Damals, das Meer
MEG ROSOFF
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: Carlsen Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783551581969
Originaltitel: What I Was
INHALT
Wie ich Finn traf? Und die kleine, windschiefe Hütte direkt am Meer fand, angsterfüllt vom ewigen Rauschen der Wellen, mit dem prasselnden Kaminfuer und der wärmenden Suppe? Das war, als ich auf mein drittes Internat kam, St. Oswald, mit seiner Kälte, seinem Drill und seinem erbärmlich schlechten Essen. Zuerst suchte ich nur Zuflucht ...
MEINUNG
"Damals, das Meer" ist das vierte Buch der Autorin Meg Rosoff und nachdem sie mich bereits mit "So lebe ich jetzt" in ganzer Linie überzeugt hatte, dauerte es nicht lange, bis ich mir auch diesen Roman zulegte.
Für mich lässt sich das Buch am besten mit dem Meer vergleichen - es ist genau so wild, unbeständig, unvorhersehbar und geheimnisvoll. An manchen Tagen ist es sanft und ruhig, nur um dann mit geballter Kraft wogende Wellen gegen die Wände des Fischerhauses krachen zu lassen. Das Fischerhaus in dem Finn wohnt. Finn, der Junge, der alleine, ohne jegliche Familienangehörige, wie einem anderen Jahrhundert entsprungen, an der Küste Englands lebt. Fernab des hektischen Großstadtlebens, allein mit dem Meer.
Der Roman weckte die Sehnsucht nach dem Meer in mir. Die Autorin hat weder das einsame noch raue Leben an der felsigen Küste beschönigt, trotzdem gibt es Momente, Augenblicke, die man nicht mehr vergisst - wenn man am Abend an die Hauswand gelehnt den rauschenden Wellen zuhört, wenn man hoch oben auf den Klippen die Welt zu seinen Füßen ausgebreitet sieht, wenn das Boot, wie eine Nussschale, über das tiefblaue Wasser tanzt ...
Hilary, aus dessen Perspektive man die Geschichte erlebt, ist der neue Internatsschüler in St. Oswald, nachdem er bereits von zwei anderen Schulen geflogen ist. Er hasst die Leherer, die Schüler, sich selbst, seinen Körper und er hasst es besonders, sich in diesem eintönigen, tristen Alltagsleben gefangen zu sehen. Solange, bis er Finn kennen lernt, für den er mit der Zeit eine tiefe Zuneigung zu empfinden beginnt und den er bewundert für seine Ruhe und Stärke.
Regelmäßig beginnt Hilary ihn zu besuchen, bis die Situation zu kippen beginnt ... Hier findet sich ein Kritikpunkt meinerseits; ich finde es schade, dass die Handlung erst nach etwa der Hälfte mitreißend und intensiv wird. Man steigt sehr ruhig ins Geschehen ein, lernt das Land und die Menschen kennen und es fehlte mir anfangs einfach dieser Drang, unbedingt weiter lesen zu wollen.
Doch schließlich riss mich die Autorin mit, in eine Handlung, in der sich plötzlich die ersten feinen Risse und Sprünge zeigen. Zuerst nur feine Linien, doch schon bald ist nichts mehr, wie es einst war und die Dinge nehmen ungebremst ihren Lauf ...
Doch nach wie vor ist da das Meer, scheibar unbeeindruckt der Dinge, die rund herum passieren.
Besonders oft kommt die Sprache auf historische Epochen, vor allem das Mittelalter, für das Hilary Interesse hegt und ihm Städte und Siedlungen zeigt, die das Meer bereits vor Jahrunderten mit in seine Tiefen genommen hat. Genau das wird auch hier passieren; einmal spricht Hilary davon, dass sich die englische Ostküste im Laufe der Zeit immer weitere ins Meer senkt, während die auf der anderen Seite liegende Küste immer höher steigen wird - „[...] was den Schluss nahelegt, dass ganz England langsam ins Meer kippt. [...] Ich freue mich schon sehr auf dieses langsame Absinken ins Nichts und glaube, dass es unserem Lande unendlich gut tut.“
Doch genau dieses eben erwähnte Absinken versucht er am Ende mit aller Macht zu verhindern ...
Auch der Schreibstil darf nicht unerwähnt bleiben - meiner Meinung nach passt er wie angegossen zu Hilary und dessen Charakter. Der ungewöhnliche Stil der Autorin zeichnet sich durch verschiedene Elemente, wie Betonungen, fett gedruckte "Regeln", die Hilary regelmäßig aufstellt, und lange fließende Sätze aus.
MEG ROSOFF
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: Carlsen Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783551581969
Originaltitel: What I Was
INHALT
Wie ich Finn traf? Und die kleine, windschiefe Hütte direkt am Meer fand, angsterfüllt vom ewigen Rauschen der Wellen, mit dem prasselnden Kaminfuer und der wärmenden Suppe? Das war, als ich auf mein drittes Internat kam, St. Oswald, mit seiner Kälte, seinem Drill und seinem erbärmlich schlechten Essen. Zuerst suchte ich nur Zuflucht ...
der Verlag über das Buch
MEINUNG
"Damals, das Meer" ist das vierte Buch der Autorin Meg Rosoff und nachdem sie mich bereits mit "So lebe ich jetzt" in ganzer Linie überzeugt hatte, dauerte es nicht lange, bis ich mir auch diesen Roman zulegte.
Für mich lässt sich das Buch am besten mit dem Meer vergleichen - es ist genau so wild, unbeständig, unvorhersehbar und geheimnisvoll. An manchen Tagen ist es sanft und ruhig, nur um dann mit geballter Kraft wogende Wellen gegen die Wände des Fischerhauses krachen zu lassen. Das Fischerhaus in dem Finn wohnt. Finn, der Junge, der alleine, ohne jegliche Familienangehörige, wie einem anderen Jahrhundert entsprungen, an der Küste Englands lebt. Fernab des hektischen Großstadtlebens, allein mit dem Meer.
Der Roman weckte die Sehnsucht nach dem Meer in mir. Die Autorin hat weder das einsame noch raue Leben an der felsigen Küste beschönigt, trotzdem gibt es Momente, Augenblicke, die man nicht mehr vergisst - wenn man am Abend an die Hauswand gelehnt den rauschenden Wellen zuhört, wenn man hoch oben auf den Klippen die Welt zu seinen Füßen ausgebreitet sieht, wenn das Boot, wie eine Nussschale, über das tiefblaue Wasser tanzt ...
Hilary, aus dessen Perspektive man die Geschichte erlebt, ist der neue Internatsschüler in St. Oswald, nachdem er bereits von zwei anderen Schulen geflogen ist. Er hasst die Leherer, die Schüler, sich selbst, seinen Körper und er hasst es besonders, sich in diesem eintönigen, tristen Alltagsleben gefangen zu sehen. Solange, bis er Finn kennen lernt, für den er mit der Zeit eine tiefe Zuneigung zu empfinden beginnt und den er bewundert für seine Ruhe und Stärke.
Regelmäßig beginnt Hilary ihn zu besuchen, bis die Situation zu kippen beginnt ... Hier findet sich ein Kritikpunkt meinerseits; ich finde es schade, dass die Handlung erst nach etwa der Hälfte mitreißend und intensiv wird. Man steigt sehr ruhig ins Geschehen ein, lernt das Land und die Menschen kennen und es fehlte mir anfangs einfach dieser Drang, unbedingt weiter lesen zu wollen.
Doch schließlich riss mich die Autorin mit, in eine Handlung, in der sich plötzlich die ersten feinen Risse und Sprünge zeigen. Zuerst nur feine Linien, doch schon bald ist nichts mehr, wie es einst war und die Dinge nehmen ungebremst ihren Lauf ...
Doch nach wie vor ist da das Meer, scheibar unbeeindruckt der Dinge, die rund herum passieren.
Besonders oft kommt die Sprache auf historische Epochen, vor allem das Mittelalter, für das Hilary Interesse hegt und ihm Städte und Siedlungen zeigt, die das Meer bereits vor Jahrunderten mit in seine Tiefen genommen hat. Genau das wird auch hier passieren; einmal spricht Hilary davon, dass sich die englische Ostküste im Laufe der Zeit immer weitere ins Meer senkt, während die auf der anderen Seite liegende Küste immer höher steigen wird - „[...] was den Schluss nahelegt, dass ganz England langsam ins Meer kippt. [...] Ich freue mich schon sehr auf dieses langsame Absinken ins Nichts und glaube, dass es unserem Lande unendlich gut tut.“
Doch genau dieses eben erwähnte Absinken versucht er am Ende mit aller Macht zu verhindern ...
Auch der Schreibstil darf nicht unerwähnt bleiben - meiner Meinung nach passt er wie angegossen zu Hilary und dessen Charakter. Der ungewöhnliche Stil der Autorin zeichnet sich durch verschiedene Elemente, wie Betonungen, fett gedruckte "Regeln", die Hilary regelmäßig aufstellt, und lange fließende Sätze aus.
- !Buchende!:
- Das Ende - was soll ich sagen? Ich hatte es geahnt, dass Finn wohl nicht der bzw. die ist, die sie vorzugeben scheint.
Mir persönlich hat es gut gefallen, dass Hilary, als alter Mann in einem Boot sitzend, die Geschichte nacherzählt und über das Wasser rudert; unter ihm, am Grund des Meeres, das Fischerhaus, das verhasste Internat - seine Vergangenheit.
Zuletzt von Amira am Sa 15 Sep 2012, 00:08 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet