KAYA
Herzlichen Glückwunsch
Jetzt darfst du dir einen Titel aussuchen und auch einen Gegner, der euch das nächste Thema vorgibt.
Hier noch einmal die Gewinnergeschichte:
Für meine Freunde
Könnt ihr euch erinnern an den Menschen, der ich damals war? Ich habe dieses Bild noch immer klar vor Augen.
Ein junger Mann, der gehüllt in einem schäbigen schwarzen Mantel durch die Straßen der Großstadt schleicht und den Qualm
seiner obligatorischen Zigarette wie eine Anklage in die kalte Novemberluft aufsteigen lässt, wirft den Passanten um sich herum misstrauische Blicke zu. In der Menschenmenge aus fröhlich lachenden Kindern, abgehetzten jungen Müttern und imposanten Geschäftsmännern geht er völlig unter. Er fühlt sich unwohl in seiner Umgebung, völlig fehl am Platz könnte man wohl sagen. Seine Welt ist ein dunkler Ort. Das Leben verbirgt sich vor ihm hinter einem Schleier aus Geheimnissen, die zu ergründen dem jungen Mann der Mut und das Selbstvertrauen fehlt. Zu lange schon ist er im Nebel der Zweifel und Ängste allein umher geirrt, auf der Suche nach etwas, das zu benennen er nicht in der Lage ist.
Was sind seine Hoffnungen, seine Träume? Er weiß es nicht. Seit er in die Hauptstadt gekommen ist, um in einem großen Verlag Arbeit zu finden und dabei kläglich scheiterte, ringt er mit der Dunkelheit in seinem Herzen. Gelegenheitsjobs garantieren ihm sein Überleben, nicht mehr und nicht weniger. Zu der Familie gibt es keinen Kontakt mehr, seit die Mutter im vergangen Jahr gestorben ist. Die anderen Verwandten interessieren sich nicht für den jungen Mann und er sich im Gegenzug auch nicht für sie. C´est la vie. So ist das Leben.
Da es ihm immer schon schwer gefallen ist, neue Kontakte zu knüpfen, verbringt er die freien Stunden allein in seiner unaufgeräumten Wohnung, unternimmt rastlose Streifzüge durch die Stadt. Er hasst die Welt und die Welt hasst ihn. So scheint es zumindest - bis sich einer jener mysteriösen Zufälle ereignet, wie es sie manchmal im Leben gibt und den der junge Mann später als sein größtes Glück beschreiben wird.
Ja, ich denke diese Worte treffen die Vergangenheit gut. Oder was meint ihr?
Ich weiß bis heute nicht, was mich an jenem Novembertag dazu verleitet hat, das kleine Café am Rande der Fußgängerzone zu betrete, an dem ich sonst stets emotionslos vorbeigeeilt war. Womöglich war es die Sehnsucht nach Nähe und menschlicher Wärme, die tief verborgen in mir schlummerte? Mein ganzer Mut war nötig gewesen, um die Tür des Cafés zu öffnen, dessen Inneres mir plötzlich so einladend erschienen war. Zögernd stand ich also im Türrahmen, wo der verlockende Duft von Kuchen, Kaffee und heißer Schokolade eine Magie der ganz besonderen Art entfaltete. Doch zu wem sollte ich mich setzten? Ich wollte nicht mehr alleine sein, nicht an diesem Ort, der so freundlich und einladend wirkte. Schüchtern musterte ich die anderen Gäste, in der Hoffnung auf Rettung.
"Hey, setz dich doch zu uns!"
Dieser eine Satz reichte aus, um ein Lächeln in mein zermürbtes Gesicht zu zaubern, das für die nächsten fünfzig Jahre nicht weichen sollte, wenn ihr mir diesen rührseligen Ausdruck verzeiht. Wer von uns hätte schon gedacht, dass aus der anfangs befangen Runde am Kaffeetisch eine lebenslange Freundschaft entstehen würde? Von diesem Tag an trafen wir uns regelmäßig, streiften durch Bars und Kneipen, lachten, weinten und redeten zusammen. Unmöglich die verrückten Aktionen aufzuzählen, die wir im Laufe der Jahrzehnte zustande gebracht hatten, all die Freude, aber auch den Kummer in Worte zu fassen.
Eure Freundschaft hat mich Vertrauen und Zuversicht gelehrt und ein Licht in meiner Seele entfacht, das ich damals längst vergessen geglaubt hatte. In guten wie in schlechten Tagen, unser Kreis stand eng beisammen, mochte kommen was wollte. Oh, wie haben wir gestritten, oh wie haben wir gelacht! Loyalität und Treue waren keine leeren Worte für uns. Zusammen meisterten wir das Leben, kämpften und durch Alltag und Erwachsenwerden und rangen mit dem, was manche Schicksalsschläge nennen. Immer blieben wir verbunden, im Geiste wie im Herzen. Stolz blicke ich zurück auf fünfzig Jahre geteiltes Leben, auf unsere lange Freundschaft, die Höhen und Tiefen trotzte. Euch kennenzulernen hat mich verändert so wie ich euch verändert habe. Ich möchte euch danken, danken für den Sinn in unserem Leben, den wir uns gegenseitig gaben und in einander erkannten.
Jetzt ist es an der Zeit für mich zu gehen. Der Tod wartet nicht gern. Und doch ist meine Furcht vor ihm nicht allzu groß und das verdanke ich euch. Ihr seid die Familie meines Herzens und was uns verbindet, bleibt bestehen, da bin ich mir ganz sicher.
Auch über den Tod hinaus.
Herzlichen Glückwunsch
Jetzt darfst du dir einen Titel aussuchen und auch einen Gegner, der euch das nächste Thema vorgibt.
Hier noch einmal die Gewinnergeschichte:
Für meine Freunde
Könnt ihr euch erinnern an den Menschen, der ich damals war? Ich habe dieses Bild noch immer klar vor Augen.
Ein junger Mann, der gehüllt in einem schäbigen schwarzen Mantel durch die Straßen der Großstadt schleicht und den Qualm
seiner obligatorischen Zigarette wie eine Anklage in die kalte Novemberluft aufsteigen lässt, wirft den Passanten um sich herum misstrauische Blicke zu. In der Menschenmenge aus fröhlich lachenden Kindern, abgehetzten jungen Müttern und imposanten Geschäftsmännern geht er völlig unter. Er fühlt sich unwohl in seiner Umgebung, völlig fehl am Platz könnte man wohl sagen. Seine Welt ist ein dunkler Ort. Das Leben verbirgt sich vor ihm hinter einem Schleier aus Geheimnissen, die zu ergründen dem jungen Mann der Mut und das Selbstvertrauen fehlt. Zu lange schon ist er im Nebel der Zweifel und Ängste allein umher geirrt, auf der Suche nach etwas, das zu benennen er nicht in der Lage ist.
Was sind seine Hoffnungen, seine Träume? Er weiß es nicht. Seit er in die Hauptstadt gekommen ist, um in einem großen Verlag Arbeit zu finden und dabei kläglich scheiterte, ringt er mit der Dunkelheit in seinem Herzen. Gelegenheitsjobs garantieren ihm sein Überleben, nicht mehr und nicht weniger. Zu der Familie gibt es keinen Kontakt mehr, seit die Mutter im vergangen Jahr gestorben ist. Die anderen Verwandten interessieren sich nicht für den jungen Mann und er sich im Gegenzug auch nicht für sie. C´est la vie. So ist das Leben.
Da es ihm immer schon schwer gefallen ist, neue Kontakte zu knüpfen, verbringt er die freien Stunden allein in seiner unaufgeräumten Wohnung, unternimmt rastlose Streifzüge durch die Stadt. Er hasst die Welt und die Welt hasst ihn. So scheint es zumindest - bis sich einer jener mysteriösen Zufälle ereignet, wie es sie manchmal im Leben gibt und den der junge Mann später als sein größtes Glück beschreiben wird.
Ja, ich denke diese Worte treffen die Vergangenheit gut. Oder was meint ihr?
Ich weiß bis heute nicht, was mich an jenem Novembertag dazu verleitet hat, das kleine Café am Rande der Fußgängerzone zu betrete, an dem ich sonst stets emotionslos vorbeigeeilt war. Womöglich war es die Sehnsucht nach Nähe und menschlicher Wärme, die tief verborgen in mir schlummerte? Mein ganzer Mut war nötig gewesen, um die Tür des Cafés zu öffnen, dessen Inneres mir plötzlich so einladend erschienen war. Zögernd stand ich also im Türrahmen, wo der verlockende Duft von Kuchen, Kaffee und heißer Schokolade eine Magie der ganz besonderen Art entfaltete. Doch zu wem sollte ich mich setzten? Ich wollte nicht mehr alleine sein, nicht an diesem Ort, der so freundlich und einladend wirkte. Schüchtern musterte ich die anderen Gäste, in der Hoffnung auf Rettung.
"Hey, setz dich doch zu uns!"
Dieser eine Satz reichte aus, um ein Lächeln in mein zermürbtes Gesicht zu zaubern, das für die nächsten fünfzig Jahre nicht weichen sollte, wenn ihr mir diesen rührseligen Ausdruck verzeiht. Wer von uns hätte schon gedacht, dass aus der anfangs befangen Runde am Kaffeetisch eine lebenslange Freundschaft entstehen würde? Von diesem Tag an trafen wir uns regelmäßig, streiften durch Bars und Kneipen, lachten, weinten und redeten zusammen. Unmöglich die verrückten Aktionen aufzuzählen, die wir im Laufe der Jahrzehnte zustande gebracht hatten, all die Freude, aber auch den Kummer in Worte zu fassen.
Eure Freundschaft hat mich Vertrauen und Zuversicht gelehrt und ein Licht in meiner Seele entfacht, das ich damals längst vergessen geglaubt hatte. In guten wie in schlechten Tagen, unser Kreis stand eng beisammen, mochte kommen was wollte. Oh, wie haben wir gestritten, oh wie haben wir gelacht! Loyalität und Treue waren keine leeren Worte für uns. Zusammen meisterten wir das Leben, kämpften und durch Alltag und Erwachsenwerden und rangen mit dem, was manche Schicksalsschläge nennen. Immer blieben wir verbunden, im Geiste wie im Herzen. Stolz blicke ich zurück auf fünfzig Jahre geteiltes Leben, auf unsere lange Freundschaft, die Höhen und Tiefen trotzte. Euch kennenzulernen hat mich verändert so wie ich euch verändert habe. Ich möchte euch danken, danken für den Sinn in unserem Leben, den wir uns gegenseitig gaben und in einander erkannten.
Jetzt ist es an der Zeit für mich zu gehen. Der Tod wartet nicht gern. Und doch ist meine Furcht vor ihm nicht allzu groß und das verdanke ich euch. Ihr seid die Familie meines Herzens und was uns verbindet, bleibt bestehen, da bin ich mir ganz sicher.
Auch über den Tod hinaus.