Yoko Ogawa
Das Ende des Bengalischen Tigers
Liebeskind Verlag
18,90
ISBN 978-3-935890-75-5
1. Auflage 21. Februar 2011
224 Seiten
Gebunden
Verlagsseite
Leseprobe
Inhalt
Wanderungen zwischen Imagination und Realität: In elf miteinander verwobenen Geschichten entwirft Yoko Ogawa eine Alltagswelt, in die unvermittelt etwas Fremdes, Bedrohliches einbricht. Eine Lektüre auf dünnem Eis, tiefgründig und geheimnisvoll.
Was hat eine Mutter, die ihr Kind verloren hat, mit einer alten Witwe zu tun, deren Mann vor Jahren unter mysteriösen Umständen verschwunden ist? Welche Verbindung gibt es zwischen einer Schriftstellerin, die regelmäßig bis spät in die Nacht arbeitet, und einer Konditorin, die als Mädchen in ein ehemaliges Postamt eingebrochen war?
Yoko Ogawa spinnt ein feines Netz von Geschichten, die in einer rätselhaften Welt spielen. Alle Figuren folgen ihrem eigenen unergründlichen Schicksal, und doch kreuzen sich ihre Wege, während sie wie im Traum an den Abgründen des Lebens entlangwandeln. (Quelle)
Besonders die Äste der Kiwisträucher bogen sich unter ihrer Last, und in mondhellen Nächten, wenn der Wind durch die Blätter fuhr, sah es aus, als würden Schatten von tiefgrünen Fledermäusen den Hügel umschwirren. Manchmal hatte ich richtig Angst, dass sie beim leisesten Geräusch schlagartig auffliegen könnten.
S. 37
Meine Meinung
Es war ein absoluter Zufall, dass ich dieses Buch gefunden habe und ich bin wohl auch nur aufgrund des schönen Covers hängen geblieben. Aber es sieht wirklich toll aus, oder? Ich finde es sehr schön und außergewöhnlich. Die meisten Bücher der Autorin haben so tolle Umschläge und ich musste mich wirklich beherrschen, nur aufgrund der Optik nicht mehr zu bestellen.
Als das Buch dann endlich nach einer Woche Wartezeit bei mir eintraf, passte es perfekt, da ich gerade ein Buch beendet hatte. Also begleitete mich »Das Ende des Bengalischen Tigers« und ich habe angefangen reinzulesen. Und konnte nicht mehr aufhören. Und auch jetzt, wo ich das Buch fertig gelesen habe, spukt es immer noch in meinen Gedanken herum, ich würde es am liebsten noch einmal zur Hand nehmen und ein zweites Mal lesen, in der Hoffnung, noch mehr zu finden, das mir beim ersten Lesen entging.
Das Buch besteht aus elf Kurzgeschichten, die aber alle ineinander verwoben sind. Immer wieder werden kleine Elemente aus den vorherigen Geschichten aufgegriffen und so formt sich beim Lesen langsam ein Gesamtbild. Jede Geschichte ist aus der Sicht einer anderen Person geschrieben und so erfährt man einiges über die Innensicht als auch durch folgende Kurzgeschichten über die Außensicht oder Außenwirkung der einzelnen Personen. Man reist dabei aber durch Raum und Zeit, betrachtet vergangene Ereignisse, die die Menschen zu dem gemacht haben, das sie sind.
Wie der Titel schon sagt, dreht sich der Inhalt um das Ende und zwar in verschiedenen Arten: Das Sterben und menschliche Abgründe, oft sind die Erzählungen ein wenig morbide. Dabei transportieren sie aber immer eine ruhige Stimmung, die sich von Geschichte zu Geschichte unterscheidet, abhängig von der erzählenden Person. Aber immer haftet den Erzählungen eine leicht surreale Atmosphäre an.
Der Schreibstil ist wunderschön, leicht zu lesen, aber trotzdem ... besonders. Yoko Ogawa hat wirklich eine ganz spezielle Art, die Geschehnisse in Worte zu fassen. Nicht umsonst ist sie eine von Japans größten Schriftstellerinnen. Ihr gelingt es, diese Szenen in beeindruckender Weise darzustellen.
Ich glaube, das spezielle daran sind wirklich die Momente, die sie ausgewählt hat und die sie darstellt. Diese besonderen Momente, die einerseits so alltäglich und andererseits so ungewöhnlich sind.
Wie bereits geschrieben, habe ich den Drang, das Buch noch einmal zur Hand zu nehmen um die Tiefgründigkeit der einzelnen Geschichten und ihre Verwobenheit genauer zu erfassen.
Falls jemand nicht genau weiß, ob dieses Buch etwas für ihn ist, empfehle ich die Leseprobe. Bei book2look kann man eine ganze Kurzgeschichte lesen, ihr müsst also keine Angst haben, dass es mitten in der Handlung abbricht.
Ich würde gerne noch viel mehr zu diesem Buch schreiben, aber mir fehlen fast ein bisschen die Worte, um die Gefühle wiedergeben zu können, die für mich dieses Leseerlebnis so einzigartig gemacht haben. Aber einzigartig war es auf jeden Fall.
Am schönsten ist es, wenn der Mond scheint. Sein Licht kommt erst dann richtig zur Geltung, wenn die Laternen auf der zur Ruhe gekommenen Straße nur noch trüb vor sich hin schimmern. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass meine Taschen - ganz gleich welche Art - im Mondschein am faszinierendsten aussehen. [...]
Das Mondlicht bringt schonungslos die winzigsten Details zum Vorschein. In dem kurzen Augenblick, wenn die Passanten an meinem Laden vorbeigehen, durchschaue ich sie.
S. 71
Fazit
Ein ungewöhnliches Buch, das elf Kurzgeschichten in einem Roman verbindet. Wunderbar geschrieben, sehr fesselnd, in meinen Augen etwas ganz besonderes, das mich immer noch nicht losgelassen hat und wohl noch lange beschäftigen wird.
Idee: 5/5
Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Schreibstil: 5/5
Lesespaß: 5/5
Gesamt:
Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Schreibstil: 5/5
Lesespaß: 5/5
Gesamt: