JAN COSTIN WAGNER
- DAS LICHT IN EINEM DUNKLEN HAUS
- DAS LICHT IN EINEM DUNKLEN HAUS
Kimmo Joentaa lebte mit einer Frau ohne Namen in einem Herbst ohne Regen. Das Hoch wurde auf Magdalena getauft. Die Frau ließ sich Larissa nennen.
Sie kam und ging. Er wusste nicht, woher und wohin.
Sie kam und ging. Er wusste nicht, woher und wohin.
352 Seiten - Gebunden
Verlag: Galiani
Erschienen: 21. Juli 2011
ISBN-10: 3869710160
ISBN-13: 978-3869710167
Preis: 19,99
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I N H A L T
Der Mord an einer ohnehin todgeweihten Frau stellt die Polizei im finnischen Turku gleich vor mehrere Rätsel: Wer dringt in ein Krankenhaus ein, um eine Komapatientin zu töten? Und was ist das für ein Mörder, der auf dem Bettlaken des Opfers eine einzige Spur hinterlässt – eine Substanz, die die Kriminaltechnik nach kurzem Zweifel als Tränenflüssigkeit identifiziert.
Eigentlich müsste Kimmo Joentaas ganze Aufmerksamkeit dem Versuch gelten, die ungewöhnliche Tat aufzuklären – aber der junge Ermittler hat gerade eine andere, für ihn viel existentiellere Sorge: Larissa, die Frau, die unvermutet wieder Licht in sein von Trauer verschattetes Leben brachte, ist spurlos verschwunden.
Während der rätselhaft souveräne Täter in verschiedenen Städten weitere Opfer findet, führt Kimmo Joentaa die beharrliche Suche schließlich in ein kleines Dorf in der tiefsten finnischen Provinz – und mitten hinein in die Dunkelheit eines lange vergangenen Sommers.
Eigentlich müsste Kimmo Joentaas ganze Aufmerksamkeit dem Versuch gelten, die ungewöhnliche Tat aufzuklären – aber der junge Ermittler hat gerade eine andere, für ihn viel existentiellere Sorge: Larissa, die Frau, die unvermutet wieder Licht in sein von Trauer verschattetes Leben brachte, ist spurlos verschwunden.
Während der rätselhaft souveräne Täter in verschiedenen Städten weitere Opfer findet, führt Kimmo Joentaa die beharrliche Suche schließlich in ein kleines Dorf in der tiefsten finnischen Provinz – und mitten hinein in die Dunkelheit eines lange vergangenen Sommers.
A U T O R Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, lebt als freier Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main und in Finnland, seiner zweiten Heimat. Unlängst erschien seine erste Songwriter-CD. Seine Romane wurden vielfach ausgezeichnet und in 14 Sprachen übersetzt. "Das Schweigen in einem dunklen Haus" ist der vierte Roman in der Reihe um den Ermittler Kimmo Joentaa, man kann ihn aber auch sehr gut verstehen, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Die Titel der ersten Bände lauten "Eismond", "Das Schweigen" und "Im Winter der Löwen". Homepage des Autoren | Verlagsseite des Buches |
L E S E P R O B E
18. AUGUST 1985 Es ist etwas passiert. Ich muss es aufschreiben. Alles aufschreiben, um mich später daran erinnern zu können. Alles genau beschreiben, damit sich im Kopf ein Bild entwickeln kann. Hat Lauri gesagt.
Also. Sie weint nicht. Und sie lacht nicht. Sie sitzt nur da. Ich sitze auf dem Stuhl neben ihr, und in meinem Kopf ist so ein Summen. Wie von Bienen oder Fliegen oder so. Liebes Tagebuch. Wir sitzen nebeneinander. Vor dem Klavier.
Sie sieht ganz konzentriert die Tasten an. Und dann schlägt sie eine Taste an, und es klingt hell. Und es ist warm. Wir schwitzen beide. Ihr Kleid ist noch so ganz verknäult. Irgendwie durcheinander und faltig.
Es ist das blau-weiße Kleid, von dem ich Lauri erzählt habe. So ein leichtes Sommerkleid, und darunter kann man die Form ihrer Brüste ziemlich genau sehen oder ahnen vielleicht eher. Es ist ganz faltig und hochgerutscht, und ich sehe fast die Stelle, an der ihr Po beginnt. Der Ton klingt hell und ist etwas lauter als das Summen, und das Summen ist ja auch nicht wirklich da, es ist nur in meinem Kopf.
Das Fenster ist geöffnet. Wind weht rein, aber warm. Lachen und Planschen vom See. Das sind sicher die Kinder aus dem Nachbarhaus.
Draußen ist es ganz heiß, ich habe ziemlich geschwitzt, als ich mit dem Fahrrad zu ihr rausgeradelt bin.
Und dann sitzen wir schwitzend nebeneinander, nachdem das alles passiert ist. Aber sie zittert auch. Ihr ist sicher nicht kalt, weil sie ja schwitzt und irgendwie außer Atem ist, aber sie zittert ja auch, und schlägt wieder eine Taste an. Etwas höher als vorher, also noch heller. Es klingt irgendwie hell und leise. Also beides gleichzeitig.
Wie so ein geflüsterter Schrei.
Also. Sie weint nicht. Und sie lacht nicht. Sie sitzt nur da. Ich sitze auf dem Stuhl neben ihr, und in meinem Kopf ist so ein Summen. Wie von Bienen oder Fliegen oder so. Liebes Tagebuch. Wir sitzen nebeneinander. Vor dem Klavier.
Sie sieht ganz konzentriert die Tasten an. Und dann schlägt sie eine Taste an, und es klingt hell. Und es ist warm. Wir schwitzen beide. Ihr Kleid ist noch so ganz verknäult. Irgendwie durcheinander und faltig.
Es ist das blau-weiße Kleid, von dem ich Lauri erzählt habe. So ein leichtes Sommerkleid, und darunter kann man die Form ihrer Brüste ziemlich genau sehen oder ahnen vielleicht eher. Es ist ganz faltig und hochgerutscht, und ich sehe fast die Stelle, an der ihr Po beginnt. Der Ton klingt hell und ist etwas lauter als das Summen, und das Summen ist ja auch nicht wirklich da, es ist nur in meinem Kopf.
Das Fenster ist geöffnet. Wind weht rein, aber warm. Lachen und Planschen vom See. Das sind sicher die Kinder aus dem Nachbarhaus.
Draußen ist es ganz heiß, ich habe ziemlich geschwitzt, als ich mit dem Fahrrad zu ihr rausgeradelt bin.
Und dann sitzen wir schwitzend nebeneinander, nachdem das alles passiert ist. Aber sie zittert auch. Ihr ist sicher nicht kalt, weil sie ja schwitzt und irgendwie außer Atem ist, aber sie zittert ja auch, und schlägt wieder eine Taste an. Etwas höher als vorher, also noch heller. Es klingt irgendwie hell und leise. Also beides gleichzeitig.
Wie so ein geflüsterter Schrei.
M E I N U N G
Ich lese nicht sehr oft Krimis, das muss ich sagen, bevor ich meine Meinung zu diesem Buch hier darlege. Zumindest habe ich in letzter Zeit wenige gelesen, früher mehr, aber diese "Phase" war irgendwann vorbei. Aber dieses Buch interessierte mich auf den ersten Blick, der Klappentext klang interessant und anders. Ohne zu wissen, dass der Roman der vierte Teil einer Reihe war, habe ich ihn mir zugelegt - erst später herausgefunden, dass es noch Bände vorher gibt, aber auch ohne sie gelesen zu haben, ist dieses Werk in sich geschlossen und stimmig. Ich denke, ich kann schon zu Anfang sagen, dass mir dieses Buch wieder richtig Lust auf das Genre gemacht hat. Und dass ich vorhabe, mir die ersten drei Teile gleich bei meinem nächsten Einkauf zuzulegen.
Aber der Reihe nach. Schon bei auf den ersten Seiten fiel mir auf: Dieses Buch ist außergewöhnlich. Anders. Knapp. Wenn ich ein Wort suchen müsste, um den Stil des Autoren zu beschreiben, dann würde ich "knapp" wählen, ich habe bisher kein Buch mit einem ähnlichen Stil gelesen - und ich muss gestehen, dass ich mir anfangs nicht sicher war, ob ich das gut finden sollte. Wenn ich das Buch nun aber nach dem Lesen beschreiben müsste, würde ich an "Knapp" noch "Genial" und "Poetisch" fügen. Und nachdenklich. Ruhig. Stimmig. Leise. Und fesselnd.
Ich habe "Das Licht in einem dunklen Haus" innerhalb von 3 Tagen durchgelesen. Wer jedoch einen spannungsgeladenen Thriller mit wilden Verfolgungsjagden erwartet, ist hier an der falschen Adresse. Viel mehr ist es gekennzeichnet durch eine tiefe Traurigkeit, einen kühlen Zustand der Nachdenklichkeit. Manchmal wirre Dialoge, die so nah am Leben sind, so seltsam verzerrt und echt, dass es sich surreal angefühlt hat, sie in dieser Form zu lesen. In positiver Art und Weise.
Es gab einen Vorfall. Einen Vorfall, der schon so lange zurück liegt, dass er schon fast vollkommen aus der Erinnerung des Ortes gewichen zu sein scheint - und doch alle Betroffenen und jene, die davon gehört haben, in Ohnmacht versetzt, der in all seiner bedrückenden Schrecklichkeit noch immer über den Seelen derer hängt, die mit ihm zu tun hatten. Hier spielt weniger die Jagd nach dem Mörder eine Rolle, als die Seele des Menschen, die Verletzlichkeit, die so lange andauern kann, dass man selbst Jahre später noch an Erinnerungen zerbrechen kann.
Ein Mörder, der intelligenter und sympathischer ist als seine skrupellosen Opfer. Und Kimmo Joentaa: ein Ermittler, der das einzige "Licht" in seinem Leben - seine Freundin Larissa - verloren zu haben scheint und nicht weiß, wo ihm der Kopf deswegen steht. Wie in Trance durchlebt er immer wieder Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit, den Tod seiner geliebten Frau Sanna, an den ihn so vieles immer wieder erinnert und die zerrenden Sorgen um Larissa, die ihm keine Ruhe lassen.
Schritt für Schritt kommen er und seine Kollegen dabei nur den geheimnisvollen Morden auf die Spur, entdecken aufgrund eigenartigster Hinweise die richtigen Spuren, die alle an einem Tag im Sommer 1985 zusammenlaufen. Durchsetzt ist die Ermittlung, die aus verschiedenen Sichten erzählt wird, dabei immer wieder durch verschiedene Tagebucheinträge des Mörders, die zwischen dem Jetzt und dem Sommer von vor 25 Jahren wechseln. Eine berührende und traurige Geschichte - und bald muss man sich fragen: Wer ist der eigentliche Böse in dieser Geschichte? Denn eines steht fest: Erkennt man das Motiv des Mörders und auch die weiteren Opfer sehr viel schneller als die Ermittler, fiebert man - zumindest bei mir war es so - nicht mit den Polizisten, sondern mit dem Mörder mit, dessen Motiv man - verrückterweise - einfach so gut verstehen kann.
Und als sich die Spannung am Ende steigert und alle Spuren immer weiter führen, sich die Fäden verstricken und zu einem Punkt führen kommt der Wendepunkt der Geschichte - so überraschend, war man sich doch die ganze Zeit über sicher, alles genau zu wissen. Ein Ende mit dem ich nie gerechnet hätte und das ich gleichzeitig so erschreckend und berührend fand.
Ein wundervolles, bedrückendes, berührendes und vor allem außergewöhnliches Buch über Liebe, Gewalt, Rache und die Suche nach einem Weg zurück ins Leben. Interessante und liebenswerte Charaktere, die man gern begleitet, mit ihnen forscht und leidet. "Das Licht in einem dunklen Haus" bekommt von mir
Ich tue mich immer schwer, 5 Sterne zu vergeben, aber dieses Buch hat sie mehr als verdient. Trotz anfänglicher Zweifel habe ich den Schreibstil zu lieben gelernt und ich bin restlos überzeugt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der offen für einen etwas ruhigeren Kriminalroman ist - versetzt mit viel Menschlichkeit.
Aber der Reihe nach. Schon bei auf den ersten Seiten fiel mir auf: Dieses Buch ist außergewöhnlich. Anders. Knapp. Wenn ich ein Wort suchen müsste, um den Stil des Autoren zu beschreiben, dann würde ich "knapp" wählen, ich habe bisher kein Buch mit einem ähnlichen Stil gelesen - und ich muss gestehen, dass ich mir anfangs nicht sicher war, ob ich das gut finden sollte. Wenn ich das Buch nun aber nach dem Lesen beschreiben müsste, würde ich an "Knapp" noch "Genial" und "Poetisch" fügen. Und nachdenklich. Ruhig. Stimmig. Leise. Und fesselnd.
Ich habe "Das Licht in einem dunklen Haus" innerhalb von 3 Tagen durchgelesen. Wer jedoch einen spannungsgeladenen Thriller mit wilden Verfolgungsjagden erwartet, ist hier an der falschen Adresse. Viel mehr ist es gekennzeichnet durch eine tiefe Traurigkeit, einen kühlen Zustand der Nachdenklichkeit. Manchmal wirre Dialoge, die so nah am Leben sind, so seltsam verzerrt und echt, dass es sich surreal angefühlt hat, sie in dieser Form zu lesen. In positiver Art und Weise.
Es gab einen Vorfall. Einen Vorfall, der schon so lange zurück liegt, dass er schon fast vollkommen aus der Erinnerung des Ortes gewichen zu sein scheint - und doch alle Betroffenen und jene, die davon gehört haben, in Ohnmacht versetzt, der in all seiner bedrückenden Schrecklichkeit noch immer über den Seelen derer hängt, die mit ihm zu tun hatten. Hier spielt weniger die Jagd nach dem Mörder eine Rolle, als die Seele des Menschen, die Verletzlichkeit, die so lange andauern kann, dass man selbst Jahre später noch an Erinnerungen zerbrechen kann.
Ein Mörder, der intelligenter und sympathischer ist als seine skrupellosen Opfer. Und Kimmo Joentaa: ein Ermittler, der das einzige "Licht" in seinem Leben - seine Freundin Larissa - verloren zu haben scheint und nicht weiß, wo ihm der Kopf deswegen steht. Wie in Trance durchlebt er immer wieder Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit, den Tod seiner geliebten Frau Sanna, an den ihn so vieles immer wieder erinnert und die zerrenden Sorgen um Larissa, die ihm keine Ruhe lassen.
Schritt für Schritt kommen er und seine Kollegen dabei nur den geheimnisvollen Morden auf die Spur, entdecken aufgrund eigenartigster Hinweise die richtigen Spuren, die alle an einem Tag im Sommer 1985 zusammenlaufen. Durchsetzt ist die Ermittlung, die aus verschiedenen Sichten erzählt wird, dabei immer wieder durch verschiedene Tagebucheinträge des Mörders, die zwischen dem Jetzt und dem Sommer von vor 25 Jahren wechseln. Eine berührende und traurige Geschichte - und bald muss man sich fragen: Wer ist der eigentliche Böse in dieser Geschichte? Denn eines steht fest: Erkennt man das Motiv des Mörders und auch die weiteren Opfer sehr viel schneller als die Ermittler, fiebert man - zumindest bei mir war es so - nicht mit den Polizisten, sondern mit dem Mörder mit, dessen Motiv man - verrückterweise - einfach so gut verstehen kann.
Und als sich die Spannung am Ende steigert und alle Spuren immer weiter führen, sich die Fäden verstricken und zu einem Punkt führen kommt der Wendepunkt der Geschichte - so überraschend, war man sich doch die ganze Zeit über sicher, alles genau zu wissen. Ein Ende mit dem ich nie gerechnet hätte und das ich gleichzeitig so erschreckend und berührend fand.
Ein wundervolles, bedrückendes, berührendes und vor allem außergewöhnliches Buch über Liebe, Gewalt, Rache und die Suche nach einem Weg zurück ins Leben. Interessante und liebenswerte Charaktere, die man gern begleitet, mit ihnen forscht und leidet. "Das Licht in einem dunklen Haus" bekommt von mir
5 von 5 Sternen
Ich tue mich immer schwer, 5 Sterne zu vergeben, aber dieses Buch hat sie mehr als verdient. Trotz anfänglicher Zweifel habe ich den Schreibstil zu lieben gelernt und ich bin restlos überzeugt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der offen für einen etwas ruhigeren Kriminalroman ist - versetzt mit viel Menschlichkeit.
An dieser Stelle bedanke ich mich auch vielmals beim Galiani Verlag,
der mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
der mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.