1. Allgemeine Informationen
~ Die for me ist der erste Band einer Trilogie
~ der zweite Band, Until I die, soll nächstes Jahr im Mai erscheinen
~ eine deutsche Version des Buchs ist für Januar 2012 im Loewe-Verlag geplant
2. Buchdaten
(der günstigsten Version)
~ Verlag: Atom
~ Preis: 8,95 Euro
~ Seitenzahl: 352
3. Inhaltsangabe
Die Protagonistin und zugleich Ich-Erzählerin von Die for me ist die fast siebzehnjährige Kate Mercier, die vor Beginn der Handlung unauffällig und zufrieden in den USA gelebt hat. Der schmerzhafte Wendepunkt beginnt für Kate mit dem Unfalltod ihrer Eltern. Gemeinsam mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Georgia trifft sie die Entscheidung, ihre Heimat hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu wagen. Die beiden Schwester ziehen zu ihren Großeltern nach Paris. Da sie dort während ihrer Kindheit viele Sommer verbracht haben, sind sie sowohl mit der Landessprache als auch mit der Stadt vertraut und die Großeltern der beiden tun ihr Bestes, um den jungen Frauen ein liebevolles neues Zuhause zu bieten.
Anders als ihrer quirligen Schwester fällt es Kate jedoch nicht leicht, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Allein streift sie durch Paris, um ihren Gedanken nachzuhängen oder ihren Kummer eine zeitlang in ihrem Lieblingsmuseum oder über einem Buch zu vergessen. Dabei trifft sie Vincent, der sie schnell fasziniert. Im Laufe der Wochen begegnet Kate ihm immer wieder in einer Reihe gefährlicher oder seltsamer Situationen, welche die Vermutung nahe legen, dass mit ihm nicht stimmt. Da sie Vincent aber sehr sympathisch findet und die Neugier auf sein Geheimnis ihre Lebensgeister weckt, beginnt Kate Nachforschungen anzustellen ...
4. Meine Meinung
Ich bin bei Goodreads zufällig auf den Roman aufmerksam geworden und wurde angesichts des schönen, atmosphärischen Covers und des spannend klingenden Titels schnell neugierig auf den Inhalt. Die Inhaltsbeschreibung hat mich dann jedoch enttäuscht, da sie ziemlich stereotyp klang. Trotzdem blieb eine gewissen Neugier auf das Buch, die ich nicht wirklich begründen konnte. Da der Preis relativ niedrig ist, entschied ich mich nach dem Lesen einiger sehr positiven Rezensionen, das Risiko einzugehen und das Buch zu bestellen.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass diese Entscheidung sehr gut war - und zwar nicht nur angesichts des tollen Covers, das ich immer wieder gerne anschaue ;-) Amy Plums Debütroman weist zwar einige Aspekte auf, die ebenfalls in vielen anderen Young Adult Fantasy-Titeln präsent sind, hat mich aber trotzdem so sehr überzeugen können, dass ich die Fortsetzung Until I die lieber heute als morgen lesen würde.
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Zunächst einmal aber das Genretypische:
Das Konzept "junge Frau verliebt sich in übersinnliches Wesen und beide müssen ihre Liebe gegenüber vielen Widerständen behaupten" und alles, was damit zusammenhängt (das Problem der unterschiedlich langen Lebenserwartung zwischen Held und Heldin; die Schwierigkeiten, die Protagonistin damit hat, ihren übersinnlichen Freund vor ihrer Familie zu verheimlichen etc.) sind zweifellos nichts Neues.
Auch Kates familiärer/ sozialer Hintergrund, d.h. der notgedrungene Umzug in eine neue Stadt und der Grund hierfür, der Tod ihrer Eltern, ist denjenigen, die oft im Genre unterwegs sind, sicherlich schon begegnet. Gleiches gilt für die Grundzüge von Kates Persönlichkeit, nämlich ihre nachdenkliche Art, ihre für ihr Alter eher ungewöhnliche Interessen sowie ihr daraus resultierende Gefühl, nicht so recht zur Mehrheit der
Gleichaltrigen zu passen.
Auch im Hinblick auf Vincent finden sich ein paar typische Punkte: dass er zwar rein äußerlich ein Jugendlicher, aber innerlich teilweise von einer längst vergangenen Zeit geprägt ist; die starken Gefühle, die er der Ich-Erzählerin entgegenbringt und seine Familie, die nicht auf Blutsverwandtschaft, sondern auf einem geteilten Schicksal basiert ....
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Diese Aufzählung mag durch ihren Umfang nun den Eindruck nahelegen, dass das Buch nicht viel mehr als eine Mischung aus Altbekanntem ist. Das ist jedoch meiner Meinung nach absolut nicht der Fall. Hier also die Stärken des Romans:
Ein wichtiger Punkt, warum Die for me mir so gefallen hat, ist die Ich-Erzählerin Kate. Müsste ich Kate in wenigen Worten beschreiben, so wären das : mitfühlend, intelligent, nachdenklich, zurückhaltend, tapfer und etwas stur. Sie war für mich das gesamte Buch über ein
sympathischer und authentischer Charakter, dessen Gefühle und Handlungen ich mühelos nachvollziehen konnte. Beispielsweise beschreibt die Autorin Kates Empfindungen über den Tod ihrer Eltern auf eine Art und Weise, die mich als Leser stark hat mitfühlen lassen. Der Verlust der Eltern dient hier nicht nur als Handlungsmotor für den Umzug in eine neue Stadt, sondern wird glaubwürdig dargestellt.
Auch das Verhältnis zu Georgia, Kates älterer Schwester, wird ähnlich gelungen beschrieben, genauso wie ihr Interesse für Bücher, Kunst und die Stimmungen, in denen die Stadt Paris sie versetzt.
Die Nebencharaktere (Kates Schwester, die Großeltern, bei denen beide Mädchen leben, Vincents Familie) bleiben keine blassen Figuren, sondern jeder von ihnen verfügt über eine eigene, greifbare Persönlichkeit.
Einzige Ausnahme war für mich leider Vincent. Dafür, dass er dem Leser als Kates große Liebe präsentiert wird, war mir sein Charakter zu unscheinbar. Ich hoffe, dass Amy Plum im darauf folgenden Buch Vincent mehr Tiefe verleihen wird.
In puncto Liebesgeschichte bewerte ich es sehr positiv, dass Kate nicht in blindes Schwärmen verfällt, sondern Vincents Verhalten
auch kritisiert und sich viele Gedanken darüber macht, was es für ihr Leben bedeuten würde, mit jemandem wie ihm zusammen zu sein. Solche kritischen und rationalen Überlegungen fehlen leider in vielen ähnlichen Romanen.
Ebenfalls lobend hervorzuheben ist die Mythologie, die die Autorin sich für ihre Geschichte erdacht hat. Diese ist originell und konnte mich mit ihrer detaillierte Ausarbeitung überzeugen.
Zuletzt sind noch zwei Punkte zu nennen: zum einen der Schauplatz der Handlung, Paris, der ungewöhnlich ist für einen Fantasyroman und wunderbar atmosphärisch beschrieben wird und zum anderen der Schreibstil, der sich als flüssig, nicht zu simpel, bildhaft und zu Kates Persönlichkeit passend (ruhig, nachdenklich) charaktersisieren lässt (das Englisch fand ich zudem vom Niveau her sehr gut zu verstehen).
Der Titel passt übrigens sehr gut zu den Geschehnissen im Buch, wohingegen der Untertitel ein Fehlschlag ist, der wenig mit Kates Situation im Laufe der Handlung zu tun hat und stattdessen den klischeehaften Eindruck, den der Klappentext erwecken kann, noch verstärkt.
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Ich würde allen raten, die sich für Die for me interessieren, sich nicht von der unkreativ klingenden Inhaltsangabe oder den genretypischen Elementen darin abschrecken zu lassen, denn der Roman besitzt viele gelungene Aspekte. Diese machen ihn zu einer spannenden, atmosphärisch dichten und gefühlsreichen Lektüre, die ebenso über Humor und Tiefgang verfügt.
Von mir gibt es vier von fünf Sternen.
Zuletzt möchte ich noch auf die HP der Autorin hinweisen, auf der viele interessante Infos rund um die Reihe zu entdecken sind, z.B. ein alternativer, längerer Prolog (der mir viel besser gefallen hat als das Original ;-)), Textabschnitte aus Vincents Sicht oder kurze Auszüge aus Band zwei:
http://www.amyplumbooks.com/)