LONDON
Hier habt ihr gleich eine Leseprobe der ersten Seiten.
Viel Spaß, wenn ihr reinschnuppern solltet!
Die gesuchte Adresse hatte eine deutlich breitere Eingangstreppe als die Nachbarhäuser. Sie führte zu einer zweiflügeligen Mahagonitür mit Messingbeschlägen hinauf. Auf dem Türsturz waren die Worte SCIENTIA POTESTAS EST eingemeißelt. Scientia hieß natürlich Wissenschaft, das wusste ich. Was bedeutete also dieser Spruch? "Wissenschaft ist im Pott"?
Wir haben also, wie es bei jedem gewöhnlichen Krimi so ist, ganz zu Beginn eine Leiche. Einem Mann wurde der Kopf abgeschlagen und Peter Grant ist einer der armen Polizisten, die mitten in der Nacht in der Kälte stehen müssen, um unerwünschte Gäste vom Tatort fernzuhalten - als ihm auf einmal ein Geist begegnet, der behauptet, er hätte den Mörder gesehen. Was nun also erst wie ein ganz normaler Mord erschien, weitet sich innerhalb des Romans immer weiter aus. Bald werden Peters "besondere" Fähigkeiten entdeckt und er wird in eine besondere Einheit der Polizei gesteckt - nämlich in die, die es mit dem Übernatürlichen auf sich nimmt. Diese Einheit, bestehend aus nur zwei Personen (ihm und seinem Vorgesetzten), ist vielen hohen Tieren in der Polizei wohl bekannt, aber das Wort "Magie" wird selten gern ausgesprochen und dass die beiden tatsächlich Magie wirken können, glaubt eh niemand. Peter jedoch, der sich nicht nur mit dem schwierigen Studium der Zaubersprüche und verschiedener Sprachen beschäftigen muss, fühlt sich seiner neuen Berufung mehr als gewachsen und geht von nun auf auf Geisterjagd - und bringt sich dabei nicht nur einmal in Lebensgefahr.
Diese Idee hat zwar einiges Althergebrachtes, wie beispielsweise die lateinischen Zaubersprüche, aber auch viel viel Neues. Neue magische Wesen, wie die beiden Flussgötter der Themse und ihre Töchter und Söhne - Neue Denkweisen über das Zusammenspiel von Magie und Wissenschaft. Zwar kommen Wesen wie Vampire vor, werden hier aber in einen vollkommen anderen magischen Zusammenhang gebracht, der durchaus schlüssig ist. Das hat mir sehr gut gefallen und das war erfrischend. Magie wird hier nicht mit Zauberstäben praktiziert, sondern entsteht die durch Konzentration auf bestimmte "Vestigia", Spuren, Nachbilder, die von Geistern an Orten zurückgelassen werden können. So ist Peter beispielsweise in der Lage, diese Spuren wahrzunehmen - Geräusche, Düfte, Stimmen. Das fand ich immer wieder aufs Neue sehr bildhaft und interessant beschrieben.
Auch die Charaktere kommen nicht zu kurz - so hatte ich mich beispielsweise schon schnell mit Peter angefreundet, der kein wirklich guter Polizist ist, weil er sich unheimlich gern ablenken lässt und ab und zu auch mal ein bisschen träumt, andererseits aber auch unheimlich gerissene Pläne schmieden kann und generell einfach eine herrlich lustige Art zu denken an sich hat und im Bereich der Magie schon zu Beginn seiner Ausbildung seine eigenen Forschungen betreibt und eigene Theorien aufstellt.
Auch die anderen Charaktere, wie seine Kollegin Lesley, sein Vorgesetzter Nightingale oder die Haushälterin Molly (mein persönlicher Liebling), kommen nicht zu kurz und sie alle haben ihre Facetten, ihre guten und schlechten Seiten und eine Vergangenheit, die man in einigen Fällen wirklich nur zu gern auskundschaften würde.
Das alles unterlegt der Autor mit einem flüssigen Schreibstil, der trotz der vielen Ironie immer sehr bild- und lebhaft bleibt. Zwischendurch natürlich auch mal umgangssprachlich, aber das hat mir gut gefallen - was wirklich selten vorkommt, möchte ich meinen, aber hier passte es einfach. Sympathisch dabei war mir, dass man die ganze Zeit den Eindruck hatte, dass sich dieses Buch - und vor allem auch Peter als Hauptcharakter - selbst nicht so ernst nimmt. Dabei wirkt es aber trotzdem nicht dämlich oder lächerlich, sondern ist einfach nur unterhaltsam.
An dieser Stelle auch vielen Dank an den dtv, der mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.