Handlung (amazon.de):
Er spielt das älteste Spiel der Welt: Verstecken. Er spielt es mit deinen Kindern. Er gibt dir 45 Stunden, sie zu finden. Doch deine Suche wird ewig dauern. Erst tötet er die Mutter, dann verschleppt er das Kind und gibt dem Vater 45 Stunden Zeit für die Suche. Das ist seine Methode. Nach Ablauf der Frist stirbt das Opfer in seinem Versteck. Doch damit ist das Grauen nicht vorbei: Den aufgefundenen Kinderleichen fehlt jeweils das linke Auge. Bislang hat der Augensammler keine brauchbare Spur hinterlassen. Da meldet sich eine mysteriöse Zeugin: Alina Gregoriev, eine blinde Physiotherapeutin, die behauptet, durch bloße Körperberührungen in die Vergangenheit ihrer Patienten sehen zu können. Und gestern habe sie womöglich den Augensammler behandelt...
Meine Meinung:
Gestern morgen begonnen, gestern Nachmittag beendet - ich habe dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen und wieder einmal hat mich Fitzek nicht enttäuscht! Sicherlich ist einiges an diesem Buch anders, als man es von seinen früheren Werken gewohnt ist (ein besonderes Detail ist springt dem Leser schon beim Aufschlagen des Buches ins Auge), er erzeugt die "Spannung" auf andere Art und Weise, schon alleine deshalb, weil diesmal die Erzählperspektiven wechseln.
Ich denke, dies könnte für den ein oder anderen sicher ein Kritikpunkt sein - ich liebe solche Wechsel allerdings und fand sie daher sehr gelungen!! :)
Wieder einmal eine brillante, makabere und wirklich grauenhafte Story. Interessant sind vor allem wieder die Wendepunkte, die sich erst zum Ende hin auftun bzw. erklären. Zwar war sie diesmal nicht ganz so undurchsichtig wie die Vorgänger, ich lag mit meiner Vermutung (ENDLICH!! ^^) richtig, wer der Täter sei und ich persönlich habe mich über das Ende sehr geärgert (nicht, weil es schlecht war, sondern aus dem einfachen Grund, dass... naja, vielleicht findet ihr das ja selber raus^^) - aber alles in allem tut das dem Ganzen keinen Abbruch und ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Empfehlenswert!!
Interessant: Interview mit Sebastian Fitzek!
- Spoiler:
- Interview mit Sebastian Fitzek zu „Der Augensammler“
Herr
Fitzek, haben Sie eigentlich Angst im Dunkeln?
Kommt drauf
an, was ich vorher gemacht habe. Wenn ich gerade einen
spannenden
Thriller gesehen oder gelesen habe, dann sind dunkle Keller
nicht
gerade mein bevorzugter Aufenthaltsort. Allerdings habe ich (unter
anderem) die Macke, dass ich nur bei kompletter Dunkelheit einschlafen
kann – selbst ein Standbylämpchen des Fernsehers kann mich da schon
stören.
Da Sie Ihren Lesern quasi Alpträume auf dem
literarischen Silbertablett servieren – verraten Sie uns, ob Sie selber
einen Alptraum haben, der Sie nachts einholt?
Ja – und den
habe ich natürlich gleich verbraten, damals schon in meinem Erstling
„Die Therapie“. Ich fahre nachts mit meiner Freundin im Auto und wir
können die Küste nicht finden, zu der wir eigentlich wollen. Die Straße
ist sehr eng und führt durch einen dunklen, dichten Wald. Ich denke mir:
„Mensch, wir müssten doch schon längst am Meer sein, so lange, wie wir
schon unterwegs sind“, da lichtet sich auf einmal der Wald und ich
erkenne, dass wir die gesamte Zeit nicht auf einer Straße sondern auf
einem Steg gefahren sind. Der Steg führt weit über das offene Meer und
hört plötzlich auf – ich sehe das Ende und kann nicht bremsen. Sobald
das Auto abhebt und in den tosenden Wellen zu versinken droht, wache ich
auf. Das ist so in etwa der Alptraum, der Viktor Larenz auf Parkum
heimsucht.
Im „Augensammler“ geht es um einen
mörderischen Wettlauf gegen einen Mann, der ritualisierte Morde an
Frauen und Kindern vollzieht. Auf den ersten Blick wirkt das
ausschließlich grausam, auf den zweiten zeigt sich ein krankhaftes, aber
logisches System. Wie kommen Sie zu so einem Motiv – legen Sie diese
Plots an reale Fälle an oder fallen Sie Ihnen einfach ein?
In
diesem Fall entspringt das Szenario meiner Phantasie und ich hoffe,
dass es dafür keine Parallele in der Realität gibt. Aber meine Erfahrung
zeigt, dass die Wirklichkeit die Fiktion an Grausamkeit leider oftmals
um Längen schlägt.
Ebenso beeindruckend wie beklemmend
ist Ihr medizinisches Wissen, zum Beispiel in der Szene mit der
eingeschweißten Frau. Wie recherchieren Sie diese Details?
Zuerst
einmal habe ich eine bestimme Szene in meinem Kopf. Ich weiß genau, wie
es in diesem Keller aussieht und was mit der eingeschweißten Frau
geschieht. Dann versuche ich dieses Bild in meinem Kopf zu „zeichnen“,
indem ich es anfangs ohne Recherche herunter schreibe. Ich gestehe, das
Schreiben hat auch den Effekt, dass ich das schreckliche Bild (für eine
kurze Zeit) aus meinem Kopf bekomme.
Dann erst beginne ich in
Büchern und im Internet zu recherchieren, ob ein solcher oder ähnlicher
Zustand zuvor schon einmal dokumentiert wurde. Ich gebe das Kapitel dann
Ärzten zu lesen und nehme am Ende die notwendigen Korrekturen vor.
Viele
gehen sicher andersherum vor – aber ich persönlich mag keine Bücher und
Filme, denen man anmerkt, dass sich da jemand durch
gerichtsmedizinische Literatur gewälzt hat, auf der Suche nach möglichst
grausamen Todesarten. Das kennt man zum Beispiel von den späteren
SAW-Folgen (die erste hat mir noch sehr gefallen).
Wenn ich explizite
Gewalt schildere, (meist seelische), dann ergibt die an dieser Stelle
einen übergeordneten Sinn im Gesamtgefüge. Ich baue meine Geschichten
nicht um derartige Stellen herum, sondern sie entwickeln sich während
des Schreibens von alleine. Deswegen steht bei mir in der Regel erst die
Phantasie und dann die Recherche. Aber das ist keine starre Regel.
Selbstverständlich stoße ich auch während meiner Recherche auf
interessante Fakten, die mich dann wieder inspirieren – meist für ein
neues Buch.
Die Seitennummerierung des Buches verläuft
entgegengesetzt. Stand das von Anfang an fest oder haben Sie das
„unterwegs“ entschieden?
Das stand von Anfang an fest,
nachdem ich den Prolog schrieb und dachte, dass könnte ebenso gut ein
Epilog sein. Nicht nur die Seitenzahlen laufen daher rückwärts, auch die
Kapitelnummerierungen.
Sie schreiben über seelische
Abgründe, perfide Verbrechen und strauchelnde Menschen – wie schreibt
man so etwas, ohne sich selbst darin zu verlieren? Abgedunkelte
Schreibhöhle oder lichtdurchflutetes Arbeitszimmer?
Gute
Frage! Erst kürzlich habe ich darüber nachgedacht, dass es schon paradox
ist: Aber je grausamer eine Geschichte ist, desto schöner muss der
Ausblick sein, den ich beim Schreiben habe. Aus diesem Grund habe ich
meinen Schreibtisch in den Wintergarten gewuchtet. Der ist zwar viel zu
groß für den kleinen Raum und sieht auch nicht besonders aus, aber von
hier aus habe ich einen herrlichen Blick in den bewaldeten Garten und
auf einen Mini-Teich. Ich glaube, das stellt den Ausgleich her, wenn ich
ein verliebtes Entenehepaar beobachte, während der Held meines Buches
gerade am Ersticken ist.
Im Augensammler schaffen Sie
das Kunststück, trotz der grausamen Faszination des Mörders und seiner
Taten die eigentliche Spannung in die Figur des Ermittlers zu legen. Wer
war zuerst da, der Gute oder der Böse?
Die Blinde! Ich
hatte von Anfang an Alina Gregoriev, die blinde Physiotherapeutin vor
Augen, die behauptet, sie könne bei bestimmten Menschen durch bloße
Berührungen in deren Vergangenheit sehen. Und zuletzt habe sie den
Augensammler behandelt und seine Morde „gesehen“. Für mich ist Alina die
heimliche Hauptfigur, nicht zuletzt weil ich mich ein Jahr lang
intensiv mit der Welt der Blinden und Sehbehinderten beschäftigt habe.
Ich stand mit über zwanzig Blinden in direktem Austausch, habe sie
interviewt, mich mit ihnen getroffen und die wesentlichen Kapitel vorab
zum Lesen gegeben. Die Einblicke, die mir gewährt wurden, waren so
faszinierend (nehmen Sie nur mal die Frage, wie blind Geborene träumen),
dass ich das alles gar nicht in einem Buch unterbekommen habe.
Was
fällt Ihnen leicht zu schreiben, was finden Sie besonders schwer?
Das
kann ich so allgemein nicht beantworten. Schreiben ist für mich wie
Sport. Man muss sich jeden Tag aufs Neue motivieren und den inneren
Schweinehund überwinden, der immer schönere Tätigkeiten findet, wenn man
das Glück hat, sich seinen Tag selbst einzuteilen. Am Anfang ist es
dann manchmal beschwerlich, aber wenn man dann mittendrin ist (und zu
schwitzen beginnt;) macht es auf einmal plötzlich Spaß und alles scheint
wie von selbst zu laufen. Am Schönsten aber ist es, wenn man das Ende
erreicht hat und mit einem guten Gefühl unter der Dusche steht - oder
vor dem Kühlschrank. Passt auch beides auf Sport und Schreiben.
Wie
geht Ihnen nach dem Ende eines Buches? Leben die Hauptfiguren weiter
oder sind sie mit dem Schlusspunkt dann auch ruhig?
Die
leben weiter. Zumindest die, die mir ans Herz gewachsen sind, und das
können sogar die Bösen sein. Daher tauchen bestimmte Figuren auch in
anderen Büchern wieder auf, allerdings nur am Rande. Obwohl – beim
Augensammler denke ich tatsächlich über eine Trilogie nach.
Und
wer liest als Erstes gegen?
Meine Freundin Sandra. Da kann
sie sich gar nicht gegen wehren.
Angesichts der
menschlichen Abgründe und Nöte, die Sie zeigen – was sind Sie selbst für
ein Typ? Halb volles oder halb leeres Glas Wasser?
Sie
denken, da ist Wasser drin? Dann nehmen Sie mal einen Schluck. Nur zu.
Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt …
Und
wo wir schon bei den Flüssigkeiten sind – gibt es bestimmte Getränke,
Rituale, Musik, die für Sie beim Schreiben wichtig sind?
Nee,
eigentlich nicht. Ich hab es mal mit Musik versucht. Ausgewählte
Filmmusiken, die mich vielleicht motivieren und inspirieren. Das war
toll, ich hatte wirklich tausende von Bildern im Kopf. Aber ich war so
abgelenkt, ich konnte nichts davon zu Papier bringen.
Ich brauche
wirklich nur einen Laptop und Strom. Na ja, und meinen Schreibtisch im
Wintergarten, da geht’s am besten.
Aggression,
Frustration und Verletzungen – wie reagieren Sie selbst sich ab? Sie
sind Sie ein Mensch, der explodiert oder implodiert?
Da
fragen Sie mal besser meine Freundin. Die würde sagen, dass ich sehr
aufbrausend bin. Vor allen Dingen, wenn ich müde und hungrig bin und
Sandra meine Geschichte kritisiert – die schlimmste Kombination in der
Sie mich antreffen können. Sie hält – kein Witz – für den Fall der Fälle
immer ein Snickers bereit. Ich selbst weise das aufs Heftigste zurück
und halte mich (Sternzeichen Waage!) für den ausgeglichensten Menschen
der Welt.
Lieber Herr Fitzek, wenn Sie als Buchhändler
einem Kunden das Buch empfehlen würden – mit welchen drei Schlagworten
würden Sie es beschreiben?
Auf. Eigene. Gefahr.
Quelle: www.amazon.de