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365 Seiten (Taschenbuch)
ISBN: 978-3453355620
Inhalt:
"Hoffe das Beste und rechne mit dem Schlimmsten!" Das ist der Rat, den Lily Casey von ihrem Vater mit auf den Weg bekommt. Jeannette Walls, die mit ihren Kindheitserinnerungen in Schloss aus Glas die Leserwelt begeisterte, erzählt die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Lily, einer starken, eigensinnigen Frau, die sich nicht nur im Umgang mit wilden Pferden, sondern auch als Lehrerin, Rancherfrau, Schnapsschmugglerin, Pokerspielerin, Fkugzeugpilotin und Mutter bewährt hat und Anfang des 20. Jahrhunderts den "Wilden Westen" unsicher machte.
(Quelle: Verlagsangaben)
Meine Meinung:
Ungewöhnlich, aber schön: Jeannette Walls erzählt die Geschichte ihrer Großmutter auf eine "neue" Art und Weise: Sie schreibt nicht nur über sie, sondern direkt aus Lily Caseys Perspektive. Der Grund: "Ich habe das Buch in der Ich-Form geschrieben, weil ich Lilys unverwechselbare Stimme wiedergeben wollte, an die ich mich deutlich erinnere."
Wie schon "Schloss aus Glas", das Buch, in dem Jeannette Walls ihre eigene Lebensgeschichte erzählt, hat mir auch "Ein ungezähmtes Leben" wieder sehr gut gefallen. Sie erzählt mit einer Leichtigkeit, die einem viel Freude bereitet und die bewirkt, dass die Seiten nur so am Leser vorbeifliegen. Allerdings muss ich sagen, dass ich am Anfang ein wenig gebraucht habe richtig einzusteigen. Möglicherweise lag das daran, dass ich durch die Ich-Form zeitweise noch dem Gedanken verhaftet war, dass Walls über sich selbst schreibt - auch wenn ich es besser wusste.
Zwar wird das Buch als "Roman" bezeichet, jedoch könnte man es genauso gut als Biographie ansehen. Man begleitet Lily Casey, die Hauptfigur, von Kind auf, erlebt mit ihr Höhen und Tiefen und - so ging es zumindest mir - ist irgendwann so in der Geschichte drin, dass man richtig mit ihr mitfühlen kann. Mir hat besonders, wie oben schon erwähnt, die Leichtigkeit gut gefallen, mit der Jeannette Walls Lilys Leben darstellt. Es wird einfach alles so erzählt, wie es eben war, sodass es sowohl Momente gab, in denen ich laut gelacht habe, sowie aber auch Stellen, an denen ich schlucken musste.
Hierzu passt auch, dass die Kapitel jeweils relativ kurz gehalten sind. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass die Erzählung "zu schnell" geht, vor allem, da Sprünge, die bei der Erzählung einer Lebensgeschichte unvermeidlich sind, durch Rückblicke kompensiert werden.
Lily Casey ist eine unglaublich starke Frau, zumindest nach dem im Buch geschaffenen Bild. Für ihren Ehrgeiz und die Kreativität, die sie an den Tag legt, wenn es darum geht, sich und ihre Kinder durch zu bringen, kann man sie nur bewundern. Was mir auch gut gefallen hat, ist, dass man Lilys Motivationen sehr gut nachvollziehen kann. Vor allem der Wunsch, dass ihre Kinder (vor allem ihre Tochter) von Anfang an aus ihren Fehlern lernen, wird sehr klar gezeichnet. So ist auch das ganze Buch gespickt mit klugen Ratschlägen und Lebensweisheiten, die sie, selbst von ihrem Vater vermittelt, an die Kinder weitergibt. Man kann somit deutlich erkennen, welchen Eindruck Lily (wenn auch nur 8 Jahre lang) auf Jeannette gemacht hat.
Aber auch die anderen Charaktere, wie Lilys Eltern, ihre Geschwister - hier besonders ihre Schwester Helen - und ihr Mann, wirken unglaublich authentisch und greifbar, der Einfluss, den sie auf Lily und ihr Leben haben, ist völlig nachvollziehbar.
Was, wie ich finde, deutlich wird, ist, dass Walls ursprünglich die Lebensgeschichte ihrer Mutter niederschreiben wollte. Festmachen lässt sich dies besonders daran, dass Lilys Tochter Rose Mary (Rosemary) immer viel ausführlicher beschrieben wird, als der Sohn Little Jim. So hat sie quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen (besonders dann, wenn man "Schloss aus Glas" auch kennt, da dort das, was in "Ein ungezähmtes Leben" an Rose Marys Leben nicht mehr untergebracht wird, rückblickend Beachtung findet).
Eine schöne Idee fand ich außerdem, dass das Buch nicht nur in normale Kapitel eingeteilt wurde, sondern dass es insgesamt 9 "Oberkapitel" gibt, in denen jeweils ein Abschnitt von Lilys Leben geschildert und von denen jedes mit einem, zum Inhalt passenden, Originalfoto eingeleitet wird. Somit wirkt die Erzählung noch einen Tick persönlicher und man hat zugleich das Gefühl, Lily Casey wirklich zu kennen.
Fazit:
Ein wirklich gelungenes Buch, an das man wunderbar seine Kenntnisse aus "Schloss aus Glas" anknüpfen kann. Jeannette Walls ist unheimlich gut darin, Geschichten zu erzählen und zwar so, dass man glaubt mitten dabei zu sein.
Insgesamt bekommt sie daher 4.5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!
ISBN: 978-3453355620
Inhalt:
"Hoffe das Beste und rechne mit dem Schlimmsten!" Das ist der Rat, den Lily Casey von ihrem Vater mit auf den Weg bekommt. Jeannette Walls, die mit ihren Kindheitserinnerungen in Schloss aus Glas die Leserwelt begeisterte, erzählt die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Lily, einer starken, eigensinnigen Frau, die sich nicht nur im Umgang mit wilden Pferden, sondern auch als Lehrerin, Rancherfrau, Schnapsschmugglerin, Pokerspielerin, Fkugzeugpilotin und Mutter bewährt hat und Anfang des 20. Jahrhunderts den "Wilden Westen" unsicher machte.
(Quelle: Verlagsangaben)
Meine Meinung:
Ungewöhnlich, aber schön: Jeannette Walls erzählt die Geschichte ihrer Großmutter auf eine "neue" Art und Weise: Sie schreibt nicht nur über sie, sondern direkt aus Lily Caseys Perspektive. Der Grund: "Ich habe das Buch in der Ich-Form geschrieben, weil ich Lilys unverwechselbare Stimme wiedergeben wollte, an die ich mich deutlich erinnere."
Wie schon "Schloss aus Glas", das Buch, in dem Jeannette Walls ihre eigene Lebensgeschichte erzählt, hat mir auch "Ein ungezähmtes Leben" wieder sehr gut gefallen. Sie erzählt mit einer Leichtigkeit, die einem viel Freude bereitet und die bewirkt, dass die Seiten nur so am Leser vorbeifliegen. Allerdings muss ich sagen, dass ich am Anfang ein wenig gebraucht habe richtig einzusteigen. Möglicherweise lag das daran, dass ich durch die Ich-Form zeitweise noch dem Gedanken verhaftet war, dass Walls über sich selbst schreibt - auch wenn ich es besser wusste.
Zwar wird das Buch als "Roman" bezeichet, jedoch könnte man es genauso gut als Biographie ansehen. Man begleitet Lily Casey, die Hauptfigur, von Kind auf, erlebt mit ihr Höhen und Tiefen und - so ging es zumindest mir - ist irgendwann so in der Geschichte drin, dass man richtig mit ihr mitfühlen kann. Mir hat besonders, wie oben schon erwähnt, die Leichtigkeit gut gefallen, mit der Jeannette Walls Lilys Leben darstellt. Es wird einfach alles so erzählt, wie es eben war, sodass es sowohl Momente gab, in denen ich laut gelacht habe, sowie aber auch Stellen, an denen ich schlucken musste.
Hierzu passt auch, dass die Kapitel jeweils relativ kurz gehalten sind. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass die Erzählung "zu schnell" geht, vor allem, da Sprünge, die bei der Erzählung einer Lebensgeschichte unvermeidlich sind, durch Rückblicke kompensiert werden.
Lily Casey ist eine unglaublich starke Frau, zumindest nach dem im Buch geschaffenen Bild. Für ihren Ehrgeiz und die Kreativität, die sie an den Tag legt, wenn es darum geht, sich und ihre Kinder durch zu bringen, kann man sie nur bewundern. Was mir auch gut gefallen hat, ist, dass man Lilys Motivationen sehr gut nachvollziehen kann. Vor allem der Wunsch, dass ihre Kinder (vor allem ihre Tochter) von Anfang an aus ihren Fehlern lernen, wird sehr klar gezeichnet. So ist auch das ganze Buch gespickt mit klugen Ratschlägen und Lebensweisheiten, die sie, selbst von ihrem Vater vermittelt, an die Kinder weitergibt. Man kann somit deutlich erkennen, welchen Eindruck Lily (wenn auch nur 8 Jahre lang) auf Jeannette gemacht hat.
Aber auch die anderen Charaktere, wie Lilys Eltern, ihre Geschwister - hier besonders ihre Schwester Helen - und ihr Mann, wirken unglaublich authentisch und greifbar, der Einfluss, den sie auf Lily und ihr Leben haben, ist völlig nachvollziehbar.
Was, wie ich finde, deutlich wird, ist, dass Walls ursprünglich die Lebensgeschichte ihrer Mutter niederschreiben wollte. Festmachen lässt sich dies besonders daran, dass Lilys Tochter Rose Mary (Rosemary) immer viel ausführlicher beschrieben wird, als der Sohn Little Jim. So hat sie quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen (besonders dann, wenn man "Schloss aus Glas" auch kennt, da dort das, was in "Ein ungezähmtes Leben" an Rose Marys Leben nicht mehr untergebracht wird, rückblickend Beachtung findet).
Eine schöne Idee fand ich außerdem, dass das Buch nicht nur in normale Kapitel eingeteilt wurde, sondern dass es insgesamt 9 "Oberkapitel" gibt, in denen jeweils ein Abschnitt von Lilys Leben geschildert und von denen jedes mit einem, zum Inhalt passenden, Originalfoto eingeleitet wird. Somit wirkt die Erzählung noch einen Tick persönlicher und man hat zugleich das Gefühl, Lily Casey wirklich zu kennen.
Fazit:
Ein wirklich gelungenes Buch, an das man wunderbar seine Kenntnisse aus "Schloss aus Glas" anknüpfen kann. Jeannette Walls ist unheimlich gut darin, Geschichten zu erzählen und zwar so, dass man glaubt mitten dabei zu sein.
Insgesamt bekommt sie daher 4.5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!