Blumen für den Führer
JÜRGEN SEIDEL
JÜRGEN SEIDEL
Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: cbj (22. Februar 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3570138747
ISBN-13: 978-3570138748
Verlag: cbj (22. Februar 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3570138747
ISBN-13: 978-3570138748
Über den Autor
Jürgen Seidel wurde 1948 in Berlin geboren. Nach einer handwerklichen Ausbildung lebte er drei Jahre lang in Australien, Südostasien und Kanada, bevor er nach Deutschland zurückkehrte, das Abitur nachmachte und ein Studium der Germanistik und Anglistik mit der Promotion abschloss.
Jürgen Seidel veröffentlichte Erzählungen, Hörspiele, Rundfunkbeiträge, literaturwissenschaftliche Publikationen – und zahlreiche preisgekrönte Jugendromane.
Erzählt zu den vielschichtigsten, interessantesten und literarischsten deutschen Jugendbuchautoren.
Mit seiner Familie lebt Jürgen Seidel in Neuss.
(Quelle ~ cbj, er ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House)
Inhalt
1936. Im Sommer dieses Jahres wird das 15jährige Mädchen Reni Anstorm dazu auserwählt, Reichskanzler Hitler bei der Eröffnung der olympischen Sommerspiele in Berlin einen Blumenstrauß zu überreichen.
Seit ihrem elften Lebensjahr lebt sie im Mädchenpensionat Ulmengrund, in Deutschland und ist beliebt unter den anderen Mädchen. Eine lebhafte Fantasie lässt ihr die Geschichte ihrer Eltern erfinden, die sie in Wahrheit nicht kennt, da sie bis zu dem Tod Tante Magdas bei dieser Frau gelebt hatte. Von den anderen oft als „Tausendschön“ bezeichnet, kann sie ihr Glück kaum fassen, Hitler – der, der Innbegriff, alles Guten und Gerechten zu sein scheint, persönlich zu treffen.
Doch dem nicht genug, eröffnet man ihr, ein Graf, der zu den einflussreichsten Kreisen des aufstrebenden Nazi-Regimes gehört, sei ihr Vater. Er will seine hübsche Tochter vorteilhaft einsetzen und Reni glaubt fest daran ein Glückskind zu sein.
Veränderungen rollen unaufhaltsam über das Land Deutschland, nicht alles scheint so hoffnungsvoll zu sein, wie Reni angenommen hatte. Zum Beispiel soll sie den Jungen, Jockel, in den sie verliebt ist, nie wieder sehen, sollte es nach ihrem Vater gehen ...
Meine Meinung
Zu Anfang braucht ich etwas um komplett in das Buch zu tauchen, was hauptsächlich daran lag, das sich der Schreibstil in keinster Weise mit meinem letzten Buch messen konnte, da der Autor, Jürgen Seidel zwar durchaus anschaulich beschreibt, aber sehr einfache Worte nimmt. Er hat keinen überragenden Schreibstil, die Sätze lesen sich leicht und flüssig.
Wie gesagt, nicht unbedingt besonders, aber man kommt trotzdem sehr schön in den Lesefluss :]
Es ist überaus interessant aus Sicht einer jungen, überzeugten Nationalsozialistin zu lesen. Interessant und erschreckend. Der Autor schildert die Gefühle des 15jährigen Mädchens und ihre Sicht auf die Dinge gelungen. Die Beeinflussung insbesondere durch die Erwachsene in ihrer näheren Umgebung und Begegnungen mit damals wichtigen Persönlichkeiten werden detailiert geschildert. Man lebt die Begegnungen mit, fühlt mit, trifft die Personen ungezwungen, „freundschaftlich“. Und gleichzeitig hat es in meinem Hinterkopf geschrien. Wozu diese Personen, die man lachend, Scherze treibend und Reni die Hand schüttelnd im Buch trifft, fähig sind. Was in den nächsten Jahren in Deutschland passieren wird. Zu welchen unfassbaren Dingen, wir Menschen im Stande sind.
Reni selbst gerät in den Strudel, kann nicht verstehen wie man die Veränderungen nicht gut heißen kann, sieht in Hitler einen guten Menschen, einem der nur das Beste will.
Ich finde es überraus gelungen, wie sich der Autor mit dem Thema auseinander gesetzt hat und aus der Sicht der Nationalsozialisten, der „Täter“ geschrieben hat.
Die Liebesgeschichte selbst tritt meiner Meinung nicht stark in den Vordergrund, nur ist sie praktisch der einzige Grund, der Reni zweifeln lässt, das hier vielleicht doch nicht alles voller Hoffnung ist.
Doch nicht nur aus der Sicht Renis wird geschrieben, auch aus der Sicht des Jungen Jockels und einer Frau, die im Pensionat gearbeitet hat. Hier wird geschildert, wie es denen ergeht, die sich gegen dieses System auflehnen. Die, die Veränderungen nicht mit offenen Armen empfangen.
Gerade auch durch damals typische Worte/Redewendungen, Handlungen und Ansichten führt einem der Autor noch tiefer in diese Zeit.
Abgesehen von dem Schreibstil den ich etwas zu bemängeln hatte, hat mir auch stellenweise seine Beschreibungen nicht immer gefallen. Es gab Szenen, die waren mir in dem Moment zu ausführlich geschildert und wichtige Momente waren gekürzt oder abgebrochen. Doch das muss nicht unbedingt schlecht sein, so bleibt des Leser seiner Sicht überlassen.
Die Charakter waren alle sehr natürlich beschrieben, wenn ich auch mit der Hauptperson Reni nicht richtig mitgefühlt habe. Lag es daran, das ich einfach nicht mir ihr, als Tochter eines Nazis mitfühlen kann oder sie mir zu… perfekt war – ich weiß es nicht.
Nichts desto trotz sehr anschauliche Charaktere :]
Fazit ~ Ein Buch, das nicht unbedingt durch seinen Schreibstil glänzt, dafür um so mehr durch die einprägende Handlung, die einem noch nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt. Ein Buch, das dem Leser einen interessanten und erschreckende Einblick in das Leben eines 15jährigen Mädchens gibt, die ihr Glück kaum fassen kann, als sie dazu außerwählt wird Reichskanzler Hilter einen Blumenstrauß zu überreichen…
oOoOoOo
Zuletzt von Amira am So 05 Dez 2010, 14:39 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet