Informationen zur Taschenbuchausgabe:
Seiten: 352
Verlag (Erscheinungsdatum): Carlsen Verlag (Oktober 2009)
ISBN: 978-3551358615
Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Inhalt:
Südirland, 1984. Als Shells Mutter stirbt, wird ihr Vater zum religiösen Fanatiker und Trinker. Shell muss sich von nun an um ihre Geschwister kümmern. Doch sie lässt sich ihren Lebensmut nicht nehmen. Erst entwickelt sie eine zarte, aber zum Scheitern verurteilte Freundschaft zu Pater Rose, dann vertreibt sie sich die Zeit mit ihrem Schulkameraden Declan. Als der nach Amerika verschwindet, bleibt Shell schwanger zurück. Doch dieses Geheimnis ist nicht das einzige in der Gemeinde - plötzlich steht Shell im Mittelpunkt eines ungeheueren Skandals.
Meinung:
"Ein reiner Schrei" ist ein zartes, aber gleichzeitig sehr heftiges Buch, das offenbar mit viel Liebe geschrieben wurde. Während des Lesens konnte ich nicht anders, als die Worte in mich aufzusaugen. Siobhan Dowds Schreibstil ist sehr angenehm und außergewöhnlich. Sie schafft mit wenigen Worten beeindruckende Bilder, die in sekundenschnelle im Kopf erscheinen und dann nicht mehr verschwinden wollen. Für Gefühle benötigt sie wenige Worte - dennoch denkt man als Leser, man sei die Hauptperson. Ich habe Shells Leid gespürt, obwohl ich eigentlich meilenweit davon entfernt bin.
Am beeindruckendsten fand ich eine Stelle, an der ich fast weinen musste, obwohl sie nicht einmal traurig war. Die beschriebene Situation war vorstellbar, dennoch so unglaublich, dass ich einfach nicht mehr konnte. Das, finde ich, ist ganz große Kunst: Den Leser an Stellen zu Gefühlen zu bewegen, obwohl sie vielleicht gar nicht so gemeint sind.
Die Geschichte ist weder eine alltägliche, typische Geschichte noch etwas Bahnbrechendes. Sie konzentriert sich auf einen Kreis von wenigen Menschen, wird aber so beschrieben, dass sie einem als Leser wirklich nahe ans Herz geht. Daran sind zu Großteilen wahrscheinlich auch die Charaktere Schuld: Sie sind alle echt und menschlich, haben ihre kleinen Eigenheiten, an denen man sie wiedererkennt und bei den meisten weiß man nicht, ob man sie lieben, hassen oder bemitleiden soll.
Fazit:
Meiner Meinung nach hat Siobhan Dowd hier ein ganz großes Werk geschaffen. Dramatisch, aber nicht übertrieben, spannend, aber nicht reißerisch, bedrückend und traurig, aber mit lichten Momenten. Es bleibt einem in Gedanken, noch lange nachdem man es beendet hat. 5 von 5 Sternen gibt es von mir für das Buch.