Anna Gavalda
In der winterlichen Weihnachtszeit des Jahres 1970 erblickt Anna Gavalda in Frankreich das Licht der Welt.
Als älteste von drei Kindern erlebt sie eine behütete Kindheit am Lande.
Radfahren, Angeln, Knallfrösche und feuchte Küsse hinter der Kirche. Mutter Künstlerin, Vater wäre gern Künstler gewesen. Zu Hause viele Bücher, viele Comics, viele Schallplatten und viele Filme.
Mit fünfzehn Jahren wird sie auf ein Internat, das von Dominikanerinnen geleitet wird, geschickt.
Schuluniform, Lateinübersetzungen, Seufzer und Liebeserklärungen hinterm Bushäuschen
Nach ihrem Schulabschluss studiert sie in der Hauptstadt Paris Literatur.
Mit dem 1999 erscheinenden Erzählband 'Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet' wird sie auf einem Schlag berühmt. In Folge des schriftstellerischen Durchbruches beendete die mittlerweile zweifache Mutter ihre Anstellung als Französischlehrerin.
Heute lebt sie in Paris und ist neben ihrer Arbeit als Autorin, auch als Journalistin für das Magazin 'Elle' tätig.
Werk:
Kurzgeschichten
♣ Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet
♣ Ceux qui savent comprendront
♣ Nouvelles à chute
♣ Das Wetter ist schön, das Leben auch
Romane
♣ L'Échappée belle
♣ Ich habe sie geliebt [Verfilmung]
♣ Zusammen ist man weniger allein [Verfilmung] Rezension
♣ A leurs bons cœurs
♣ Alles Glück kommt nie
♣ Ein geschenkter Tag
Kinderbücher
♣ 35 Kilo Hoffnung
Interview:
[Ausschnitte]
► Wenn Sie schreiben, welche Bedingungen schaffen Sie sich dann? Wo und wann, mit welchen Hilfsmitteln, in welcher Atmosphäre, mit welcher Musik?
Ich setze mich hin, wenn die Kinder im Bett sind, ich arbeite auf einem Laptop und in einer verqualmten Atmosphäre (aber zum letzten Mal, das habe ich meiner Lunge versprochen). Ich höre Musik und drehe immer lauter auf, damit ich wach bleibe, und wenn Michael Jackson brüllt: Just beat it, beat it, gebe ich auf.
Dann ist es in der Regel drei Uhr morgens.
► Zwischen Zusammen ist man weniger allein und Alles Glück kommt nie liegen vier Jahre. Womit haben Sie sich in dieser Zeit beschäftigt?
Ich habe dieses Buch verdaut, an seiner Veröffentlichung in einigen anderen Ländern mitgearbeitet, mich auf „Alles Glück kommt nie vorbereitet“ (Recherchen etc.), mir gesagt, dass es nie fertig würde, den Moment hinausgeschoben, in dem ich das Manuskript zum letzten Mal lesen sollte, ich habe hundert Mal über meinen Beruf nachgedacht, den Text poliert, selbst dabei noch abgenommen und meinen Schlafrhythmus über den Haufen geworfen.
► Wie würden Sie Ihr neues Buch, "Alles Glück kommt nie" zusammenfassen? Eine Geschichte über Menschen, die unglücklich sind und glücklich werden?
Es ist das Leben eines Mannes in einem Zeitraum von etwas über einem Jahr, unter dem Mikroskop betrachtet. Oder vielmehr sein Elektroenzephalogramm, die Spannungsschwankungen dessen, was noch ein bisschen in ihm zuckt.
► Ihr Protagonist ist ein Mann von sechsundvierzig Jahren, der das Verlangen hat, endlich wieder einmal durchzuatmen. Wie ist es Ihnen gelungen, sich so gut in ihn einzufühlen?
Er hat sich in mich eingefühlt, denn ich bin sehr durchlässig. Ich bin in den Stimmbruch gekommen und musste mich jeden Morgen rasieren…
► »Alles ist eine Geschichte, Charles. Absolut alles und für alle. Man findet nur nie jemanden, der sie hören will«, schreiben Sie. Sie jedenfalls haben Menschen gefunden, die Ihre Geschichten hören (und sogar lesen) wollen. Sie haben zahlreiche Leser, und die haben einen völlig unterschiedlichen Background. Wie ist da so eine Übereinstimmung möglich?
Ich weiß es nicht. Vielleicht, gerade weil ich ihnen Geschichten erzähle… Gestern, als ich Widmungen schrieb, hat eine Dame zu mir gesagt:
– Anna, Sie wissen doch, warum Sie weiterschreiben müssen?
– Äh … nein …
– Weil jetzt das Rentenalter heraufgesetzt worden ist und ich Sie für die Metrofahrten brauche …
Also … das ist die Übereinstimmung: um die Menschen die neuen Gesetze vergessen zu lassen …
► Welche Bücher sind immer um Sie? Können Sie drei grundlegende Bücher empfehlen, die jeder lesen sollte, unabhängig von seinem Alter und seinem Hintergund?
Das einzige Buch, das ich immer um mich habe, ist das Synonymwörterbuch von Henri Bertaud du Chazaud, dem ich auf der letzten Seite von „Alles Glück kommt nie“ danke. Ich glaube nicht an »grundlegende« Bücher, das einzig Grundlegende ist die intellektuelle Neugier. Es ist nicht so wichtig, ob man die neueste Ausgabe eines Motocross-Magazins kauft oder die Bekenntnisse des heiligen Augustinus. Das Grundlegende ist, dass man sich von Zeit zu Zeit in die Einsamkeit zurückzieht und anders daraus hervorgeht.
► Die Leidenschaft, die Sie wecken – ich spreche ausschließlich von der Ihrer Leser –, freuen Sie sich darüber oder macht sie Sie verlegen?
Sie macht mich dermaßen verlegen, dass ich mich von ihr befreien muss. Es ist eine Frage des künstlerischen Überlebens für mich. Das mag pathetisch klingen, aber ich weiß, wovon ich spreche. Es kommt mir vor wie der Sturz von einem Pferd: Man fühlt sich ganz zerschlagen. Entweder mache ich mich sofort wieder an die Arbeit oder ich veröffentliche in den kommenden zehn Jahren nichts. Das einzige, was mich beunruhigt, sind die Metrofahrten der Dame, die ich eben zitiert habe…
Ich möchte ihr gern weiterhin Geschichten erzählen, aber nach meiner Tournee durch die Buchhandlungen und durch die Länder, wo ich versprochen habe, mich zur Schau zu stellen, werde ich mich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen.
Quellenangabe: offizielle website & wikipedia
In der winterlichen Weihnachtszeit des Jahres 1970 erblickt Anna Gavalda in Frankreich das Licht der Welt.
Als älteste von drei Kindern erlebt sie eine behütete Kindheit am Lande.
Radfahren, Angeln, Knallfrösche und feuchte Küsse hinter der Kirche. Mutter Künstlerin, Vater wäre gern Künstler gewesen. Zu Hause viele Bücher, viele Comics, viele Schallplatten und viele Filme.
Mit fünfzehn Jahren wird sie auf ein Internat, das von Dominikanerinnen geleitet wird, geschickt.
Schuluniform, Lateinübersetzungen, Seufzer und Liebeserklärungen hinterm Bushäuschen
Nach ihrem Schulabschluss studiert sie in der Hauptstadt Paris Literatur.
Mit dem 1999 erscheinenden Erzählband 'Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet' wird sie auf einem Schlag berühmt. In Folge des schriftstellerischen Durchbruches beendete die mittlerweile zweifache Mutter ihre Anstellung als Französischlehrerin.
Heute lebt sie in Paris und ist neben ihrer Arbeit als Autorin, auch als Journalistin für das Magazin 'Elle' tätig.
Werk:
Kurzgeschichten
♣ Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet
♣ Ceux qui savent comprendront
♣ Nouvelles à chute
♣ Das Wetter ist schön, das Leben auch
Romane
♣ L'Échappée belle
♣ Ich habe sie geliebt [Verfilmung]
♣ Zusammen ist man weniger allein [Verfilmung] Rezension
♣ A leurs bons cœurs
♣ Alles Glück kommt nie
♣ Ein geschenkter Tag
Kinderbücher
♣ 35 Kilo Hoffnung
Interview:
[Ausschnitte]
► Wenn Sie schreiben, welche Bedingungen schaffen Sie sich dann? Wo und wann, mit welchen Hilfsmitteln, in welcher Atmosphäre, mit welcher Musik?
Ich setze mich hin, wenn die Kinder im Bett sind, ich arbeite auf einem Laptop und in einer verqualmten Atmosphäre (aber zum letzten Mal, das habe ich meiner Lunge versprochen). Ich höre Musik und drehe immer lauter auf, damit ich wach bleibe, und wenn Michael Jackson brüllt: Just beat it, beat it, gebe ich auf.
Dann ist es in der Regel drei Uhr morgens.
► Zwischen Zusammen ist man weniger allein und Alles Glück kommt nie liegen vier Jahre. Womit haben Sie sich in dieser Zeit beschäftigt?
Ich habe dieses Buch verdaut, an seiner Veröffentlichung in einigen anderen Ländern mitgearbeitet, mich auf „Alles Glück kommt nie vorbereitet“ (Recherchen etc.), mir gesagt, dass es nie fertig würde, den Moment hinausgeschoben, in dem ich das Manuskript zum letzten Mal lesen sollte, ich habe hundert Mal über meinen Beruf nachgedacht, den Text poliert, selbst dabei noch abgenommen und meinen Schlafrhythmus über den Haufen geworfen.
► Wie würden Sie Ihr neues Buch, "Alles Glück kommt nie" zusammenfassen? Eine Geschichte über Menschen, die unglücklich sind und glücklich werden?
Es ist das Leben eines Mannes in einem Zeitraum von etwas über einem Jahr, unter dem Mikroskop betrachtet. Oder vielmehr sein Elektroenzephalogramm, die Spannungsschwankungen dessen, was noch ein bisschen in ihm zuckt.
► Ihr Protagonist ist ein Mann von sechsundvierzig Jahren, der das Verlangen hat, endlich wieder einmal durchzuatmen. Wie ist es Ihnen gelungen, sich so gut in ihn einzufühlen?
Er hat sich in mich eingefühlt, denn ich bin sehr durchlässig. Ich bin in den Stimmbruch gekommen und musste mich jeden Morgen rasieren…
► »Alles ist eine Geschichte, Charles. Absolut alles und für alle. Man findet nur nie jemanden, der sie hören will«, schreiben Sie. Sie jedenfalls haben Menschen gefunden, die Ihre Geschichten hören (und sogar lesen) wollen. Sie haben zahlreiche Leser, und die haben einen völlig unterschiedlichen Background. Wie ist da so eine Übereinstimmung möglich?
Ich weiß es nicht. Vielleicht, gerade weil ich ihnen Geschichten erzähle… Gestern, als ich Widmungen schrieb, hat eine Dame zu mir gesagt:
– Anna, Sie wissen doch, warum Sie weiterschreiben müssen?
– Äh … nein …
– Weil jetzt das Rentenalter heraufgesetzt worden ist und ich Sie für die Metrofahrten brauche …
Also … das ist die Übereinstimmung: um die Menschen die neuen Gesetze vergessen zu lassen …
► Welche Bücher sind immer um Sie? Können Sie drei grundlegende Bücher empfehlen, die jeder lesen sollte, unabhängig von seinem Alter und seinem Hintergund?
Das einzige Buch, das ich immer um mich habe, ist das Synonymwörterbuch von Henri Bertaud du Chazaud, dem ich auf der letzten Seite von „Alles Glück kommt nie“ danke. Ich glaube nicht an »grundlegende« Bücher, das einzig Grundlegende ist die intellektuelle Neugier. Es ist nicht so wichtig, ob man die neueste Ausgabe eines Motocross-Magazins kauft oder die Bekenntnisse des heiligen Augustinus. Das Grundlegende ist, dass man sich von Zeit zu Zeit in die Einsamkeit zurückzieht und anders daraus hervorgeht.
► Die Leidenschaft, die Sie wecken – ich spreche ausschließlich von der Ihrer Leser –, freuen Sie sich darüber oder macht sie Sie verlegen?
Sie macht mich dermaßen verlegen, dass ich mich von ihr befreien muss. Es ist eine Frage des künstlerischen Überlebens für mich. Das mag pathetisch klingen, aber ich weiß, wovon ich spreche. Es kommt mir vor wie der Sturz von einem Pferd: Man fühlt sich ganz zerschlagen. Entweder mache ich mich sofort wieder an die Arbeit oder ich veröffentliche in den kommenden zehn Jahren nichts. Das einzige, was mich beunruhigt, sind die Metrofahrten der Dame, die ich eben zitiert habe…
Ich möchte ihr gern weiterhin Geschichten erzählen, aber nach meiner Tournee durch die Buchhandlungen und durch die Länder, wo ich versprochen habe, mich zur Schau zu stellen, werde ich mich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen.
Quellenangabe: offizielle website & wikipedia
Zuletzt von Amira am Di 12 März 2013, 12:03 bearbeitet; insgesamt 8-mal bearbeitet