Pooly's Kunst und Schreibforum

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    Paulo Coelho - Aleph

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    Beitrag von captaincow Fr 20 Jan 2012, 19:12

    Paulo Coelho - Aleph F5775bb6812c4898b7119f658bd4d708.front_cover


    I N F O R M A T I O N E N
    Hardcover | 320 Seiten
    Erschienen am 3. Januar 2012
    im Diogenes Verlag
    ISBN: 978-3257068108
    Preis: 19,90 €



    I N H A L T
    „Aleph“ beschreibt einen Abschnitt im Leben des Autors Paulo Coelho. Als er das Gefühl hat, in seinem Leben nicht weiterzukommen und von der Routine aufgefressen zu werden, beschließt er, nach einer ausgiebigen Tour durch Europa, mit der transsibirischen Eisenbahn Russland zu durchqueren. Sein Ziel und Wille ist es, seine Verbindung zum Göttlichen wiederzufinden. Auf der Reise begegnet er jedoch einer ihm zunächst unbekannten Frau, die mit Probleme aus seiner Vergangenheit in seine Gegenwart bringt.


    M E I N U N G
    Da Paulo Coelho aktuell einer der weltweit beliebtesten Autoren ist, war es für mich auch irgendwann mal an der Zeit, ein Buch von ihm zu lesen. Ich wollte sehen, was an diesem Hype dran ist und warum er bisher an mir vorbeigegangen ist. „Aleph“ bot da eine gute Gelegenheit, denn die Idee zu diesem Buch – sich selbst wiederzufinden und dafür etwas im Alltag zu verändern – klang in meinen Ohren sehr gut. Auch, dass man im Reinen mit sich selbst und der Welt stehen sollte, finde ich eine schöne Grundlage, auf die man momentan viel zu selten in der Literatur trifft. Allerdings sind Spiritualität und der starke Glaube an etwas Göttliches, an das Schicksal und an Reinkarnation Dinge, mit denen ich mich schwer identifizieren kann und an die ich nicht glaube. Ich hatte mir erhofft, dass mir das Buch eine etwas andere Sicht darauf geben oder zumindest so geschrieben sein würde, dass es Interpretationsmöglichkeiten bietet. Ich erwartete eine außergewöhnliche Handlung, die, wie es auf dem Cover heißt, mein Leben verändern würde.
    Nun ja, mein Leben hat sie leider nicht wirklich verändert, denn die Umsetzung der Idee hat mir nur mäßig gefallen. Paulo Coelho schien mir in seiner Ansicht der Dinge sehr festgefahren. In Gesprächen, die er beispielsweise mit seinen Mitreisenden führt, wird selten über die verschiedenen Ansichten diskutiert. Obwohl sich unter seinen Reisebegleitern ein erfahrener, selbst sehr nachdenklicher Mann befindet, ist es meistens Coelho, der Fragen beantwortet und die Zusammenhänge zwischen Geschehnissen, den Tod und die Liebe zu Gott beschreibt. Auf mich wirkte das sehr dogmatisch, sodass ich kaum noch den Willen hatte, mich mit Coelhos Gedanken auseinanderzusetzen. Doch hin und wieder liest man auch von Diskussionen oder etwas grober umrissenen Standpunkten, mit denen ich mehr anfangen konnte. Zum Beispiel beschreibt Paulo Coelho das Leben als eine Art Zug – wenn jemand stirbt, wechselt er ins nächste Abteil, wo man ihn nicht mehr sehen kann. Aber man kann noch immer an ihn denken und er ist auch noch immer da. Bestimmte Rituale – die Aikidotechnik beispielsweise – gefielen mir auch sehr gut und waren zudem so beschrieben, dass ich sie mir vorstellen konnte. Leider aber waren diese Stellen sehr selten aufzufinden.
    Generell war mir das Buch zu sehr auf die Selbstfindung und das Wiedergutmachen vergangener Fehler konzentriert und hat dabei andere Menschen und Beschreibungen sehr außer acht gelassen. Die Reise durch Russland hatte nur eine geringere Bedeutung – nämlich die, dass man aus bekannten Orten und von einem nahestenden Personen entfernt ist und sich somit mehr auf sich selbst konzentrieren kann. Mit Leuten zu reisen, die einen erst kennenlernen, bietet einem die Möglichkeit, einen anderen Blick auf sich selbst zu erhaschen, doch Coelho schien mir an seiner Persönlichkeit und seiner Wirkung auf andere Menschen wenig interessiert. Das lag aber wohl auch daran, dass die Reisegesellschaft viel zu beeindruckt von Coelho war, um ihn in Frage zu stellen. Die Menschen in diesem Buch (die ja nun wirklich keine fiktiven Charaktere sind) konnten mich demnach nicht beeindrucken und ich empfand ihr Verhältnis zum Autor als sehr flach. Einzig die Geigerin Hilal, die am Anfang der Reise überraschend zu der Gruppe stieß, bot für kurze Zeit etwas Abwechslung. Doch auch sie ist so sehr von Coelho fasziniert, dass das nicht lange anhält.
    Schreibtechnisch finde ich dieses Buch ziemlich gut, denn Coelho drückt sich klar aus. Er besitzt keine verschnörkelte Sprache, jedoch auch keinen abgehackten Stil. Dadurch schafft er es, einem auf einfache Art und Weise seine Gedanken verständlich zu machen.
    Nur ob man diesen Gedanken zustimmt oder sich damit identifizieren kann, ist eine andere Frage. Auf mich traf das definitiv nicht zu, doch ich denke, dass das sehr stark leserabhängig ist.



    F A Z I T
    „Aleph“ ist ein Buch, das mich nur wenig begeistern konnte. Bis auf ein paar Ansätze blieben mir die Überzeugungen des Autors ziemlich fremd. Weiterempfehlen würde ich es lediglich Lesern, die mit Paulo Coelhos Romanen bereits gute Erfahrungen gemacht haben oder mit Themen wie Wiedergeburt und Schicksal kein Problem haben.

    "Aleph" bekommt von mir 2.5 von 5 Sternen.




    Das Buch habe ich von Blogg dein Buch sowie dem Diogenes Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
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    Paulo Coelho - Aleph Empty Re: Paulo Coelho - Aleph

    Beitrag von Pooly Mo 30 Jan 2012, 13:59

    Hallo Hannah! (:

    Danke für die Vorstellung! Ich hatte das Buch ja auch am Wochenende endlich gelesen und kopiere mal einfach meine Rezension hierher. In den meisten Punkten kann ich dir zustimmen.



    MEINE MEINUNG
    Paulo Coelho, das ist wohl ein Name, den sehr viele Menschen kennen, denn dieser Autor zählt zu den bekanntesten der Welt. Trotzdem ist "Aleph" das erste Buch, das ich von ihm lese und das ich auch mit sehr hohen Erwartungen begonnen habe. Eine Reise auf der Suche nach sich selbst - das klingt nach einer interessanten Erfahrung und weil ich hier die Möglichkeit haben sollte, gleichzeitig noch etwas über den Autoren zu erfahren, schien dieses Buch genau das Richtige für mich zu sein.

    Leider wurden meine Erwartungen aber enttäuscht. Generell hat das Buch einen sehr harmonischen und flüssigen Schreibstil und auch die Länge der Szenen fand ich sehr angenehm. Den generellen Gedanken und die Idee mit der Transsib fand ich dabei schon von vorn herein sehr toll, weil eine Reise in sich selbst manchmal auch nur funktioniert - und da stimme ich dem Autoren zu - wenn man sich vom Bekannten löst und nicht nur das Unbekannte in der Welt, sondern gleichzeitig auch in sich selbst sucht. Die Entwicklung der verschiedenen Charaktere, die ihn während dieser Reise begleiten hat mir ebenfalls gut gefallen, man spürt, wie die Atmosphäre von genervt und angespannt wechselt und man sich sogar an das ewige Ruckeln des Zuges gewöhnt, es sogar fast schon vermisst, wenn man einen Zwischenhalt einlegt und wieder "festen Boden" unter den Füßen hat. Der Roman hat mir auf jeden Fall Lust auf eine ebenso große Reise gemacht.

    Leider gibt es neben diesen positiven Fakten aber auch vieles, das mich weniger angesprochen hat. Im Vordergrund natürlich die Philosophie und die Weltansicht des Autoren. Was ich anfangs noch als interessant empfand, wurde im Laufe der Zeit mit dem Lesen immer müßiger. Ich verstehe und toleriere die Meinung eines jeden, was den Glauben betrifft und auch die Gedankengänge des Autoren konnte ich in diesem Buch zumindest verstehen, auch wenn ich auf vielen Ebenen nicht gleicher Ansicht bin wie er. Was mich aber massiv gestört hat war, dass er eben genau diese Gedanken und diese Weltanschauung nicht als seine eigenen Ansichten vermittelt hat, sondern als vollkommene Wahrheit dargestellt hat - es wirkte teilweise bei seinen Reden schon fast, als empfände er sich selbst als Propheten oder etwas in der Richtung. Dem Leser wird nicht selbst überlassen, ob er die Lehren dieses Buches annimmt, sie werden ihm nahezu aufgezwängt, es gibt keinen Zweifel an dem, was Coelho sagt und dabei wirkt er immer mehr belehrend und zurechtweisend - den ganzen Roman über. Das hat mir während des Lesens ein sehr unangenehmes Gefühl beschert, denn ich bin jemand, der gern selbst denkt, der für sich selbst entscheidet, ob er Aussagen als wahr annimmt und ihnen zustimmt, oder eben nicht. Dafür bietet dieses Buch nicht den geringsten Platz.

    Zu dieser belehrenden Grundstimmung des Werkes kommt das Umfeld, das ich selbst einfach als unglaubwürdig empfunden habe. Immer, wenn er beginnt, seine Reden über das Leben, all unsere Wiedergeburten und Gott zu schwingen, gibt es nie den leisesten Anflug von Diskussionen, die hier entstehen würden, im Gegenteil, alle hängen wie gebannt an seinen Lippen und wundern sich nicht einmal über die abstrusesten Gedanken, die er äußert. So entstanden in meinen Augen sehr aufgesetzte, seltsame bis teilweise paradoxe Szenen, die ich dem Autoren einfach nicht abkaufen konnte. Beispielsweise als er einem Fremden gegenüber etwas über Hilal erzählt und darüber, dass er sie schon seit über 500 Jahren lieben würde - und nicht einmal dieser Fremde etwas dazu sagt oder überrascht reagiert.

    Der Autor als "Protagonist" in diesem Werk wirkte aufgrund des allwissenden Tones, den er immer wieder anschlug zuletzt einfach sehr unsympathisch, besonders in Szenen wie der, als sein Übersetzer mit ihm zu einem Schamanen fährt, um ein spirituelles Ritual durchzuführen und Coelho nur keine Lust darauf hat, weil er der Meinung ist, er wüsste sowieso schon alles, was dieser Schamane auch wüsste. Die teilweise schon überhebliche Grundeinstellung des Autoren hat mir zusätzlich den Lesespaß genommen. Selbstverständlich ist Paulo Coelho ein unglaublich erfolgreicher und auch kluger Mann, das möchte ich hier gar nicht anzweifeln. Er hat sehr viel erreicht - mehr als sich andere von uns erträumen können und ich bewundere ihn auch dafür, dass er so fest zu seinem Glauben und seinen Ansichten steht. Trotzdem ist mir die zurechtweisende Art, in der er eben diese Weltanschauung vermittelt, nicht sehr sympathisch.


    FAZIT
    Insgesamt fällt mir die Bewertung mit Sternen immer sehr schwer. Ich muss dazu sagen: Ich habe auch schon Bücher mit 2 Sternen bewertet, die qualitativ um einiges schlechter waren als dieses hier, ich leugne natürlich nicht, dass mir der Stil und auch die Idee dahinter gut gefallen haben. Der Grund für mich, trotzdem nicht mehr als 2 Sterne zu vergeben ist der, dass mich dieses Buch in keinster Weise emotional berührt hat. Ich habe nicht das Gefühl, weiter gekommen zu sein, bin um keine neue Wahrheit oder Erkenntnis reicher. Viel mehr hatte ich während des gesamten Buches das bedrückende Gefühl, die Weltanschauungen und Erkenntnisse eines anderen aufgezwungen zu bekommen - hier wurden nicht nur Türen zu neuen Gedanken geöffnet: man wurde hineingestoßen und eingesperrt. Das hat einen eher faden Beigeschmack hinterlassen.

    Empfehlen würde ich dieses Buch nur denen, die eine ähnliche Meinung zu Spiritualität, Gott, Reinkarnationen und den Lauf des Lebens haben, wie der Autor
    "Aleph" erhält von mir 2 von 5 Sternen

    Vielen Dank an Blogg dein Buch und den Diogenes Verlag, die mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.
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    Beitrag von Vampirmaedchen Fr 08 Feb 2013, 13:45

    Hallo ihr beiden!

    Ich habe mir eure Meinungen durchgelesen und muss gestehen, dass ich von dem Autor nichts kenne, noch nicht einmal sein Name sagt mir, leider, irgendetwas. Doch wenn ich eure Worte zu dem Buch lesen, würde ich behaupten, dass ich nichts verpasst habe. Das Buch scheint wirklich nicht sehr gut zu sein und der Autor in seiner Meinung zur Religion, Wiedergeburt und anderem sehr festgefahren zu sein. So zumindest wirkt es auf mich.

    Ich danke euch dennoch für die Vorstellung und euren ausführlichen Meinungen!

    Liebe Grüße,
    Vee
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    Beitrag von Tin Sa 23 März 2013, 21:53

    Hallo Hannah, hallo Marie.

    Ich muss gestehen, dass ich gerade etwas ... erschrocken bin über eure Meinungen. Coelho ist tatsächlich unheimlich bekannt, das fällt mir jetzt natürlich vermehrt auf, wo ich ja quasi an der Quelle arbeite. Ich habe fast das Gefühl, dass von ihm alle paar Monate ein neues Buch erscheint und ich hatte mir fest vorgenommen bald auch mal ein Buch von ihm zu lesen.
    Nun denke ich, dass meine Wahl wohl nicht auf "Aleph" fallen wird, was ich doch schade finde, da mir die Kurzbeschreibung eigentlich gut gefiel. Da eure beiden Meinungen jedoch so identisch sind, denke ich, dass zumindest dieses Buch des Autors nichts für mich ist.

    Mensch, gerade bei Biographien ärgert es mich immer negative Meinungen zu lesen, weil ... ich kann es eigentlich gar nicht genau beschreiben. Auf jeden Fall vielen Dank für eure Meinungen hierzu!

    Liebe Grüße
    Tin
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    Beitrag von Pooly Fr 29 März 2013, 15:01

    Hey ihr beiden,

    schön, dass ihr hier reinschaut und euch von dem Buch habt abraten lassen können.
    Ich bin persönlich ja ein sehr toleranter Mensch (denke ich zumindest) und gerade was spirituelle Erlebnisse betrifft, bin ich sehr interessiert an anderen Sichtweisen und Einblicke in andere Gedankenwelten, die mich vielleicht selbst beflügeln können. Ich denke, es gibt durchaus auch Menschen, die in diesem Buch die absolute Erkenntnis gefunden haben oder den Autoren vielleicht auch so sehr anhimmeln, dass sie es tatsächlich als Offenbarung sehen. Aber ich persönlich konnte wirklich beim Lesen nur den Kopf schütteln. Trotz aller Tolerant, einige Szenen waren so abstrus, dass ich auflachen musste. (Zum Beispiel die Szene, in der er sich vorstellt, ein Ring aus Licht würde seinen Körper hinauf und hinunter gleiten, womit er sich dann in die Vergangenheit versetzt. Man fragt sich eigentlich nur, was der Kerl für Drogen genommen haben muss. Wenn das alles fiktional gewesen wäre, hätte ich es vermutlich noch akzeptiert, aber dass er es dem Leser tatsächlich als die unverrückbare Wahrheit verkauft.) Um es mal mit Kai Meyers Worten aus einem Interview zu sagen:
    Ich würde niemals (wieder) Paulo Coelho lesen, weil er das literarische Äquivalent zu jemandem ist, der an meiner Tür klingelt und mir weismachen will, dass mein Leben nicht gut genug ist, er mir aber erklären kann, wie's richtig geht. Und die Hand dafür aufhält. Oder beide.
    So hab ich mich während des Lesens auch gefühlt ...

    Viele liebe Grüße,
    Marie
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    Beitrag von captaincow Do 04 Apr 2013, 11:13

    Oh ja, Kai Meyer trifft es wirklich sehr, genau so habe ich mich auch dabei gefühlt.

    Die Szene die du schilderst, Marie, fand ich auch ziemlich lächerlich. Gestört hat mich aber auch dieses ständige Gefasel über die nackte Violinistin, die ja so so so verliebt in ihn war - und er liebt sie ja auch aber, "wie ein Fluss". Obwohl ich das Buch schon längst weitergegeben habe, ist dieser blöde Satz immer noch in meinem Kopf verankert. Wenigstens das hat Coelho geschafft...

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