Das Leben ist kein Zuckerschlecken
Buch
Titel: Landliebe gesucht OT: Brunstkalendern Seiten: 349
Verlag: Piper Verlag ISBN: 978-3-492-26279-8 EUR: 7.95
Autor
Emma Hamberg: geboren 1971 in Vänersborg / Schweden
Autorin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher, ebenfalls tätig als Comiczeichnerin und für Rundfunk und Fernsehen, verheiratet, 3 Kinder
Buchinhalt
Emma Hamberg beschreibt in Landliebe gesucht Leben, Lieben und Leiden der drei Schwestern Marie, Lena und Åsa.
Aufgewachsen zwischen Kühen und Landwirtschaftspflichten, hat sich jede von ihnen vom heimatlichen hof Solvändan losgesagt und jeweils ihre ganz eigene Lebensweise entwickelt.
Marie, jenseits der 40, ist Barchefin der Rock´n´chocks-Bar und ein wandelndes Klischee schlechthin. Aufreizende Kleidung, künstliche Oberweite, gebleichte Mähne, ohne feste Beziehung dafür aber gleich drei Liebhaber für gelegentliche Abenteuer bei Bedarf.
Lena, 34 Jahre, ist verheiratet und Mutter. Neben Robert, ihrem Mann, und den vier Kindern Josefine, kurz Jossi, Vilda, Engla und Hampus, bevölkern Kaninchen, Hunde, Katzen und Meerschweinchen Haus und Hof.
Da das Geld hinten und vorne nicht reicht, muss Lena neben zahlreichen Haushaltspflichten ab und zu im Laden, in der Kindertagesstätte und in der Schulküche dazuverdienen.
Schließlich bleibt noch Åsa. Sie und Adam wohnen in einer eigenen 224 qm Wohnung, die Åsa neben zwei weiteren Einzimmerapartments finanzieren konnte, nachdem sie ein äußerst lohnenswertes Geschäft mit Aktien machte.
Adam und sie teilen einige Gemeinsamkeiten wie ihre Arbeit in der IT-Branche, ihre Liebe zu Internet, Bergwandern und Langlauf und ihre Schüchternheit.
Zum dritten Geburtstag von Hampus, der kurz bevorsteht, werden sie zusammentreffen…
Meine Meinung
So unterschiedlich die Lebensweisen der Schwestern auch sind, haben die drei doch auch einiges gemeinsam.
Jede von ihnen ist im Grunde ihres Herzens unglücklich mit dem Leben, das sie führt. Alle drei werden auf ihre Weise vom Gefühl der Unzulänglichkeit verfolgt und sind eifersüchtig beziehungsweise neidisch auf Leben und vermeintlichen Erfolg der anderen.
Des Weiteren neigen sie dazu, belastenden Situationen oder Konfrontationen aus dem Weg zu gehen und ihren Problemen eher davonzulaufen, anstatt sie zu kommunizieren, sich ihnen zu stellen oder um Rat oder Hilfe zu bitten.
Lena ist mit Haushalt, Kindern, Tieren und einem Mann, der mehr Zeit als nötig bei der Arbeit verbringt, vollends überfordert.
Åsa ist trotz Mann an ihrer Seite einsam und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind, was aber nicht so recht klappen will.
Marie mimt wie immer nach außen die Coole und spielt diese Rolle bereits so lange mit Perfektion, dass sie sich dessen gar nicht mehr bewusst ist. Erst recht nicht ihren wahren Gefühlen und Wünschen.
Hinzu kommt, dass auch die Eltern bestimmte Erwartungen an ihren Nachwuchs haben, die beispielsweise Marie und Åsa trotz Erfolg im Leben bis dato nicht erfüllen.
Wie bei der täglichen Arbeit auf dem Hof benutzen sie auch im Zusammenhang mit ihren Töchtern Begriffe wie Brunstkalender oder Jungkühe, als seien sie Teil des Milchhofes wie Vieh und keine eigenständigen Menschen.
Kühe, die nicht kalben werden geschlachtet, zu mehr taugen sie nicht. Kurz und schmerzlos.
So nimmt das Unglück seinen Lauf!
Lea befindet sich derzeit in einem permanenten Strudel aus Wut, Trauer und Hilflosigkeit.
Erst Eismann Conny zaubert ein Lächeln zurück in Lenas tristen, trüben Alltag.
Die Melodie des Eisautos schiebt ihre Mundwinkel nach oben wie ein Pawlowscher Reflex und reanimiert ihre Lebensgeister.
Indessen selbige Lebensgeister aus Åsas und Adams Sexualleben dem Brunstkalender, der Sex nur an fruchtbaren Tagen erlaubt, zum Opfer fallen.
Als Marie noch vor Wut regelrecht überschäumt, dass das dumme Gör des Chefs mehr Geld in den Allerwertesten geschoben bekommt, während sie sich mit ihren 42 Jahren selbigen Nacht für Nacht aufreißt, kommt plötzlich der bittere Anruf: Papa ist tot…
Maries Gedanken rotieren um den Hof, Åsa indes hat mit deutlichen Schuldgefühlen zu kämpfen und Lena befürchtet, ihr gehe die Kraft aus und zieht drastische Konsequenzen.
Jede der Schwestern kämpft mit ihren eigenen aktuellen Problemen und erlebt durch den Tod des Vaters und die Hilflosigkeit der Mutter eine zusätzliche Belastung, nicht nur in der Tragik der Situation, sondern auch in der Konfrontation mit den jeweils anderen, ebenso wie mit den vielen bisher unausgesprochenen, teils unverarbeiteten Aspekten untereinander.
Es wimmelt vor Emotionen, die nicht gezeigt werden können, weil zu lange an der schützenden Fassade festgehalten wurde. Gefühlskälte nach außen, bedingungslose Liebe und Herzlichkeit im Innern.
Emma Hamberg setzt diese psychologische Seite der Handlung gezielt um und schafft damit einen absolut glaubwürdigen Hintergrund mit authentischen Charakteren, wie aus dem wahren Leben entsprungen.
Kurze abgehackte Sätze, teilweise anstelle von Aufzählungen, machen deutlich, wie die Gedanken der Figuren rotieren, wie sie zum Beispiel versuchen, der Lage Herr zu werden, die Situation in den Griff zu kriegen.
Sicherlich kein alltäglicher Stil, aber er passt ganz einfach zur Geschichte, verdeutlicht Empfinden der einzelnen Charaktere und lässt die Handlung nachvollziehbar und lebendig wirken.
Die Autorin schreibt modern und direkt, Umgangssprache und selbst Flüche sind keine Seltenheit.
In fließenden Perspektivenwechseln und ausgereifter Dramaturgie erleben wir eine Fülle von Emotionen: Wut, Kummer, Hilflosigkeit, Verbitterung, Eifersucht, Verzweiflung, Neid, Fassungslosigkeit, Trauer, Ohnmacht, Einsamkeit, Enttäuschung, Sarkasmus, Ironie, Angst, Panik, Freude, Lachen, Harmonie, Kampfeswille, Hoffnung, Aufregung, Hektik, Stolz und Ruhe. All dies verpackt in nur knapp 350 Seiten!
Im Verlauf der Handlung erkennen die Schwestern, ihre Ansprüche in realistische Bahnen zu lenken, würdigen und wertschätzen schließlich was sie haben, übernehmen Verantwortung und lernen Dankbarkeit zu zeigen.
Nachdem man sich durch die Nähe, die Hamberg vermittelt, doch sehr stark an die Schwestern gewöhnen konnte, mit ihnen Freude und Leid durchlebt hat, kommt man nicht umhin, ihnen nur das Beste zu wünschen.
So gesehen hat die Autorin einen zufrieden stellenden Abschluss des Romans gefunden.
Das Ende spricht zwar den Erfolg nicht wortwörtlich aus, schafft jedoch die Möglichkeit, sich eine bis dato glückliche Wendung vorzustellen.
Eine Zukunft, die Schwestern, Partner, Mutter und Hof zusammenschweißen wird.
Die Weichen sind eindeutig gelegt, der nötige Zusammenhalt geschaffen. Sie müssen ihr Glück nur noch beim Schopfe packen, dann können sie (in meiner Phantasie) gemeinsam auch alle Schwierigkeiten beiseite räumen.
Ein wohliger Ausgang für eine unterhaltsame Geschichte.
Fazit
Trotz all der Tragik und ausschweifenden Darstellung schwieriger Situationen, hat es - verflixt noch eins - richtig Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen.
Gäbe es einen Folgeband um die drei Schwestern samt Anhang, ich wäre zweifelsohne sofort dabei!
Buch
Titel: Landliebe gesucht OT: Brunstkalendern Seiten: 349
Verlag: Piper Verlag ISBN: 978-3-492-26279-8 EUR: 7.95
Autor
Emma Hamberg: geboren 1971 in Vänersborg / Schweden
Autorin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher, ebenfalls tätig als Comiczeichnerin und für Rundfunk und Fernsehen, verheiratet, 3 Kinder
Buchinhalt
Emma Hamberg beschreibt in Landliebe gesucht Leben, Lieben und Leiden der drei Schwestern Marie, Lena und Åsa.
Aufgewachsen zwischen Kühen und Landwirtschaftspflichten, hat sich jede von ihnen vom heimatlichen hof Solvändan losgesagt und jeweils ihre ganz eigene Lebensweise entwickelt.
Marie, jenseits der 40, ist Barchefin der Rock´n´chocks-Bar und ein wandelndes Klischee schlechthin. Aufreizende Kleidung, künstliche Oberweite, gebleichte Mähne, ohne feste Beziehung dafür aber gleich drei Liebhaber für gelegentliche Abenteuer bei Bedarf.
Lena, 34 Jahre, ist verheiratet und Mutter. Neben Robert, ihrem Mann, und den vier Kindern Josefine, kurz Jossi, Vilda, Engla und Hampus, bevölkern Kaninchen, Hunde, Katzen und Meerschweinchen Haus und Hof.
Da das Geld hinten und vorne nicht reicht, muss Lena neben zahlreichen Haushaltspflichten ab und zu im Laden, in der Kindertagesstätte und in der Schulküche dazuverdienen.
Schließlich bleibt noch Åsa. Sie und Adam wohnen in einer eigenen 224 qm Wohnung, die Åsa neben zwei weiteren Einzimmerapartments finanzieren konnte, nachdem sie ein äußerst lohnenswertes Geschäft mit Aktien machte.
Adam und sie teilen einige Gemeinsamkeiten wie ihre Arbeit in der IT-Branche, ihre Liebe zu Internet, Bergwandern und Langlauf und ihre Schüchternheit.
Zum dritten Geburtstag von Hampus, der kurz bevorsteht, werden sie zusammentreffen…
Meine Meinung
So unterschiedlich die Lebensweisen der Schwestern auch sind, haben die drei doch auch einiges gemeinsam.
Jede von ihnen ist im Grunde ihres Herzens unglücklich mit dem Leben, das sie führt. Alle drei werden auf ihre Weise vom Gefühl der Unzulänglichkeit verfolgt und sind eifersüchtig beziehungsweise neidisch auf Leben und vermeintlichen Erfolg der anderen.
Des Weiteren neigen sie dazu, belastenden Situationen oder Konfrontationen aus dem Weg zu gehen und ihren Problemen eher davonzulaufen, anstatt sie zu kommunizieren, sich ihnen zu stellen oder um Rat oder Hilfe zu bitten.
Lena ist mit Haushalt, Kindern, Tieren und einem Mann, der mehr Zeit als nötig bei der Arbeit verbringt, vollends überfordert.
Åsa ist trotz Mann an ihrer Seite einsam und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind, was aber nicht so recht klappen will.
Marie mimt wie immer nach außen die Coole und spielt diese Rolle bereits so lange mit Perfektion, dass sie sich dessen gar nicht mehr bewusst ist. Erst recht nicht ihren wahren Gefühlen und Wünschen.
Hinzu kommt, dass auch die Eltern bestimmte Erwartungen an ihren Nachwuchs haben, die beispielsweise Marie und Åsa trotz Erfolg im Leben bis dato nicht erfüllen.
Wie bei der täglichen Arbeit auf dem Hof benutzen sie auch im Zusammenhang mit ihren Töchtern Begriffe wie Brunstkalender oder Jungkühe, als seien sie Teil des Milchhofes wie Vieh und keine eigenständigen Menschen.
Kühe, die nicht kalben werden geschlachtet, zu mehr taugen sie nicht. Kurz und schmerzlos.
So nimmt das Unglück seinen Lauf!
Lea befindet sich derzeit in einem permanenten Strudel aus Wut, Trauer und Hilflosigkeit.
Erst Eismann Conny zaubert ein Lächeln zurück in Lenas tristen, trüben Alltag.
Die Melodie des Eisautos schiebt ihre Mundwinkel nach oben wie ein Pawlowscher Reflex und reanimiert ihre Lebensgeister.
Indessen selbige Lebensgeister aus Åsas und Adams Sexualleben dem Brunstkalender, der Sex nur an fruchtbaren Tagen erlaubt, zum Opfer fallen.
Als Marie noch vor Wut regelrecht überschäumt, dass das dumme Gör des Chefs mehr Geld in den Allerwertesten geschoben bekommt, während sie sich mit ihren 42 Jahren selbigen Nacht für Nacht aufreißt, kommt plötzlich der bittere Anruf: Papa ist tot…
Maries Gedanken rotieren um den Hof, Åsa indes hat mit deutlichen Schuldgefühlen zu kämpfen und Lena befürchtet, ihr gehe die Kraft aus und zieht drastische Konsequenzen.
Jede der Schwestern kämpft mit ihren eigenen aktuellen Problemen und erlebt durch den Tod des Vaters und die Hilflosigkeit der Mutter eine zusätzliche Belastung, nicht nur in der Tragik der Situation, sondern auch in der Konfrontation mit den jeweils anderen, ebenso wie mit den vielen bisher unausgesprochenen, teils unverarbeiteten Aspekten untereinander.
Es wimmelt vor Emotionen, die nicht gezeigt werden können, weil zu lange an der schützenden Fassade festgehalten wurde. Gefühlskälte nach außen, bedingungslose Liebe und Herzlichkeit im Innern.
Emma Hamberg setzt diese psychologische Seite der Handlung gezielt um und schafft damit einen absolut glaubwürdigen Hintergrund mit authentischen Charakteren, wie aus dem wahren Leben entsprungen.
Kurze abgehackte Sätze, teilweise anstelle von Aufzählungen, machen deutlich, wie die Gedanken der Figuren rotieren, wie sie zum Beispiel versuchen, der Lage Herr zu werden, die Situation in den Griff zu kriegen.
Sicherlich kein alltäglicher Stil, aber er passt ganz einfach zur Geschichte, verdeutlicht Empfinden der einzelnen Charaktere und lässt die Handlung nachvollziehbar und lebendig wirken.
Die Autorin schreibt modern und direkt, Umgangssprache und selbst Flüche sind keine Seltenheit.
In fließenden Perspektivenwechseln und ausgereifter Dramaturgie erleben wir eine Fülle von Emotionen: Wut, Kummer, Hilflosigkeit, Verbitterung, Eifersucht, Verzweiflung, Neid, Fassungslosigkeit, Trauer, Ohnmacht, Einsamkeit, Enttäuschung, Sarkasmus, Ironie, Angst, Panik, Freude, Lachen, Harmonie, Kampfeswille, Hoffnung, Aufregung, Hektik, Stolz und Ruhe. All dies verpackt in nur knapp 350 Seiten!
Im Verlauf der Handlung erkennen die Schwestern, ihre Ansprüche in realistische Bahnen zu lenken, würdigen und wertschätzen schließlich was sie haben, übernehmen Verantwortung und lernen Dankbarkeit zu zeigen.
Nachdem man sich durch die Nähe, die Hamberg vermittelt, doch sehr stark an die Schwestern gewöhnen konnte, mit ihnen Freude und Leid durchlebt hat, kommt man nicht umhin, ihnen nur das Beste zu wünschen.
So gesehen hat die Autorin einen zufrieden stellenden Abschluss des Romans gefunden.
Das Ende spricht zwar den Erfolg nicht wortwörtlich aus, schafft jedoch die Möglichkeit, sich eine bis dato glückliche Wendung vorzustellen.
Eine Zukunft, die Schwestern, Partner, Mutter und Hof zusammenschweißen wird.
Die Weichen sind eindeutig gelegt, der nötige Zusammenhalt geschaffen. Sie müssen ihr Glück nur noch beim Schopfe packen, dann können sie (in meiner Phantasie) gemeinsam auch alle Schwierigkeiten beiseite räumen.
Ein wohliger Ausgang für eine unterhaltsame Geschichte.
Fazit
Trotz all der Tragik und ausschweifenden Darstellung schwieriger Situationen, hat es - verflixt noch eins - richtig Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen.
Gäbe es einen Folgeband um die drei Schwestern samt Anhang, ich wäre zweifelsohne sofort dabei!