Quelle
Verlag: Beltz & Gelberg
Seitenzahlen: 415
Preis: 16,95€ (Amazon)
Empfohlen ab: 12 Jahre
In nicht allzu ferner Zukunft, hat der Mensch nicht nur die Höhen, sondern auch die Tiefen der Erde für sich beansprucht. ARAC ist einer der weltweit größten Konzerne im Bereich Tiefseeforschung und –schätze.
Leon lebt seit dem Tod seiner Eltern auf der Tauchstation Benthos II auf dem Meeresgrund vor Hawaii, wo er für die ARAC als Flüssigkeitstaucher arbeitet. Zusammen mit seiner Partnerin Lucy, einer intelligenten Krake, durchforstet er den Meeresgrund nach wertvollen Bodenschätzen. Leon ist zufrieden mit seinem Los, denn die Tiefsee und Lucy sind alles, was er zum Leben braucht.
Doch dann geschehen merkwürdige Dinge mit dem Meer. Todeszonen erscheinen plötzlich überall und vertreiben die Tiefseebewohner aus ihrem natürlichen Lebensraum hinauf an Land.
Als niemand Antworten geben und suchen will, findet Leon ausgerechnet in Carima, einem Mädchen von „oben“, eine unverzichtbare Verbündete.
Mein Freund, was ist? Vielkalt sind deine Gedanken. Ist etwas nicht gut? Lucys Stimme, ganz klein und verloren.
Ja, antwortete Leon müde. Mir ist gerade eisig kalt. Manchmal fängt man an, über sein Leben nachzudenken … und dann fühlt man sich, als würde man von einer Strömung davon-gerissen …
–Brandis & Ziemek:„Ruf der Tiefe“, Seite 74
Ähnlich fühlst Du Dich, wenn Du dieses Buch in die Hand nimmt. Es spült Dich davon, reißt Dich mit in seine Tiefen und lässt Dich solange nicht los, bis die allerletzte Seite –die allerletzte Zeile– erreicht wurde.
Dazu tragen natürlich die liebenswerten Charaktere bei, allen voran die aufgeweckte Krake Lucy. Schon nach den ersten paar Seiten hat sie die Leser um ihre acht Tentakeln gewickelt. Vor allem die Gespräche zwischen ihr und Leon haben es immer geschafft, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern.
Um es mit Lucys Worten auszudrücken: „Großviel gut!“
Auch sehr gelungen, fand ich die Wahl der Erzählerperspektive, oder in diesem Fall: Erzählerperspektiven.
Die beiden Hauptpersonen, Leon und Carima, können verschiedener eigentlich nicht mehr sein. „Unten“ und „Oben“ – der größte Gegensatz in dieser Geschichte, wird von diesen beiden jungen Menschen dargestellt. Der Leser erfährt somit alle Pro und Kontras in Bezug auf den Fortschritt der Forschung und dem Umgang der Menschen mit der Natur. Durch den regelmäßigen Perspektivenwechsel zwischen diesen beiden Figuren, werden beide Seiten der Medaille genau beleuchtet.
Am bemerkenswertesten finde ich, wie die beiden Autoren auf eine sehr glaubwürdige Art davon erzählen, wie unsere Welt einst aussehen könnte. Gelungen erklären Katja Brandis und ihre fachmännische Unterstützung Dr. Hans-Peter Ziemek (Biologe), wie die technischen Wunder in Leons –und vielleicht bald auch in der realen Welt– funktionieren. Dabei werden Fachbegriffe, wenn nicht im Text, dann im anschließenden Nachwort und Glossar, anschaulich erläutert, sodass auch jüngere Leser ohne Probleme alles verstehen können.
Dabei vermitteln sie ganz nebenbei und ohne, dass es wie ein schon ausgelutschtes Thema erscheint, wie wichtig Umweltschutz ist.
Leider fand ich persönlich das Ende nicht so vollkommen, wie der Rest des Buchs es eigentlich ist. Mir hat es zwar gefallen, wie Prolog und Epilog aufeinander abgestimmt sind, jedoch fand ich das Ende doch zu plötzlich. Ich fühlte mich, als hätte jemand böswillig die letzten Seiten herausgerissen oder als hätten die Autoren vergessen weiter zu schreiben.
Das heißt nicht, dass ich eine Fortsetzung erwarte, denn die Geschichte ist in sich schon abgeschlossen. Allerdings hätte ich mir ein sanfteres Auftauchen gewünscht.
Nichtsdestotrotz, empfehle ich dieses „großviel“ gute Buch weiter an alle, die unsere Erde noch ein Stückchen näher kennenlernen wollen.
Zuletzt von MulanHua am Fr 07 Okt 2011, 12:44 bearbeitet; insgesamt 4-mal bearbeitet