Huhu ihr!
Dieser Textauszug stammt aus einem Schulprojekt, mit dem wir bei einem Wettbewerb mitgemacht haben. Es ging um den Kroatienkrieg und unser Lehrer hatte die Idee eine Art Tagebuch mit dem Titel "Brüder" zu schreiben. Er (unser Lehrer) besuchte zu dieser Zeit die Uni, während sein Bruder in Kroatien für sein Land kämpfen musste. Das Tagebuch beschreibt jeweils fünf Tage aus der Sicht der zwei Brüder, Student vs Soldat sozusagen. Wie teilten uns die Themen auf, zwei schrieben die Kriegstexte, zwei die Unitexte und zwei kümmerten sich um die Veröffentlichung und die Gestaltung.
Der folgende Text beruht leider auf einer wahren Begebenheit und wurde nur literarisch niedergeschrieben.
Liebe Grüße
Laura
.................
Überall liegen sie. Teile von einst lebenden Menschen die nun dazu verdammt sind auf dem Schlachtfeld zu verrotten. Eigentlich nehme ich die Leichenteile schon gar nicht mehr wahr. Zu sehr sind sie zur Gewohnheit für mich geworden. Doch dieser Anblick ist anders. Es sind keine Soldaten, nein, es sind einfache Bürger. Männer, teilweise jünger als ich, teilweise älter. Ermordet mit eisiger Grausamkeit und ohne jedes Mitgefühl. Ich bahne mir meinen Weg, steige über noch zu erkennende Arme oder Beine, irre ziellos umher, bis ich ohne Grund vor einem Leichnam stehen bleibe.
Leere Augen starren mich aus ihren Höhlen an. Ich möchte mich abwenden, wegsehen, vergessen... Doch ich kann nicht. Ich bin gefangen vom Anblick dieser nun seelenloser Augen und frage mich, werde ich der nächste sein? Ich beginne zu zittern. Vor Angst? Vor Wut? Vor Kälte? Ich weiß es nicht. Ich spüre wie mich jemand am Arm packt und wegzieht. Nicht sanft oder zärtlich, sondern bestimmt und irgendwie tröstlich. Ich bin dankbar dafür und lasse es geschehen. Nur verschwommen nehme ich die Person war. Sein Haar ist dunkel, genau wie seine Augen. Er ist genau so verschmutzt und dreckig wie wir alle, seine Uniform, die genau die gleiche Farbe hat wie meine, flattert um seinen abgemagerten Körper. Wir alle haben abgebaut. Körperlich, seelisch, moralisch.
Er zieht mich durch das Leichenfeld und ich versuche mich nicht umzusehen. Wir stolpern umher und suchen einen leichenfreien Platz. Es gelingt uns nicht. Sie sind überall. Schließlich geben wir auf und lassen uns einfach auf den Boden sinken. Mit meinem Fuß drehe ich den Leichnam der mir am nächsten ist auf den Bauch. Ich will nicht schon wieder in leblose Augen sehen müssen und so ist es das Beste für uns beide. Die Krähen, die schon in den Bäumen lauern und nur darauf warten dass wir endlich weiterreisen, um sich dann an den Körpern gütlich zu tun, werden Schwierigkeiten haben sein Gesicht zu zerpicken. Ich rede mir ein, dass ich ihm noch etwas Würde zurückgegeben habe, doch das stimmt nicht. Ordentlich begraben müsste man ihn, ein Gebet sprechen und seiner Familie Gelegenheit zum Abschied geben. Doch das wird nicht passieren und ich weiß es.
Wortlos packen wir unsere kümmerliche Ration aus. Zum reden ist uns beiden nicht zumute. Ich kaue langsam und bedächtig, doch ich schmecke nichts. Fühle nichts. Nach außen hin bin ich abgehärtet, innerlich verrottet. Die einzige Emotion, die noch an die Oberfläche dringt, ist die Angst. Die ständig währende und immer wieder kehrende Angst das ich der nächste bin. Ich versuche das Gefühl zu unterdrücken, nicht an Morgen zu denken und dankbar zu sein, dass mein Herz heute noch schlägt.
Ein Ruf schallt über das Feld. Wie brechen auf, gehen weiter. Ich verstaue die letzten Reste meines Proviants in meinem Rucksack, stehe auf, versuche meiner wortlosen Gesellschaft ein dankbares Lächeln zu schenken. Doch es will mir nicht gelingen. Es ist, als ob mein Gesicht das Lachen verlernt hat. Also drehe ich mich um und gehe. Ich höre wie auch er aufsteht und mir folgt. Zurückschauen will und werde ich nicht. Hinter mir gibt es nur Tod und Leid. Ich blicke stur gerade aus. Nach vorne, in die Zukunft. Denn hoffentlich wird es dort besser.
Dieser Textauszug stammt aus einem Schulprojekt, mit dem wir bei einem Wettbewerb mitgemacht haben. Es ging um den Kroatienkrieg und unser Lehrer hatte die Idee eine Art Tagebuch mit dem Titel "Brüder" zu schreiben. Er (unser Lehrer) besuchte zu dieser Zeit die Uni, während sein Bruder in Kroatien für sein Land kämpfen musste. Das Tagebuch beschreibt jeweils fünf Tage aus der Sicht der zwei Brüder, Student vs Soldat sozusagen. Wie teilten uns die Themen auf, zwei schrieben die Kriegstexte, zwei die Unitexte und zwei kümmerten sich um die Veröffentlichung und die Gestaltung.
Der folgende Text beruht leider auf einer wahren Begebenheit und wurde nur literarisch niedergeschrieben.
Liebe Grüße
Laura
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Überall liegen sie. Teile von einst lebenden Menschen die nun dazu verdammt sind auf dem Schlachtfeld zu verrotten. Eigentlich nehme ich die Leichenteile schon gar nicht mehr wahr. Zu sehr sind sie zur Gewohnheit für mich geworden. Doch dieser Anblick ist anders. Es sind keine Soldaten, nein, es sind einfache Bürger. Männer, teilweise jünger als ich, teilweise älter. Ermordet mit eisiger Grausamkeit und ohne jedes Mitgefühl. Ich bahne mir meinen Weg, steige über noch zu erkennende Arme oder Beine, irre ziellos umher, bis ich ohne Grund vor einem Leichnam stehen bleibe.
Leere Augen starren mich aus ihren Höhlen an. Ich möchte mich abwenden, wegsehen, vergessen... Doch ich kann nicht. Ich bin gefangen vom Anblick dieser nun seelenloser Augen und frage mich, werde ich der nächste sein? Ich beginne zu zittern. Vor Angst? Vor Wut? Vor Kälte? Ich weiß es nicht. Ich spüre wie mich jemand am Arm packt und wegzieht. Nicht sanft oder zärtlich, sondern bestimmt und irgendwie tröstlich. Ich bin dankbar dafür und lasse es geschehen. Nur verschwommen nehme ich die Person war. Sein Haar ist dunkel, genau wie seine Augen. Er ist genau so verschmutzt und dreckig wie wir alle, seine Uniform, die genau die gleiche Farbe hat wie meine, flattert um seinen abgemagerten Körper. Wir alle haben abgebaut. Körperlich, seelisch, moralisch.
Er zieht mich durch das Leichenfeld und ich versuche mich nicht umzusehen. Wir stolpern umher und suchen einen leichenfreien Platz. Es gelingt uns nicht. Sie sind überall. Schließlich geben wir auf und lassen uns einfach auf den Boden sinken. Mit meinem Fuß drehe ich den Leichnam der mir am nächsten ist auf den Bauch. Ich will nicht schon wieder in leblose Augen sehen müssen und so ist es das Beste für uns beide. Die Krähen, die schon in den Bäumen lauern und nur darauf warten dass wir endlich weiterreisen, um sich dann an den Körpern gütlich zu tun, werden Schwierigkeiten haben sein Gesicht zu zerpicken. Ich rede mir ein, dass ich ihm noch etwas Würde zurückgegeben habe, doch das stimmt nicht. Ordentlich begraben müsste man ihn, ein Gebet sprechen und seiner Familie Gelegenheit zum Abschied geben. Doch das wird nicht passieren und ich weiß es.
Wortlos packen wir unsere kümmerliche Ration aus. Zum reden ist uns beiden nicht zumute. Ich kaue langsam und bedächtig, doch ich schmecke nichts. Fühle nichts. Nach außen hin bin ich abgehärtet, innerlich verrottet. Die einzige Emotion, die noch an die Oberfläche dringt, ist die Angst. Die ständig währende und immer wieder kehrende Angst das ich der nächste bin. Ich versuche das Gefühl zu unterdrücken, nicht an Morgen zu denken und dankbar zu sein, dass mein Herz heute noch schlägt.
Ein Ruf schallt über das Feld. Wie brechen auf, gehen weiter. Ich verstaue die letzten Reste meines Proviants in meinem Rucksack, stehe auf, versuche meiner wortlosen Gesellschaft ein dankbares Lächeln zu schenken. Doch es will mir nicht gelingen. Es ist, als ob mein Gesicht das Lachen verlernt hat. Also drehe ich mich um und gehe. Ich höre wie auch er aufsteht und mir folgt. Zurückschauen will und werde ich nicht. Hinter mir gibt es nur Tod und Leid. Ich blicke stur gerade aus. Nach vorne, in die Zukunft. Denn hoffentlich wird es dort besser.