Pooly's Kunst und Schreibforum

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    Jane Eyre (2011)

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    Beitrag von Lynn So 03 Jul 2011, 12:53




    „Jane Eyre“. Ein Titel, der vielen ein Begriff ist. Nicht nur als Werk der britischen Autorin Charlotte Bronte, sondern wohl auch dank zahlreichen Verfilmungen – mochten sie großen Produktionen entsprungen sein oder lediglich für das Fernsehen bestimmt sein.
    Trotzdem scheint die Geschichte um die unauffällige Gouvernante noch nicht ihren Reiz verloren zu haben, da sich Cary Fukunaga erneut an eine Verfilmung wagte, die am 01. Dezember 2011 in den deutschen Kinos anlaufen wird und mit Schauspielern wie Mia Wasikowska (The Kids Are Allright, Alice in Wonderland), Michael Fassbender (X-Men: First Class, Fish Tank) und Jamie Bell (Jumper, Billy Elliot) zu überzeugen weiß.

    Trotz des Ruhms der Romanvorlage muss ich gestehen, dass ich die Geschichte um Jane Eyre vor dem Film nicht kannte. Während andere Mädchen die Geschichten der Bronte-Schwestern verschlungen haben, gingen sie an mir schlichtweg vorüber. Nach der sehr stimmigen Verfilmung bin ich aber am Überlegen, ob ich die Werke noch nachholen werde – sobald der Rest meiner ungelesenen Bücher abgearbeitet ist. Aber nun zum Film!

    „Jane Eyre“ von Fukunaga beginnt mit einer jungen Frau, die wir später als Jane Eyre kennenlernen, welche unter Tränen bei Anbruch des Tages von einem Anwesen flieht. Als unwissender Zuschauer ohne Roman-Background weiß man zuerst nicht, wieso sie flieht. Und vor allem: vor wem. Das zierliche Mädchen läuft und läuft, verirrt sich in der Ungewissheit und scheint dabei verloren zu gehen. Erst im Nachhinein begreift man, dass Jane Eyre in diesem Moment in Wahrheit vor ihrem Herzen davonlief.
    Unterschlupf und Schutz findet sie schließlich bei John Rivers und dessen beiden Schwestern, die sie liebevoll aufnehmen und um die erschöpfte Jane kümmern, welche unter falschen Namen zu einem Teil des Haushalts wird, schließlich fast zu einem Familienmitglied selbst.
    Vor dem prasselnden Feuer im Hause der Rivers erlebt der Zuschauer die schreckliche Vergangenheit der jungen Jane Eyre in Form von Rückblenden. Lieblose Verwandte, Schläge, ein Leben im Internat, begleitet von Psychoterror und Verlust – all das zeichnet die sensible Seele der intelligenten und ruhigen Jane.
    Nach der Beleuchtung ihrer Kindheit rückt die eigentliche Geschichte in den Vordergrund: Als junge Erwachsene kann Jane Eyre (Mia Wasikowska) das Internat verlassen und nimmt einen Platz als Gouvernante auf Thornfield an, wo sie erst nach Monaten den eigentlichen Hausherrn – Mr. Rochester (Michael Fassbender) – bei einem Unfall im Wald kennenlernt. Das erste Aufeinandertreffen der beiden verläuft weniger gut; Mr. Rochester gibt sich kühl, distanziert und deutlich genervt. Und trotzdem wird das Verhältnis der beiden im Laufe der Wochen und Monate intensiver. Gefühle entwickeln sich zwischen Mr. Rochester und Jane, wo eigentlich keine sein sollten. Wer nun eine problemlose Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht. Nicht nur, dass Mr. Rochester unerwartet um die Hand der schönen Miss Ingram anhält, nein, vielmehr trägt er ein anderes, erschreckendes Geheimnis mit sich herum, das schließlich dazu führt, dass Jane unter Tränen von Thornfield flieht …



    Es sind ruhige Bilder, die „Jane Eyre“ in der jüngsten Verfilmung auszeichnen. Ruhige, aber sehr schöne Bilder in gedeckten, sanften Farben, welche die Stimmung und die damalige Zeit perfekt widerspiegeln. Die Kameraführung, Schnitte und Bilder von „Jane Eyre“ gehören zu den schönsten, die ich – objektiv betrachtet – die letzten Wochen in Filmen gesehen haben. Alles ist stimmig und lässt zu, dass sich die Atmosphäre um das Drama der Jane Eyre entfalten und ausbreiten kann. Optisch gibt es daher nichts, was ich bemängeln kann. Auch der Soundtrack von Dario Marianelli fällt einem ausschließlich im positiven Sinne auf; er drängt sich nicht zu sehr in den Vordergrund und ist trotzdem so schön, dass jeder Soundtrack-Liebhaber ihm etwas Aufmerksamkeit zukommen lassen sollte.
    Schauspielerisch war mir Mia Wasikowska die erste Hälfte des Films etwas zu blass in ihrer Rolle. Im Laufe der Geschichte bessert sich das, zum Glück. Doch obwohl sie der titelgebenden Protagonistin Leben einhaucht, ist nicht sie es, die für mich der eigentliche Star des Films ist. Denn Applaus und Aufmerksamkeit hat Michael Fassbender als innerlich zerrissener Mr. Rochester verdient. Ich habe jüngst auch mit einer Dame gesprochen, die alle möglichen „Jane Eyre“-Verfilmungen sah und meine Ansicht teilte, indem sie sagte, dass Michael Fassbender bisher die beste Darbietung als undurchsichtiger Hausherr abgab. In seiner Rolle als Mr. Rochester hat Fassbender einfach eine Präsenz auf der Leinwand, der man sich nicht entziehen kann, während Wasikowska als Jane farblos und unauffällig neben ihm verblasst.
    Somit ist es kein Wunder, dass vor allem das Drama auf Thornfield die Verfilmung interessant machen. Natürlich ist auch Janes Erinnerung an ihre Kindheit interessant und für den Verlauf der Geschichte von Nöten, aber nichts, was einen zwingend an den Sitz fesselt. Die Szenen im Hause der Rivers empfand ich sogar als langweilig, schleppend und uninteressant – was aber nichts gegen Jamie Bell ist, sondern schlicht gegen dieses Fragment des Plots. Und so wartet man am Ende des Films nur auf den Moment, in welchem Jane sich losreißt und zurück nach Thornfield kehrt. Auch wenn ich nicht verrate, was Jane dort erwartet, hatte ich zum Schluss hin doch das erste Mal ein paar rebellische Tränen in den Augen.

    „Jane Eyre“ ist ein schöner Film, wird aber wegen seiner ruhigen Geschichte wohl leider keinen (verdienten) Anklang im Kino finden – zumindest ist das meine Vermutung. Optisch mit der Einfachheit der Bilder bezaubernd, ist der Plot der Geschichte wie eine Achterbahnfahrt: mal sehr interessant, mal weniger interessant.
    Für Drama-Fans, Leseraten und Historien-Liebhaber eindeutig ein empfehlenswerter Film.

    7,5 von 10 brennenden Schlafzimmern und ein Sternchen für Michael Fassbender.

    ___________


    Jemand hier, der vorhat, sich den Film im Dezember anzusehen? :)
    Oder seid ihr schon von "Jane Eyre"-Verfilmungen gesättigt?


    P.S. Der Trailer wird dem Film nicht gerecht und wirft ein falsches Licht auf ihn. Nein, es ist nicht so übertrieben dramatisch. Nein, es hat keinen Gothic-Touch.
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    Beitrag von Jojo So 03 Jul 2011, 14:07

    Hey Lynn,

    Danke dir für die Vorstellung. Irgendwann habe ich den Trailer schon mal gesehen. Ich weiß gerade nicht, ob im Kino oder schon mal bei Youtube oder hier irgendwo xD
    Er ist auf jeden Fall nicht schlecht, wie ich finde. Schade, dass er ein etwas falsches Bild vom Gesamtfilm gibt. So was finde ich immer ziemlich traurig ... Aber nicht zu ändern.

    Ich bin wirklich am Überlegen, ob ich ihn mir einmal ansehe. Ich habe vorher immer nur ziemlich viel von Jane Eyre gehört. Ich habe weder eine Verfilmung noch das Buch gelesen.
    Aber es dauert ja noch ein wenig, bis er in die deutschen Kinos kommt. Hast du ihn auf Englisch schon gesehen?

    Liebe Grüße
    Jojo
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    Jane Eyre (2011) Empty Re: Jane Eyre (2011)

    Beitrag von Pooly So 03 Jul 2011, 14:51

    Hallo Lynn!

    Danke für die Vorstellung!
    Ist ja schön, dass es einen neuen Film zu diesem Roman gibt. Ich hab bisher keine Verfilmung gesehen, habe das Buch aber auf meiner Wunschliste und das wäre sicherlich endlich der passende Anlass, es zu bestellen und zu lesen, bevor dann der Film erscheint.

    Ich muss gesehen, dass deine Rezension zwar echt gut klingt, aber der Trailer schreckt mich ab. Die Besetzung scheint zwar vielv ersprechend zu sein, aber ich erinnere mich daran, wie die neuste Dorian Gray Verfilmung das Buch verschandelt hat, was wirklich nicht sehr feierlich war. Da wird aus einem nachdenklichen, philosophischen Buch ein schlechter Horror-Teenie-Streifen gemacht, das ist ein Verbrechen -.-
    Deine letzte Bemerkung
    P.S. Der Trailer wird dem Film nicht gerecht und wirft ein falsches Licht auf ihn. Nein, es ist nicht so übertrieben dramatisch. Nein, es hat keinen Gothic-Touch.
    ließ mich dann doch wieder aufatmen. Dann werde ich ihn mir sicher ansehen!

    Klasse, danke für die Vorstellung, noch mal :)

    Liebe Grüße
    Marie
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    Jane Eyre (2011) Empty Re: Jane Eyre (2011)

    Beitrag von Lynn So 03 Jul 2011, 15:43

    Ja, ich hab ihn auf englisch gesehen. Zum Glück!
    Bis zur deutschen Erscheinung hätte ich mich sowieso nicht gedulden können und ich mag Fassbenders Stimme sehr gerne, weswegen ich bei seinen Filmen den OT einfach bevorzuge, auch wenn mein englisch wohl nicht immer das beste ist - aber das kriegt man schon irgendwie hin.

    Der Film ist einfacher dramatischer Kostüm-Film. Ich kenne zwar die Neuverfilmung von "Dorian Gray" nicht, weil ich das Buch liebe und daher dem Film aus dem Weg gegangen bin, kann mir aber schon vorstellen, dass man bei dem Stoff ein bisschen mit Fantasy gespielt hat.
    Sowas erwartet einen bei "Jane Eyre" nicht, auch wenn der Trailer es vermuten lässt. Das einzig "übernatürliche" ist vielleicht, dass Jane nach ihrer Flucht die Stimme von Rochester im Wind vernimmt oder eben der Kamin-Moment, der im Trailer zu sehen ist. Das war es aber auch schon.

    Und ja, ich hab den Trailer auch schon vor einer halben Ewigkeit gesehen :)
    Ich bekomme eine Zeitschrift, die für Kinobesitzer bestimmt ist und da kam bereits vor einem Jahr eine Vorschau zu "Jane Eyre". Die Rezension dort war aber auch fehlerhaft; zumindest hatte ich danach das Gefühl, dass man ein Historien-Drama in das Fantasy-Genre gezogen hätte und ich mich auch zusätzlich auf Horror-Momente eingestellt habe, weil es danach in der Übersicht klang. Dazu haben sie noch ein Bild vom ersten Zusammentreffen von Jane und Edward im Wald dazugepackt und schon sah alles gruslig aus. - Ist es aber nicht.

    Ein sehr natürliches, historisches Drama um die Liebe eines verstoßenen Mädchens und eines undurchsichtigen Mannes, der ein Geheimnis mit sich herumträgt, dass einen Keil zwischen die Gefühle der beiden stößt.

    Hier und da schleppend, aber im Großen und Ganzen schön :)


    Edit: Marie, ja, das ist das Problem. "Dorian Gray" wurde auf die MTV-Generation zugeschnitten, zumindest hat mir das der Trailer deutlich gemacht, weswegen ich ihn nicht sehen wollte. "Jane Eyre" tut das nicht, gibt auch allgemein nichts für junge Menschen, die sich an ebenso jungen Menschen ergötzen, nichts her. Keine schnieken Jünglinge, keine fetzige Musik, keine große Action. ^^ Ich hatte trotzdem meine Fangirl-Momente, da Fassbender als Rochester großartig ist.
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    Beitrag von Pooly So 03 Jul 2011, 15:53

    Uh, du machst mich wirklich ganz neugierig. Ich denke, ich werde mir das Buch morgen bestellen, damit ich mir ein Bild von der Geschichte machen kann.

    Wenn du "Dorian Gray" liebst, dann sieh dir den Film nie an. Er war nicht nur schlecht, sondern teilweise sogar sehr lächerlich. Wenn das Portrait dann plötzlich seinen Mund öffnet und ganz seltsam stöhnt, war das eher zum Lachen - aber eben auch sehr traurig für einen Fan des Buches.

    Sowas erwartet einen bei "Jane Eyre" nicht, auch wenn der Trailer es vermuten lässt. Das einzig "übernatürliche" ist vielleicht, dass Jane nach ihrer Flucht die Stimme von Rochester im Wind vernimmt oder eben der Kamin-Moment, der im Trailer zu sehen ist. Das war es aber auch schon.
    Ah, gut, das freut mich zu hören, das macht den Film in meinen Augen gleich noch etwas sympathischer. Zumal mich dieser Kamin Moment aus dem Trailer an das schwarze Rauchmonster aus Lost erinnerte *lach*

    Ein sehr natürliches, historisches Drama um die Liebe eines verstoßenen Mädchens und eines undurchsichtigen Mannes, der ein Geheimnis mit sich herumträgt, dass einen Keil zwischen die Gefühle der beiden stößt.
    Ja, das klingt nach meinem Geschmack. Danke noch einmal für die Erläuterungen :)
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    Beitrag von Alania Sa 16 Jul 2011, 22:12

    Ich habe den Film vor kurzem auch in Englisch gesehen und muss sagen: die Szenen die gezeigt wurden waren wirklich wunderschön! Wundervoll gedreht, tolle Besetzung, klasse Setting, aber ... einfach zu wenig.
    Ja, wie soll ich sagen. Ich konnte diesen Film nicht als Film ansehen.
    Ich musste mich quasi dazu zwingen zu denken, dass es einfach verfilmte Szenen des Buches sind, damit ich ihn überhaupt schauen konnte, da er mir ansonsten zu unzusammenhängend erschienen wäre.

    Man kann im Film Janes Denkweisen gar nicht wirklich verstehen, also nicht so, wie im Buch. Etwas, das über Seiten und Seiten im Roman dem Leser Einblick in ihr Wesen, in ihr Gemüt gibt, ist einfach nicht vorhanden.
    Natürlich bin ich mir bewusst, dass man das fast gar nicht und wenn, dann nur schwerlich umsetzen kann, aber eine weitere halbe Stunde hätte dem Film sicherlich gut getan und die Beziehung zwischen Mr. Rochester und Jane Eyre nicht so abrupt wirken lassen.

    Schauspielerisch war mir Mia Wasikowska die erste Hälfte des Films etwas zu blass in ihrer Rolle.
    Dem kann ich nicht zustimmen.
    In meinen Augen hat sie die Rolle sehr gut und überzeugend gespielt. Auch Jane Eyre kam im Roman niemals als eine sprühende Person vor, die lebenslustig voller offen gezeigter Emotionen durch die Welt schreitet. Sie war immer vorsichtig, immer auf der Hut, hat vieles in ihrem Inneren verborgen und ich denke, dass die Schauspielerin Jane Eyre exakt so gespielt hat, wie ich es mir vorgestellt habe.



    FAZIT
    In meinen Augen war es kein Film ... sondern einfach nur wirklich TOP verfilmte einzelne Szenen des Buches. (;

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