- Spoiler:
- Okay, hier endlich mein Teil. Tut mir leid, dass er einen Tag zu spät kommt >.<
Irgendwie kann ich heute nicht schreiben, also erwartet nicht zu viel, ja?
Ich hoffe, ihr mögt ihn trotzdem.
Jane schnappte nach Luft, als sie den Boden unter ihren Beinen wieder spürte und das bereits bekannte Gefühl des Schwindels und der Übelkeit sie ergriff. Nach dem Stöhnen von Christopher zu urteilen, ging es ihm auch nicht besser. Die Hitze, die sie beide eingehüllt hatte, kam ihrem Wohlbefinden nicht gerade zugute.
Sie biss die Zähne zusammen und schloss kurz die Augen, während sie in den Schatten der Lagerhalle trat, neben der sie aufgetaucht waren. Sie befanden sich irgendwo am Rande der Stadt.
»Verflucht«, hörte sie Christopher murmeln. »An dieser Transportmethode hätten sie ruhig noch etwas feilen können.«
Jane stellte sich etwas aufrechter hin, auch wenn ihre Knie noch wackelig waren.
"Ist ihnen aber bis in meine Zeit nicht gelungen. Meine erste Zeitreise war genau so schlimm.«
»Ein Grund mehr, das abzuschaffen«, lachte er bitter.
Sie warteten kurz, aber der Wunsch, sich an einen kühleren Ort zu begeben, drängte Jane dazu, sich aufzuraffen.
»Komm«, sagte sie dann und ging ein paar Schritte, um ihr Gleichgewicht wieder in Ordnung zu bringen. »Wir sollten uns auf den Weg in die Innenstadt machen, um nach den Forscherinnen zu suchen.«
Sie sah ihren Kollegen an, der etwas bleich im Gesicht war, aber nickte und auf sie zutrat. Gemeinsam verließen sie das Fabrikgelände, ohne jemandem zu begegnen. Auf den Straßen im Industriegebiet fuhren nur wenige Autos, aber bald waren sie an eine Bundesstraße gelangt, an der sie eine Bushaltestelle entdeckten. Christopher studierte einen Plan, auf dem offensichtlich die Zeiten verzeichnet waren, zu denen die Busse hier fuhren, während Jane sich in den Schatten setzte.
»Ich weiß leider nicht, wie spät es ist", sagte Christopher, als er zu ihr trat. "Die Zeit meiner Uhr ist ja an diese hier nicht mehr angepasst. Wir werden wohl einfach warten müssen."
Jane nickte. Sie hatte diese 'Busse' schon einmal auf alten Bildern gesehen und musste gestehen, dass sie etwas aufgeregt war, diese Art der öffentlichen Verkehrsmittel kennenzulernen. Ihre Reisen mit dem Auto waren ja zumindest lehrreich gewesen, wenn auch etwas beängstigend.
Schon von Weitem erkannte sie, wie das große Gefährt auf sie zusteuerte und als es näher kam, stellte sie fest, dass es sogar noch mehr Krach machte als die Autos, mit denen sie gefahren war. Sie stieg hinter Christopher an der Fahrerseite ein, der zwei Tickets für sie kaufte und sich dann einen Platz in dem fast leeren Bus suchte. Hier drin war es noch stickiger als draußen und es roch etwas unangenehm.
Jane fächelte sich mit der Hand Luft zu, als sie sich neben Christopher gesetzt hatte.
»Wie sieht es aus?«, erkundigte sie sich dann mit gesenkter Stimme. »Wie können wir herausfinden, wo die Forscherinnen wohnen? Die Firma wurde ja noch gar nicht gegründet, also müssen wir sie wohl in ihren privaten Wohnsitzen aufsuchen.«
Ihr Kollege nickte und sah aus dem Fenster, schien zu überlegen.
»Wir sollten in ein Internet-Café gehen. Dort können wir ihre Adressen sicherlich leicht herausfinden.«
Internet-Café. Den Begriff hatte Jane zwar noch nie gehört, aber sie konnte sich vorstellen, was es war, deswegen fragte sie nicht.
»Stellt sich nur noch die Frage, bei welcher von ihnen wir beginnen.«
»Ich wäre für Ellen«, antwortete Christopher gleich, während sie langsam weiter in die Stadt kamen und die Fabrikgebäude großen Wohnhäusern wichen. »Sie war auch in der Zukunft gleich einsichtig, sicherlich werden wir bei ihr hier auch Erfolg haben.«
»Ja, das stimmt.«
Sie schwiegen, während der Bus mehrere Haltestellen passierte und einzelne Menschen hinein und hinaus beförderte. Diese Zeit schien sich nicht von der zu unterschieden, aus der sie gerade gekommen waren, aber das war ja auch nicht verwunderlich, denn es lagen ja nicht viele Jahre zwischen ihnen. Jane wusste nicht, was sie erwartet hatte. Vermutlich war es nur so seltsam für sie, weil sie nach ihrer ersten Zeitreise so lange gebraucht hatte, um sich einzufinden.
Christopher schien die Haltestellen genau im Auge zu behalten und sah sich um, als würde er das alles hier kennen.
»Kommst du aus dieser Stadt?«, wollte Jane wissen.
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, aber ich war schon ein paar mal hier und weiß, wie die Haltestellen in der Innenstadt heißen. Sie müssten gleich kommen. Steh schon mal auf.«
Jane tat wie geheißen und trat durch die Gänge des gefährlich wackelnden Gefährts zum Ausgang hin. Christopher folgte ihr und drückte den roten Knopf, auf dem 'Stop' stand und bei der nächsten Haltestelle stiegen sie aus. Hier waren schon mehr Menschen unterwegs, aber nicht so viele, wie in Janes erstem Besuch der Innenstadt. Bei diesen Temperaturen war das aber auch nicht verwunderlich.
Christopher sah sich um und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch. Ehe sie lange suchten, entschlossen sie sich, jemanden nach einem solchen Café zu fragen und tatsächlich war das nächste keine hundert Meter entfernt.
Jane unterdrückte ein erleichtertes Seufzen, als sie in die angenehme Frische des Raumes traten. Christopher bezahlte ein wenig Geld, dann setzte er sich an einen der dicken Bildschirme und begann rasch etwas einzugeben. Ellen Potrait war eine Frau, die aufgrund ihrer Forschungen auf verschiedenen Gebieten im Licht der Öffentlichkeit stand, ihre Adresse war also schnell zu finden.
Der Weg zur ihr war mit dem Taxi nicht weit, also hatte Jane kaum Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie es am besten anfangen sollten. Aber die letzte Methode, sie gleich direkt damit zu konfrontieren, hatte ja nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten auch ganz gut funktioniert.
Der Fahrer ließ sie vor einem großen, hell gestrichenen Wohnhaus heraus und nachdem sie ihn bezahlt hatten, suchten sie an der Tür nach Ellens Namen und klingelten bei ihr. Durch eine Sprechanlage vernahmen sie nach einigen Momenten ihre gedämpfte Stimme.
»Ja?«
»Mrs. Potrait?«, erkundigte sich Christopher.
»Ja, das bin ich.«
»Hier sind Christopher O'Conell und Jane Link«, stellte er sich vor. »Es tut uns leid, dass wir uns nicht angekündigt haben, aber wir würden gern mit Ihnen ...«
»Nein, tut mir leid«, sagte ihre Stimme und klang etwas unruhig. »Ich möchte nichts kaufen und ich habe auch keine Zeit mir Dinge über Gott anzuhören.«
Christopher lachte.
»Nein, nein, bitte legen Sie nicht auf. Wir wollen ihnen nichts verkaufen, es geht um ihre Forschungen.«
Ein kurzes Schweigen trat ein und Jane fragte sich, ob die Frau vielleicht schon aufgelegt hatte. Aber dann erklang doch wieder ihre Stimme.
»Meine Forschungen?«
»Ja, die an der Zeitmaschine. Wir bitten Sie, uns nur kurz hereinzulassen, dann können wir alles erklären. Bitte, es ist sehr wichtig.«
Sie schien zu überlegen, dann sagte sie.
»Gut, kommen sie hoch. Ich wohne im ersten Stock.«
Dann ertönte ein Summen und Jane drückte die Tür auf.
Die Frau, die schon in der Tür stand, war eindeutig Ellen Potrait, nur um einiges jünger als die Version von ihr, mit der noch vor einigen Minuten, im Jahre 2098, gesprochen hatten. Mit forschenden Augen betrachtete sie die beiden Neuankömmlinge.
»Guten Tag«, sagte sie mit unruhigem Blick und reichte ihnen die Hand. »Kommen Sie doch rein.«
Jane und Christopher traten in den geräumigen Flur, von dem mehrere Zimmer abführten. Die Tür zur Küche stand offen und ließ Tageslicht herein, auch wenn die Jalousien etwas herunter gelassen waren, um keine Wärme hereinzulocken.
Die beiden zogen ihre Schuhe aus und folgten der Forscherin dann in die Küche, wo sie ihnen Plätze anbot. Die Fliesen waren schön kühl und angenehm für Janes Füße. Außer ihnen schien niemand da zu sein, weder die Kinder noch der Mann.
»Gut, was kann ich für sie tun?«, fragte Ellen und zog sich einen Stuhl so zurecht, dass sie die beiden ansehen konnte.
Christopher und Jane warfen sich einen raschen Blick zu, dann begann sie zu sprechen.
»Nun, Sie fragen sich sicherlich, woher wir von ihren Forschungen die Zeittechnologie betreffend wissen, da außer ihren vier Kolleginnen eigentlich niemand davon erfahren sollte. Das ist ganz einfach: Ihre Forschungen werden Früchte tragen und es wird ihnen mithilfe verschiedener Techniker und Wissenschaftler gelingen, eine Maschine zu entwickeln, die Zeitreisen möglich macht.«
Auf das Gesicht der Wissenschaftlerin war ein ungläubiger Ausdruck getreten, als wisse sie schon, was kommen würde, wollte es aber nicht glauben.
»S-soll das heißen, sie beide sind …?«
Die beiden nickten und die Wissenschaftlerin schnappte nach Luft, schüttelte leicht den Kopf.
»Nein, das ist unmöglich. Das ist ...«
»Warum sollte es das sein?«, fragte Christopher. »Seltsam das aus Ihrem Mund zu hören, wo Sie doch so bestrebt sind, genau das möglich zu machen.«
Ellen schloss ihren Mund wieder, wirkte immer noch skeptisch.
»Die Firma, die sie gründen werden, wird TimeHacker heißen«, erklärte Jane.
»Ja«, sagte Ellen leise. »Wir hatten darüber nachgedacht, wie wir eine solche Firma nennen würden. Aber das waren nur Rebecca und ich.«
»Nun, das wird Wirklichkeit werden. 2098 ist das Jahr der Gründung. Etwa 200 Jahre später wird die Firma in TimeJumper umbenannt werden. Sie hält ihre Monopolstellung. Trotzdem reicht die Anzahl der Fälle aus, um Chaos in der Welt auszulösen.« Sie ließ ihre Worte kurz wirken und sah die Verwirrung in den Augen der Wissenschaftlerin.
»Was?«, fragte diese ungläubig.
Der Rest des Gespräches kam ihr vor wie ein Dejá vù. Sie erzählten ihre Geschichte, woher sie kamen und was sie dazu bewogen hatte, in ihre Zeit zu kommen. Wie sie mit ihrem älteren Ich gesprochen und sie überzeugt hatten, aber nicht weitergekommen waren. Sie zeigten ihr die Nachrichten von Janes EIP und hatten sie zum Schluss überzeugt.
Ellen fuhr sich durch das Gesicht und durch die Haare.
»Sie müssen Ihre Unterlagen vernichten«, sagte Christoph energischer, aber zur Überraschung der beiden schüttelte die Forscherin den Kopf. »Nein … nein, das kann ich nicht allein entscheiden. I-ich muss mit den anderen sprechen.« Ihre Stimme war zittrig, aber sie schien entschlossen. Sie griff nach ihrem Handy, das auf dem Küchentisch lang, und erhob sich. »Bitte entschuldigen Sie mich kurz ich … Ich muss mit meinen Kolleginnen sprechen.«
»Ja, natürlich«, sagten Jane und Christopher wie aus einem Mund und sahen Ellen hinterher, wie sie im Wohnzimmer verschwand und die Tür hinter sich schloss. Nur gedämpft vernahmen sie ihre Stimme, verstanden aber keins der Worte, die sie sprach. Trotzdem schwiegen die beiden gespannt. Als Ellen nach etwa zehn Minuten zurückkehrte, sahen sie fragend auf.
»Kommen Sie«, forderte Ellen die beiden auf. »Ich habe ein Treffen mit meinen Kolleginnen vereinbart und ihnen noch nichts von der ganzen Geschichte erzählt. Ich denke, das werden Sie besser können als ich.«
Jane erhob sich.
»Gut, das war eine kluge Entscheidung.« So würden sie nicht alle einzeln aufsuchen müssen.
Sie folgten der Forscherin durch den Flur, streiften ihre Schuhe wieder über und betraten dann das Treppenhaus.
»Was, denken Sie, werden die anderen von der Sache halten?«
Ellen wurde etwas langsamer und schien zu überlegen.
»Hm … Es wird ihnen nicht leicht fallen. Besonders Rebecca nicht, sie hängt sehr an dem Projekt. Aber ich denke, im Endeffekt werden sie alle einsichtig sein. Sie sind nicht dumm. Und wenn wir helfen können, das zu verhindern, was sie mir gezeigt haben, dann bin ich sicher, dass sie alle einverstanden sein werden, die Unterlagen zu vernichten.« Der entschlossene Ton in ihrer Stimme gefiel Jane.
»Gut«, sagte sie. Dann folgten sie und Christopher Ellen zu ihrem Auto und machten sich zum Platz des Treffens auf.
Zuletzt von Pooly am Mi 07 Jul 2010, 14:17 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet