Pooly's Kunst und Schreibforum

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    Richard Price - Clockers

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    Jerk
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    Richard Price - Clockers Empty Richard Price - Clockers

    Beitrag von Jerk Mo 21 März 2011, 23:42

    Autor: Price, Richard
    Titel: Clockers
    Originaltitel: Clockers
    Verlag: Fischer, S.
    ISBN-10: 9783100608284
    ISBN-13: 978-3100608284
    Seitenanzahl: 800


    Inhalt:
    Clockers - das sind schwarze Dealer, die weiße Klientel 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche beliefern. Hier im Slum, wo die Welt rau ist, steht die Polizei aggressiv daneben, die Stadt resigniert. Bis sich die Spannung wieder in einer Explosion entlädt. (Klappentext)

    Meinung:
    Nachdem ich die Plastikhülle vom Buch abgepellt hatte, stieg mir gleich dieser Duft in die Nase und ich fragte mich, ob Bücher jetzt in einer Chemiefabrik gedruckt werden oder man zum Lesen der Geschichte high sein muss. Nach kurzem Auslüften ging es dann aber.

    Warum das Buch teilweise miese Kritiken bekommen hat, kann ich nicht verstehen. Mag sein, dass es an den Lesegewohnheiten liegt oder aber an der leicht verdaulichen Thrillerkost, die sonst so den Markt verstopft. Sicher - "Clockers" ist auch kein Anwärter auf den innovativen Schreiborden (was kein Qualitätsurteil ist), aber doch sehr viel direkter und härter. Zwar kein Donald Goines, wie ich vermutete, dazu ist die Sprache nicht brutal genug, aber doch weit genug davon entfernt ein Buch von der Stange zu sein. Goines war auch direkt im Ghetto, lebte zwischen den Dealern und den Junkies, war selbst einer, und an diese Nähe kommt Price, ein Middle Class Kid (wie er selber sagt), natürlich nicht ran. Aber ein Autor muss sich einfinden können und die fiktiven Geschichten authentisch erzählen. Und das gelingt Richard Price hervorragend. Zwar fiel auch mal der Name Ellroy, doch dafür fehlt es mir an Komplexität.

    Price gelingt, aus meiner Sicht, einen relativ guten Einblick in die Welt der kleinen Drogendealer zu geben, in der Art, wie man es sich als Außenstehender in etwa vorstellt. Paranoide Kleindealer, mindestens genauso paranoide Cops. Niemand ist zufrieden, alle stehen am Rand der Resignation.

    Keine rosarote Plastikwelt. Düster ist es in der Geschichte. Und kalt. Sehr kalt. Liebe ist nicht mehr als ein zynisches Spiel. Ein Exkrement, welches durch die Abwasserkanäle der Großstadt fließt. Schön ist anders, aber schönes Leben gibt es auch genug in anderen Romanen.

    Die Sprache von Price ist gelungen. Sowohl die der Clockers als auch die der Cops. Sie passt in die Szenerie, punktgenau mit Beschreibungen der trostlosen Gegend, in der die Menschen zwischen Gewalt und Drogen leben. Immer ein wenig gehetztes Leben. Stillstand ist nicht erwünscht. Am Ende zählt nur das Geschäft.

    Mit 800 Seiten auch endlich mal keine "Kurzgeschichte", sondern Platz genug, um die Geschichte auszureifen und trotzdem spannend zu bleiben. Gutes Spagat.

    Manche Ecken dieser Welt enthalten seelenloses Leben. Richard Price beschreibt eine davon.
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    Beitrag von Vampirmaedchen Di 02 Aug 2011, 20:25

    Hallo Jerk!

    Vielen Dank für deine Vorstellung!

    Deine Meinung klingt ja wirklich ... uhm ... interessant. Es hat jedenfalls Interesse geweckt und ich werde 'mal nach dem Buch gucken, ob es denn auch etwas für mich ist :')
    Von Richard Price habe ich noch nie etwas gelesen, wobei ich von solchen Büchern, ebenfalls auch wenig gesehen habe. Denn vieles ist wirklich mehr ... angepasst geschrieben für die Menge. Ich glaube, bei dem ist es nicht so, oder?
    Keine rosarote Plastikwelt
    Okay, der Satz beantwortet eigentlich meine Frage.

    Mal schauen, ob ich es irgendwann einmal in den Händen kriege.

    Lg, Vee

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