Also gut, einen habe ich noch:
In einer kleinen Provinz lebte einst der Fürst Kang. Die Menschen fürchteten ihn, denn als gewalttätig war er bekannt. Wann immer sich jemand gegen seinen Willen zu stellen schien, bestrafte Fürst Kang ihn hart. Er ließ die Menschen auspeitschen, foltern, er ließ vermeintliche Aufrührer als warnendes Exempel hinrichten. Kein Gericht hielt er. Fürst Kang urteilte sofort.
Eines Tages, als Kang ins Dorf Tsu Ling kam, um seine Steuern einzutreiben, sah er auf einem Hügel vor dem Dorfe einen Mann. Der Mann stand still auf dem Hügel und hielt einen Bogen. Ein Pfeil lag auf der Sehne und der Mann hielt seinen Bogen gespannt.
"Wer bist Du?", fragte der Fürst, doch der Mann schwieg, sah geradeaus und hielt seinen Bogen gespannt. So ritt der Fürst von dannen, unverrichteter Dinge, denn er fürchtete, der Mann mit dem Bogen würde ihn töten, wenn er etwas im Dorfe unternahm.
Nach drei Tagen kehrte der Fürst nach Tsu Ling zurück, begleitet von 10 seiner Soldaten. Wieder stand der Mann auf dem Hügel und hielt den Bogen gespannt.
"Wer immer Du bist", rief Kang, "lege Deinen Bogen nieder, komm herunter und zahle Deine Steuern, wie es jedes meiner Untertanen Pflicht ist!"
Der Mann schwieg und hielt seinen Bogen gespannt. Fürst Kang hieß seine Soldaten, den Mann festzunehmen, er müsse ein Aufrührer sein. Als die Männer jedoch auf den Schweigsamen zugingen, blickte er einem jeden von ihnen in die Augen, ohne dabei seine Waffe aus ihrem Ziele zu nehmen. Die Männer befürchteten, der Mann könnte jeden von ihnen töten, denn wer seiner selbst so sicher ist, wie dieser schweigsame Bogenschütze, musste ein Meister sein in dem, was er tat. So ritt der Fürst wieder davon, ohne erreicht zu haben, weswegen er nach Tsu Ling kam.
Es verging eine Woche, bis Fürst Kang ein weiteres Mal das Dorf aufsuchte. Diesmal kam er mit einhundert Männern aus seiner Garde. Da der Fürst damit rechnete, dass der schweigende Mann mit dem Bogen wieder wartete, näherte er sich von der anderen Seite dem Dorf. Doch als sein Tross und der Fürst näher kamen, sahen sie auf einer Anhöhe vor dem Dorf wieder den Mann mit dem Bogen. Der Mann schwieg, sein Bogen war gespannt.
"Leg den Bogen nieder", rief der Fürst, "oder Du bist des Todes!"
Der Mann schwieg und hielt seinen Bogen gespannt. Fürst Kang hieß seine Männer den Bogenschützen zu töten, doch als des Fürsten Leibgarde begann, sich dem Manne zu nähern wandte er ihnen seine Augen zu.
"Wer vor einhundert bewaffneten Männern nicht flieht", begannen die Männer zu reden, "muss in seinem Tun ein wahrer Meister, ja beinahe ein Gott sein. Auch ist so ein Mann vielleicht nicht allein. Vielleicht halten sich noch andere Männer rundherum versteckt."
Die Krieger des Fürsten sprachen dergestalt zu ihrem Herrn und er schalt sie Feigling und zog davon.
Als Fürst Kang das vierte Mal das Dorf Tsu Ling besuchte, brachte er all sein Heer mit. Wieder erwartete ihn der eine Mann und stand schweigsam auf einem Hügel, seinen Bogen spannend.
"Leg den Bogen nieder und ergib Dich", forderte der Fürst den Bogenschützen auf, "oder nicht nur Du bist des Todes sondern das ganze Dorf, das zu schützen Du hier bist!"
Der Mann mit dem Bogen schwieg. Fürst Kang sah sich um. Es sah in die zweifelnden Gesichter seiner Soldaten, die nicht wussten, ob hinter dem Hügel gar ein Heer lagerte, auf den Befehl des Mannes anzugreifen. Er sah in das Gesicht des Bogenschützen, in dem sich keine Miene regte. Er sah die Männer und Frauen des Dorfes, die starr standen und nichts sagten, Sensen und Flegel in den Händen hielten und lange Messer, dann sie waren auf dem Weg zu den Feldern, um die Ernte einzubringen. Und so kam es, dass der Fürst erneut heim ritt, ohne seine Steuern erhalten zu haben.
Wieder drei Tage vergingen und Fürst Kang ritt nach Tsu Ling, allein, denn er hatte keine Hoffnung, mit einem noch so großen Heer etwas ausrichten zu können. Vor dem Dorf erblickte er den Mann, der schweigend seinen Bogen spannte.
Fürst Kang wog ab, was er wohl tun könne und verkündete schließlich das Dorf Tsu Ling sei von allen Steuern befreit, solange der Mann mit dem Bogen über das Dorf wache. Wieder und wieder begab sich der Fürst nach Tsu Ling und spähte immer aus großer Entfernung, ob der Mann mit dem Bogen auf dem Hügel stehe. Längst war dieser Mann weitergezogen, doch die Bewohner Tsu Lings hatten eine Statue auf den Hügel gestellt, die von Weitem aussah, als stünde der schweigsame Fremde noch immer vor dem Dorf. Und so geschah es, dass das Dorf Tsu Ling als einziges Dorf Chinas an niemanden eine Steuer zahlte.
Luthor legt das Buch auf den Küchentisch der Kents. Er lehnt sich zurück, verschränkt seine Hände und legt nachdenklich beide Zeigefinger auf die Lippen.
"Warum zeigst Du mir diese Geschichte?"
Clark lächelt. Lex Luthor war so clever und doch durchblickte er den Sinn der Geschichte nicht.
"Warum hat der Fürst das Dorf von der Steuer befreit? Warum hat der Fürst dem Mann nichts getan?", fragt Clark.
"Weil er Angst hatte", entgegnet Lex.
"Und warum hat der Mann nie geschossen?"
"Weil die anderen dann ihn getötet hätten?", fragt Lex zurück.
"Nein, weil der Fürst Angst hatte", verbessert ihn Clark. "Er hatte selbst noch Angst, als der Mann schon gar nicht mehr da wahr. Noch gefürchtet zu sein ist wirksamer, als einmal geschossen zu haben, Lex."
Luthor zieht die Augenbrauen zusammen und nickt.
"Ich soll also nichts tun?"
"Du sollst den Bogen spannen, Lex. Spanne den Bogen. Zeige den Männern in den Anzügen, wozu Du fähig bist, was Du tun könntest. Aber lass den Pfeil noch nicht los. Ihre Angst wird sie zurückhalten. Ihre Angst wird mehr bewirken, als wenn Du Lois und mich den Artikel auf die Titelseite bringen lässt."
Lex schweigt und überlegt. Wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass die Waffenlieferung an jenes Terrorregime, die Superman vor drei Tagen verhinderte, im Auftrag der Regierung erfolgte, würde es einen Tumult geben. Und die Regierung würde das Gegenteil nicht glaubhaft machen können. Lex hatte die falschen Beweise zu gut eingeschleust. Selbst Lanes und Kents berühmte Spürnasen konnten es nicht durchblicken. Und niemand hegte auch nur den leisesten Verdacht, dass der Mann aus Stahl diese Idee hatte. Ja, dieser gespannte Bogen würde vieles leichter machen.
Luthor steht auf und geht zur Tür.
"Danke Clark!", sagt er knapp und geht aus dem Haus. Dann schaut er noch einmal durch die Eingangstür. "Sind wir wieder Freunde, Clark? So wie früher?"
Clark Kent schüttelt andeutungsweise den Kopf und zuckt die Schultern.
"Wenn ich weiß, dass ich Dir vertrauen kann, Lex. Wenn ich dessen sicher bin, werden wir vielleicht wieder Freunde."
In einer kleinen Provinz lebte einst der Fürst Kang. Die Menschen fürchteten ihn, denn als gewalttätig war er bekannt. Wann immer sich jemand gegen seinen Willen zu stellen schien, bestrafte Fürst Kang ihn hart. Er ließ die Menschen auspeitschen, foltern, er ließ vermeintliche Aufrührer als warnendes Exempel hinrichten. Kein Gericht hielt er. Fürst Kang urteilte sofort.
Eines Tages, als Kang ins Dorf Tsu Ling kam, um seine Steuern einzutreiben, sah er auf einem Hügel vor dem Dorfe einen Mann. Der Mann stand still auf dem Hügel und hielt einen Bogen. Ein Pfeil lag auf der Sehne und der Mann hielt seinen Bogen gespannt.
"Wer bist Du?", fragte der Fürst, doch der Mann schwieg, sah geradeaus und hielt seinen Bogen gespannt. So ritt der Fürst von dannen, unverrichteter Dinge, denn er fürchtete, der Mann mit dem Bogen würde ihn töten, wenn er etwas im Dorfe unternahm.
Nach drei Tagen kehrte der Fürst nach Tsu Ling zurück, begleitet von 10 seiner Soldaten. Wieder stand der Mann auf dem Hügel und hielt den Bogen gespannt.
"Wer immer Du bist", rief Kang, "lege Deinen Bogen nieder, komm herunter und zahle Deine Steuern, wie es jedes meiner Untertanen Pflicht ist!"
Der Mann schwieg und hielt seinen Bogen gespannt. Fürst Kang hieß seine Soldaten, den Mann festzunehmen, er müsse ein Aufrührer sein. Als die Männer jedoch auf den Schweigsamen zugingen, blickte er einem jeden von ihnen in die Augen, ohne dabei seine Waffe aus ihrem Ziele zu nehmen. Die Männer befürchteten, der Mann könnte jeden von ihnen töten, denn wer seiner selbst so sicher ist, wie dieser schweigsame Bogenschütze, musste ein Meister sein in dem, was er tat. So ritt der Fürst wieder davon, ohne erreicht zu haben, weswegen er nach Tsu Ling kam.
Es verging eine Woche, bis Fürst Kang ein weiteres Mal das Dorf aufsuchte. Diesmal kam er mit einhundert Männern aus seiner Garde. Da der Fürst damit rechnete, dass der schweigende Mann mit dem Bogen wieder wartete, näherte er sich von der anderen Seite dem Dorf. Doch als sein Tross und der Fürst näher kamen, sahen sie auf einer Anhöhe vor dem Dorf wieder den Mann mit dem Bogen. Der Mann schwieg, sein Bogen war gespannt.
"Leg den Bogen nieder", rief der Fürst, "oder Du bist des Todes!"
Der Mann schwieg und hielt seinen Bogen gespannt. Fürst Kang hieß seine Männer den Bogenschützen zu töten, doch als des Fürsten Leibgarde begann, sich dem Manne zu nähern wandte er ihnen seine Augen zu.
"Wer vor einhundert bewaffneten Männern nicht flieht", begannen die Männer zu reden, "muss in seinem Tun ein wahrer Meister, ja beinahe ein Gott sein. Auch ist so ein Mann vielleicht nicht allein. Vielleicht halten sich noch andere Männer rundherum versteckt."
Die Krieger des Fürsten sprachen dergestalt zu ihrem Herrn und er schalt sie Feigling und zog davon.
Als Fürst Kang das vierte Mal das Dorf Tsu Ling besuchte, brachte er all sein Heer mit. Wieder erwartete ihn der eine Mann und stand schweigsam auf einem Hügel, seinen Bogen spannend.
"Leg den Bogen nieder und ergib Dich", forderte der Fürst den Bogenschützen auf, "oder nicht nur Du bist des Todes sondern das ganze Dorf, das zu schützen Du hier bist!"
Der Mann mit dem Bogen schwieg. Fürst Kang sah sich um. Es sah in die zweifelnden Gesichter seiner Soldaten, die nicht wussten, ob hinter dem Hügel gar ein Heer lagerte, auf den Befehl des Mannes anzugreifen. Er sah in das Gesicht des Bogenschützen, in dem sich keine Miene regte. Er sah die Männer und Frauen des Dorfes, die starr standen und nichts sagten, Sensen und Flegel in den Händen hielten und lange Messer, dann sie waren auf dem Weg zu den Feldern, um die Ernte einzubringen. Und so kam es, dass der Fürst erneut heim ritt, ohne seine Steuern erhalten zu haben.
Wieder drei Tage vergingen und Fürst Kang ritt nach Tsu Ling, allein, denn er hatte keine Hoffnung, mit einem noch so großen Heer etwas ausrichten zu können. Vor dem Dorf erblickte er den Mann, der schweigend seinen Bogen spannte.
Fürst Kang wog ab, was er wohl tun könne und verkündete schließlich das Dorf Tsu Ling sei von allen Steuern befreit, solange der Mann mit dem Bogen über das Dorf wache. Wieder und wieder begab sich der Fürst nach Tsu Ling und spähte immer aus großer Entfernung, ob der Mann mit dem Bogen auf dem Hügel stehe. Längst war dieser Mann weitergezogen, doch die Bewohner Tsu Lings hatten eine Statue auf den Hügel gestellt, die von Weitem aussah, als stünde der schweigsame Fremde noch immer vor dem Dorf. Und so geschah es, dass das Dorf Tsu Ling als einziges Dorf Chinas an niemanden eine Steuer zahlte.
***
Luthor legt das Buch auf den Küchentisch der Kents. Er lehnt sich zurück, verschränkt seine Hände und legt nachdenklich beide Zeigefinger auf die Lippen.
"Warum zeigst Du mir diese Geschichte?"
Clark lächelt. Lex Luthor war so clever und doch durchblickte er den Sinn der Geschichte nicht.
"Warum hat der Fürst das Dorf von der Steuer befreit? Warum hat der Fürst dem Mann nichts getan?", fragt Clark.
"Weil er Angst hatte", entgegnet Lex.
"Und warum hat der Mann nie geschossen?"
"Weil die anderen dann ihn getötet hätten?", fragt Lex zurück.
"Nein, weil der Fürst Angst hatte", verbessert ihn Clark. "Er hatte selbst noch Angst, als der Mann schon gar nicht mehr da wahr. Noch gefürchtet zu sein ist wirksamer, als einmal geschossen zu haben, Lex."
Luthor zieht die Augenbrauen zusammen und nickt.
"Ich soll also nichts tun?"
"Du sollst den Bogen spannen, Lex. Spanne den Bogen. Zeige den Männern in den Anzügen, wozu Du fähig bist, was Du tun könntest. Aber lass den Pfeil noch nicht los. Ihre Angst wird sie zurückhalten. Ihre Angst wird mehr bewirken, als wenn Du Lois und mich den Artikel auf die Titelseite bringen lässt."
Lex schweigt und überlegt. Wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass die Waffenlieferung an jenes Terrorregime, die Superman vor drei Tagen verhinderte, im Auftrag der Regierung erfolgte, würde es einen Tumult geben. Und die Regierung würde das Gegenteil nicht glaubhaft machen können. Lex hatte die falschen Beweise zu gut eingeschleust. Selbst Lanes und Kents berühmte Spürnasen konnten es nicht durchblicken. Und niemand hegte auch nur den leisesten Verdacht, dass der Mann aus Stahl diese Idee hatte. Ja, dieser gespannte Bogen würde vieles leichter machen.
Luthor steht auf und geht zur Tür.
"Danke Clark!", sagt er knapp und geht aus dem Haus. Dann schaut er noch einmal durch die Eingangstür. "Sind wir wieder Freunde, Clark? So wie früher?"
Clark Kent schüttelt andeutungsweise den Kopf und zuckt die Schultern.
"Wenn ich weiß, dass ich Dir vertrauen kann, Lex. Wenn ich dessen sicher bin, werden wir vielleicht wieder Freunde."
Zuletzt von Mordred am Do 18 Jul 2013, 09:04 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet