Anzahl der Bücher: 3 (Der Weg in die Schatten, Am Rande der Schatten, Jenseits der Schatten)
November 2010
Seiten: 704
Preis: 15,00 Euro
"Azoth hockte in der Gasse, kalten Schlamm zwischen den nackten Zehen."
So beginnt der erste Band. Warum ich diesen Satz zitiere? Auf den ersten Blick ist er ja nichts Besonderes, aber im Bezug zum Buch sagt er unheimlich viel aus. Dem Leser ist sofort klar: Azoth gehört zu den ärmsten der Armen, wenn er mit nackten Füßen im Schlamm kauern muss. Die Welt, in der er lebt, ist kalt, schmutzig und hart. Er ist elf Jahre alt, ein Waisenkind und lebt von den Abfällen derer, die es sich leisten können, etwas wegzuwerfen.
Seine einzige Hoffnung, erwachsen zu werden, ist es, bei dem Blutjungen (Auftragsmörder) Durzo Blint in die Lehre zu gehen. Es sind harte Jahre für Azoth, in denen er seinen Beruf mit seinem gewissen vereinen muss, lernen muss, mit seinem Meister zu leben, und immer tiefer im Sumpf politischer Intrigen versinkt, in die Durzo ihn hineinzieht. Cenaria, das Land, in dem Azoth lebt, wird von seinem mächtigen Nachbarn Khalidor unter dem Gottkönig Garoth Ursuul bedroht, und der unfähige König Cenarias macht die Sache nicht besser.
Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven - ich würde es ab 16 Jahren empfehlen. Der Autor beschreibt die Dinge sehr nüchtern und beschönigt nichts, was alles noch ein Stück weit grausamer wirken lässt. Sehr interessant fand ich eine Stellungnahme des Autors zum Anfang des Buches: Jarl, Azoths bester Freund, wird von einem älteren Jungen sexuell missbraucht, was in den Armenvierteln der Stadt an der Tagesordnung ist. Brent Weeks sagte in einem Interview, dass diese ersten Kapitel der düsterste Teil der gesamten Trilogie seien, da es nichts Schlimmeres als Kindesmisshandlung gebe."
Die Charaktere sind vielschichtig. Jeder hat seine eigene, tragische Vergangenheit und einen Weg, damit umzugehen. Sogar Durzo Blint, den skrupellosen Meuchelmörder kann man nicht hassen, da er in seiner Gesamtheit eine zutiefst tragische Figur ist und im Innersten kaputt.
Der erste Band war in Bezug auf Gewaltdarstellungen schon sehr brutal, was sich im 2. Band, mit dem ich fast fertig bin, noch stärker fortsetzt. Jeder einzelne sieht sich mit den tiefsten Abgründen menschlicher Seelen konfrontiert, und selbst in den potenziellen Helden steckt eine blutrünstige Bestie, sie sich in unterschiedlichsten Formen zeigt. Mehr als einmal wird die menschliche Würde mit Füßen getreten.
Ich bin in dieser Hinsicht eigentlich nicht sehr empfindlich, aber bei der Beschreibung von Gefangenen in einem dunklen Loch, die Brot essen, auf das ein grausamer Gefängniswärter gepinkelt hat und die Mitgefangene töten, um an Fleisch zu kommen, wurde mir stellenweise fast schlecht.
Im Gesamten also sind die Bücher empfehlenswert für Fantasy-leser, die mit fluffigen Romanzen und ruhmreichen Recken nicht viel anfangen können. Gedärme und Tode sind an der Tagesordnung.
Zu kritisieren gäbe es höchstens die Tatsache, dass aus der Sicht von zahlreichen verschiedenen Charakteren erzählt wird, was zwar einerseits die Vielschichtigkeit der Probleme verdeutlicht und keinerlei Einseitigkeit aufkommen lässt, aber auch sehr verwirrend ist. Ich habe den ersten Band ein halbes Jahr vor dem zweiten Band gelesen und festgestellt, dass ich viele Einzelheiten und Anspielungen nicht verstanden habe, da in der Fülle an Informationen viele Details verlorengehen.
November 2010
Seiten: 704
Preis: 15,00 Euro
"Azoth hockte in der Gasse, kalten Schlamm zwischen den nackten Zehen."
So beginnt der erste Band. Warum ich diesen Satz zitiere? Auf den ersten Blick ist er ja nichts Besonderes, aber im Bezug zum Buch sagt er unheimlich viel aus. Dem Leser ist sofort klar: Azoth gehört zu den ärmsten der Armen, wenn er mit nackten Füßen im Schlamm kauern muss. Die Welt, in der er lebt, ist kalt, schmutzig und hart. Er ist elf Jahre alt, ein Waisenkind und lebt von den Abfällen derer, die es sich leisten können, etwas wegzuwerfen.
Seine einzige Hoffnung, erwachsen zu werden, ist es, bei dem Blutjungen (Auftragsmörder) Durzo Blint in die Lehre zu gehen. Es sind harte Jahre für Azoth, in denen er seinen Beruf mit seinem gewissen vereinen muss, lernen muss, mit seinem Meister zu leben, und immer tiefer im Sumpf politischer Intrigen versinkt, in die Durzo ihn hineinzieht. Cenaria, das Land, in dem Azoth lebt, wird von seinem mächtigen Nachbarn Khalidor unter dem Gottkönig Garoth Ursuul bedroht, und der unfähige König Cenarias macht die Sache nicht besser.
Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven - ich würde es ab 16 Jahren empfehlen. Der Autor beschreibt die Dinge sehr nüchtern und beschönigt nichts, was alles noch ein Stück weit grausamer wirken lässt. Sehr interessant fand ich eine Stellungnahme des Autors zum Anfang des Buches: Jarl, Azoths bester Freund, wird von einem älteren Jungen sexuell missbraucht, was in den Armenvierteln der Stadt an der Tagesordnung ist. Brent Weeks sagte in einem Interview, dass diese ersten Kapitel der düsterste Teil der gesamten Trilogie seien, da es nichts Schlimmeres als Kindesmisshandlung gebe."
Die Charaktere sind vielschichtig. Jeder hat seine eigene, tragische Vergangenheit und einen Weg, damit umzugehen. Sogar Durzo Blint, den skrupellosen Meuchelmörder kann man nicht hassen, da er in seiner Gesamtheit eine zutiefst tragische Figur ist und im Innersten kaputt.
Der erste Band war in Bezug auf Gewaltdarstellungen schon sehr brutal, was sich im 2. Band, mit dem ich fast fertig bin, noch stärker fortsetzt. Jeder einzelne sieht sich mit den tiefsten Abgründen menschlicher Seelen konfrontiert, und selbst in den potenziellen Helden steckt eine blutrünstige Bestie, sie sich in unterschiedlichsten Formen zeigt. Mehr als einmal wird die menschliche Würde mit Füßen getreten.
Ich bin in dieser Hinsicht eigentlich nicht sehr empfindlich, aber bei der Beschreibung von Gefangenen in einem dunklen Loch, die Brot essen, auf das ein grausamer Gefängniswärter gepinkelt hat und die Mitgefangene töten, um an Fleisch zu kommen, wurde mir stellenweise fast schlecht.
Im Gesamten also sind die Bücher empfehlenswert für Fantasy-leser, die mit fluffigen Romanzen und ruhmreichen Recken nicht viel anfangen können. Gedärme und Tode sind an der Tagesordnung.
Zu kritisieren gäbe es höchstens die Tatsache, dass aus der Sicht von zahlreichen verschiedenen Charakteren erzählt wird, was zwar einerseits die Vielschichtigkeit der Probleme verdeutlicht und keinerlei Einseitigkeit aufkommen lässt, aber auch sehr verwirrend ist. Ich habe den ersten Band ein halbes Jahr vor dem zweiten Band gelesen und festgestellt, dass ich viele Einzelheiten und Anspielungen nicht verstanden habe, da in der Fülle an Informationen viele Details verlorengehen.