Titel: Grim - Das Siegel des Feuers
Autor: Gesa Schwartz
Erscheinungsjahr: 2010
Seiten: 677
Verlag: Egmont LYX
ISBN: 978-3-8025-8303-2
Preis: 19,95€
Klappentext:
“Sie fürchten und beschützen uns seit uralter Zeit. Sie sind der kalte Hauch, der in einer warmen Sommernacht deine Wange streift, wenn du schläfst, und sie sind der schwache Duft von Dunkelheit im Morgengrauen. Sie sind die gefallenen Engel unserer Zeit, sie sind – die Gargoyles.“
Der Gargoyle Grim wahrt das steinerne Gesetz, nach dem niemals ein Mensch von der Existenz seines Volkes erfahren darf. Doch dann wird dieses Gesetz aufgrund eines rätselhaften Pergaments gebrochen. Gemeinsam mit der jungen Sterblichen Mia, einer Seherin des Möglichen, will Grim das Geheimnis des Pergaments ergründen. Sie ahnen nicht, dass sie einem Rätsel auf der Spur sind, welches das Schicksal der ganzen Welt bedroht …
Meine Meinung:
Mein erster Eindruck nach dem Lesen war: wow!
Ich war vollends begeistert und konnte das Buch kaum weglegen. Doch irgendwann legte sich diese Begeisterung auch wenig und das bisher eher perfekte Image bekam einige Risse.
Mir fielen Fehler auf, Dinge, die ich so nicht unbedingt gutheißen konnte.
Mit “Grim – Das Siegen des Feuers” kreiert Gesa Schwartz eine äußerst interessante Welt, die inmitten unserer existiert und wohl jedem zum Träumen bringt, selbst wenn einiges im Argen liegt. Dennoch üben diese steinernen Geschöpfe, die Gargoyles, eine Anziehungskraft aus, die schwer zu erklären ist – was jedoch klar ist: Frau Schwartz hat so etwas wie eine Marktlücke erkannt.
Und in eben dieser Welt lebt der Gargoyle Grim, der etwas anders ist als die anderen: Er hat Gefühle und sehnt sich nach den Menschen, obgleich er dieses zu unterdrücken versucht. Schwierig wird es, als sich eine langjährige Freundin als Menschenfreundin entpuppt und Grim erneut eng mit einem Menschen zusammenarbeiten muss – etwas, das er zu vermeiden versuchte.
Insgesamt sind diese beiden Charaktere – Grim und Mia gut beschrieben, sie gewinnen etwas Tiefe, zumal sie auch die Hauptpersonen sind. Dennoch denke ich, dass da noch mehr zu holen gewesen wäre. Mia wirkt noch ein wenig flacher als Grim, obwohl sie zwischendurch – in Momenten der Trauer – tatsächlich zu einem Menschen wird und nicht nur eine Romanfigut bleibt.
Grim dagegen hat seinen Charakter, seinen Charme, doch meiner Meinung nach lag die Autorin mit seinem “Sarkasmus” etwas daneben, so dass der Gargoyle irgendwann mehr wie ein störrischer kleiner Junge wirkt und gewiss nicht wie ein ehrbarer Gargoyle. Das, was er sagt, wirkt irgendwann leicht lächerlich. Auch fragt man sich unweigerlich, wie zum Teufel noch eins (um ihn mal zu zitieren) er, nachdem bereits fünf sogenannte Legenden als Wahrheit entpuppt wurden, immer noch alles als Legende und somit schier unmöglich abtun kann.
Nebencharaktere dagegen bleiben völlig flach, auch wenn eine Entwicklung manchmal sehr wünschenswert gewesen wäre. Remis zum Beispiel bleibt der flatterhafte, hibbelige Kobold, der Grim manchmal nervt. Mourier ist überwiegend ein fetter, nerviger Löwe mit einem Hang zu lächerlichen Kostümen, was in einer recht überzogenen Art und Weise dargestellt wird. Krallas ist und bleibt ein Schmierling, ekelhaft – Entwicklung ist da keine.
Wie man an der Länge der Ausführung sehen kann, ist dies auch mein Hauptkritikpunkt. Das Buch bietet so viele Möglichkeiten, da hätte es auch richtig komplexe Figuren verdient.
Ansonsten wird es den Charakteren manchmal sehr, sehr leicht gemacht. Was sie sich vornehmen klappt wie durch ein Wunder fast ohne Probleme und sollte es doch welche geben, ist sofort immer jemand da, der sie rettet oder wieder auf den rechten Weg bringt. Dadurch geht natürlich einiges an Spannung verloren, besonders zum Ende hin. Ich ahnte damals ernsthafte Probleme, doch ein paar Seiten später hatte sich das schon wieder erledigt. Das schont natürlich die Nerven des Lesers, aber ob das die Aufgabe eines Buches ist?
Letzte Anmerkung ist lediglich die Sprache. Das Buch ist sehr dick – was ich als sehr schön empfand und immer noch empfinde – doch einige Wendungen und Flüche werden so oft benutzt, dass man es letztlich nur noch als Wiederholung empfinden kann. Das ist schade, da die Autorin sonst einen doch sehr schönen Schreibstil präsentiert und es mit wunderbaren Bildern vermag, das Geschehen vor den Augen des Lesers zum Leben zu erwecken.
Dennoch ist “Grim – Das Siegel des Feuers” eine wunderbare und auch überraschende Story, der es an Spannung – um das Buch gut zu machen – nicht mangelt. Es ist eine Welt, in der man sich verlieren kann, wenn man das nur will. Und deswegen bekommt dieses Buch von mir vier von fünf Sternen.
Perfekt ist es nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Laut Verlag ist bereits eine Fortsetzung in Planung – man kann also gespannt sein!