Taschenbuch | 253 Seiten
Erstmals erschienen im September 2010
im Rowohlt Verlag
ISBN: 978-3499256356
Preis: 8,99 €
Erstmals erschienen im September 2010
im Rowohlt Verlag
ISBN: 978-3499256356
Preis: 8,99 €
»Ich konnte Tschick von Anfang an nicht leiden.
Keiner konnte ihn leiden.
Tschick war ein Asi und so sah er auch aus.«
Keiner konnte ihn leiden.
Tschick war ein Asi und so sah er auch aus.«
Inhalt
Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Assi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.
»Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam
auf unser Haus zu und bog in die Auffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva
mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt.
Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg aus. Er legte beide Ellenbogen auf das Autodach
und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. »Ah«, sagte er, und dann sagte er lange nichts mehr.
»Macht das Spaß?«
auf unser Haus zu und bog in die Auffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva
mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt.
Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg aus. Er legte beide Ellenbogen auf das Autodach
und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. »Ah«, sagte er, und dann sagte er lange nichts mehr.
»Macht das Spaß?«
Meinung
Das Buch „Tschick“ hatte ich schon seit längerem fixiert, nachdem ich zufällig im Buchladen mal darauf gestoßen war. Die ungewöhnliche, etwas durchgeknallt klingende Inhaltsangabe, das bunte Cover und der irgendwie einprägsame und doch nichtssagende Titel erregten meine Neugierde. Vor kurzem erschien das Buch dann als Taschenbuch und wurde mir geschenkt – weshalb ich das Lesen nicht mehr länger herausschieben konnte und wollte.
Ich bin wirklich froh, dass ich endlich dazu gekommen bin, „Tschick“ zu lesen. Das Buch ist mit 250 Seiten relativ kurz und durch die einfache Sprache sehr leicht zu lesen. Wolfgang Herrndorf schlüpft ganz in die Rolle seines vierzehnjährigen Ich-Erzählers Maik – was der verwendeten Sprache durchaus abzunehmen war. Viele Aneinanderreihungen von Hauptsätzen oder umgangssprachliche Wörter und komisch anmutende Beschreibungen findet man in diesem Buch. Doch dabei ging es mir nie so, dass mich der Stil nervte. Im Gegenteil: Wolfgang Herrndorf schafft es einerseits passend aus der Sicht eines Jugendlichen zu erzählen, andererseits aber auch, den Stil angenehm zu gestalten. Ich empfand die Erzählweise durchweg als angenehm. Viel verrückter und beeindruckender waren jedoch die Handlung und die Charaktere. Abgesehen von den vielen komischen Leuten, denen Maik und Tschick auf ihrer Tour begegnen, bieten vor allem die Hauptcharaktere eine gute Mischung aus Normalität und Besonderheit. Maik zum Beispiel empfand ich zunächst als graue Maus – nicht unbedingt unsympathisch, sondern einfach nichtssagend – mit ein paar interessanten Gedanken. Tschick hingegen ist einfach... Tschick. Ich fand ihn anfangs sehr schwer einzuschätzen, doch im Laufe der Geschichte wurde er mir immer sympathischer. Seine Art und Weise und auch die, die Maik schließlich an den Tag legte, wuchs mir einfach ans Herz, sodass ich nicht anders konnte, als immer immer weiterzulesen. Sie haben mich mit ihrer unperfekten Art sehr beeindruckt. Weil sie so offen sind, so eigensinnig... und tatsächlich wie zwei Rabauken wirken, denen man auch im wahren Leben begegnen kann.
Vor allem weil mir die Charaktere und ihre Entwicklungen so gefielen, konnte ich bei der Geschichte nicht anders als mitzufiebern. Es sind tatsächlich skurrile Dinge, die Tschick und Maik erleben und über die ich nicht zu viel sagen möchte, weil man das wirklich selbst lesen sollte. Dennoch musste ich immer wieder über die Ereignisse, Situationen oder Dialoge lachen, bangte mit den Charakteren (obwohl das Buch wirklich sehr nüchtern und alles andere als kitschig oder gefühlsbetont ist) und erfreute mich an diesem unsagbar ehrlichen und vor Leben und Energie spritzendem Buch.
Trauer überwog dann, als ich es schließlich zuklappte. Denn die beiden verrückten Kerle hätte ich gerne länger begleitet. Doch, wie es so schön heißt: Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist. Das ist bei „Tschick“ definitiv der Fall: Eine straffe Erzählung, ganz ohne Geschwafel und Schwächen. Eine wunderschöne Ode an das Leben, die Jugend und die Spontaneität!
»Ich schaute in die Sterne mit ihrer unbegreiflichen Unendlichkeit,
und ich war irgendwie erschrocken. Ich war gerührt und erschrocken gleichzeitig.
Ich dachte über die Insekten nach, die jetzt fast sichtbar wurden auf ihrer kleinen,
flimmernden Galaxie, und dann drehte ich mich zu Tschick, und er guckte mich an
und guckte mir in die Augen und sagte, dass das alles ein Wahnsinn wäre,
und das stimmte auch. Es war wirklich ein Wahnsinn.«
und ich war irgendwie erschrocken. Ich war gerührt und erschrocken gleichzeitig.
Ich dachte über die Insekten nach, die jetzt fast sichtbar wurden auf ihrer kleinen,
flimmernden Galaxie, und dann drehte ich mich zu Tschick, und er guckte mich an
und guckte mir in die Augen und sagte, dass das alles ein Wahnsinn wäre,
und das stimmte auch. Es war wirklich ein Wahnsinn.«
Fazit
„Tschick“ ist ein Roman, der mir unglaublich gut gefallen hat. Für all diejenigen, die gern mal in Bücher jenseits fantastischer und dystopischer Welten eintauchen, egal ob jung oder alt – dieses Buch ist ein wahres Muss!
von 5 Sternen
Zitate von Wolfgang Herrndorf in "Tschick"
Zuletzt von captaincow am So 04 März 2012, 20:07 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet