Hallihallo :)
Endlich ist es so weit, das 24. Battle kann ausgetragen werden :)
Ihr habt wie immer 14 Tage Zeit (bis zum 26. November), um abzustimmen, welche Geschichte euch besser gefällt.
Das Thema war "Entführung".
ENTFÜHRT
(von Goldstaub - Unentschieden)
Ein dunkler Schatten beugte sich über mein Bett und ich krallte mich an der Matratze fest. Bevor ich schreien konnte, drückte mir jemand dickes Klebeband auf den Mund und zog mir eine Tüte über den Kopf. Ich wehrte mich, fing an zu treten und zu schlagen. Doch dieser Unbekannte war stärker. Er schlug mir ins Gesicht und ich taumelte rückwärts. Schneller als erwartet griff er nach meinen Händen und wickelte mir Schnüre darum, die sich nach und nach in meine Gelenke bohrten. Ich versuchte mich immer noch zu wehren, solange bis ich einen dumpfen Aufprall spürte. Dann war alles schwarz.
Mein Magen drehte sich, als ich langsam mein Bewusstsein wieder erlangte. Um mich herum blieb alles dunkel, aber ich spürte feuchten Boden unter mir, in den sich meine Ellbogen gedrückt hatten. Ich atmete tief durch die Nase und versuchte ruhig zu bleiben. Mit jedem tiefen Atemzug schwand ein Stück der Übelkeit und mein Verstand wurde immer klarer. Bilder schossen mir durch den Kopf, doch ich konnte sie nicht zusammensetzen. Meine Beine waren kalt, ich hatte immer noch mein Nachthemd an, in dem ich diese Nacht geschlafen hatte. Ich hielt die Luft an um zu hören, ob jemand da war. Zuerst konnte ich nichts hören, doch ein wenig später vernahm ich leises Rascheln und ein Knacken. Schritte näherten sich langsam meinem erschöpften Körper. Ich war jedem, der mich fand hilflos ausgeliefert.
»Hier ist sie«, hörte ich eine mir nur zu sehr bekannte Stimme flüstern. Kurz darauf packte mich jemand und zog nahm mir die Tüte ab. Das Klebeband ließ er noch drauf. Nun standen zwei dunkle Schatten direkt vor mir und erst, als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, konnte ich erkennen, wer meine Entführer waren. Ich erschrak und versuchte unter dem Klebeband zu schreien, verzog das Gesicht, die Tränen schossen aus meinen Augen. Denn ich sah etwas, das sich kein Mensch vorstellen kann. Ich sah meinen eigenen Bruder.
»Nimm sie dir, sie gehört dir«, sprach er zu dem Kerl neben ihm. Er trug noch eine Maske. Ich schaute mich um, sah Bäume, sah Blätter, spürte Feuchtigkeit überall um mich herum. Dann löste er die Maske und ein zweiter Schock überkam mich. Ich fühlte mich, als würde ich das Bewusstsein verlieren. Doch ich blieb wach und musste mit ansehen, was mir bevorstand.
»Okay. Du kriegst meinen Wagenschlüssel«, sagte der beste Freund meines Bruders, der gerade unter der Maske hervorkam. Ich zitterte am ganzen Körper, in meinem Kopf warf sich alles durcheinander. Mein Bruder verschwand in der Dunkelheit und sein bester Freund kniete nun vor mir. Ich musste ihm versprechen nicht zu schreien, damit er mir das Klebeband abnimmt. Als er mich davon befreite, atmete ich heftig und stark die nächtlich kühle Luft ein. Ich füllte meine Lungen damit und war still. Ich konnte nicht mehr schreien.
»Was willst du von mir? «, fragte ich ihn und er hielt mit eine Hand an die Wange.
»Weißt du, dein Bruder hatte mir ein gutes Tauschgeschäft vorgeschlagen. Ich darf mit dir eine Nacht machen, was ich will und er bekommt dafür meinen alten Wagen«, erklärte er mir mit einem Grinsen im Gesicht und ich konnte nicht klar denken. Ich versuchte bloß zu verstehen, was hier los war. Aber ich verstand nicht. Ich konnte nichts davon nachvollziehen, geschweige denn dem Ganzen einen Sinn geben.
»Willst du mich vergewaltigen? «, flüsterte ich unter Tränen und biss mir auf die Lippen. Er schüttelte lachend den Kopf.
»Nein, natürlich nicht. Du wirst freiwillig mitmachen«, sprach er mit fest entschlossener Stimme zu mir und ich krallte meine Finger in meine Haare, zog daran wie wild. Ich hätte mir gewünscht, dass es ein Traum war. Dass ich gleich aufwachen würde, bevor es zu spät war. Aber ich wachte nicht auf. Es war die Realität. Und das wurde mir schlagartig bewusst, als er genüsslich meine Pyjama Hose herabzog und ich seine warmen Hände an meinen Schenkeln spürte...
Wo bin ich?
Ich öffne die Augen und sehe nichts als Dunkelheit um mich herum. In meinen Rücken bohrt sich etwas Hartes und ich versuche mich aufzurichten. Aber ich kann nicht.
Was ist mit mir passiert?
Angst schnürt mir die Kehle zu und ich schaue mich panisch um. Doch egal wie lange ich auf einen bestimmten Punkt starre, ich kann nichts von meiner Umgebung erkennen. Ich bin von einer undurchdringlichen Finsternis umgeben.
Hilfe!
Mein Mund … Ich kann meinen Mund nicht mehr öffnen. Er ist mit einen breiten Klebeband zugeklebt worden und ich bekomme auch keine Luft mehr dadurch. Ich versuche ruhig durch die Nase zu atmen, aber es klappt nicht. Wenn ich nicht bald wieder durch meinen Mund atmen würde, würde ich wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, weil mein Gehirn zu wenig Sauerstoff bekommt.
Meine Arme und Beine sind an einen Tisch gefesselt, auf dem ich liege. Das raue Seil schneidet in meine Hand- und Fußgelenke und ich spüre, dass sie schon ganz wund sind. Ich versuche eine einigermaßen angenehme Position zu gelangen, doch ich kann mich nur wenige Zentimeter bewegen. Das harte Teil sticht mir immer noch in den Rücken und umso mehr ich mich bewege, desto doller tut es weh.
Ich bleibe liegen und versuche mit weit aufgerissenen Augen, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Es riecht nach Dreck, der jahrelang in diesem Raum verrottet ist.
Ich bin bestimmt in einem Keller. Aber wie bin ich hier her gekommen?
Plötzlich vernehme ich ein leises, kratzendes Geräusch über mir.
Was war das? Ist hier irgendjemand?
Die Schritte über mir verstummen, doch wenig später höre ich ein Quietschen, als würde eine Tür geöffnet werden. Ein schwacher Lichtstrahl durchbricht die Finsternis um mich herum und ich erkenne ein bisschen von meiner Umgebung. Jemand steht in der Tür und wirft einen langen Schatten auf eine schmale Treppe, die hinunter zu mir führt.
„Wie geht es dir?“, fragt mich der Schatten. Er hat eine tiefe, brummige Stimme und gehört höchstwahrscheinlich einem Mann.
Ich bringe nur ein leises Krächzen über meine verschlossenen Lippen.
Der Schatten kommt auf mich zu und hält mir eine Taschenlampe direkt ins Gesicht. Ich muss meine Augen schließen, weil das helle Licht so blendet.
„Du musst verstehen, dass ich dich hier haben muss. Wenn du nicht bei mir bist, dann wird etwas Schreckliches passieren“, murmelt er und streichelt mit seiner Hand über meine Wange. Seine Finger sind rau und die Haut ist an einigen Stellen aufgesprungen.
Ich schüttle nur den Kopf, weil es das einzige ist, was ich tun kann. Alle anderen Bewegungen sind unmöglich oder zu schmerzhaft für mich. Tränen steigen mir in die Augen. Ich versuche gegen sie anzukämpfen, doch es will nicht recht klappen. Leise kullern sie mir die Wangen hinunter.
„Nicht weinen, mein Engel. Bald werden sie dich nicht mehr suchen und dann kannst du wieder aus diesem Keller heraus“, meint er und streicht mir eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht.
„Ich gehe jetzt wieder rauf und mache uns etwas schönes zu Essen“, erklärt der Mann und dreht sich um. Der Strahl der Taschenlampe hüpft auf und ab und wenig später ist er durch die Tür wieder verschwunden und der Keller ist wieder in tiefste Dunkelheit getaucht.
„Dann geben Sie bitte eine Beschreibung bei meinem Kollegen dort vorne ab“, antwortet er und sie begibt sich in ein kleines, vollgestopftes Büro.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragt der Mann, der an einem Schreibtisch sitzt und von seinen Dokumenten, die er gelesen hat, aufschaut.
„Ich soll bei Ihnen eine Beschreibung für eine Vermisstenanzeige aufgeben.“
Die Frau ist sichtlich verzweifelt und der Mann bittet sie erst einmal, in dem Besucherstuhl Platz zu nehmen.
„Wollen Sie etwas trinken, einen Kaffee oder einen Saft?“
Sie schüttelt nur den Kopf und nestelt an dem Reißverschluss ihrer Handtasche herum.
„Wie lange ist die Person denn schon verschwunden?“
„Meine Tochter ist seit vorgestern Abend weg. Sie ist nach einem Diskobesuch nicht mehr nach Hause gekommen“, erzählt die Frau mit brüchiger Stimme.
„Dann bräuchte ich jetzt nur noch eine Beschreibung, wie ihre Tochter aussieht, was sie an diesem Abend trug und wie Alt sie ist.“ Der Polizist zückte einen Kulli und war bereit sich alle Informationen auf seinen Notizblock zu schreiben.
„Sie ist etwa ein Meter siebzig groß und hat schulterlange, braune Haare. An dem Abend trug sie, glaube ich, ein kurzes, blaues Kleid und dazu schwarze High Heels. Anna ist neunzehn Jahre alt und war mit ihren zwei Freundinnen in dieser bekannten Disko. Wie heißt sie noch gleich?“
„Meinen Sie das ‚VIP-Inn’?“, hilft der Polizist nach und die Frau nickt eifrig.
„In Ordnung. Wir werden unser bestes tun, sodass wir Ihre Tochter so schnell wie möglich wiederfinden. Machen Sie sich keine Sorgen“, versucht der Polizeibeamte die Frau zu beruhigen und führt sie aus seinem Büro wieder hinaus auf den Flur.
„Wenn wir Neuigkeiten haben, wenden wir uns an Sie.“
„Vielen Dank“, murmelt die Frau und verlässt mit gesenktem Kopf das Polizeipräsidium. Sie ist sie sicher, dass ihrer Tochter irgendetwas Schlimmes passiert sein muss. Anna war vorher noch nie von zu Hause weggewesen, ohne ihrer Mutter Bescheid zu geben, wo sie sich aufhielt.
Was hat er mit mir vor und wer ist er?
Ich kann mich nicht erinnern, dem Mann schon einmal begegnet zu sein. Was mir aber noch größere Angst macht, ist die Tatsache, dass ich mich an nichts entsinnen kann, was an dem Abend in der Disko passiert ist. Das letzte, was ich noch weiß, ist, dass ich mit meinen beiden Freundinnen auf der Tanzfläche war und danach ein kühles Bier getrunken habe.
Plötzlich höre ich wieder das Quietschen der Tür und erneut fällt der Lichtstrahl auf mich hinab. Alle Muskeln in meinem Körper ziehen sich vor Angst zusammen und lassen meinen Körper zittern.
„Ich habe hier etwas zu essen und zu trinken für dich“, ertönt die dunkel Stimme von der Tür her und der Mann kommt die Treppenstufen hinunter zu mir gestiegen.
Er stellt ein Tablett mir einem Teller und einem Glas Wasser auf den Boden und beugt sich dann über mich.
„Es wird jetzt etwas weh tun, mein Schatz“, flüstert er mir ins Ohr und sein warmer Atem lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ich spüre, wie er mit zwei Fingern das Klebeband über meinem Mund festhält und ich mache mich auf den Schmerz gefasst.
Doch er ist stärker, als ich ihn mir vorgestellt habe. Ich schrei laut auf und sofort presst der Mann mir seine Hand auf den Mund. Meine Lippen brennen wie Feuer und die Haut darum herum pocht, als würden dahinter tausende kleine Zwerge sitzen und das Fleisch nach Edelsteinen durchsuchen.
Tränen laufen mir in Strömen über die Wangen und ich kann ein leises Schluchzen nicht zurückhalten.
„Du musst es verstehen“, murmelt er und hebt nun das Tablett vom Boden auf.
„Ich habe Durst“, krächze ich und er gibt mir ein bisschen Wasser, das ich durch einen Strohhalm mühsam in mich hineinsauge.
„Wieso hältst du mich hier fest?“, bringe ich heraus und versuche den Blick des Mannes festzuhalten, doch seine Augen sind auf den Teller gerichtet und konzentrieren sich voll und ganz auf das zerkleinern des Essens.
Vorsichtig hebe ich den Kopf an, als er mir eine befüllte Gabel vor das Gesicht hält.
Er reagiert gar nicht auf meine Frage und ich stelle sie erneut.
„Iss“, sagt er nur und steckt mir die nächste Fuhre in den Mund. Ich verschlucke mich und muss laut husten. Irgendwie schaffe ich es, in meiner liegenden Position das Stück des Essens aus meiner Luftröhre zu verbannen und will mir die Tränen aus den Augen wischen. Aber meine Hände sind immer noch festgebunden und das spröde Seil schneidet schmerzhaft in meine Haut.
„Hilfe!“, schreie ich nun aus vollem Hals und hoffe, dass mich irgendjemand hören wird.
„Sei still“, brüllt er sofort und springt auf.
„Hilfe“, rufe ich erneut und schlucke. Der Mann schaut mich mit gehetztem Blick an und greift nach irgendetwas direkt neben mir. Sein Gesicht ist wutverzerrt. Der sonst eher liebevolle Ausdruck ist komplett verschwunden.
„Du musst ruhig sein“, murmelt er und schaut mir weiterhin hasserfüllt an.
„Hilfe!“ Das ist der letzte Schrei den ich herausbringe. Mein Hals ist so trocken, dass mir jeder dieser verzweifelten Schreie zu sehr wehtut und jetzt merke ich, dass ich keinen Schrei mehr herausbringen kann.
„Du bist auch nicht anders, als die anderen“, brüllt der Mann und plötzlich sehe ich, was er in der Hand hält. Die Messerklinge blitzt einen kurzen Moment in dem spärlichen Licht der Taschenlampe auf. Mit hoch über meiner Brust erhobener Faust, die das Messer umklammert, steht er nun vor mir.
„Nein“, keuche ich und spüre, wie er mir das Messer in den Bauch rammt. Ein stechender Schmerz zuckt durch meinen ganzen Körper und ich spüre, wie das warme Blut aus der Wunde sickerte und sich auf meinem Kleid und auf dem Tisch ausbreitet. Ich merke, wie er mir auch noch weitere Messerstiche zufügt, aber ich weiß nicht mehr wo genau. Mein ganzer Körper versinkt in einem Meer aus Schmerzen und viel zu spät verliere ich das Bewusstsein.
Was habe ich falsch gemacht, dass ich so sterben muss?
Endlich ist es so weit, das 24. Battle kann ausgetragen werden :)
Ihr habt wie immer 14 Tage Zeit (bis zum 26. November), um abzustimmen, welche Geschichte euch besser gefällt.
Das Thema war "Entführung".
ENTFÜHRT
(von Goldstaub - Unentschieden)
Ein dunkler Schatten beugte sich über mein Bett und ich krallte mich an der Matratze fest. Bevor ich schreien konnte, drückte mir jemand dickes Klebeband auf den Mund und zog mir eine Tüte über den Kopf. Ich wehrte mich, fing an zu treten und zu schlagen. Doch dieser Unbekannte war stärker. Er schlug mir ins Gesicht und ich taumelte rückwärts. Schneller als erwartet griff er nach meinen Händen und wickelte mir Schnüre darum, die sich nach und nach in meine Gelenke bohrten. Ich versuchte mich immer noch zu wehren, solange bis ich einen dumpfen Aufprall spürte. Dann war alles schwarz.
Mein Magen drehte sich, als ich langsam mein Bewusstsein wieder erlangte. Um mich herum blieb alles dunkel, aber ich spürte feuchten Boden unter mir, in den sich meine Ellbogen gedrückt hatten. Ich atmete tief durch die Nase und versuchte ruhig zu bleiben. Mit jedem tiefen Atemzug schwand ein Stück der Übelkeit und mein Verstand wurde immer klarer. Bilder schossen mir durch den Kopf, doch ich konnte sie nicht zusammensetzen. Meine Beine waren kalt, ich hatte immer noch mein Nachthemd an, in dem ich diese Nacht geschlafen hatte. Ich hielt die Luft an um zu hören, ob jemand da war. Zuerst konnte ich nichts hören, doch ein wenig später vernahm ich leises Rascheln und ein Knacken. Schritte näherten sich langsam meinem erschöpften Körper. Ich war jedem, der mich fand hilflos ausgeliefert.
»Hier ist sie«, hörte ich eine mir nur zu sehr bekannte Stimme flüstern. Kurz darauf packte mich jemand und zog nahm mir die Tüte ab. Das Klebeband ließ er noch drauf. Nun standen zwei dunkle Schatten direkt vor mir und erst, als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, konnte ich erkennen, wer meine Entführer waren. Ich erschrak und versuchte unter dem Klebeband zu schreien, verzog das Gesicht, die Tränen schossen aus meinen Augen. Denn ich sah etwas, das sich kein Mensch vorstellen kann. Ich sah meinen eigenen Bruder.
»Nimm sie dir, sie gehört dir«, sprach er zu dem Kerl neben ihm. Er trug noch eine Maske. Ich schaute mich um, sah Bäume, sah Blätter, spürte Feuchtigkeit überall um mich herum. Dann löste er die Maske und ein zweiter Schock überkam mich. Ich fühlte mich, als würde ich das Bewusstsein verlieren. Doch ich blieb wach und musste mit ansehen, was mir bevorstand.
»Okay. Du kriegst meinen Wagenschlüssel«, sagte der beste Freund meines Bruders, der gerade unter der Maske hervorkam. Ich zitterte am ganzen Körper, in meinem Kopf warf sich alles durcheinander. Mein Bruder verschwand in der Dunkelheit und sein bester Freund kniete nun vor mir. Ich musste ihm versprechen nicht zu schreien, damit er mir das Klebeband abnimmt. Als er mich davon befreite, atmete ich heftig und stark die nächtlich kühle Luft ein. Ich füllte meine Lungen damit und war still. Ich konnte nicht mehr schreien.
»Was willst du von mir? «, fragte ich ihn und er hielt mit eine Hand an die Wange.
»Weißt du, dein Bruder hatte mir ein gutes Tauschgeschäft vorgeschlagen. Ich darf mit dir eine Nacht machen, was ich will und er bekommt dafür meinen alten Wagen«, erklärte er mir mit einem Grinsen im Gesicht und ich konnte nicht klar denken. Ich versuchte bloß zu verstehen, was hier los war. Aber ich verstand nicht. Ich konnte nichts davon nachvollziehen, geschweige denn dem Ganzen einen Sinn geben.
»Willst du mich vergewaltigen? «, flüsterte ich unter Tränen und biss mir auf die Lippen. Er schüttelte lachend den Kopf.
»Nein, natürlich nicht. Du wirst freiwillig mitmachen«, sprach er mit fest entschlossener Stimme zu mir und ich krallte meine Finger in meine Haare, zog daran wie wild. Ich hätte mir gewünscht, dass es ein Traum war. Dass ich gleich aufwachen würde, bevor es zu spät war. Aber ich wachte nicht auf. Es war die Realität. Und das wurde mir schlagartig bewusst, als er genüsslich meine Pyjama Hose herabzog und ich seine warmen Hände an meinen Schenkeln spürte...
VS
Mein Engel
(von Jojo - Unentschieden)
(von Jojo - Unentschieden)
Wo bin ich?
Ich öffne die Augen und sehe nichts als Dunkelheit um mich herum. In meinen Rücken bohrt sich etwas Hartes und ich versuche mich aufzurichten. Aber ich kann nicht.
Was ist mit mir passiert?
Angst schnürt mir die Kehle zu und ich schaue mich panisch um. Doch egal wie lange ich auf einen bestimmten Punkt starre, ich kann nichts von meiner Umgebung erkennen. Ich bin von einer undurchdringlichen Finsternis umgeben.
Hilfe!
Mein Mund … Ich kann meinen Mund nicht mehr öffnen. Er ist mit einen breiten Klebeband zugeklebt worden und ich bekomme auch keine Luft mehr dadurch. Ich versuche ruhig durch die Nase zu atmen, aber es klappt nicht. Wenn ich nicht bald wieder durch meinen Mund atmen würde, würde ich wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, weil mein Gehirn zu wenig Sauerstoff bekommt.
Meine Arme und Beine sind an einen Tisch gefesselt, auf dem ich liege. Das raue Seil schneidet in meine Hand- und Fußgelenke und ich spüre, dass sie schon ganz wund sind. Ich versuche eine einigermaßen angenehme Position zu gelangen, doch ich kann mich nur wenige Zentimeter bewegen. Das harte Teil sticht mir immer noch in den Rücken und umso mehr ich mich bewege, desto doller tut es weh.
Ich bleibe liegen und versuche mit weit aufgerissenen Augen, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Es riecht nach Dreck, der jahrelang in diesem Raum verrottet ist.
Ich bin bestimmt in einem Keller. Aber wie bin ich hier her gekommen?
Plötzlich vernehme ich ein leises, kratzendes Geräusch über mir.
Was war das? Ist hier irgendjemand?
Die Schritte über mir verstummen, doch wenig später höre ich ein Quietschen, als würde eine Tür geöffnet werden. Ein schwacher Lichtstrahl durchbricht die Finsternis um mich herum und ich erkenne ein bisschen von meiner Umgebung. Jemand steht in der Tür und wirft einen langen Schatten auf eine schmale Treppe, die hinunter zu mir führt.
„Wie geht es dir?“, fragt mich der Schatten. Er hat eine tiefe, brummige Stimme und gehört höchstwahrscheinlich einem Mann.
Ich bringe nur ein leises Krächzen über meine verschlossenen Lippen.
Der Schatten kommt auf mich zu und hält mir eine Taschenlampe direkt ins Gesicht. Ich muss meine Augen schließen, weil das helle Licht so blendet.
„Du musst verstehen, dass ich dich hier haben muss. Wenn du nicht bei mir bist, dann wird etwas Schreckliches passieren“, murmelt er und streichelt mit seiner Hand über meine Wange. Seine Finger sind rau und die Haut ist an einigen Stellen aufgesprungen.
Ich schüttle nur den Kopf, weil es das einzige ist, was ich tun kann. Alle anderen Bewegungen sind unmöglich oder zu schmerzhaft für mich. Tränen steigen mir in die Augen. Ich versuche gegen sie anzukämpfen, doch es will nicht recht klappen. Leise kullern sie mir die Wangen hinunter.
„Nicht weinen, mein Engel. Bald werden sie dich nicht mehr suchen und dann kannst du wieder aus diesem Keller heraus“, meint er und streicht mir eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht.
„Ich gehe jetzt wieder rauf und mache uns etwas schönes zu Essen“, erklärt der Mann und dreht sich um. Der Strahl der Taschenlampe hüpft auf und ab und wenig später ist er durch die Tür wieder verschwunden und der Keller ist wieder in tiefste Dunkelheit getaucht.
~*~
„Sie ist nun schon seit über vierundzwanzig Stunden verschwunden. Wann kann ich endlich eine Vermisstenanzeige aufgeben?“, fragt eine aufgeregte Frau den wachhabenden Polizisten. „Dann geben Sie bitte eine Beschreibung bei meinem Kollegen dort vorne ab“, antwortet er und sie begibt sich in ein kleines, vollgestopftes Büro.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragt der Mann, der an einem Schreibtisch sitzt und von seinen Dokumenten, die er gelesen hat, aufschaut.
„Ich soll bei Ihnen eine Beschreibung für eine Vermisstenanzeige aufgeben.“
Die Frau ist sichtlich verzweifelt und der Mann bittet sie erst einmal, in dem Besucherstuhl Platz zu nehmen.
„Wollen Sie etwas trinken, einen Kaffee oder einen Saft?“
Sie schüttelt nur den Kopf und nestelt an dem Reißverschluss ihrer Handtasche herum.
„Wie lange ist die Person denn schon verschwunden?“
„Meine Tochter ist seit vorgestern Abend weg. Sie ist nach einem Diskobesuch nicht mehr nach Hause gekommen“, erzählt die Frau mit brüchiger Stimme.
„Dann bräuchte ich jetzt nur noch eine Beschreibung, wie ihre Tochter aussieht, was sie an diesem Abend trug und wie Alt sie ist.“ Der Polizist zückte einen Kulli und war bereit sich alle Informationen auf seinen Notizblock zu schreiben.
„Sie ist etwa ein Meter siebzig groß und hat schulterlange, braune Haare. An dem Abend trug sie, glaube ich, ein kurzes, blaues Kleid und dazu schwarze High Heels. Anna ist neunzehn Jahre alt und war mit ihren zwei Freundinnen in dieser bekannten Disko. Wie heißt sie noch gleich?“
„Meinen Sie das ‚VIP-Inn’?“, hilft der Polizist nach und die Frau nickt eifrig.
„In Ordnung. Wir werden unser bestes tun, sodass wir Ihre Tochter so schnell wie möglich wiederfinden. Machen Sie sich keine Sorgen“, versucht der Polizeibeamte die Frau zu beruhigen und führt sie aus seinem Büro wieder hinaus auf den Flur.
„Wenn wir Neuigkeiten haben, wenden wir uns an Sie.“
„Vielen Dank“, murmelt die Frau und verlässt mit gesenktem Kopf das Polizeipräsidium. Sie ist sie sicher, dass ihrer Tochter irgendetwas Schlimmes passiert sein muss. Anna war vorher noch nie von zu Hause weggewesen, ohne ihrer Mutter Bescheid zu geben, wo sie sich aufhielt.
~*~
Meine Hände tun weh und ich habe Durst. Mein Mund ist ganz trocken und meine Zunge fühlt sich an, wie ein aufgedunsener Klumpen, der mir zusätzlich das Atmen und Schlucken erschwert. Was hat er mit mir vor und wer ist er?
Ich kann mich nicht erinnern, dem Mann schon einmal begegnet zu sein. Was mir aber noch größere Angst macht, ist die Tatsache, dass ich mich an nichts entsinnen kann, was an dem Abend in der Disko passiert ist. Das letzte, was ich noch weiß, ist, dass ich mit meinen beiden Freundinnen auf der Tanzfläche war und danach ein kühles Bier getrunken habe.
Plötzlich höre ich wieder das Quietschen der Tür und erneut fällt der Lichtstrahl auf mich hinab. Alle Muskeln in meinem Körper ziehen sich vor Angst zusammen und lassen meinen Körper zittern.
„Ich habe hier etwas zu essen und zu trinken für dich“, ertönt die dunkel Stimme von der Tür her und der Mann kommt die Treppenstufen hinunter zu mir gestiegen.
Er stellt ein Tablett mir einem Teller und einem Glas Wasser auf den Boden und beugt sich dann über mich.
„Es wird jetzt etwas weh tun, mein Schatz“, flüstert er mir ins Ohr und sein warmer Atem lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ich spüre, wie er mit zwei Fingern das Klebeband über meinem Mund festhält und ich mache mich auf den Schmerz gefasst.
Doch er ist stärker, als ich ihn mir vorgestellt habe. Ich schrei laut auf und sofort presst der Mann mir seine Hand auf den Mund. Meine Lippen brennen wie Feuer und die Haut darum herum pocht, als würden dahinter tausende kleine Zwerge sitzen und das Fleisch nach Edelsteinen durchsuchen.
Tränen laufen mir in Strömen über die Wangen und ich kann ein leises Schluchzen nicht zurückhalten.
„Du musst es verstehen“, murmelt er und hebt nun das Tablett vom Boden auf.
„Ich habe Durst“, krächze ich und er gibt mir ein bisschen Wasser, das ich durch einen Strohhalm mühsam in mich hineinsauge.
„Wieso hältst du mich hier fest?“, bringe ich heraus und versuche den Blick des Mannes festzuhalten, doch seine Augen sind auf den Teller gerichtet und konzentrieren sich voll und ganz auf das zerkleinern des Essens.
Vorsichtig hebe ich den Kopf an, als er mir eine befüllte Gabel vor das Gesicht hält.
Er reagiert gar nicht auf meine Frage und ich stelle sie erneut.
„Iss“, sagt er nur und steckt mir die nächste Fuhre in den Mund. Ich verschlucke mich und muss laut husten. Irgendwie schaffe ich es, in meiner liegenden Position das Stück des Essens aus meiner Luftröhre zu verbannen und will mir die Tränen aus den Augen wischen. Aber meine Hände sind immer noch festgebunden und das spröde Seil schneidet schmerzhaft in meine Haut.
„Hilfe!“, schreie ich nun aus vollem Hals und hoffe, dass mich irgendjemand hören wird.
„Sei still“, brüllt er sofort und springt auf.
„Hilfe“, rufe ich erneut und schlucke. Der Mann schaut mich mit gehetztem Blick an und greift nach irgendetwas direkt neben mir. Sein Gesicht ist wutverzerrt. Der sonst eher liebevolle Ausdruck ist komplett verschwunden.
„Du musst ruhig sein“, murmelt er und schaut mir weiterhin hasserfüllt an.
„Hilfe!“ Das ist der letzte Schrei den ich herausbringe. Mein Hals ist so trocken, dass mir jeder dieser verzweifelten Schreie zu sehr wehtut und jetzt merke ich, dass ich keinen Schrei mehr herausbringen kann.
„Du bist auch nicht anders, als die anderen“, brüllt der Mann und plötzlich sehe ich, was er in der Hand hält. Die Messerklinge blitzt einen kurzen Moment in dem spärlichen Licht der Taschenlampe auf. Mit hoch über meiner Brust erhobener Faust, die das Messer umklammert, steht er nun vor mir.
„Nein“, keuche ich und spüre, wie er mir das Messer in den Bauch rammt. Ein stechender Schmerz zuckt durch meinen ganzen Körper und ich spüre, wie das warme Blut aus der Wunde sickerte und sich auf meinem Kleid und auf dem Tisch ausbreitet. Ich merke, wie er mir auch noch weitere Messerstiche zufügt, aber ich weiß nicht mehr wo genau. Mein ganzer Körper versinkt in einem Meer aus Schmerzen und viel zu spät verliere ich das Bewusstsein.
Was habe ich falsch gemacht, dass ich so sterben muss?
In den letzten Monaten ist die Zahl
der vermissten Personen dramatisch angestiegen.
Die jüngste Veröffentlichung der lokalen Polizeibehörde
berichtet von einem weiteren tragischen Fall.
Es handelt sich um ein neunzehnjähriges Mädchen,
das zuletzt vor vierzehn Tagen gesehen wurde.
Die Polizei schließt die Möglichkeit nicht aus, dass es
sich hier um ein Verbrechen handelt.
der vermissten Personen dramatisch angestiegen.
Die jüngste Veröffentlichung der lokalen Polizeibehörde
berichtet von einem weiteren tragischen Fall.
Es handelt sich um ein neunzehnjähriges Mädchen,
das zuletzt vor vierzehn Tagen gesehen wurde.
Die Polizei schließt die Möglichkeit nicht aus, dass es
sich hier um ein Verbrechen handelt.
- Spoiler:
- Anmerkung:
Der letzte Absatz in Kursiv ist aus dem Song "Jeanny" von Falco übernommen
Zuletzt von June am Fr 26 Nov 2010, 21:39 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet