Katharina Hagena
Der Geschmack von Apfelkernen
16,95 256 Seiten 9783462039702 Kiepenheuer & Witsch Verlag 25. Februar 2008 Gebundene Ausgabe | 8,99 € 254 Seiten 9783462041491 Kiepenheuer & Witsch Verlag 24. August 2009 Taschenbuchausgabe | 10,00 € 332 Seiten 9783462042702 Kiepenheuer & Witsch Verlag 1. April 2011 Geschenkausgabe |
Ich öffnete den Schreibtisch, und der vertraute Geruch von Holzpolitur, Akten und Pfefferminz schlug mir entgegen.
Ich setzte mich auf den Boden, atmete den Geruch und schaute in den Schreibtisch.
Ich setzte mich auf den Boden, atmete den Geruch und schaute in den Schreibtisch.
Inhalt
Als ihre Großmutter Bertha stirbt, erbt Iris ihr Haus. Dieses Haus ist eng verknüpft mit vielen Kindheitserinnerungen und als Iris wieder in den Zimmern steht, werden diese Erinnerungen lebendig. Drei Generationen lebten hier und Iris geht ihren Geschichten auf den Grund, erinnert sich gemeinsam mit Freunden und Bekannten.
Oben war die Luft dick und alt und warm wie die Wolldecken,
die dort in den Truhen lagen.
die dort in den Truhen lagen.
Meine Meinung
Ich muss gestehen, dass ich das Buch nach den ersten zwanzig Seiten erstmal zur Seite legte. Zu verwoben war mir die Erzählweise, zu viele Charaktere wurden genannt. Aber kämpft man sich einmal durch die erste Verwirrung hindurch, wird man mit einer wunderschönen Geschichte belohnt. Oder sollte ich eher sagen mit mehreren wunderschönen Geschichten?
Iris taucht in ihre eigene Vergangenheit ein, aber auch in die Vergangenheit ihrer Tanten und ihrer Großmutter. Drei Generationen werden genauer beleuchtet, Schlüsselszenen vorgestellt. Immer wieder wird Iris mit diesen Erinnerungen konfrontiert, wenn sie sich in dem alten Haus bewegt, unter dem so viele verschiedene Menschen gelebt haben. Sie erinnert sich an ihre eigenen Erlebnisse, aber auch an Erlebniserzählungen anderer und so entsteht langsam ein Gesamtbild.
Der Schreibstil ist flüssig und sanft, die Worte fließen ineinander wie die Erinnerungen. Wenige Tage werden erzählt und doch gibt es so viel zu erfahren. An Iris Seite begibt man sich auf die Reise in der Vergangenheit, nimmt teil an ihren bildhaften Beschreibungen. Die Geschichte wird sehr ruhig erzählt, verliert aber nie an Spannung.
Kritisieren kann man vielleicht die teilweise etwas steifen Dialoge. Oder eben den etwas schweren Einstieg. Aber mich hat das Buch trotz der kleinen Mängel mitgerissen und begeistert. Ein Buch, bei dem man traurig ist, wenn man es ausgelesen hat. Fragen blieben doch zurück und geistern noch lange im Kopf herum.
Das mag nun alles sehr ruhig klingen, aber das ist es nicht nur. Es gibt auch durchaus komische Momente, ebenso wie traurige Momente oder bedrückende Momente. Vieles, was zum Nachdenken anregt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
Als Bertha einen Monat nach dem sommerlichen Apfelblütenwunder weinend durch den Garten lief,
sah sie, dass die roten Johannisbeeren weiß geworden waren. Die schwarzen waren schwarz geblieben.
Alle anderen Johannisbeeren trugen nun das grünliche Grauweiß von Asche.
In diesem Jahr gab es viele Tränen und besonders guten Johannisbeergelee.
sah sie, dass die roten Johannisbeeren weiß geworden waren. Die schwarzen waren schwarz geblieben.
Alle anderen Johannisbeeren trugen nun das grünliche Grauweiß von Asche.
In diesem Jahr gab es viele Tränen und besonders guten Johannisbeergelee.