Informationen
Hardcover | 400 Seiten
Erschienen am 26. März 2012
im cbt Verlag
ISBN: 978-3-570-16103-6
Preis: 14,99 €
L E S E P R O B E
Inhalt
Der eine Will zögert seit Wochen, sich selbst das einzugestehen, was für alle anderen offensichtlich ist: dass er nämlich bis über beide Ohren in seine wunderbare Mitschülerin Jane verliebt ist. Der andere Will flüchtet sich lieber in seine dubiose Online-Beziehung zu einem gewissen Isaac, anstatt sich im real life vor seinen Freunden zu outen. Doch alles ändert sich, als Will & Will eines Abends ganz zufällig aufeinandertreffen …
Meinung
Wenn John Green und David Levithan zusammen ein Buch schreiben, dann ist das, als würde man Joghurteis mit Oreos essen: Beides schon so sehr leckere Zutaten, die gemeinsam ein wunderbares Essen ergeben. Der Geschmack ihres gemeinsamen Werks „Will & Will“ lässt sich aber auch mit dem eines Oreo-Joghurteises vergleichen: Süß und zum Wohlfühlen, aber auch mit schmerzlichen Begleiterscheinungen wie zu kaltem Eis, das zu Gehirnfrost führt, und zu harten Keksen, an denen man sich die Zähne ausbeißt. Denn mit „Will & Will“ haben die beiden Autoren wieder eine Geschichte geschaffen, wie man sie von ihnen kennt: Aus dem Leben geschnitten, mit lustigen und traurigen Episoden, viel Authentizität, verrückten und glaubwürdigen Charakteren und einer großzügigen Prise Sprachwitz.Die Geschichte dreht sich um zwei Jungen mit dem Namen Will Grayson. Beide wohnen in den USA, doch bis auf ihren Namen existiert zunächst keine Verbindung. Beide Wills erzählen in diesem Buch ihr Leben. Der Will Grayson mit den ungeraden Kapitelzahlen wurde von John Green geschrieben, während David Levithan den anderen übernahm. Entgegen anfänglicher Befürchtungen, dass sich bei beiden Jungs lediglich der Schreibstil ein wenig unterscheiden würde, haben die Autoren ihren Charakteren jeweils unverwechselbare Stimmen gegeben. Es fiel mir deshalb nicht schwer, zu beiden Hauptcharakteren eine Verbindung aufzubauen und nach jedem Kapitelwechsel in den Kopf des anderen Wills zu wechseln.
Schon nach wenigen Kapiteln bemerkt man, dass Will Grayson und Will Grayson mehr Gemeinsamkeiten haben. Beide durchleben schwierigere Phasen des Erwachsenwerdens, die von den Autoren sehr authentisch geschildert werden. Sie haben es mit ihrem Umfeld nicht gerade leicht, machen sich allerhand Gedanken über das Leben und die Welt – und bleiben dennoch auf dem Boden der Tatsachen. John Green und David Levithan haben hier keine Figuren kreiert, die meilenweit von der Realität entfernt sind. Sie sind nicht durch und durch heldenhaft, nicht durch und durch gut. Doch gerade ihre fehlerhaften Charaktere machen sie liebenswert und zu umso interessanteren Buchfiguren. Obgleich ich nicht jede Entscheidung und nicht jedes Verhalten befürwortet habe, verlor ich das Interesse an „Will & Will“ nie. Die Entwicklung, die beide Charaktere durchlaufen, und die Schilderung ihrer Sicht auf die Welt machen das Buch auf eine ganz besondere Art spannend.
Die Nebencharaktere sind ähnlich ansprechend gezeichnet. Eine Vielfalt an Figuren bekommt der Leser hier geboten: Die zurückhaltende Gothic, das musikverliebte Mädchen, den vor Energie sprühenden und schwulen besten Freund, etc. In Schubladen einordnen lassen sich diese Figuren jedoch auch nicht – an jeder konnte ich ein überraschendes Detail bemerken. Einzig allein Tiny, den besten Freund eines der Wills und der später auch eine weitere Verbindung zwischen den beiden schafft, war für mich manchmal etwas schwer vorstellbar. Auch wenn ich ihn als Figur mochte, ertappte ich mich immer wieder dabei, wie sich mein Bild von ihm gegenüber dem im Buch dargestellten unterschied. Alle anderen Dinge in diesem Buch – die Sprache, die anderen Charakteren, die Gefühlen, die Reaktionen – sind gut geschildert, aber so reduziert gehalten, dass sie nicht übertrieben wirken. Bei Tiny hatte ich jedoch nicht diesen Eindruck – ein bisschen weniger hätte es wohl auch getan. Stellenweise konnte ich ihn nicht ernst nehmen, weil er mich viel zu sehr an einen großen, plüschigen Teddybär erinnerte.
Homosexualität stellt in „Will & Will“ auch ein großes Thema dar. Leider wird es in vielen Büchern viel zu selten thematisiert, doch John Green und David Levithan nehmen in der Hinsicht kein Blatt vor den Mund. Wirklich toll. Gut eingebunden ist das Thema hier auf jeden Fall – und auch die Reaktionen darauf. Sie sind glaubwürdig, wenn auch teilweise traurig mit anzusehen.
Der Stil war, wie zu erwarten, einfach genial. Es gab Stellen, an denen ich aufgrund der Formulierungen und trockenen Kommentare mehrmals auflachen musste. Aber dann gab es auch wieder Situationen, die mir richtig in der Seele wehtaten. Auf ganzer Linie überzeugend ist der Stil aber auf jeden Fall – er passt zu den Hauptcharakteren, ist umgangssprachlich, aber nicht unangenehm und hat stellenweise schon fast poetische Einschübe.
Fazit
„Will & Will“ ist, wie zu erwarten, ein großartiges Buch zweier großartiger Jugendbuchautoren. Lebensnahe Charaktere; ein abwechslungsreicher, passender Stil, sowie eine tolle Geschichte können überzeugen. Die Authentizität und bestimmte Themen verleihen dem Buch Tiefgang und heben es von der Masse ab.Fans von John Green und David Levithan dürften dieses Buch schon ins Auge gefasst haben, doch auch anderen Jugendbuchfans ist „Will & Will“ dringstens zu empfehlen!
von 5 Sternen