DIE SCHNEEFLOCKEN-METHODE
Es gibt viele Arten, einen Roman zu schreiben und alle sind richtig, so lange der Autor mit seiner Art zu Schreiben klarkommt. Eine dieser Arten, von der vielleicht schon einige von euch gehört haben, einige vielleicht auch nicht, ist die Schneeflocken-Methode. Sie würde entwickelt vom amerikanischen Autor Randy Ingermanson. Er schreibt nicht nur Bücher, sondern unterrichtet auch kreatives Schreiben. Seine Bücher plottet er nach der oben genannten Methode, bei der man sich vom ersten Satz der Geschichten-Idee immer weiter nach außen vorarbeitet. Dabei wächst die Geschichte, bildet immer mehr detailliertere Arme, eben wie eine Schneeflocke. Ausführlich wird die Methode selbst vom Autor auf folgender Seite frei und für jeden vorgestellt: AdvancedFictionWriting.com
Da dies aber nun leider auf Englisch ist, habe ich mir mehrere deutsche Übersetzungen angesehen und kann euch die Methode hier nun vorstellen.
GRUNDLAGE UND DESIGN
Als erstes seht ihr ein hübsches Muster, auch bekannt als Schneeflockenstruktur. Erzählt es niemandem, aber das ist ein wichtiges, mathematisches Objekt, das schon tiefgehend untersucht wurde. Für unsere Zwecke, ist es nur eine coole Skizze einer Schneeflocke.
Wenn ihr gleich ein wenig nach unten scrollt, seht ihr vier Symbole, wovon das Erste ein großes Dreieck ist. Wenn ihr an jeder glatten Seite ein kleineres Dreieck hinzufügt, erhaltet ihr den Stern rechts daneben. Wiederholt ihr diesen Schritt oft genug erhaltet ihr irgendwann eine Schneeflocke.
Am Anfang sieht es noch nicht wirklich nach einer Schneeflocke aus, aber nach ein paar Schritten wird die Ähnlichkeit langsam immer größer, bis es schließlich Eine ist.
"Ich möchte, dass du so auch deinen Roman erstellst – Du fängst klein an, dann fügst du solange Dinge hinzu bis es wie eine Geschichte aussieht. Ein Teil davon ist kreative Arbeit und ich kann dir nicht beibringen, wie man die erledigt. Nicht hier jedenfalls. Aber der größte Teil der Arbeit ist lediglich Organisation — ordne alles in einen gut strukturierten Roman. Das ist es, was ich dir hier beibringen möchte."
SCHRITT 1
Nehmt euch eine Stunde Zeit und schreibt eine Ein-Satz-Zusammenfassung eures Romans. Etwas in der Art wie: “Ein gewitzter Physiker reist in der Zeit zurück um Apostel Paulus zu töten.” Dieser Satz wird euch für immer als 10-Sekunden-Verkaufswerkzeug dienen. Das ist die Übersicht, das Analogon zu dem großen Dreieck in der Schneeflockenstruktur.
Einige Hinweise, was einen gute "Zusammenfassung in einem Satz" ausmacht:
SCHRITT 2
Nehmt euch dir noch eine Stunde Zeit und erweitert euren Satz zu einem vollständigen Absatz. Dieser Absatz soll den Aufbau der Geschichte beschreiben, die größten Katastrophen und das Ende der Geschichte. Das ist das Analogon zum zweiten Stadium der Schneeflocke.
Idealerweise hat der Absatz fünf Sätze. Ein Satz um den Hintergrund und den Aufbau der Geschichte zu erläutern. Dann ein Satz für jeden Punkt, der der Handlung eine Wendung gibt. Dann ein weiterer Satz um das Ende zu erzählen.
SCHRITT 3
Die bisherigen Teile geben euch einen groben Überblick über euren Roman. Jetzt braucht ihr etwas ähnliches für die Storyline jedes Charakters. Charaktere sind der wichtigste Teil jeder Geschichte und die Zeit, die ihr darin investierst die Charaktere im Voraus zu entwickeln, wird sich zehnfach auszahlen, wenn ihr anfangt zu schreiben. Nehmt euch für jeden von euren Hauptcharakteren eine Stunde Zeit und schreibt eine einseitige Zusammenfassung die Folgendes enthält:
Ein wichtiger Punkt: Es kann sein, dass es nach diesem Schritt notwendig wird, dass ihr zurück geht und die ein-Satz-Zusammenfassung und/oder die ein-Absatz-Zusammenfassung überarbeitet. Macht das! Das ist gut - es heißt, dass eure Charaktere euch etwas über die Geschichte beigebracht haben. Fakt ist, das ist nicht nur okay - das ist unvermeidlich. Und es ist gut. Jede Überarbeitung die ihr jetzt macht, muss später nicht an einem klobigen 400 Seiten Manuskript gemacht werden.
Noch ein wichtiger Punkt: Es muss nicht perfekt sein. Das Ziel jedes Schrittes in diesem Designprozess ist es, sich einen Schritt weiter zu bringen. Behaltet euren Schwung nach vorne! Man kann später immer wieder zurück kommen und es überarbeiten, wenn man die Geschichte besser verstehst.
SCHRITT 4
Nehmt nun die Zusammenfassung aus Schritt 2 und macht aus jedem der 5 Sätze einen Absatz, der 5 Sätze hat. Achtet darauf, dass jeder dieser Absätze an einem Wendepunkt der Geschichte endet. Der letzte Absatz erzählt das Ende des Buches. Es ist okay wenn ihr das nicht alles auf eine einzige Seite bekommt.
Ihr habt jetzt schon ein ziemlich gutes Grundgerüst für eure Geschichten und neuen Ideen, die ihr in die vorangegangen Schritte einarbeiten könnt. Nehmt euch entsprechend Zeit dafür und ändert auch noch einmal den bisherigen Plan, wenn er euch besser erscheint.
SCHRITT 5
Nehmt euch ein oder zwei Tage Zeit und schreibt eine einseitige Beschreibung für jeden Hauptcharakter. Diese "Charakterübersichten" sollten die Geschichte aus der Sichtweise des jeweiligen Charakters erzählen. Wie immer: Fühlt euch frei zu früheren Schritten zurück zu gehen, sie zu revidieren, während ihr mehr coole Details über eure Charaktere erfahrt.
SCHRITT 6
Mittlerweile habt ihr eine solide Geschichte und verschiedene Handlungsfäden, einen für jeden Charakter. Jetzt nehmt euch eine Woche Zeit und erweitert die einseitige Plotübersicht des Romans in eine vierseitige-Übersicht. Im Grunde werdet ihr wieder jeden Absatz von Schritt 4 auf eine ganze Seite erweitern. Das macht eine Menge Spaß, weil ihr nun die Logik auf höchster Ebene austüftelst und strategische Entscheidungen treffen müsst. An dieser Stelle werdet ihr auf jeden Fall zurück zu früheren Schritten gehen müssen, um Dinge zu korrigieren, weil ihr nun viel tiefere Einblicke in die Geschichte bekommt und euch neue Ideen entgegen schlagen.
SCHRITT 7
Nehmt euch wieder eine Woche Zeit und erweitert eure Charakterbeschreibungen in vollständige Charakterblätter, mit Details zu allem was es über den jeweiligen Charakter zu wissen gibt. Die Standardsachen so wie Geburtsdatum, Beschreibung, Geschichte, Motivaiton, Ziele etc. Am wichtigsten dabei: Wie wird sich der Charakter während der Geschichte entwickeln?
ANM.: Dazu kann man dann ganz wunderbar den Charakterbogen benutzen, der hier auch schon bei den Schreibtipps gepostet wurde. Charakterbogen
Das ist eine Erweiterung eurer Arbeit von Schritt 3 und wird euch eine Menge über deine Charaktere beibringen. Wahrscheinlich werdet ihr zurück gehen und Schritt 1 bis 6 überarbeiten, während eure Charaktere anfangen für euch "wirklich" zu werden und launisch Bedingungen an die Geschichte stellen. Das ist gut - großartige Fiktion ist Charaktergetrieben. Nehmt euch so viel Zeit wie ihr braucht, um das zu erledigen, denn ihr spart einfach Zeit nach hinten heraus.
SCHRITT 8
Die Handlungszusammenfassung aus Schritt 6 unterteilt ihr jetzt in Szenen und arbeitet sie in eine Tabelle um. Legt jeweils eine Spalte für den Charakter an, aus dessen Perspektive ihr erzählst und eine für die Handlung. Ihr könnt nach Belieben auch noch mehr erstellen, zum Beispiel für den Ort der Handlung, die Zeit, das Ziel der Szene, die Motivation und so weiter. Legt so viele Spalten an, wie ihr braucht.
Jetzt sollte die Handlung überschaubar vor euch legen und Änderungen lassen sich durch verschieben der Szenen einfach bewerkstelligen. Änderungen könnt ihr nach wie vor einarbeiten.
Genauere Ausführungen zu diesem Schritt könnt ihr hier finden: Schritt 8 mit Tabelle und mehr
SCHRITT 9
(Anmerkung des Autors: Optional, ich mache diesen Schritt nicht mehr)
Öffnet für jedes Kapitel, das ihr schreiben wollt, ein neues Dokument und schreibt für die Szenen aus Schritt 8, die darin enthalten sein werden, einen Absatz. Hier könnt du auch schon Dialoge einfügen, wenn sie euch durch den Kopf schwirren. Fügt hinzu, was euch einfällt …
Wichtig ist: Jede Szene sollte Konfliktpotenzial haben, tritt kein Konflikt auf oder bahnt sich wenigstens an, arbeitet die Szene um.
SCHRITT 10
An diesem Punkt setzt euch einfach hin, und fangt an, euren echten ersten Entwurf für euren Roman aus dem Boden zu stampfen. Ihr werdet erstaunt sein, wie schnell die Geschichte aus euren Fingern fließt. Ich habe Schriftsteller gesehen die ihre Schreibgeschwindigkeit mit dieser Methode verdreifacht haben, während sie qualitativ bessere erste Entwürfe produziert haben, als sie normalerweise in der dritten Überarbeitung schaffen.
___
Vielleicht denkst du jetzt, dass zu diesem Zeitpunkt schon alle Kreativität aus der Geschichte herausgekaut wurde. Tja, nein, es sei denn, du hast zu viel analysiert als du deine Schneeflocke geschrieben hast. Das sollte jetzt eigentlich der spaßige Teil der Angelegenheit sein, weil immer eine menge kleine Logikprobleme existieren, die man hier ausbügeln kann.
Wie kommt der Held aus dem Baum heraus, der von Alligatoren umzingelt ist und rettet die Heldin von dem brennenden Ruderboot? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das herauszufinden! Aber es macht Spaß, weil du ja schon weißt, dass die Gesamtheit der Geschichte, die große Logik, schon funktioniert. Deshalb musst du jetzt nur noch eine begrenzte Anzahl an Problemen lösen und kannst relativ schnell schreiben.
Das macht unglaublich viel Spaß und ist sehr aufregend. Ich habe schon viele Schriftsteller gehört, die sich darüber beschwert haben, wie anstrengend es ist einen ersten Entwurf zu schreiben. Ausnahmslos waren es klemm-dich-dahinter Schriftsteller die keine Ahnung davon hatten, was in ihrer Geschichte als nächstes kommt.
Gute Güte! Das Leben ist zu kurz, um so zu schreiben! Es gibt keinen Grund 500 Stunden damit zu verbringen einen wirren ersten Entwurf deines Romans zu verfassen, wenn du einen ordentlichen ersten Entwurf in 150 Stunden schreiben kannst. Selbst wenn du die 100 Stunden, die du brauchst, um das Designdokument zu erstellen, mit zählst, wirst du weit vor der Zeit fertig.
(Ich möchte anmerken, dass viele klemm-dich-dahinter Schriftsteller kreischend davon laufen wenn sie daran denken die Schneeflocken-Methode anwenden zu müssen. Das ist in Ordnung. Menschen sind unterschiedlich. Ich vermute du weißt schon, ob die Schneeflocken-Methode etwas für dich ist oder nicht. Selbst wenn es für dich funktioniert möchte ich dich dazu ermuntern zu improvisieren. Mögen tausende unterschiedliche Schneeflocken-Methoden erblühen!)
Das ist also die sagenumwobene Schneeflockenmethode!
Wie sieht es bei euch aus, hat sich schon einmal jemand daran versucht? Was sagt ihr dazu? Zu viel Planung für euch, oder würdet ihr es sogar einmal ausprobieren wollen?
Bin gespannt auf eure Antworten und Reaktionen.
Es gibt viele Arten, einen Roman zu schreiben und alle sind richtig, so lange der Autor mit seiner Art zu Schreiben klarkommt. Eine dieser Arten, von der vielleicht schon einige von euch gehört haben, einige vielleicht auch nicht, ist die Schneeflocken-Methode. Sie würde entwickelt vom amerikanischen Autor Randy Ingermanson. Er schreibt nicht nur Bücher, sondern unterrichtet auch kreatives Schreiben. Seine Bücher plottet er nach der oben genannten Methode, bei der man sich vom ersten Satz der Geschichten-Idee immer weiter nach außen vorarbeitet. Dabei wächst die Geschichte, bildet immer mehr detailliertere Arme, eben wie eine Schneeflocke. Ausführlich wird die Methode selbst vom Autor auf folgender Seite frei und für jeden vorgestellt: AdvancedFictionWriting.com
Da dies aber nun leider auf Englisch ist, habe ich mir mehrere deutsche Übersetzungen angesehen und kann euch die Methode hier nun vorstellen.
GRUNDLAGE UND DESIGN
Als erstes seht ihr ein hübsches Muster, auch bekannt als Schneeflockenstruktur. Erzählt es niemandem, aber das ist ein wichtiges, mathematisches Objekt, das schon tiefgehend untersucht wurde. Für unsere Zwecke, ist es nur eine coole Skizze einer Schneeflocke.
Wenn ihr gleich ein wenig nach unten scrollt, seht ihr vier Symbole, wovon das Erste ein großes Dreieck ist. Wenn ihr an jeder glatten Seite ein kleineres Dreieck hinzufügt, erhaltet ihr den Stern rechts daneben. Wiederholt ihr diesen Schritt oft genug erhaltet ihr irgendwann eine Schneeflocke.
Am Anfang sieht es noch nicht wirklich nach einer Schneeflocke aus, aber nach ein paar Schritten wird die Ähnlichkeit langsam immer größer, bis es schließlich Eine ist.
"Ich möchte, dass du so auch deinen Roman erstellst – Du fängst klein an, dann fügst du solange Dinge hinzu bis es wie eine Geschichte aussieht. Ein Teil davon ist kreative Arbeit und ich kann dir nicht beibringen, wie man die erledigt. Nicht hier jedenfalls. Aber der größte Teil der Arbeit ist lediglich Organisation — ordne alles in einen gut strukturierten Roman. Das ist es, was ich dir hier beibringen möchte."
SCHRITT 1
Nehmt euch eine Stunde Zeit und schreibt eine Ein-Satz-Zusammenfassung eures Romans. Etwas in der Art wie: “Ein gewitzter Physiker reist in der Zeit zurück um Apostel Paulus zu töten.” Dieser Satz wird euch für immer als 10-Sekunden-Verkaufswerkzeug dienen. Das ist die Übersicht, das Analogon zu dem großen Dreieck in der Schneeflockenstruktur.
Einige Hinweise, was einen gute "Zusammenfassung in einem Satz" ausmacht:
- Kürzer ist besser. Versucht es mit 15 Wörtern oder weniger.
- Keine Charakternamen, bitte! Schreibt besser "eine blinde Trapezkünstlerein" anstatt "Anna Müller".
- Verbindet das große Ganze und die persönliche Ebene der Geschichte. Welcher Charakter hat am meisten zu verlieren? Dann sagt mir, was er gewinnen möchte.
SCHRITT 2
Nehmt euch dir noch eine Stunde Zeit und erweitert euren Satz zu einem vollständigen Absatz. Dieser Absatz soll den Aufbau der Geschichte beschreiben, die größten Katastrophen und das Ende der Geschichte. Das ist das Analogon zum zweiten Stadium der Schneeflocke.
Idealerweise hat der Absatz fünf Sätze. Ein Satz um den Hintergrund und den Aufbau der Geschichte zu erläutern. Dann ein Satz für jeden Punkt, der der Handlung eine Wendung gibt. Dann ein weiterer Satz um das Ende zu erzählen.
SCHRITT 3
Die bisherigen Teile geben euch einen groben Überblick über euren Roman. Jetzt braucht ihr etwas ähnliches für die Storyline jedes Charakters. Charaktere sind der wichtigste Teil jeder Geschichte und die Zeit, die ihr darin investierst die Charaktere im Voraus zu entwickeln, wird sich zehnfach auszahlen, wenn ihr anfangt zu schreiben. Nehmt euch für jeden von euren Hauptcharakteren eine Stunde Zeit und schreibt eine einseitige Zusammenfassung die Folgendes enthält:
- Den Namen des Charakters
- Eine ein-Satz-Zusammenfassung der Storyline des Charakters
- Die Motivation des Charakters (was möchte er allgemein?)
- Das Ziel des Charakters (was möchte er konkret?)
- Der Konflikt des Charakters (was hindert ihn daran sein Ziel zu erreichen?)
- Die Erleuchtung des Charakters (was lernt er, wie verändert er sich?)
- Eine ein-Absatz-Zusammenfassung der Storyline des Charakters
Ein wichtiger Punkt: Es kann sein, dass es nach diesem Schritt notwendig wird, dass ihr zurück geht und die ein-Satz-Zusammenfassung und/oder die ein-Absatz-Zusammenfassung überarbeitet. Macht das! Das ist gut - es heißt, dass eure Charaktere euch etwas über die Geschichte beigebracht haben. Fakt ist, das ist nicht nur okay - das ist unvermeidlich. Und es ist gut. Jede Überarbeitung die ihr jetzt macht, muss später nicht an einem klobigen 400 Seiten Manuskript gemacht werden.
Noch ein wichtiger Punkt: Es muss nicht perfekt sein. Das Ziel jedes Schrittes in diesem Designprozess ist es, sich einen Schritt weiter zu bringen. Behaltet euren Schwung nach vorne! Man kann später immer wieder zurück kommen und es überarbeiten, wenn man die Geschichte besser verstehst.
SCHRITT 4
Nehmt nun die Zusammenfassung aus Schritt 2 und macht aus jedem der 5 Sätze einen Absatz, der 5 Sätze hat. Achtet darauf, dass jeder dieser Absätze an einem Wendepunkt der Geschichte endet. Der letzte Absatz erzählt das Ende des Buches. Es ist okay wenn ihr das nicht alles auf eine einzige Seite bekommt.
Ihr habt jetzt schon ein ziemlich gutes Grundgerüst für eure Geschichten und neuen Ideen, die ihr in die vorangegangen Schritte einarbeiten könnt. Nehmt euch entsprechend Zeit dafür und ändert auch noch einmal den bisherigen Plan, wenn er euch besser erscheint.
SCHRITT 5
Nehmt euch ein oder zwei Tage Zeit und schreibt eine einseitige Beschreibung für jeden Hauptcharakter. Diese "Charakterübersichten" sollten die Geschichte aus der Sichtweise des jeweiligen Charakters erzählen. Wie immer: Fühlt euch frei zu früheren Schritten zurück zu gehen, sie zu revidieren, während ihr mehr coole Details über eure Charaktere erfahrt.
SCHRITT 6
Mittlerweile habt ihr eine solide Geschichte und verschiedene Handlungsfäden, einen für jeden Charakter. Jetzt nehmt euch eine Woche Zeit und erweitert die einseitige Plotübersicht des Romans in eine vierseitige-Übersicht. Im Grunde werdet ihr wieder jeden Absatz von Schritt 4 auf eine ganze Seite erweitern. Das macht eine Menge Spaß, weil ihr nun die Logik auf höchster Ebene austüftelst und strategische Entscheidungen treffen müsst. An dieser Stelle werdet ihr auf jeden Fall zurück zu früheren Schritten gehen müssen, um Dinge zu korrigieren, weil ihr nun viel tiefere Einblicke in die Geschichte bekommt und euch neue Ideen entgegen schlagen.
SCHRITT 7
Nehmt euch wieder eine Woche Zeit und erweitert eure Charakterbeschreibungen in vollständige Charakterblätter, mit Details zu allem was es über den jeweiligen Charakter zu wissen gibt. Die Standardsachen so wie Geburtsdatum, Beschreibung, Geschichte, Motivaiton, Ziele etc. Am wichtigsten dabei: Wie wird sich der Charakter während der Geschichte entwickeln?
ANM.: Dazu kann man dann ganz wunderbar den Charakterbogen benutzen, der hier auch schon bei den Schreibtipps gepostet wurde. Charakterbogen
Das ist eine Erweiterung eurer Arbeit von Schritt 3 und wird euch eine Menge über deine Charaktere beibringen. Wahrscheinlich werdet ihr zurück gehen und Schritt 1 bis 6 überarbeiten, während eure Charaktere anfangen für euch "wirklich" zu werden und launisch Bedingungen an die Geschichte stellen. Das ist gut - großartige Fiktion ist Charaktergetrieben. Nehmt euch so viel Zeit wie ihr braucht, um das zu erledigen, denn ihr spart einfach Zeit nach hinten heraus.
SCHRITT 8
Die Handlungszusammenfassung aus Schritt 6 unterteilt ihr jetzt in Szenen und arbeitet sie in eine Tabelle um. Legt jeweils eine Spalte für den Charakter an, aus dessen Perspektive ihr erzählst und eine für die Handlung. Ihr könnt nach Belieben auch noch mehr erstellen, zum Beispiel für den Ort der Handlung, die Zeit, das Ziel der Szene, die Motivation und so weiter. Legt so viele Spalten an, wie ihr braucht.
Jetzt sollte die Handlung überschaubar vor euch legen und Änderungen lassen sich durch verschieben der Szenen einfach bewerkstelligen. Änderungen könnt ihr nach wie vor einarbeiten.
Genauere Ausführungen zu diesem Schritt könnt ihr hier finden: Schritt 8 mit Tabelle und mehr
SCHRITT 9
(Anmerkung des Autors: Optional, ich mache diesen Schritt nicht mehr)
Öffnet für jedes Kapitel, das ihr schreiben wollt, ein neues Dokument und schreibt für die Szenen aus Schritt 8, die darin enthalten sein werden, einen Absatz. Hier könnt du auch schon Dialoge einfügen, wenn sie euch durch den Kopf schwirren. Fügt hinzu, was euch einfällt …
Wichtig ist: Jede Szene sollte Konfliktpotenzial haben, tritt kein Konflikt auf oder bahnt sich wenigstens an, arbeitet die Szene um.
SCHRITT 10
An diesem Punkt setzt euch einfach hin, und fangt an, euren echten ersten Entwurf für euren Roman aus dem Boden zu stampfen. Ihr werdet erstaunt sein, wie schnell die Geschichte aus euren Fingern fließt. Ich habe Schriftsteller gesehen die ihre Schreibgeschwindigkeit mit dieser Methode verdreifacht haben, während sie qualitativ bessere erste Entwürfe produziert haben, als sie normalerweise in der dritten Überarbeitung schaffen.
___
Vielleicht denkst du jetzt, dass zu diesem Zeitpunkt schon alle Kreativität aus der Geschichte herausgekaut wurde. Tja, nein, es sei denn, du hast zu viel analysiert als du deine Schneeflocke geschrieben hast. Das sollte jetzt eigentlich der spaßige Teil der Angelegenheit sein, weil immer eine menge kleine Logikprobleme existieren, die man hier ausbügeln kann.
Wie kommt der Held aus dem Baum heraus, der von Alligatoren umzingelt ist und rettet die Heldin von dem brennenden Ruderboot? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das herauszufinden! Aber es macht Spaß, weil du ja schon weißt, dass die Gesamtheit der Geschichte, die große Logik, schon funktioniert. Deshalb musst du jetzt nur noch eine begrenzte Anzahl an Problemen lösen und kannst relativ schnell schreiben.
Das macht unglaublich viel Spaß und ist sehr aufregend. Ich habe schon viele Schriftsteller gehört, die sich darüber beschwert haben, wie anstrengend es ist einen ersten Entwurf zu schreiben. Ausnahmslos waren es klemm-dich-dahinter Schriftsteller die keine Ahnung davon hatten, was in ihrer Geschichte als nächstes kommt.
Gute Güte! Das Leben ist zu kurz, um so zu schreiben! Es gibt keinen Grund 500 Stunden damit zu verbringen einen wirren ersten Entwurf deines Romans zu verfassen, wenn du einen ordentlichen ersten Entwurf in 150 Stunden schreiben kannst. Selbst wenn du die 100 Stunden, die du brauchst, um das Designdokument zu erstellen, mit zählst, wirst du weit vor der Zeit fertig.
(Ich möchte anmerken, dass viele klemm-dich-dahinter Schriftsteller kreischend davon laufen wenn sie daran denken die Schneeflocken-Methode anwenden zu müssen. Das ist in Ordnung. Menschen sind unterschiedlich. Ich vermute du weißt schon, ob die Schneeflocken-Methode etwas für dich ist oder nicht. Selbst wenn es für dich funktioniert möchte ich dich dazu ermuntern zu improvisieren. Mögen tausende unterschiedliche Schneeflocken-Methoden erblühen!)
Das ist also die sagenumwobene Schneeflockenmethode!
Wie sieht es bei euch aus, hat sich schon einmal jemand daran versucht? Was sagt ihr dazu? Zu viel Planung für euch, oder würdet ihr es sogar einmal ausprobieren wollen?
Bin gespannt auf eure Antworten und Reaktionen.