Susanne Preusker - "Sieben Stunden im April"
Inhalt:
April 2009: Zehn Tage vor ihrer Hochzeit erlebt Susanne Preusker eine Katastrophe. An ihrem Arbeitsplatz, dem Hochsicherheitsgefängnis in Straubing, wird die Gefängnispsychologin von einem inhaftierten Sexualstraftäter sieben Stunden lang eingesperrt, mit dem Tode bedroht und mehrfach vergewaltigt. Ungeschminkt und mit erzählerischer Präzision schildert Susanne Preusker das Unvorstellbare, die Todesangst, aber auch, wie sie nach dem Trauma überlebt hat. Ein mutiges Buch, das einen schon nach wenigen Seiten in seinen Bann zieht!Zur Autorin:
Susanne Preusker ist Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin. Sie war Leiterin einer sozialtherapeutischen Abteilung für Sexualstraftäter in einem Hochsicherheitsgefängnis. Sie lebt in Straubing und Magdeburg.Meine Meinung:
Die Geschichte von Susanne Preusker ist erschreckend und bewunderswert zugleich.
Ich habe sie damals in der NDR-Talkshow gesehen und wollte unbedingt ihre Geschichte lesen, weil es mich interessierte, wie sie mit solch einem dramatischen Schicksalsschlag umgeht. Es war Interesse an einem völlig fremden Menschen und seinem Weg zurück ins Leben.
Ich habe die Lektüre nicht bereut, auch wenn ich es stellenweise anstrengend fand mich in ihre Art der Geschichte hineinzuversetzen.
Susanne Preusker ist wie immer zur Arbeit gegangen, sitzt am Schreibtisch ihres Büros, als ein Gefangener hereinkommt. Er hat keinen Termin, lässt sich nicht abwimmeln. Frau Preusker kommt in eine Lage, die sich kein Mensch jemals ausmalen kann.
Der Gefangene bedrängt sie, sperrt sie in ihrem Büro ein und vergewaltigt sie. Sieben Stunden lang. Niemand kommt ihr zur Hilfe, niemand kann sie befreien. Erst nach dieser quälend langen Zeit kommt sie frei und überlebt trotz mehrfacher Todesdrohungen. Sie hat nicht aufgegeben, hat sich nicht aufgegeben - auch wenn sie oft kurz davor war.
Ich habe die Leidensgeschichte und Lebensgeschichte von Susanne Preusker mit viel Interesse gelesen. Sie beschreibt unverblühmt und detalliert was ihr geschehen ist. Sie beschreibt die sieben Stunden in Todesangst aus ihrem Blickwinkel und lässt uns teilhaben an einer der schlimmsten Katastrophen ihres Lebens.
Es machte mir teilweise Angst, wie detailliert Frau Preusker die Tat die ihr angetan worden ist, beschrieb und wie tief sie in ihre Psyche, ihre Angst und die Stituation blicken ließ. Das war ein mutiger Schritt. Vielleicht aber auch zu gewagt?!
Ich weiß es nicht.
Vielleicht ist das ihre Form der Therapie.
Es ist grausam, unvorstellbar und macht stellenweise sogar wütend.
Doch sie kämpft sich zurück ins Leben. Erzählt in kleinen Geschichten, die stellenweise keinerlei Zusammenhang haben, wie sie nach der Tat zurück ins Leben ging. Wie verändert sie war und wie sie sich an ihr neues Leben gewöhnen musste.
Sie erzählt von ihrem Mann, der sie nach dieser Tat erst Recht heiraten wollte, obwohl Frau Preusker sich selbst schon beinahe aufgegeben hätte.
Klaustrophobie, Angst einkaufen zu gehen, Angst anderen Menschen zu begegnen - all das spielt in ihrem neuen Leben eine Rolle. Der Prozess gegen den Täter und ihr Sohn, ihr Mann, die ihr in allem zur Seite stehen. Dem Täter in die Augen blicken.
Eine beeindruckende Frau, die den Mut hatte nach einem traumatischen Erlebnis zurück ins Leben zu gehen und dem Mann in die Augen zu blicken, der ihre gesamte Welt um 180Grad gedreht hat.
Es war eine beklemmende Lektüre. Manchmal fühlte ich mich, als würde ich in Frau Preuskers Tagebuch lesen und würde jeden Moment dabei erwischt. Es war mir an manchen Stellen einfach zu persönlich, zu tiefschürfend und zu detailliert.
Daher vergebe ich 3 von 5 Sternen.
Eine bemerkenswerte Frau mit einer dramatischen Geschichte, die es ins Leben zurück geschafft hat.
Liebe Grüße,
Jacky