- Spoiler:
- Huhu :)
So, ich habe jetzt die erste Szene reingestellt und hoffe sie ist so in Ordnung und euch gefällt sie wenigstens ein bisschen ^^°*nervös*
Auf jeden Fall hat es mir sehr viel Spaß gemacht die Szene zu schreiben :}
lg Mara :3
KAPITEL 1 Kaja Winzige Schneeflocken wehten mir ins Gesicht und blieben in meinen Wimpern hängen, als ein kalter Wind zwischen den Bäumen hindurchpfiff. Ich blinzelte einige Male, bis meine Sicht wieder frei war und grub meine Hände tiefer in die Taschen meines Mantels. Im Stillen hoffte ich, dass die morgendliche Kälte im Laufe des Tages noch ein wenig abflauen würde. »Wo bleibst du denn, Kaja?«, rief mein Bruder mir zu, dabei war der Abstand zwischen uns nicht einmal besonders groß. Trotzdem trieb ich mich ein wenig zur Eile und trat mit meinen alten Winterstiefeln in die Spuren meines Bruders, die tiefe Löcher in die dicke Schneedecke rissen. Als ich schließlich aufgeholt hatte, blickte Aran zu mir herunter. Sein tiefbraunes Haar, das für meinen Geschmack mal wieder etwas zu lang war, hing ihm in feuchten Strähnen ins Gesicht. »Wir sind bald da«, meinte er und mein Herz machte bei diesen Worten einen kleinen, aufgeregten Sprung. Unserer beider Blicke schweiften in die Ferne, wo man in dem leichten Schneefall zwischen den umstehenden Bäumen tatsächlich schon die Lichter der Stadt vermuten konnte, die in diesen frühen Morgenstunden den dämmrigen Himmel noch leicht erhellten. Ich liebte diesen Anblick und spürte schon das leise Kribbeln in meiner Brust, das meine Vorfreude auf die Stadt begleitete. Jedes Mal wieder erschien mir der Weg von unserem Dorf bis dorthin wie eine kleine Ewigkeit. Dann verstand ich, warum die Menschen aus der Stadt nurnoch ihren Bio-Chip zum Reisen nutzten, mit dem sie innerhalb eines Wimpernschlags im nächsten Ort auftauchen konnten. Doch gleichzeitig genoss ich es, Schritt für Schritt voranzukommen und alles um mich herum mit meinen Augen aufzunehmen, während ich mich immer weiter dem Ziel näherte, das auf mich fast wie eine fremde Welt wirkte. »Diese Raben schon wieder«, stöhnte Aran auf einmal und scheuchte mit einem heftigen Aufstampfen, das Unmengen an Schnee aufwirbelte, drei Raben auf, die soeben aus dem wolkenbehangenen Himmel hinabgesegelt und direkt vor seinen Füßen im Schnee gelandet waren. Sie waren schon zuvor hinter mir her geflogen, doch ich hatte sie gar nicht wirklich wahrgenommen. Ich war ihre Anwesenheit fast schon mehr gewohnt als die meines großen Bruders, der nun immer öfter das Haus verließ um sich eine neue Arbeit zu suchen. Bisher hatte er in dem Sägewerk unseres Dorfes gearbeitet, doch wie in vielen anderen Betrieben auf dem Land war dort Personal entlassen worden. Mein Bruder war einer unter vielen, der nun ohne eine Arbeit dastand. Ein wenig sehnsüchtig blickte ich den Raben hinterher, die sich nun mit großen, kräftigen Schlägen ihrer tiefschwarzen Flügel in die Lüfte erhoben. Sie stiegen immer höher und höher, bis ich sie in dem fallenden Schnee schließlich nicht mehr ausmachen konnte. Vielleicht ruhten sie sich ja auf den Inseln aus, die weit über uns im Himmel schwebten und ebenfalls in weißen Dunst und Schnee gehüllt waren. »Und, freust du dich, die Stadt einmal wiederzusehen?«, riss mein Bruder mich auf einmal aus meinen Gedanken. Ich zögerte kurz, antwortete dann jedoch mit einem Lächeln: »Natürlich.« Ich war lange nicht mehr in der Stadt gewesen. Und wäre heute nicht mein zwanzigster Geburtstag, hätte sich das in nächster Zeit wohl auch nicht geändert. Vielleicht könnte ich mir ja eine Kleinigkeit kaufen, wenn ich schon so eine seltene Gelegenheit hatte, doch selbst wenn dem nicht so war, wäre der Stadtbesuch das beste Geschenk, das mein Bruder mir hätte machen können. Zwischen mir und meinem Bruder herrschte nun wieder Stille. Doch es war kein unangenehmes Schweigen. Von uns beiden hatte einfach keiner etwas zu sagen, das von Bedeutung war. Also stapften wir weiter zwischen den Bäumen hindurch durch den Schnee. Meine Stiefel, die vor mir meiner Mutter gehört hatten, waren bereits durchweicht und die Kälte breitete sich überall auf meinem Körper aus. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als eine warme Feuerstelle oder eine Heizung. »Was genau möchtest du mir in der Stadt zeigen, Aran?«, brach ich schließlich die Stille. Die Frage hatte mich schon beschäftigt, seit Aran mich noch vor Sonnenaufgang geweckt hatte und mir gesagt hatte, dass er mit mir in die Stadt gehen wolle, weil dort etwas ganz Besonderes wäre. Die Frage tatsächlich zu stellen kam mir jedoch erst jetzt in den Sinn. »Das ist eine Überraschung«, antwortete Aran und ich hörte in seiner Stimme klar und deutlich das Lächeln, das sich gerade auf sein Gesicht gestohlen haben musste. Ich schaute von meinen Füßen auf, die sich mit jedem Schritt immer tiefer in den Schnee zu graben schienen, und sah mit leicht gerunzelter Stirn zu meinem Bruder hinüber. »Ich hasse Überraschungen, Aran.« »Das weiß ich.« Das Lächeln auf Arans Gesicht wurde noch eine Spur breiter, doch er schaute weiterhin stur geradeaus. Ein klares Zeichen dafür, dass ich nichts weiteres erfahren würde. Drei dunkle Schatten tauchten wieder aus dem wolkenverhangenen Himmel auf und lautlos landeten neben mir im Schnee wieder die drei Raben. Selbst in ihren tiefschwarzen Augen glaubte ich für den Bruchteil einer Sekunde ein belustigtes Funkeln aufblitzen zu sehen. • • • Nur kurze Zeit später erblickte ich zwischen den Bäumen die hohen, beigefarbenen und weißen Gebäude der Stadt, die in das warme Licht der Morgensonne getaucht waren und aus dem umliegenden Schnee ragten. Sie gaben immer wieder ein unglaubliches Bild ab und raubten mir auch dieses Mal wieder für einen kurzen Moment den Atem. Zwischen ihnen verweilten hier und da noch tapfer einige der kleineren Gebäude, doch diese wurden überschattet von der Erhabenheit der neueren Bauten. Nur in einigen älteren Vierteln herrschten noch die Altbauten über das Bild der Stadt. »Sie haben die Wohneinheit fertig gestellt, die bei unserem letzten Besuch noch im Bau war«, stellte Aran fest und deutete zu einem der Hochhäuser, dessen unzählige Fenster das Sonnenlicht reflektierten. »Mhm«, erwiderte ich, ließ meinen Blick jedoch gleich weiter zu dem großen Tor aus hellem Stein wandern. Es erhob sich nur etwa dreihundert Meter vor uns vor den ersten, weißen Gebäuden. Ein Wärter stand davor, so wie bei jedem unserer Besuche. Das war der einzige Teil, den ich hasste. Als wir direkt vor dem Stadttor angelangt waren schaute uns der bereits leicht ergraute Mann aus müden Augen an und fragte gelangweilt: »Grund des Besuchs?« »Einkäufe«, antwortete Aran knapp. »Dauer des Aufenthalts?« »Ein Tag.« »Im Besitz eines Bio-Chips?« »Keiner von uns beiden.« Der Wärter nickte mit gleichbleibend gelangweilter Miene und drückte auf einige Knöpfe auf einem kleinen, schwarzen Gerät in seiner Hand, dann bedeutete er uns mit einem Kopfrucken, dass wir weitergehen konnten. Erst als wir durch das Tor schritten und auch die drei Raben mir zweifellos auf dem Fuß folgten, spürte ich auch den misstrauischen Blick des Wärters, den die schwarzen Vögel offenbar aus seiner Starre gerissen hatten. Ich schaute noch einmal zu ihm und sah, wie er mich unverholen anstarrte. Seine tiefliegenden Augen huschten von meinem langen schwarzen Haar weiter zu meinem Gesicht und dort blieb er bei seiner Musterung an meinen eigenen, tiefschwarzen Augen hängen. Sofort verzog er die Mundwinkel nach unten und schüttelte abschätzig den Kopf. Ich wandte meinen Blick eilig wieder nach vorn. Jedes Mal wieder war es dasselbe mit den Torwärtern: Sobald sie die Raben erblickten, schauten sie mich an wie einen seltsamen Fremdkörper und bereuten es offenbar, dass sie mich so einfach in die Stadt gelassen hatten. Vielleicht sollten sie bei den routinierten Sicherheitskontrollen zukünftig einige Fragen hinzufügen. »Achte nicht auf ihn«, meinte Aran zu mir, während wir nebeneinander über die Straße schritten. Es waren erst so wenige Menschen in der Stadt unterwegs, dass der Schnee beinahe unberührt die Pflastersteine unter unseren Füßen bedeckte. »Ich weiß«, entgegnete ich und starrte stur geradeaus, auf den von Häusern gesäumten Weg der vor uns lag. Meine Vorfreude von zuvor war unter düsteren Gedanken begraben worden, doch ich hoffte, dass sie sich im Laufe des Tages lichten würden. |
Zuletzt von Maralein am Mo 03 Jun 2013, 16:16 bearbeitet; insgesamt 6-mal bearbeitet