ich duckte mich. Verblüfft blickte ich zu meinem Bruder, der mir mit roten Pausbacken entgegenkam. „Endlich“, stöhnte er, seinem kräftigen Körper eine Pause gönnend, als er bei mir ankam. „Du kannst doch nicht einfach so losrennen!“
Erneut rollte ich mit den Augen, ein Lächeln huschte mir über die Lippen. „Warum nicht? Du könntest auch einfach ein bisschen abnehmen.“
Er verzog das Gesicht. Sicher war ihm klar, dass ich es nicht böse meinte, doch wir beide wussten auch, dass er diese Sticheleien hasste. „Weißt du, das wird der Grund sein, warum es immer Kriege geben wird. Die Menschen sagen zu viel, um sich gegenseitig zu ärgern. Kleine Sticheleien, Missverständnisse und Angst wachsen dann an viel zu großen Problemen, die einen friedlichen Umgang miteinander irgendwann nicht mehr ermöglichen. Glückshormone hin oder her, dann knallt es eben.“
Entsetzt hielt ich die Luft an. „Du bist ein Idiot. Wie kannst du das nur so auf die leichte Schulter nehmen?“
Er lächelte. „Ich nehme es sicherlich nicht auf die leichte Schulter, aber mein Kopf ist viel zu klein, als das er das Universum in seiner ganzen Komplexität erfassen könnte. Daran sind schon weit Klügere gescheitert.“
„Heißt das jetzt, du würdest Krieg einfach dulden, weil du dich für zu dumm für Frieden hältst?“, fragte ich verwirrt.
„Mila, Mila,...“, setzte er an, doch dann verstummte er. Beide lauschten wir dem Rauschen der Blätter, die vom Wind bewegt wurden. Inzwischen war es nicht mehr ganz so kalt, die sanften Sonnenstrahlen, die uns ins Gesicht fielen, hatten an Intensität gewonnen. Es war bereits später Morgen.
Nach einer Weile sprach mein Bruder wieder: „Ich gebe zu, es ist falsch, sich keine Gedanken über Krieg und Frieden zu machen. Doch eines weiß ich sicher und ich denke, da kannst du mir zustimmen. Würden wir uns jeden Morgen fünf Minuten vor die Haustür setzen und zusehen, wie die Welt langsam aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht, hätte keiner von uns das Bedürfnis einen Krieg zu führen. Weder mit dem eigenen Bruder, noch mit dem Nachbarn. Die Natur gibt uns so vieles, was uns zu innerem Frieden verhelfen kann, wir müssen es nur erkennen. Einfach mit dem Herzen sehen würde dann ausreichen, dass wir alles darum gäben, dieses Stück Natur um uns herum zu wahren und zu schützen. Vielleicht würde es dann wirklich nicht mehr so viele Streitereien geben. Schon gar nicht, wenn es ein so schöner Frühlingsmorgen ist wie heute.“
„Jetzt spinnst du aber“, lachte ich, doch wir setzten unseren Weg ohne weitere Sticheleien fort und ich überlegte, ob vielleicht doch etwas dran war an seinen Worten.
Wie ein Hauch des Frühlings
(von Dawn)
Heute treten Shira und Dawn gegeneinander an. Zum Thema "Frühlingsmorgen" sollten sie jeweils eine Kurzgeschichte verfassen.
Ihr könnt nun für eine der beiden Kurzgeschichten bis zum 4. Januar 2012 abstimmen.
Milas Frieden
(Von Shira - Gewinnergeschichte)
„Hörst du das?“
Er drehte sich nicht um, dabei war ich mir sicher, dass er meine Worte gehört hatte. Noch immer war das leise Zwitschern zu vernehmen. Der Wind trug es von dem kleinen Wäldchen auf der anderen Seite des Baches zu uns herüber.
„Weißt du, was ich mir am meisten wünsche?“, murmelte ich schließlich, während wir am Ufer entlang schlenderten. Der weiße Schnee knirschte unter unseren Winterstiefeln. Ich vergrub die Hände in den Taschen meiner Daunenjacke, um sie vor der Kälte zu schützen und zog den Kopf ein, um mein Gesicht hinter meinem dicken Schal vor dem eisigen Wind zu verbergen.
„Was denn?“, grummelte er schließlich. Wusste ich es doch, er hatte mich gehört.
Einen Moment zögerte ich, dann platzte ich mit meiner Idee heraus.
„Ich wünsche mir, dass auf der ganzen Welt die Sonne scheint. Wusstest du, dass die Sonnenstrahlen Glückshormone in uns auslösen? Dadurch wären alle Menschen etwas glücklicher. Die Dunkelheit würde zurückweichen und sogar die Kälte. Sicherlich gäbe es dann mehr Frohsinn und man würde leichter einander vertrauen...“
„Am besten gäbe es dann auch keine Kriege mehr.“ Er lachte und ich rollte mit den Augen als ich merkte, dass er mich verspottete. „Mila, du bist wirklich naiv!“
„Ach, du musst es natürlich besser wissen“, schimpfte ich und beschleunigte meine Schritte. Missmutig wie ich nun war, achtete ich nicht einmal darauf, den Schneeglöckchen auszuweichen, die tapfer ihre Köpfe den angenehm warmen Sonnenstrahlen entgegenreckten und sich nicht um den beißenden Wind scherten.
„Mila, warte doch, ich habe es nicht so gemeint.“ Eilig folgte er mir. Ich grinste. Das war mal wieder typisch mein Bruder. Seine Worte hielten mich allerdings nicht davon ab, ihm weiter vorauszueilen.
„Mila!“
Unverhofft traf mich eine Ladung Schnee im Nacken und ich duckte mich. Verblüfft blickte ich zu meinem Bruder, der mir mit roten Pausbacken entgegenkam. „Endlich“, stöhnte er, seinem kräftigen Körper eine Pause gönnend, als er bei mir ankam. „Du kannst doch nicht einfach so losrennen!“
Erneut rollte ich mit den Augen, ein Lächeln huschte mir über die Lippen. „Warum nicht? Du könntest auch einfach ein bisschen abnehmen.“
Er verzog das Gesicht. Sicher war ihm klar, dass ich es nicht böse meinte, doch wir beide wussten auch, dass er diese Sticheleien hasste. „Weißt du, das wird der Grund sein, warum es immer Kriege geben wird. Die Menschen sagen zu viel, um sich gegenseitig zu ärgern. Kleine Sticheleien, Missverständnisse und Angst wachsen dann an viel zu großen Problemen, die einen friedlichen Umgang miteinander irgendwann nicht mehr ermöglichen. Glückshormone hin oder her, dann knallt es eben.“
Entsetzt hielt ich die Luft an. „Du bist ein Idiot. Wie kannst du das nur so auf die leichte Schulter nehmen?“
Er lächelte. „Ich nehme es sicherlich nicht auf die leichte Schulter, aber mein Kopf ist viel zu klein, als das er das Universum in seiner ganzen Komplexität erfassen könnte. Daran sind schon weit Klügere gescheitert.“
„Heißt das jetzt, du würdest Krieg einfach dulden, weil du dich für zu dumm für Frieden hältst?“, fragte ich verwirrt.
„Mila, Mila,...“, setzte er an, doch dann verstummte er. Beide lauschten wir dem Rauschen der Blätter, die vom Wind bewegt wurden. Inzwischen war es nicht mehr ganz so kalt, die sanften Sonnenstrahlen, die uns ins Gesicht fielen, hatten an Intensität gewonnen. Es war bereits später Morgen.
Nach einer Weile sprach mein Bruder wieder: „Ich gebe zu, es ist falsch, sich keine Gedanken über Krieg und Frieden zu machen. Doch eines weiß ich sicher und ich denke, da kannst du mir zustimmen. Würden wir uns jeden Morgen fünf Minuten vor die Haustür setzen und zusehen, wie die Welt langsam aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht, hätte keiner von uns das Bedürfnis einen Krieg zu führen. Weder mit dem eigenen Bruder, noch mit dem Nachbarn. Die Natur gibt uns so vieles, was uns zu innerem Frieden verhelfen kann, wir müssen es nur erkennen. Einfach mit dem Herzen sehen würde dann ausreichen, dass wir alles darum gäben, dieses Stück Natur um uns herum zu wahren und zu schützen. Vielleicht würde es dann wirklich nicht mehr so viele Streitereien geben. Schon gar nicht, wenn es ein so schöner Frühlingsmorgen ist wie heute.“
„Jetzt spinnst du aber“, lachte ich, doch wir setzten unseren Weg ohne weitere Sticheleien fort und ich überlegte, ob vielleicht doch etwas dran war an seinen Worten.
VERSUS
Wie ein Hauch des Frühlings
(von Dawn)
Barfuß trete ich hinaus in die kühle Morgenluft. Bei jedem meiner Atemzüge bilden sich kleine weiße Wölkchen vor meinem Gesicht, die sobald sie erschienen sind, auch schon wieder verschwinden. Der hölzerne Boden meines Balkons ist kalt und feucht und lässt mich frösteln. Eng umschlinge ich mit meinen Armen meinen Körper, während ich näher ans Geländer trete und in die Ferne blicke. Die Weinberge haben ihre weiße Decke aus Schnee abgelegt und es scheint, als wollten sie endlich frei atmen können. Sich wieder in vollster Pracht dem Himmel entgegen strecken und das Gefühl der Freiheit, die eigenen Keime im Boden wachsen lassen zu können, hinaus schreien. Während ich meinen Blick über das langsam sprießende Gras gleiten lassen, erscheint für nur einen Sekundenbruchteil sein Gesicht vor meinen Augen. Doch dieser eine Moment reicht aus, um mein Herz auf dem taunassen harten Boden zerspringen zu hören. Er ist der Grund, warum ich in diese Melancholie verfallen bin. Warum ich aufgehört habe meine Träume zu verwirklichen, vorwärts zu blicken und an mich selbst zu glauben. Wie die Schneedecke auf den Weinbergen, hatten sich seine letzten Worte über mich gelegt und mir keine Möglichkeit mehr gelassen mich entfalten zu können. Zu hart war seine Kritik, seine Anschuldigungen, sein Spott. Seine Worte, hart wie das Geröll der Berge hatte es auf mich eingeschlagen und mich niedergerissen. Ich blinzle, als könnte ich somit den Gedanken an ihn forttreiben.
Doch der Schnee ist gewichen und übrig bleibt nichts als der morgendliche Tau, der schon bald der Sonne weichen muss. Mit einem Hauch Traurigkeit lehne ich mich über das Geländer und schaue in den Garten unter mir. Die Knollen in der feuchten Erde beginnen sich nach oben zu kämpfen, doch noch sind sie gefangen in der Dunkelheit. Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich, als ich meinen Blick weiter über das Gras gleiten lasse, welches zunähmst ein sattes Grün annimmt. Tief atme ich die Luft durch meine Nasenflügel und plötzlich scheint es mir, als könnte ich den Duft der noch in der Erde gefangenen Primeln, Christrosen und der Narzissen bereits wahrnehmen. Als erfülle er bereits meine Sinne mit seinem süßen Duft. Es ist der erste Frühlingsmorgen in diesem Jahr und da sehe ich, wie sich bereits ein einzelnes einsames Gänseblümchen seinen Weg nach oben gekämpft hat. Noch ist es alleine, auf sich selbst gestellt und im stetigen Kampf mit den noch immer kalten Nächten. Doch schon bald wird die gesamte Wiese erblühen und es willkommen heißen. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Das erste Lächeln seit Wochen und plötzlich fühlt es sich so an, als hätte ich selbst mit diesem Frühlingsmorgen die Decke, die Last, die Dunkelheit hinter mir gelassen und sei an die Oberfläche getreten. Fähig dafür zu kämpfen meine Träume zu leben, mich selbst wiederzufinden und glücklich zu sein.
Doch der Schnee ist gewichen und übrig bleibt nichts als der morgendliche Tau, der schon bald der Sonne weichen muss. Mit einem Hauch Traurigkeit lehne ich mich über das Geländer und schaue in den Garten unter mir. Die Knollen in der feuchten Erde beginnen sich nach oben zu kämpfen, doch noch sind sie gefangen in der Dunkelheit. Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich, als ich meinen Blick weiter über das Gras gleiten lasse, welches zunähmst ein sattes Grün annimmt. Tief atme ich die Luft durch meine Nasenflügel und plötzlich scheint es mir, als könnte ich den Duft der noch in der Erde gefangenen Primeln, Christrosen und der Narzissen bereits wahrnehmen. Als erfülle er bereits meine Sinne mit seinem süßen Duft. Es ist der erste Frühlingsmorgen in diesem Jahr und da sehe ich, wie sich bereits ein einzelnes einsames Gänseblümchen seinen Weg nach oben gekämpft hat. Noch ist es alleine, auf sich selbst gestellt und im stetigen Kampf mit den noch immer kalten Nächten. Doch schon bald wird die gesamte Wiese erblühen und es willkommen heißen. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Das erste Lächeln seit Wochen und plötzlich fühlt es sich so an, als hätte ich selbst mit diesem Frühlingsmorgen die Decke, die Last, die Dunkelheit hinter mir gelassen und sei an die Oberfläche getreten. Fähig dafür zu kämpfen meine Träume zu leben, mich selbst wiederzufinden und glücklich zu sein.