BIANCA STÜCKER
SCHAULAUFEN FÜR ANFÄNGER:
Eine prinzipielle Liebesgeschichte für uncoole Leser
Inhalt:
Nancy ist in einer WG untergekommen, die was darstellt - schöne Menschen, souveräne Leben. Sie versucht, dazuzugehören und zu sein, wie man sein sollte. Doch als der unzeitgemäße Raffaele auftaucht, reißen bei allen Mitbewohnern die Fassaden ein: Auf einmal schlägt echte Liebe zu - und echte Gewalt ...
SCHAULAUFEN FÜR ANFÄNGER:
Eine prinzipielle Liebesgeschichte für uncoole Leser
Inhalt:
Nancy ist in einer WG untergekommen, die was darstellt - schöne Menschen, souveräne Leben. Sie versucht, dazuzugehören und zu sein, wie man sein sollte. Doch als der unzeitgemäße Raffaele auftaucht, reißen bei allen Mitbewohnern die Fassaden ein: Auf einmal schlägt echte Liebe zu - und echte Gewalt ...
Broschiert: 223 Seiten
Verlag: Fischer
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596172942
ISBN-13: 978-3596172948
Es war der Titel - oder vielleicht auch eher der Untertitel - der mich zu dem Buch hat geifen lassen. Auch, wenn die Inhaltsangabe ein anderes Bild vermittelt, als was schließlich an den Leser geliefert wird. Das Buch dreht sich hauptsächlich um die mitte-zwanzige Studentin Nancy, die in eine WG zieht, die aus Freunden ihres Exfreundes besteht. Sie lernt Shaoe und Jerry, ihre Mitbewohner, schnell gut kennen und kommt mit ihnen aus. Doch Nancy hat ein großes Problem: bei jeder weiteren Seite wird dem Leser mehr und mehr klar, was für eine unsichere Protagonistin sie ist. Wenig Selbstbewusstsein, Angst davor, ihre ehrliche Meinung zu sagen oder irgendetwas zu tun, das andere nicht gut finden könnten.
Das Ganze ging so weit, dass sie in ihrem Leben nur mit Jungs zusammen war, die sehr begehrt waren und die andere gut fanden, während sie persönlich vielleicht gar nichts für diese Person empfand.
Mir fiel es unglaublich schwer, Nancy zu mögen. Jemand, der es nicht wagt, sich eine eigene Meinung zu bilden oder auch mal ein Widerwort zu sprechen, bietet zwar viel Konfliktmaterial, doch sympathisch oder verständlich hat mir das sie ganz und gar nicht gemacht.
Sie entwickelt sich zum Ende hin ein Stück weiter - das ganze wird durch das Auftauchen von Raffaele angeschubst, der nicht der perfekten Illusion ihrer Mitbewohner entspricht. Denn er ist fülliger (oder 'überall weich', wie Nancy es stets betont) und nicht von sich eingenommen oder selbstverliebt. Er wirkt auf Nancy sofort anziehend. Ihre Verbindung hat mich als Leser schon bezaubert, auch wenn ich finde, dass die Autorin ein paar Mal zu oft übertrieben hat. So wirkte es so, als würde Nancy einen Fetisch haben, weil sie Raffaele am Anfang zum Teil auch objektifiziert hat, ihn wegen seiner Andersartigkeit mochte, obwohl sie ihn nicht kannte und sich auch nicht unbedingt für IHN interessierte, sondern eher für seinen weichen, vollen Körper und wie es wohl wäre, Sex mit ihm zu haben.
Dieser Aspekt hat mir absolut nicht gefallen, das habe ich nicht verstanden (und damit meine ich nicht, dass WARUM sie ihn mag, sondern wie und mit welcher Intensität die Autorin dort in die Vollen gegangen ist.) Was mir noch nicht gefallen hat, war der Schreibstil, da er nichts Besonderes oder Schönes aufwies. Er war in Ordnung, doch die Sätze flossen nicht, es war teilweise nicht gut zu lesen und es fehlte ein echter 'Stil'.
Kein schlechtes Buch, auch wenn sehr spezielle Themen wie Prostitution, Fremdgehen, Fetische usw. direkt angesprochen werden und ich mir als Leser manchmal nicht sicher war, ob die Autorin das ganze ins Lächerliche ziehen wollte, oder ernst meinte. Am Schlimmsten fand ich, dass ich keine Verbindung zur Protagonistin herstellen konnte, obwohl ich mich in einigen ihrer Ängste wiedererkannt habe. Sie war so extrem dargestellt, dass sie mir von Anfang an schrecklich unsympathisch war und das zum Ende hin nur minimal besser wurde.