W. Somerset Maughaum – Auf Messers Schneide
Seitenanzahl: 486 SeitenVerlag: Diogenes Verlag (Dezember 2005)
Originaltitel: The Razor’s Edge
Bei Amazon bestellen
Inhalt:
Maughams anspruchsvollster, ‚philosophischer’ Roman gibt ein farbiges Protrait der 20er Jahre – vom Swing bis zum Börsenkrach.
„Was hoffnungsvolle junge Literaten, progressive Jugendliche und zorniger Nachwuchs als höchsteigene Erfindung patentieren möchten, brachte Somerset Maugham schon vor dreißig Jahren zu Papier: Mit feiner Ironie, abgeklärter, aber nie arroganter Überlegenheit schildert er als stiller Beobachter den Müßiggänger Larry. Larry ist antikapitalistisch, gegen Leistungszwang und Konsumhaltung. Auf seinen Trips durch ganz Europa und Indien sucht er seinen Wissensdurst und seinen Hang zur Mystik zu befriedigen.“ (Basler Nachrichten)
(Klappentext)
Meine Meinung:
Ich habe ziemlich lange für dieses Buch gebraucht, länger, als ich gedacht hätte, aber das gibt dem Ganzen keinerlei Abzüge. Ich habe es gern gelesen. Besonders mochte ich an dem Buch Maugham selbst als Erzähler. Er wird sogar hin und wieder mit seinem Namen angesprochen. Dadurch hat man irgendwie einen ganz anderen Blick auf die Charaktere und das, was geschieht. Maugham ist mit keinem der Leute verwandt, es sind eigentlich nur Zufallsbegegnungen, und die Personen trifft er dann immer öfter, weil er eben mit Elliot Templeton sehr gut zufrieden ist. Dadurch hat man nicht so einen voreingenommenen Blick auf die Charaktere.
Und da kommen wir mit Elliot schon auf einen sehr wichtigen Charakter zu sprechen. Er spiegelt die reiche Seite der 20er Jahre wieder. Er gehört zu denjenigen, die sich mit großen Gesellschaften umgeben und es lästig finden, einen Abend allein zu essen und das hält er auch bis zu seinem Lebensende so durch. Irgendwie ist er schon etwas unsympathisch, finde ich. Aber trotzdem ist die Figur irgendwie auch interessant, wenn eventuell auch einfach gestrickt. Er ist aber unweigerlich Teil der Geschichte, denn durch Elliots Nichte lernt Maugham erst den sehr interessanten Larry Darnell kennen.
Er ist eine Person für sich und ich finde ihn wirklich sehr interessant. Wenn er vorkommt, wechselt irgendwie die Atmosphäre der Umgebung selbst immer wieder und wegen dieser Stellen hat das Lesen auch so lang gedauert. Larry vertritt ganz bestimmte Ansichten und Auffassungen vom Leben. Diese Ansichten sind sehr gut geschildert, wenn auch hin und wieder nicht unbedingt ganz einfach verständlich, aber sie lassen einen über die Dinge nachdenken. Das hat mir sehr gut gefallen.
Aber, obwohl eigentlich Larry auch die Hauptperson ist, kommt er nicht so oft vor, wie Elliot und Isabel, Larrys ehemalige Verlobte und Elliots Nichte. Das finde ich allerdings nicht weiter schlimm. Man bekommt dadurch einfach nicht so eine Fülle von Ansichten Larrys und kann sich besser auf die paar eingestreuten konzentrieren. Die Szenen mit Elliot, Isabel und den anderen Charakteren sind auch sehr interessant und man erhält einen sehr schönen Einblick der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse und eben die Ansichten, die normal für diese Zeit waren. Larry dagegen ist eben der Querdenker.
Das ist ziemlich viel und vielleicht nicht immer ganz so verständlich, was ich geschrieben habe. Aber das Buch ist auch mit seinen knapp 500 Seiten sehr vielschichtig und es gibt einiges, was wichtig und sehr interessant ist. Das kann man gar nicht alles aufzählen.
Ich muss sagen, dass ich das Buch noch besser fand, als „Der bunte Schleier“, das ich vorher von Maugham gelesen habe. Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen, der sich für die 20er Jahre ein wenig interessiert und nicht immer leichte Kost lesen möchte.