Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Originaltitel: Prince of Thorns
Es ist erstaunlich, welche Verbrechen man als Leser zu vergeben bereit ist, wenn man im Austausch dafür ein gutes Buch zu lesen bekommt.
Das dachte ich, nachdem ich dieses Buch beendet hatte.
Inhalt
Sag uns kurz, wie du heißt.
Jorg. Eigentlich Kronprinz Jorg von Ankrath, aber das war einmal.
Du siehst jung aus. Wie alt bist du, fünfzehn?
Knapp daneben. Mit fünfzehn werde ich König sein!
Du bist die meistgehasste Person im ganzen Land. Warum?
Nun ja, wenn man mit einer Horde Gesetzloser ganze Dörfer niederbrennt, löst das Unmut aus. Aber was würdest du tun, wenn die Königin, also deine Mutter, und dein Bruder vor deinen Augen getötet werden? Dieser Hass ist erst der Vorgeschmack auf meine Rache – denn die wird tödlich sein!
(Quelle: Amazon)
Jorg, 14 Jahre, führt eine Bande gewissenloser Mörder an, mit der er durchs Land zieht und alles niederbrennt, was ihm im Wege steht. Doch er hat große Pläne: Er will seinen Platz als Thronfolger zurück, und dafür geht er nicht nur sprichwörtlich über Leichen ...
Meine Meinung
Dieses Buch ist moralisch eigentlich nicht tragbar. Die Hauptfigur plündert, mordet und vergewaltigt, und dennoch ist man ihr nach spätestens 100 Seiten hoffnungslos verfallen.
Jorg wandelt ständig an der Grenze zwischen "gerade noch erträglich" und "jenseits von Gut und Böse". Aber man kann nicht anders, als ihn zu lieben.
Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Es spielt in einer Welt, die auf faszinierende Weise in der unseren verankert ist, was man aber erst viel später begreift. Der Fantasy-Aspekt ist relativ gering, der Anteil an blutigem Gemetzel dafür umso höher. Leser mit schwachen Nerven werden nicht viel Freude an diesem Buch haben.
Was mich besonders faszinierte, war die wunderschöne Sprache, die oftmals in so krassem Kontrast zu den beschriebenen Szenarien steht.
Und zwischen aller Grausamkeit wirft Jorg immer wieder seine eigenen philosophischen Gedanken ein, denn er ist als Königssohn hoch gebildet.
Er versucht nicht, seine Verbrechen zu beschönigen oder zu rechtfertigen. Er ist sich bewusst, was er tut und steht hinter seinen Entscheidungen.
Dabei ist er aber keineswegs gefühllos. Auch er hat hinter all der Kaltblütigkeit seine Ängste und Sorgen.
Ich glaube, dieses Buch kann man nur hassen oder lieben. Dazwischen gibt es nichts.