Dokumentarfilm von Davis Guggenheim mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten und Präsidentschaftskandidaten Al Gore über die globale Erwärmung.
USA, 2006
Inhalt (Wikipedia):
In dem Film stellt Gore seine Sicht des derzeitigen Standes der Klimaforschung dar und kommentiert diesen.
Al Gore weist auf die sehr dünne Erdatmosphäre hin, die aus dem All zu erkennen ist, und stellt einen Einfluss der Menschheit auf die globale Erwärmung als möglich dar. Al Gore befürchtet, dass die Menschheit trotz der Größe der Erde mit ihren Abgasen die Zusammensetzung der Atmosphäre mit verheerenden Folgen verändert.
Von der Sonnenstrahlung, die die Erde und Atmosphäre erwärmt, wird ein Teil der Wärme als Infrarotstrahlung wieder nach außen abgestrahlt, während der Rest von der äußeren Atmosphärenschicht wieder zurückgestrahlt wird und so bisher die Temperatur relativ konstant hält. Die klimaschädigenden Treibhausgase machen die äußere Atmosphärenschicht immer undurchlässiger, es wird mehr Infrarotstrahlung zur Erde zurückgestrahlt. Daran ist das Kohlendioxid (CO2) beteiligt, dessen Gehalt seit dem Beginn der Aufzeichnungen von Roger Revelle im Jahre 1957 in Form einer jährlichen Zickzack-Kurve insgesamt immer weiter ansteigt. Die jährliche Variation entsteht dadurch, dass die Landmasse nördlich des Äquators die meiste Vegetation enthält; sie kann im Frühjahr und Sommer mehr CO2 „einatmen“ und Sauerstoff „ausatmen“ als die ozeanreiche Südhälfte. Trotz Versuchen, die Emissionen von CO2, dem wesentlichen Treibhausgas, einzudämmen, wie durch eine CO2-Steuer und das Kyoto-Protokoll, steigt der CO2-Gehalt weiter. Dadurch schmelzen die Gletscher ab, wie am Kilimandscharo-Massiv und im Himalaya, letzteres mit dramatischen Folgen für die Trinkwasserversorgung von 40 Prozent der Menschheit. In 50 Jahren wird es kaum noch Himalaja-Gletscher geben, aus denen sich die großen Flüsse speisen.
In den letzten 650.000 Jahre ist das Verhältnis zwischen dem CO2-Anteil und dem Rest der Atmosphäre relativ konstant geblieben, so Untersuchungsergebnisse an Eisbohrkernen, an denen man ähnlich wie an Jahresringen von Bäumen Rückschlüsse auf das Klima der Vergangenheit gewinnen könne. Doch in den letzten 50 Jahren ist der CO2-Anteil auf beinahe das Doppelte gestiegen. Er werde bei fortschreitendem Ausstoß in 50 Jahren zehnmal so hoch sein, wodurch noch mehr Sonnenstrahlung in der Atmosphäre bleibt, was das Erdklima noch mehr anheizt.
Seit den siebziger Jahren haben Skeptiker eine Erwärmung der Weltmeere vorausgesagt und sind dafür ausgelacht worden. Heute erkennt man, dass ihre Prognosen richtig gewesen sind. Eine Erwärmung der Meere führt zu einer höheren Luftfeuchtigkeit und zu stärkeren Stürmen und Hurrikanen. Diese Zusammenhänge werden von der wissenschaftlichen Fachwelt bestätigt, doch in den Medien ähnlich geleugnet wie das expansive Streben des Faschismus in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts von Appeasement-Politikern, denen Winston Churchill entgegensetzte, dass die Zeit des Zauderns vorbei sei, weil die Menschheit ins Zeitalter der Konsequenzen einträte.
Die globale Erwärmung geht mit sturzflutartigen Niederschlagsmengen einher, die kleine Gebiete überfluten, während Nachbarprovinzen vertrockneten – wie im Jahr 1994 in Indien, wo der Monsun in vielen Regionen ausgeblieben ist, während Mumbai an einem Tag von 94 cm (940 Liter pro Quadratmeter) Regenwasser überflutet wurde. Die Erwärmung saugt nicht nur mehr Wasser aus dem Meer, sondern zieht auch mehr Flüssigkeit aus der Erde, die vielerorts versteppt. In Zentralafrika trocknet der Tschadsee aus.
In der Arktis taut der Permafrostboden, und Pipelines und Häuser zerbrechen. Vor 35 Jahren konnte man 225 Tage, heute nur noch 75 Tage mit dem LKW auf dem Permafrostboden fahren. Seit 1970 nahmen Menge, Ausdehnung und Dicke des Eises der Arktis um 40 Prozent ab, in 50 Jahren wird es vollkommen verschwunden sein. Die arktische Eiskappe strahlt wie ein Spiegel die Sonnenstrahlung und die Wärme zu 90 Prozent ab, während sie auf dem Meer zu 90 Prozent absorbiert wird. Seit kurzem findet man vermehrt ertrunkene Eisbären, die manchmal längere Strecken als 100 km schwimmen müssten, um Packeis zu erreichen.
Das Weltklima ist wie ein großer Motor, der Wärme vom Äquator zu den Polen durch Strömungen und Windsysteme treibt. Das Klima bewegt sich in abrupten Sprüngen. Wenn es nach dem statistischen Mittelwert einen weltweiten Temperaturanstieg von 2,75 °C gäbe, erwärme sich die Erde in Äquatornähe nur um 0,5 °C, in der Arktis aber um 6 °C. Der Golfstrom ist eine Art Förderband des Ozeans, das durch das schwere salzhaltige Wasser der Arktis, das zum Ozeanboden sinkt, angetrieben wird. Vor 9000 Jahren ist es zu einer knapp 1000jährigen Kälteperiode in der Atlantikregion gekommen, weil abgeschmolzenes Gletscherwasser auf dem nordamerikanischen Kontinent in den Nordatlantik gelangt ist, den Salzgehalt ausdünnte und damit den Golfstrom außer Kraft setzte. Etwas Ähnliches könnte schon in einem Jahrzehnt wieder passieren. Wenn sich auf der Oberfläche des Grönlandgletschers durch die Erwärmung Süßwasserseen bilden, die das atlantische Salzwasser verdünnten, wie es seit einigen Jahren zu beobachten ist, droht ein Klimaschock.
Im niederländischen Wattenmeer erschienen die Zugvögel seit Jahrhunderten um den 25. April herum, ihre Küken schlüpften um den 3. Juni. Die Ökosysteme hätten sich so aufeinander eingestellt, dass zu dieser Zeit auch Raupen schlüpften, die die Nahrungsgrundlage bildeten. Doch mittlerweile kommen die Küken und die Raupen schlüpfen schon zwei Wochen früher, so dass sie einerseits keine Nahrungsgrundlage mehr haben und die Raupen andererseits undezimiert große Umweltschädigungen anrichten können. Es wanderten auch neue Arten ein, die die ökologischen Nischen wieder schließen wie beispielsweise Borkenkäfer in Alaska, die den Baumbestand vernichten. Auch Städte, die bewusst oberhalb der Moskitohöhe gegründet wurden, leiden neuerdings unter einer Moskitoplage, die wiederum Krankheiten auf Mensch und Tier übertragen. Durch die Meereserwärmung kommt es zu einem Korallensterben, das wiederum Fischarten aussterben lässt. Die Aussterberate hat sich in den letzten Jahrzehnten vertausendfacht.
In der Antarktis sammelt sich das Schmelzwasser auf dem Eisschelf in Süßwasserseen. So ist schon innerhalb von 35 Tagen ein Eisschelf von einer immensen Größe verschwunden, dem Wissenschaftler noch eine 100-jährige Fortbestehensdauer zugestanden hatten. Das Festlandeis rutscht unter seinem eigenen Druck nach, das erwärmte Meer berührt die Unterfläche des herausgedrückten Eises, was ein Abschmelzen beschleunigt. Wenn das grönländische Festlandeis und der Antarktiseisschelf zur Hälfte schmilzt, steigt der Meeresspiegel weltweit um sechs Meter an. Das Wasser aus den Süßwasserseen verändert die Konsistenz des Eises, es entstehen Gletscherhöhlen, und der Zwischenraum zwischen dem Felsboden und dem Gletscher wird durch das sickernde Wasser geschmiert. Der Grönländische Eisschelf ist in den letzten 15 Jahren schon um die Hälfte geschrumpft, so Al Gore. Es sei in den nächsten Jahren mit über 100 Millionen Flüchtlingen durch den Anstieg des Meeresspiegels zu rechnen. Da Katastrophen abrupt aufträten, stehe die Menschheit vor Katastrophen ungeahnten Ausmaßes.
30 Prozent des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre entstehen durch Waldbrände und Erdgasbrände. Alte Gewohnheiten und neue Technologien haben unvorhersehbare Konsequenzen, wie man am Beispiel der Atomwaffen erkennt. Auch der Anstieg der Weltbevölkerung von 2 Milliarden auf 6,6 Milliarden Menschen in noch nicht einmal 70 Jahren ist ein Beispiel für die unvorhersehbaren Folgen der Kombination von alten Gewohnheiten und neuen Technologien.
Der Aralsee schrumpft durch die Umleitung von Flüssen. Amerika und Europa belasten mit ihren Industrien das Weltklima am stärksten. Da sich der Mensch an die, auf Jahre bemessenen stetigen Veränderungen gewöhnt, brauche das kollektive Nervensystem der Menschheit einen ähnlichen Schock, wie er durch die Aufklärung über die Schädlichkeit des Zigarettenrauchens verursacht worden ist, obwohl die Zigarettenindustrie bis zum heutigen Tage mit Hilfe unverantwortlicher Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen Rauchen und Krebserkrankungen leugnet.
Al Gore erinnert sich an seine Kindheit und Jugend, während der er in den Sommerferien auf der Farm seines Vaters bei der Rinderzucht und beim Tabakpflanzen mit sehr viel Spaß gearbeitet habe. Seine ältere Schwester ist durch das Zigarettenrauchen an Krebs gestorben, sein Vater habe daraufhin aus Schuldgefühlen das Tabakpflanzen eingestellt. Auch Al Gores Umweltaktivitäten gegen die Appeasementpolitik der Konservativen zur Klimaveränderung gründen auf Schuldgefühlen. Von Upton Sinclair stammt die Erkenntnis, dass es schwer sei, einen Mann dazu zu bewegen, etwas zu verstehen, wenn die Höhe seines Gehaltes davon abhängt, dass er es nicht versteht. Dagegen will Al Gore angehen.
Es sei sehr einfach, den CO2-Gehalt durch benzinsparende Autos, Wärmedämmung der Häuser und einen bewussten Energie- und Warenverbrauch zu reduzieren, ohne dass die gewohnte Lebensqualität sinkt.
Am Ende des Filmes wird auf die Internetseite www.climatecrisis.de hingewiesen.
Beurteilung:
Für mich war "Eine unbequeme Wahrheit" einer der beeindruckendsten Dokumentarfilme die ich jemals gesehen habe. Al Gore hat eine verblüffende Fähigkeit, einen 90-minütigen Vortrag so spannend und zugleich bedrückend zu gestalten, dass man quasi davor kleben bleibt. Seine Szenarien machen einem klar, wie spät es wirklich ist, wenn man davon ausgehen muss, dass wir keine zweite Erde im Keller haben, die wir zu gegebener Zeit hervorholen können.
Es gab gegen diesen Film auch zahlreiche kritische Stimmen, doch ist sich die Fachwelt darüber einig, dass die Kernaussagen im Film den Tatsachen entsprechen. Ich kann nur jedem empfehlen, diesen Film anzuschauen - am besten nicht allein, damit man hinterher noch darüber diskutieren kann. Ich hatte ihn mir ausgeliehen, nachdem mein Sohn davon erzählt hatte. Sie hatten ihn in der Schule angeschaut und mein Sohn machte deutlich, dass ihn dieser Film sehr berührt hatte. Ich kann es ihm nun nachempfinden.
Gruß
Michael
Al Gore weist auf die sehr dünne Erdatmosphäre hin, die aus dem All zu erkennen ist, und stellt einen Einfluss der Menschheit auf die globale Erwärmung als möglich dar. Al Gore befürchtet, dass die Menschheit trotz der Größe der Erde mit ihren Abgasen die Zusammensetzung der Atmosphäre mit verheerenden Folgen verändert.
Von der Sonnenstrahlung, die die Erde und Atmosphäre erwärmt, wird ein Teil der Wärme als Infrarotstrahlung wieder nach außen abgestrahlt, während der Rest von der äußeren Atmosphärenschicht wieder zurückgestrahlt wird und so bisher die Temperatur relativ konstant hält. Die klimaschädigenden Treibhausgase machen die äußere Atmosphärenschicht immer undurchlässiger, es wird mehr Infrarotstrahlung zur Erde zurückgestrahlt. Daran ist das Kohlendioxid (CO2) beteiligt, dessen Gehalt seit dem Beginn der Aufzeichnungen von Roger Revelle im Jahre 1957 in Form einer jährlichen Zickzack-Kurve insgesamt immer weiter ansteigt. Die jährliche Variation entsteht dadurch, dass die Landmasse nördlich des Äquators die meiste Vegetation enthält; sie kann im Frühjahr und Sommer mehr CO2 „einatmen“ und Sauerstoff „ausatmen“ als die ozeanreiche Südhälfte. Trotz Versuchen, die Emissionen von CO2, dem wesentlichen Treibhausgas, einzudämmen, wie durch eine CO2-Steuer und das Kyoto-Protokoll, steigt der CO2-Gehalt weiter. Dadurch schmelzen die Gletscher ab, wie am Kilimandscharo-Massiv und im Himalaya, letzteres mit dramatischen Folgen für die Trinkwasserversorgung von 40 Prozent der Menschheit. In 50 Jahren wird es kaum noch Himalaja-Gletscher geben, aus denen sich die großen Flüsse speisen.
In den letzten 650.000 Jahre ist das Verhältnis zwischen dem CO2-Anteil und dem Rest der Atmosphäre relativ konstant geblieben, so Untersuchungsergebnisse an Eisbohrkernen, an denen man ähnlich wie an Jahresringen von Bäumen Rückschlüsse auf das Klima der Vergangenheit gewinnen könne. Doch in den letzten 50 Jahren ist der CO2-Anteil auf beinahe das Doppelte gestiegen. Er werde bei fortschreitendem Ausstoß in 50 Jahren zehnmal so hoch sein, wodurch noch mehr Sonnenstrahlung in der Atmosphäre bleibt, was das Erdklima noch mehr anheizt.
Seit den siebziger Jahren haben Skeptiker eine Erwärmung der Weltmeere vorausgesagt und sind dafür ausgelacht worden. Heute erkennt man, dass ihre Prognosen richtig gewesen sind. Eine Erwärmung der Meere führt zu einer höheren Luftfeuchtigkeit und zu stärkeren Stürmen und Hurrikanen. Diese Zusammenhänge werden von der wissenschaftlichen Fachwelt bestätigt, doch in den Medien ähnlich geleugnet wie das expansive Streben des Faschismus in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts von Appeasement-Politikern, denen Winston Churchill entgegensetzte, dass die Zeit des Zauderns vorbei sei, weil die Menschheit ins Zeitalter der Konsequenzen einträte.
Die globale Erwärmung geht mit sturzflutartigen Niederschlagsmengen einher, die kleine Gebiete überfluten, während Nachbarprovinzen vertrockneten – wie im Jahr 1994 in Indien, wo der Monsun in vielen Regionen ausgeblieben ist, während Mumbai an einem Tag von 94 cm (940 Liter pro Quadratmeter) Regenwasser überflutet wurde. Die Erwärmung saugt nicht nur mehr Wasser aus dem Meer, sondern zieht auch mehr Flüssigkeit aus der Erde, die vielerorts versteppt. In Zentralafrika trocknet der Tschadsee aus.
In der Arktis taut der Permafrostboden, und Pipelines und Häuser zerbrechen. Vor 35 Jahren konnte man 225 Tage, heute nur noch 75 Tage mit dem LKW auf dem Permafrostboden fahren. Seit 1970 nahmen Menge, Ausdehnung und Dicke des Eises der Arktis um 40 Prozent ab, in 50 Jahren wird es vollkommen verschwunden sein. Die arktische Eiskappe strahlt wie ein Spiegel die Sonnenstrahlung und die Wärme zu 90 Prozent ab, während sie auf dem Meer zu 90 Prozent absorbiert wird. Seit kurzem findet man vermehrt ertrunkene Eisbären, die manchmal längere Strecken als 100 km schwimmen müssten, um Packeis zu erreichen.
Das Weltklima ist wie ein großer Motor, der Wärme vom Äquator zu den Polen durch Strömungen und Windsysteme treibt. Das Klima bewegt sich in abrupten Sprüngen. Wenn es nach dem statistischen Mittelwert einen weltweiten Temperaturanstieg von 2,75 °C gäbe, erwärme sich die Erde in Äquatornähe nur um 0,5 °C, in der Arktis aber um 6 °C. Der Golfstrom ist eine Art Förderband des Ozeans, das durch das schwere salzhaltige Wasser der Arktis, das zum Ozeanboden sinkt, angetrieben wird. Vor 9000 Jahren ist es zu einer knapp 1000jährigen Kälteperiode in der Atlantikregion gekommen, weil abgeschmolzenes Gletscherwasser auf dem nordamerikanischen Kontinent in den Nordatlantik gelangt ist, den Salzgehalt ausdünnte und damit den Golfstrom außer Kraft setzte. Etwas Ähnliches könnte schon in einem Jahrzehnt wieder passieren. Wenn sich auf der Oberfläche des Grönlandgletschers durch die Erwärmung Süßwasserseen bilden, die das atlantische Salzwasser verdünnten, wie es seit einigen Jahren zu beobachten ist, droht ein Klimaschock.
Im niederländischen Wattenmeer erschienen die Zugvögel seit Jahrhunderten um den 25. April herum, ihre Küken schlüpften um den 3. Juni. Die Ökosysteme hätten sich so aufeinander eingestellt, dass zu dieser Zeit auch Raupen schlüpften, die die Nahrungsgrundlage bildeten. Doch mittlerweile kommen die Küken und die Raupen schlüpfen schon zwei Wochen früher, so dass sie einerseits keine Nahrungsgrundlage mehr haben und die Raupen andererseits undezimiert große Umweltschädigungen anrichten können. Es wanderten auch neue Arten ein, die die ökologischen Nischen wieder schließen wie beispielsweise Borkenkäfer in Alaska, die den Baumbestand vernichten. Auch Städte, die bewusst oberhalb der Moskitohöhe gegründet wurden, leiden neuerdings unter einer Moskitoplage, die wiederum Krankheiten auf Mensch und Tier übertragen. Durch die Meereserwärmung kommt es zu einem Korallensterben, das wiederum Fischarten aussterben lässt. Die Aussterberate hat sich in den letzten Jahrzehnten vertausendfacht.
In der Antarktis sammelt sich das Schmelzwasser auf dem Eisschelf in Süßwasserseen. So ist schon innerhalb von 35 Tagen ein Eisschelf von einer immensen Größe verschwunden, dem Wissenschaftler noch eine 100-jährige Fortbestehensdauer zugestanden hatten. Das Festlandeis rutscht unter seinem eigenen Druck nach, das erwärmte Meer berührt die Unterfläche des herausgedrückten Eises, was ein Abschmelzen beschleunigt. Wenn das grönländische Festlandeis und der Antarktiseisschelf zur Hälfte schmilzt, steigt der Meeresspiegel weltweit um sechs Meter an. Das Wasser aus den Süßwasserseen verändert die Konsistenz des Eises, es entstehen Gletscherhöhlen, und der Zwischenraum zwischen dem Felsboden und dem Gletscher wird durch das sickernde Wasser geschmiert. Der Grönländische Eisschelf ist in den letzten 15 Jahren schon um die Hälfte geschrumpft, so Al Gore. Es sei in den nächsten Jahren mit über 100 Millionen Flüchtlingen durch den Anstieg des Meeresspiegels zu rechnen. Da Katastrophen abrupt aufträten, stehe die Menschheit vor Katastrophen ungeahnten Ausmaßes.
30 Prozent des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre entstehen durch Waldbrände und Erdgasbrände. Alte Gewohnheiten und neue Technologien haben unvorhersehbare Konsequenzen, wie man am Beispiel der Atomwaffen erkennt. Auch der Anstieg der Weltbevölkerung von 2 Milliarden auf 6,6 Milliarden Menschen in noch nicht einmal 70 Jahren ist ein Beispiel für die unvorhersehbaren Folgen der Kombination von alten Gewohnheiten und neuen Technologien.
Der Aralsee schrumpft durch die Umleitung von Flüssen. Amerika und Europa belasten mit ihren Industrien das Weltklima am stärksten. Da sich der Mensch an die, auf Jahre bemessenen stetigen Veränderungen gewöhnt, brauche das kollektive Nervensystem der Menschheit einen ähnlichen Schock, wie er durch die Aufklärung über die Schädlichkeit des Zigarettenrauchens verursacht worden ist, obwohl die Zigarettenindustrie bis zum heutigen Tage mit Hilfe unverantwortlicher Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen Rauchen und Krebserkrankungen leugnet.
Al Gore erinnert sich an seine Kindheit und Jugend, während der er in den Sommerferien auf der Farm seines Vaters bei der Rinderzucht und beim Tabakpflanzen mit sehr viel Spaß gearbeitet habe. Seine ältere Schwester ist durch das Zigarettenrauchen an Krebs gestorben, sein Vater habe daraufhin aus Schuldgefühlen das Tabakpflanzen eingestellt. Auch Al Gores Umweltaktivitäten gegen die Appeasementpolitik der Konservativen zur Klimaveränderung gründen auf Schuldgefühlen. Von Upton Sinclair stammt die Erkenntnis, dass es schwer sei, einen Mann dazu zu bewegen, etwas zu verstehen, wenn die Höhe seines Gehaltes davon abhängt, dass er es nicht versteht. Dagegen will Al Gore angehen.
Es sei sehr einfach, den CO2-Gehalt durch benzinsparende Autos, Wärmedämmung der Häuser und einen bewussten Energie- und Warenverbrauch zu reduzieren, ohne dass die gewohnte Lebensqualität sinkt.
Am Ende des Filmes wird auf die Internetseite www.climatecrisis.de hingewiesen.
Beurteilung:
Für mich war "Eine unbequeme Wahrheit" einer der beeindruckendsten Dokumentarfilme die ich jemals gesehen habe. Al Gore hat eine verblüffende Fähigkeit, einen 90-minütigen Vortrag so spannend und zugleich bedrückend zu gestalten, dass man quasi davor kleben bleibt. Seine Szenarien machen einem klar, wie spät es wirklich ist, wenn man davon ausgehen muss, dass wir keine zweite Erde im Keller haben, die wir zu gegebener Zeit hervorholen können.
Es gab gegen diesen Film auch zahlreiche kritische Stimmen, doch ist sich die Fachwelt darüber einig, dass die Kernaussagen im Film den Tatsachen entsprechen. Ich kann nur jedem empfehlen, diesen Film anzuschauen - am besten nicht allein, damit man hinterher noch darüber diskutieren kann. Ich hatte ihn mir ausgeliehen, nachdem mein Sohn davon erzählt hatte. Sie hatten ihn in der Schule angeschaut und mein Sohn machte deutlich, dass ihn dieser Film sehr berührt hatte. Ich kann es ihm nun nachempfinden.
Gruß
Michael