Wer nicht weiß, wohin er will, darf sich nicht wundern, wenn er nirgends ankommt.
Einen Roman zu schreiben ist keine Kleinigkeit. Es dauert Wochen oder gar Monate, manchmal sogar noch länger – Leo Tolstoi hat für „Krieg und Frieden“ sieben Jahre gebraucht – und der Umfang liegt in der Regel bei mehreren hundert Seiten. Damit ein Roman eine in sich geschlossene Einheit bildet, ist es notwendig, diese Einheit von Beginn an anzustreben.
Auch in anderen Foren habe ich zuweilen folgenden Satz gelesen: „Ich habe eine Idee für einen Roman und schon mal den Prolog bzw. das erste Kapitel geschrieben ...“ Es ist nicht verwunderlich, dass die meisten dieser Anfänge niemals zu einem Ende führen. Eine Idee ist noch keine Geschichte und eine Geschichte ist noch kein Roman.
Ich vergleiche das Schreiben eines Romans gerne mit dem Bau eines Hauses. Der Zeitaufwand ist ähnlich hoch und es gibt hier wie da eine Menge zu beachten. Niemand, der die Idee hat, ein Haus zu bauen, wird sich einen Spaten nehmen und die Baugrube ausheben. Der Idee folgt immer zuerst der Plan und erst, wenn der Plan fertig ist, wird man mit dem Bau beginnen.
Imagination – Von der Idee zur Geschichte
Eine Idee ist schnell geboren. Daraus lässt sich in der Regel leicht eine Kurzgeschichte schreiben. Um aber einen ganzen Roman daraus zu machen, muss die Idee zur Geschichte entwickelt werden. Die ganze Geschichte ist schließlich das Medium, das die Idee transportieren und dem Leser nahe bringen soll.
Der Plan – Das Konzept
Wenn die Geschichte durchdacht ist, ist es wichtig, daraus ein Konzept zu entwickeln. Das Konzept beschreibt den Handlungsablauf des Romans bzw. die Geschichte in der Kurzfassung. Dazu ist es hilfreich, zwei Dateien anzulegen: ein Textdokument für die Geschichte und eine Tabelle (z.B. Excel) für den zeitlichen Ablauf, den Zeitrahmen, den die Geschichte umfasst. Beide Dateien werden die Arbeit bis zum Ende begleiten.
Das Fundament – Die Prämisse
Ein Roman folgt in aller Regel einer Prämisse, z.B. „Ehrlich währt am längsten“, „Mut wird belohnt“ oder „Liebe ist stärker als der Tod“ etc. und die Geschichte dient dazu, diese Prämisse zu veranschaulichen. Sie stellt den roten Faden dar.
Die Statik – Der Spannungsbogen
Bereits am Konzept kann man ablesen, ob die Geschichte tragfähig ist. Viele Romane laufen auf einen Kulminationspunkt zu, den Showdown. Der Showdown kann ein Ereignis sein oder ein bestimmter Zustand des Protagonisten beim Charakterroman. Unabdingbar ist in beiden Fällen, dass der Roman die Entwicklung zu diesem Punkt (folgerichtig) beschreibt. Um den Roman lebendig (und den Leser bei Laune) zu halten, ist es wichtig, immer wieder Spannung aufzubauen und aufzulösen. Der Spannungsbogen im Roman gleicht demnach einer Wellenform, die sich nach und nach immer weiter aufschaukelt, bis sie als Tsunami endet.
Die Etagen – Charaktere
Ein Roman sollte zumindest über einen Protagonisten und einen Antagonisten verfügen, sofern es sich nicht gerade um einen Reiseroman handelt. In der Regel sorgt der Konflikt zwischen beiden für Spannung. Die Anzahl der Hauptcharaktere lässt sich erweitern:
Ein Protagonist – mehrere Antagonisten („Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas)
Mehrere Protagonisten – ein Antagonist („Es“ von Stephen King)
Von der Kombination „mehrere Protagonisten – mehrere Antagonisten“ ist abzuraten, denn die Umsetzung ist äußerst schwierig.
Es ist erforderlich, für Haupt- und wichtige Nebencharaktere einzelne Dossiers anzulegen, die für jede Person alle relevanten Daten beinhalten: Geschlecht, Alter, Größe, Figur, Haar- und Augenfarbe, besondere Kennzeichen und Merkmale, Verwandtschaftsverhältnisse, Fähigkeiten etc., um logische Fehler zu vermeiden (z.B. ein Einzelkind trifft im fünften Kapitel seinen Bruder oder die Heldin wechselt versehentlich die Augenfarbe).
Die Zimmer – Szenen
Es ist hilfreich, die einzelnen Szenen in der Zeittabelle zu skizzieren. Um Eintönigkeit in der Geschichte zu vermeiden, kann man sich immer wieder an der Tabelle orientieren und herausfinden, ob die Geschichte abwechslungsreich erzählt wird. Dabei kann das Skizzieren vor oder nach dem Schreiben stattfinden. Auch farbliches Hervorheben in der Tabelle kann hilfreich sein um zu sehen, ob der Szenenverlauf ausgewogen ist (z.B. Szenen mit dem Protagonisten grün, mit dem Antagonisten rot). Auch die Angaben über die Seitenzahlen (Szenenlänge) sind nützlich.
Die Einrichtung – Ausgestaltung der Szenen
„Show, don´t tell!“ So lautet ein Grundsatz in der erzählenden Literatur. Es genügt nicht zu schreiben, dass jemand Angst hat. Der Leser will die Angst fühlen, den Kloß im Hals, das Herzklopfen oder gar Herzrasen, zitternde Finger, ein flaues Gefühl in der Magengegend, sich aufstellende Nackenhaare, weiche Knie, trockener Mund, Unsicherheit, Panik, Entsetzen etc. Eine Landschaft ist nicht einfach nur schön. Es gibt sanft geschwungene Hügel, steile Klippen, fruchtbare Ebenen, saftiges Gras, blühende Bäume, Findlinge, Bäche, Laubwälder, Nadelwälder, Wiesen, Felder, Schmetterlinge usw. – Show, don´t tell!
Bilder lassen sich ebenso vielfältig beschreiben wie Gefühle oder Handlungsabläufe. Es ist wichtig, den Leser das sehen zu lassen, was man als Autor selbst sieht. Das Ausgestalten der Szenen erfolgt immer während des Schreibens und ist nach meiner Meinung das, was am Meisten Spaß macht!
Fazit:
Je besser man den Roman vorbereitet und je mehr Sorgfalt man bei der Organisation der Arbeit walten lässt, desto erfolgversprechender wird die Arbeit. Der beste Plan nützt indessen nichts, wenn man sich nicht daran hält. Das bedeutet nicht, dass man ihn nicht zuweilen abändert. Allerdings sollte man jede Änderung immer in Zusammenhang mit dem großen Ganzen sehen und sich die Auswirkungen einer Änderung bewusst machen und sie im Plan dokumentieren.
Und nun – viel Erfolg !!!
Ralf
Einen Roman zu schreiben ist keine Kleinigkeit. Es dauert Wochen oder gar Monate, manchmal sogar noch länger – Leo Tolstoi hat für „Krieg und Frieden“ sieben Jahre gebraucht – und der Umfang liegt in der Regel bei mehreren hundert Seiten. Damit ein Roman eine in sich geschlossene Einheit bildet, ist es notwendig, diese Einheit von Beginn an anzustreben.
Auch in anderen Foren habe ich zuweilen folgenden Satz gelesen: „Ich habe eine Idee für einen Roman und schon mal den Prolog bzw. das erste Kapitel geschrieben ...“ Es ist nicht verwunderlich, dass die meisten dieser Anfänge niemals zu einem Ende führen. Eine Idee ist noch keine Geschichte und eine Geschichte ist noch kein Roman.
Ich vergleiche das Schreiben eines Romans gerne mit dem Bau eines Hauses. Der Zeitaufwand ist ähnlich hoch und es gibt hier wie da eine Menge zu beachten. Niemand, der die Idee hat, ein Haus zu bauen, wird sich einen Spaten nehmen und die Baugrube ausheben. Der Idee folgt immer zuerst der Plan und erst, wenn der Plan fertig ist, wird man mit dem Bau beginnen.
Imagination – Von der Idee zur Geschichte
Eine Idee ist schnell geboren. Daraus lässt sich in der Regel leicht eine Kurzgeschichte schreiben. Um aber einen ganzen Roman daraus zu machen, muss die Idee zur Geschichte entwickelt werden. Die ganze Geschichte ist schließlich das Medium, das die Idee transportieren und dem Leser nahe bringen soll.
Der Plan – Das Konzept
Wenn die Geschichte durchdacht ist, ist es wichtig, daraus ein Konzept zu entwickeln. Das Konzept beschreibt den Handlungsablauf des Romans bzw. die Geschichte in der Kurzfassung. Dazu ist es hilfreich, zwei Dateien anzulegen: ein Textdokument für die Geschichte und eine Tabelle (z.B. Excel) für den zeitlichen Ablauf, den Zeitrahmen, den die Geschichte umfasst. Beide Dateien werden die Arbeit bis zum Ende begleiten.
Das Fundament – Die Prämisse
Ein Roman folgt in aller Regel einer Prämisse, z.B. „Ehrlich währt am längsten“, „Mut wird belohnt“ oder „Liebe ist stärker als der Tod“ etc. und die Geschichte dient dazu, diese Prämisse zu veranschaulichen. Sie stellt den roten Faden dar.
Die Statik – Der Spannungsbogen
Bereits am Konzept kann man ablesen, ob die Geschichte tragfähig ist. Viele Romane laufen auf einen Kulminationspunkt zu, den Showdown. Der Showdown kann ein Ereignis sein oder ein bestimmter Zustand des Protagonisten beim Charakterroman. Unabdingbar ist in beiden Fällen, dass der Roman die Entwicklung zu diesem Punkt (folgerichtig) beschreibt. Um den Roman lebendig (und den Leser bei Laune) zu halten, ist es wichtig, immer wieder Spannung aufzubauen und aufzulösen. Der Spannungsbogen im Roman gleicht demnach einer Wellenform, die sich nach und nach immer weiter aufschaukelt, bis sie als Tsunami endet.
Die Etagen – Charaktere
Ein Roman sollte zumindest über einen Protagonisten und einen Antagonisten verfügen, sofern es sich nicht gerade um einen Reiseroman handelt. In der Regel sorgt der Konflikt zwischen beiden für Spannung. Die Anzahl der Hauptcharaktere lässt sich erweitern:
Ein Protagonist – mehrere Antagonisten („Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas)
Mehrere Protagonisten – ein Antagonist („Es“ von Stephen King)
Von der Kombination „mehrere Protagonisten – mehrere Antagonisten“ ist abzuraten, denn die Umsetzung ist äußerst schwierig.
Es ist erforderlich, für Haupt- und wichtige Nebencharaktere einzelne Dossiers anzulegen, die für jede Person alle relevanten Daten beinhalten: Geschlecht, Alter, Größe, Figur, Haar- und Augenfarbe, besondere Kennzeichen und Merkmale, Verwandtschaftsverhältnisse, Fähigkeiten etc., um logische Fehler zu vermeiden (z.B. ein Einzelkind trifft im fünften Kapitel seinen Bruder oder die Heldin wechselt versehentlich die Augenfarbe).
Die Zimmer – Szenen
Es ist hilfreich, die einzelnen Szenen in der Zeittabelle zu skizzieren. Um Eintönigkeit in der Geschichte zu vermeiden, kann man sich immer wieder an der Tabelle orientieren und herausfinden, ob die Geschichte abwechslungsreich erzählt wird. Dabei kann das Skizzieren vor oder nach dem Schreiben stattfinden. Auch farbliches Hervorheben in der Tabelle kann hilfreich sein um zu sehen, ob der Szenenverlauf ausgewogen ist (z.B. Szenen mit dem Protagonisten grün, mit dem Antagonisten rot). Auch die Angaben über die Seitenzahlen (Szenenlänge) sind nützlich.
Die Einrichtung – Ausgestaltung der Szenen
„Show, don´t tell!“ So lautet ein Grundsatz in der erzählenden Literatur. Es genügt nicht zu schreiben, dass jemand Angst hat. Der Leser will die Angst fühlen, den Kloß im Hals, das Herzklopfen oder gar Herzrasen, zitternde Finger, ein flaues Gefühl in der Magengegend, sich aufstellende Nackenhaare, weiche Knie, trockener Mund, Unsicherheit, Panik, Entsetzen etc. Eine Landschaft ist nicht einfach nur schön. Es gibt sanft geschwungene Hügel, steile Klippen, fruchtbare Ebenen, saftiges Gras, blühende Bäume, Findlinge, Bäche, Laubwälder, Nadelwälder, Wiesen, Felder, Schmetterlinge usw. – Show, don´t tell!
Bilder lassen sich ebenso vielfältig beschreiben wie Gefühle oder Handlungsabläufe. Es ist wichtig, den Leser das sehen zu lassen, was man als Autor selbst sieht. Das Ausgestalten der Szenen erfolgt immer während des Schreibens und ist nach meiner Meinung das, was am Meisten Spaß macht!
Fazit:
Je besser man den Roman vorbereitet und je mehr Sorgfalt man bei der Organisation der Arbeit walten lässt, desto erfolgversprechender wird die Arbeit. Der beste Plan nützt indessen nichts, wenn man sich nicht daran hält. Das bedeutet nicht, dass man ihn nicht zuweilen abändert. Allerdings sollte man jede Änderung immer in Zusammenhang mit dem großen Ganzen sehen und sich die Auswirkungen einer Änderung bewusst machen und sie im Plan dokumentieren.
Und nun – viel Erfolg !!!
Ralf
Zuletzt von FREEMAN am Mo 26 Jan 2009, 11:56 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet