Jenny-Mai Nuyen
Noir
Rowohlt Verlag
14,95 €
ISBN 978-3-86252-028-2
1. Auflage Oktober 2012
384 Seiten
Klappenbroschur
Verlagsseite
Noir
Rowohlt Verlag
14,95 €
ISBN 978-3-86252-028-2
1. Auflage Oktober 2012
384 Seiten
Klappenbroschur
Verlagsseite
Inhalt
Nino Sorokin kann den Tod sehen. Er weiß genau, wann er sterben wird: und ihm bleibt nicht mehr viel Zeit. Also macht er sich auf die Suche nach einer Rettung, nach einem Weg, der ihn vor seinem Tod retten wird, denn seine Uhr tickt.
Eine Gänsehaut schoss Ninos Rücken hinauf, als er ihm in die Augen sah. Mord. In Wahnsinn, in Feuer. In einem Albtraum.
(S. 26)
(S. 26)
Meine Meinung
Ein neuer Roman, in einem neuen Verlag, der tatsächlich ganz neu daherkommt: Erwachsener, reifer, sowohl die Handlung, als auch der Schreibstil. Jenny-Mai Nuyen wagt den Sprung aus der All-Age-Fantasy-Ecke in ein neues Genre. In welches? Schwer zu sagen. Für mich wirkt es, als wäre sie irgendwo dazwischen hängengeblieben, hätte das Ziel nicht ganz erreicht. Aber ich beginne lieber der Reihe nach ...
Das Buch begann absolut faszinierend, die zwei Prologe haben mich sofort angesprochen. Besonders gut gefiel mir auch die Aufteilung des Romans. So springt der Leser zwischen dem Jetzt (Präsens, 2./1. Person, ohne Serifen gesetzt) und der Vergangenheit, die die Vorgeschichte aufdeckt und die Hintergründe zu dem Jetzt beleuchtet (Präteritum, 3. Person, Serifenschrift). Gerade diese verschiedenen Teile machten für mich den Reiz des Buchanfangs aus. Ich versank in dem wunderschönen Schreibstil und der Tiefgründigkeit des Textes.
»Noir« thematisiert große Themen: Leben und Tod, den Sinn des Lebens, die Suche nach der eigenen Identität, das Erwachsenwerden und die Liebe. Auch Fragen wie: »Was macht das Leben eigentlich aus? Was genau ist am Leben lebenswert?« finden ihren Platz. Also eigentlich sehr viel Stoff, der zum Nachdenken anregt.
Diese Themen sind verpackt in einen wunderbaren Schreibstil. Wunderschöne Metaphern und tolle, passende Stilwechsel. Dies sorgt für eine großartige Stimmung, zwar etwas depressiv, aber das hat mir durchaus gefallen.
Irgendwann allerdings verflog meine Faszination und mir begann etwas zu fehlen. Ich kann immer noch nicht genau in Worte fassen, was es war ... Aber ab der Hälfte des Buches entstand diese Durststrecke. Der Roman war nicht mehr so fesselnd, wie noch zu Beginn. Die Handlung erschien mir plötzlich zäh und auch ziemlich vorhersehbar. Und der schöne Schreibstil konnte es nicht mehr ganz wettmachen. Ebenso wie die tiefgründigen Gedanken - irgendwann, muss ich zugeben, hatte ich das Gefühl, nur noch das Gleiche zu lesen, das zwar sehr schön verpackt war, aber letztendlich doch immer um dieselben Themen kreiste ohne eine neue Erkenntnis heraufzubeschwören.
Nino mochte ich sehr gerne. Ein Suchender, der experimentiert, nicht genau weiß, auf was er eigentlich hinsteuert. Sein vorrangigstes Ziel ist das Überleben - zumindest bis er Noir trifft.
Noir blieb etwas blass. Aber ich denke, das passt durchaus zum Inhalt. Noir soll blass sein und diese Blässe hat Jenny-Mai Nuyen sehr gut transportiert.
Außerdem habe ich noch einen Spoiler-Kritikpunkt:
- Spoiler:
- Was mir nicht ganz gefiel, war die starke Körperlichkeit der Liebe in diesem Buch. Sicher, es ist ein wichtiger Bestandteil einer Beziehung, aber dass es so ins Zentrum gerückt wird und das einzige ist, das Noir festhalten kann ... Hm. Da bin ich vielleicht romantisch verklärt (wobei ich davon eigentlich das absolute Gegenteil bin).
Ein weiteres Diskussionsthema ist der Drogenkonsum, der ein großer und wichtiger Bestandteil des Buches ist. Damit hatte ich nun nicht so große Probleme, aber ich kann die Kritik einiger Leser verstehen.
Man merkt vielleicht, dass mich das Buch sehr zwiegespalten zurücklässt. Ich finde die Entwicklung, die Jenny-Mai Nuyen hingelegt hat, wirklich faszinierend, aber das Buch wirkt auf mich noch nicht ganz rund. Teilweise versucht sie vielleicht zu erwachsen zu wirken. Aber ich freue mich auf jeden Fall auf die Zukunft und die kommenden Bücher von ihr!
Die Geschichte von ihm, der du nicht mehr bist, entfaltet sich vor dir wie eine Rosenknospe; aufklaffende Blütenblätter, die sich alle gleichen und so verschlungen sind, dass man nie weiß, welches nun welches umarmt.
(S. 73)
(S. 73)
Fazit
Ein neuer, anderer Roman von Jenny-Mai Nuyen, die einen Schritt hin zu einer anspruchsvolleren Literatur wagte. Ich denke, dieser Schritt ist ihr ganz gut gelungen - man sieht auf jeden Fall eine Entwicklung. Dennoch habe ich das Gefühl, dass »Noir« noch etwas zwischen den Fronten hängt.
Ich bin wirklich gespannt auf ihr nächstes Buch!
Idee: 3,5/5
Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Schreibstil: 5/5
Lesespaß: 3,5/5
Gesamt: 3,5/5
Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Schreibstil: 5/5
Lesespaß: 3,5/5
Gesamt: 3,5/5